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„Was, wenn Prof. Striet den Opfertod Christi leugnet und niemand zuhört?“

20. November 2024 in Kommentar, 24 Lesermeinungen
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„Cur Deus Homo?“ und eine Einladung zur theologischen Vertiefung. Gastbeitrag von Rolf Marcel Fischer


Paderborn (kath.net) Was, wenn Professor Magnus Striet den Opfertod Christi leugnet und niemand zuhört? Willkommen in Deutschland, wo es offenbar immer weniger Resonanz findet, was manche Theologen oder Professoren zu sagen haben. Dies mag daran liegen, dass sich deutsche Theologie zunehmend auf eine kritische Auseinandersetzung mit ihrer eigenen Tradition konzentriert, manchmal jedoch Gefahr läuft, zentrale Elemente des Glaubens aus dem Blick zu verlieren.

Es überrascht daher kaum, dass ein renommierter Fundamentaltheologe wie Magnus Striet öffentlich zentrale Aspekte der klassischen Kreuzestheologie hinterfragt. Striet, stark beeinflusst von der Philosophie Kants, setzt einen Schwerpunkt auf den autonomen Menschen, der selbstverantwortlich in einer rationalen Welt lebt. In seinem Denken erscheint Gott nicht mehr als notwendig in ein Sühne- oder Opfermodell eingebunden. Stattdessen plädiert er für eine Theologie, die den Begriff des Opfers als kulturell überholt versteht und die Erlösung eher als einen Prozess der moralischen Transformation des Menschen darstellt. Die Frage, ob Gott in Christus wirklich am Kreuz stirbt, um die Sünde der Welt zu tragen, wird bei ihm stark relativiert – zugunsten einer humanistischen Lesart des Glaubens.


Natürlich müssen solche Ansätze ernst genommen werden. Die Frage nach der Übersetzung biblischer Begriffe in die Moderne ist nicht neu. Begriffe wie „Sühne“ und „Opfer“ sind schwer vermittelbar, da sie in einer weitgehend säkularen Gesellschaft oft auf Unverständnis stoßen. Striets Ansatz zeigt den Versuch, diesen kulturellen Wandel aufzugreifen. Doch die Frage bleibt, ob durch die radikale Neuinterpretation des Opfers nicht das Herz des christlichen Glaubens ausgetauscht wird – und ob diese Transformation wirklich hilfreich ist.

Ein anderer Punkt verdient Beachtung: Der Umgang mit Philosophie in der Theologie. Striets Orientierung an Kant zeigt, wie tief verwurzelt der Einfluss dieses Philosophen in der modernen Theologie ist. Doch Kants Vorstellung von einem moralisch aufgeklärten Menschen, der nicht mehr von transzendenten Autoritäten abhängig ist, darf nicht unhinterfragt zur neuen Norm theologischen Denkens erhoben werden. Es ist eine Sache, philosophische Einsichten zu adaptieren, aber eine andere, sie über die biblische Offenbarung und die Tradition zu stellen.

Historisch gesehen waren christliche Denker oft Meister darin, die Philosophie ihrer Zeit aufzugreifen und im Licht des Evangeliums neu zu deuten. Thomas von Aquin etwa griff Aristoteles auf, um eine tiefere systematische Theologie zu entwickeln, ohne dabei die zentralen Aussagen des Glaubens preiszugeben. Auch Duns Scotus bot Alternativen, wie der Mensch durch Christus erlöst wird, ohne dass der Kreuzestod zwingend notwendig sein müsste. Striet steht also in einer langen Tradition des Dialogs zwischen Theologie und Philosophie. Doch es ist wichtig, dass dieser Dialog nicht dazu führt, den Glauben selbst aufzugeben oder seine Fundamente zu untergraben.

Das zentrale Problem ist nicht, dass moderne Theologen wie Striet neue Fragen stellen – das ist notwendig und wertvoll. Es ist vielmehr die Gefahr, dass diese Ansätze oft mit einem Ausschließlichkeitsanspruch auftreten, der wenig Raum für die Tiefe und Vielschichtigkeit der Tradition lässt. Striet scheint eine konsequent rationale Lesart zu bevorzugen, die den Glauben auf das reduziert, was der autonome Mensch „noch glauben kann“. Aber ist das wirklich alles, was der christliche Glaube zu bieten hat?

Die Theologie steht heute vor der Herausforderung, das Neue mit dem Alten zu verbinden, ohne dabei in Relativismus oder dogmatische Starre zu verfallen. Das bedeutet, Begriffe wie „Opfer“ und „Sühne“ neu zu deuten, aber nicht leichtfertig aufzugeben. Die Kirche hat immer verschiedene Denktraditionen hervorgebracht, die sich gegenseitig ergänzen und bereichern konnten. Der Weg nach vorne erfordert daher weniger eine Überwindung der Tradition als eine Transformation im Licht der Wahrheit Christi.

Theologen, die heute über den Glauben sprechen, tragen eine große Verantwortung: Sie sollen die Weite und Tiefe der christlichen Botschaft zeigen, ohne sie aufzugeben. Eine Theologie, die sich ausschließlich am Zeitgeist orientiert, wird genauso wenig überzeugen wie eine, die sich vor jeder Veränderung verschließt. Der Glaube lebt vom Dialog, aber auch von der Treue zu seinem Ursprung.

 


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