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Die katholische Kirche in Äthiopien und Eritrea und ihre tiefen historischen Wurzeln

6. Dezember 2022 in Chronik, 3 Lesermeinungen
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„Aus bescheidenen Anfängen entstanden die katholischen Kirchen Äthiopiens und Eritreas.“ Gastbeitrag von Alfred Schlicht


Stuttgart (kath.net) Das Christentum hat am Horn von Afrika eine lange Tradition. Bereits im 3. Jahrhundert nahmen die Könige von Aksum die Religion des Kreuzes an. Auch Kontakte zum europäischen Christentum bestanden schon früh. Zunächst trafen sich beide Seiten an den christlichen Stätten im Heiligen Land, bald aber kamen vereinzelt Reisende aus Äthiopien ins christliche Abendland – so etwa Geistliche zum Konzil von Florenz in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Europäer gelangten seit dem 14. Jahrhundert in den äthiopischen Raum. Zu intensiveren Kontakten zwischen der katholischen Sphäre Europas und dem christlichen Äthiopien kam es infolge der portugiesischen Entdeckung des Seewegs um Afrika nach Indien und des portugiesischen Ausgreifens in die Weiten des Indischen Ozeans. Zwar war das Rote Meer im Zuge der Errichtung des portugiesischen Handelsimperiums ein Nebenschauplatz, doch rettete ein portugiesisches Expeditionscorps das christliche Reich der äthiopischen Kaiser im 16. Jahrhundert vor der Zerstörung durch einen islamischen Angriff. In der Folge wuchs das Interesse kirchlicher Kreise in Europa an dem christlichen Land im fernen Afrika, Ignatius von Loyola beispielsweise gab wichtige Anstösse für die Entsendung von Klerikern ans Horn von Afrika. Im 16. und 17. Jahrhundert waren es vor allem portugiesische Geistliche, die den katholischen Einfluss dort stetig ausweiteten. Als der Katholizismus zur regelrechten Staatsreligion Äthiopiens werden sollte, kam eine heftige Gegenreaktion und alle katholischen Kirchenleute mussten Äthiopien fluchtartig verlassen. Äthiopier, die ihr Schicksal mit dem Katholizismus verbunden hatten, folgten ihnen. Der katholische Einfluss am Horn von Afrika erreichte einen Tiefpunkt, von dem er sich lange nicht erholen sollte.

Erst im 19. Jahrhundert schien die Zeit reif, wieder katholische Aktivitäten im Roten Meer zu entwickeln. Dabei ging es nicht so sehr darum, Nichtchristen zum Christentum zu bekehren wie in anderen Ländern Afrikas und Asiens, sondern das bereits existierende Christentum im Sinne Roms umzugestalten und zu reformieren. Es war eine Epoche, in denen ganz allgemein das Horn von Afrika in den Focus europäischer Aufmerksamkeit geriet. Forschungsreisende, Abenteurer, und Kaufleute kamen aus Europa ins Land. Mit ihnen kamen die Missionare. Zwei Namen stehen im Mittelpunkt dieses Prozesses. Der Lazarist Giustino de Jacobis [1800-1860] wurde 1839 zum apostolischen Präfekten von Äthiopien ernannt. Er hielt sich in Eritrea und in der Region Tigray auf und wurde zum Protégé des Regionalfürsten Wube Haile Mariam, der sich von guten Beziehungen zu einem katholischen Priester die Herstellung von Europakontakten versprach. Im Auftrag Wubes kam de Jacobis mit einer Delegation nach Rom, wo die Äthiopier Papst Gregor XVI. trafen[1841]. De Jacobis kehrte ans Horn von Afrika zurück, wo erneut Eritrea und Tigray sein Tätigkeitsschwerpunkt waren. Er gründete Schulen und gewann zahlreiche Anhänger. Um seine Arbeit effizienter zu gestalten und ihm die Kompetenz zu verleihen, Priester zu weihen, wurde de Jacobis 1849 von Bischof Guglielmo Massaia [1809-1889], der mit der Leitung des apostolischen Vikariats der Galla betraut worden war, in Massawa zum Bischof geweiht. Massaia, der zweite Protagonist des katholischen Neuanfangs, konnte allerdings nicht in sein eigentliches Wirkungsgebiet, die Oromo-Region im Süden, gelangen, sondern musste das Land verlassen. 1852 jedoch kam er wieder nach Äthiopien, nachdem er in der Zwischenzeit eine Kapuzinerniederlassung in Aden gegründet hatte.


De Jacobis traf unterdessen auf zunehmenden Widerstand. Von Seiten der orthodoxen äthiopischen Kirche betrachtete man eine Zunahme des katholischen Einflusses mit großem Misstrauen, aber auch von politischer Seite wurden europäischen Missionaren starke Vorbehalte entgegengebracht, bestand doch immer die Gefahr, dass sie Wegbereiter imperialistischer Übergriffe und Interventionen waren. Zudem hatte de Jacobis eng mit dem Regionalherrscher Webe Haile Maryam zusammengearbeitet, der eine Kooperation mit Frankreich anstrebte. Die Ernennung de Jacobis’ zum Bischof war trotz Geheimhaltung bekannt geworden und verstärkte die Skepsis ihm gegenüber so dass er des Landes verwiesen wurde. Er blieb jedoch, wurde verhaftet und hielt sich später, nach seiner Freilassung, im Verborgenen auf. Als er im Alter von knapp 60 Jahren in Eritrea starb, hinterließ er den Nukleus einer kleinen katholischen Gemeinschaft mit von ihm selbst ausgewählten und ausgebildeten einheimischen Klerikern. Er setzte darauf, der neuen Kirche in Riten und Kirchensprache möglichst entgegenzukommen und viel vom Gewohnten zu belassen – forderte also keine Latinisierung und hielt Gottesdienste nach lokalem Ritus. Ihm schien es wichtig, sich an die Menschen in ihrer eigenen Sprache zu wenden; so gab er 1850 eine Katechese in amharischer Sprache heraus. Einer seiner Schüler, Abba Tekle Haymanot, verfasste eine Biographie de Jacobis’, die als eines der ersten Werke der modernen amharischen Literatur gilt. 1975 wurde Giustino de Jacobis heilig gesprochen.

Bischof Guglielmo Massaia begann seinerseits, in Zentral- und Südäthiopien Missionsstationen einzurichten. Er befasste sich nicht nur mit religiösen Aufgaben im engeren Sinn, sondern engagierte sich auch sozial – medizinische Betreuung und Schulen für die Bevölkerung lagen ihm ebenso am Herzen wie die Befreiung von Sklaven und die Betreuung befreiter Sklaven. Er errichtete ein ‚Collège des Gallas’ in Marseille, wo Nachwuchspriester ausgebildet wurden. Außerdem beschäftigte er sich intensiv mit Sprache, Kultur und Geschichte des Landes, erstellte eine Katechese in der Oromo-Sprache und gab eine amharische sowie eine Oromo-Grammatik heraus [1867]. Da er auch diplomatische Aufträge der italienischen Regierung übernahm, wurde auch er des Landes verwiesen. Zurückgekehrt nach Italien, verfasste er seine Autobiographie, die bis heute eine Fundgrube völkerkundlicher und kulturgeschichtlicher Kenntnisse über Äthiopien ist. Auch brachte er zahlreiche handwerkliche und künstlerische Objekte vom Horn von Afrika mit nach Italien, für die ein eigenes Museum eingerichtet wurde. Noch heute kann das Museum Massaia in Frascati besucht werden.

Aus diesen bescheidenen Anfängen entstanden die katholischen Kirchen Äthiopiens und Eritreas, denen sich zahlreiche Einheimische zuwandten. Heute leben ca. 800 000 Katholiken in Äthiopien. 2015 errichtete Papst Franziskus die eritreisch-katholische Kirche als 23. Katholische Ostkirche, die etwa 170 000 Gläubige umfasst. 1914 wurde Dschibuti aus der äthiopischen Kirche ausgegliedert und 1955 zu einem eigenen Bistum mit allerdings nur gut 5000 Katholiken, viele davon Ausländer. Das 1975 eingerichtete Bistum Mogadischu muss seit der Ermordung des Bischofs durch Islamisten im Jahr 1989 während eines Gottesdienstes als nicht mehr existent gelten.

kath.net-Buchtipp:
Das Horn von Afrika
Äthiopien, Dschibuti, Eritrea und Somalia: Geschichte und Politik | Alfred Schlicht
Taschenbuch, 212 Seiten; 22 Abb.
2021 Kohlhammer
ISBN: 978-3-17-036965-8
Preis Österreich: 32,90 Euro

Foto: Kidane Mehret Kathedrale in Asmara, Eritrea (c) Wikipedia/Autor unbekannt/CC BY-SA 1.0


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