Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Italienischer Erzbischof rügt Gläubige für Mundkommunion
  2. Skandal in München
  3. Kardinal Zen:„Wird der Heilige Geist euch sagen, dass er sich zwanzig Jahrhunderte lang geirrt hat?“
  4. Heiligenkreuzer Theologe Waldstein wehrt sich gegen Vorwürfe
  5. VIVA IL PAPA - Robert Prevost ist Papst Leo XIV
  6. Kardinal Müller: Der nächste Papst muss der Homo-Lobby die Stirn bieten
  7. Schönborn: Neuer Papst wird "heiliger und weiser Mann
  8. Ermittlungsverfahren gegen Kardinal Woelki eingestellt
  9. US-Kardinal Dolan: Trumps Papstbild hinterlässt schlechten Eindruck
  10. 10 Entscheidungsfragen für den nächsten Papst
  11. Abt Jean Pateau OSB: „Auf die Einheit hinzuarbeiten bedeutet nicht, auf Uniformität hinzuarbeiten“
  12. Unfassbar! Lebensschützer wegen Embryomodellen von evangelischen Kirchentag verbannt
  13. KONKLAVE - Erneut Schwarzer Rauch nach Wahlgang 2 und 3
  14. Mitten im Kulturkampf nimmt der Wokeismus noch mal Fahrt auf
  15. Kardinäle beklagen Spannungen in der Kirche

Wie weiter nach «Traditionis custodes»?

20. Juli 2021 in Kommentar, 22 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Als Priester, „der die ausserordentliche Form der Hl. Messe nie gefeiert hat… fällt es vielleicht leichter… eine Einschätzung der Lage zu geben, die nach dem Motu proprio «Traditionis custodes» entstanden ist.“ Gastkommentar von Martin Grichting


Chur (kath.net) Als Priester mit Jahrgang 1967, der die außerordentliche Form der Hl. Messe nie gefeiert hat und der aufgrund seiner eher nüchternen Prägung auch nicht die Absicht hat, es je zu tun, fällt es vielleicht leichter als direkt Betroffenen, eine Einschätzung der Lage zu geben, die nach der Publikation des Motu proprio «Traditionis custodes» vom 16. Juli 2021 entstanden ist.

    Dieser Rechtserlass ist Ausdruck von Angst, der Furcht davor, dass sich in freier Entfaltung eine Form der Liturgie erhalten und sogar in der jüngeren Generation (Priester und Laien) ausweiten könnte. Der Rechtstext ist zugleich das Eingeständnis, dass die nach dem II. Vatikanischen Konzil geschaffene Liturgie die Herzen der Gläubigen offenbar nicht zureichend erreicht hat, so dass viele und immer mehr zurück wollen zu einer Form, die nicht nur intellektualistisch ist, sondern auch den Gründen des Herzens, die der Verstand nicht kennt, eine geistliche Heimat gibt. So martialisch der Gesetzeserlass daher kommt, er ist ein Zeichen der Schwäche. Er beweist wider Willen, dass bei der Reform der Liturgie nach dem II. Vatikanum offenbar schwere Fehler gemacht wurden und dass man nun mit Gewalt versuchen muss, ihr definitives Entgleisen zu verhindern. Es scheint schlimm um die erneuerte Liturgie zu stehen, wenn man sie in dieser drakonischen Form meint schützen zu müssen.


Dieser Erlass macht die Eucharistiefeier – «Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens», Lumen Gentium 11 – definitiv zum Kampfplatz, ausgerechnet das Herz des christlichen Lebens. Denn der Gesetzestext ist in seiner Rigidität nach allem, was in den letzten 50 Jahren geschehen ist, für die Betroffenen so verletzend und demütigend, dass er nur Widerstand hervorrufen kann, hoffentlich friedlichen und geistlichen, der sich unterscheidet vom Geist der Ausgrenzung und Verhärtung, durch den er erzeugt wird.

Die Verbannung dieser Form der Liturgie aus den Pfarrkirchen, wo sie teilweise seit Jahrzehnten in der Regel friedlich beheimatet war, bedeutet, den Anstoß zur Untergrundkirche einer neuen Art zu geben. Man sollte inzwischen gelernt haben, was die Aufhebung von Toleranzedikten für Folgen haben können. Die Spaltung, die durch den Erlass bewirkt wird, wird zuerst eine örtliche sein. Da sich die Gläubigen verschiedener liturgischer Formen jedoch nun noch weniger physisch begegnen werden, wird es in der Folge auch zu einer verstärkten sozialen, pastoralen, ja schließlich ekklesiologischen Segregation der Gläubigen kommen. Zudem werden nicht überall Kapellen verfügbar sein. Nicht immer wird der Platz in solchen Kirchen, die naturgemäß eher klein sind, ausreichen. Die Hl. Messe wird deshalb wohl auch wieder vermehrt in Privathäusern, im Geheimen, in profanen Sälen gefeiert werden. Der dadurch geförderte Geist der Konspiration wird erst recht verschworene Gruppen hervorbringen.

Es wird für die Betroffenen zukünftig schwer sein, nicht in Verhärtung zu leben. Anleitung könnte deshalb ein Schreiben sein, das der Prophet Jeremia dem Volk gesandt hat, das in die Babylonische Gefangenschaft geführt worden war. Es sind Worte der Klugheit und der Weitsicht, angesichts von Demütigung und Ausgrenzung: «Das ist der Wortlaut des Briefes, den der Prophet Jeremia aus Jerusalem an den Rest der Ältesten der Verbannten, an die Priester, die Propheten und das ganze Volk sandte, das Nebukadnezzar von Jerusalem nach Babel verschleppt hatte. (…). So spricht der HERR der Heerscharen, der Gott Israels, zu allen Verbannten, die ich von Jerusalem nach Babel weggeführt habe: Baut Häuser und wohnt darin, pflanzt Gärten und esst ihre Früchte! Nehmt euch Frauen und zeugt Söhne und Töchter, nehmt für eure Söhne Frauen und gebt eure Töchter Männern, damit sie Söhne und Töchter gebären! Ihr sollt euch dort vermehren und nicht vermindern. Suchet das Wohl der Stadt, in die ich euch weggeführt habe, und betet für sie zum HERRN; denn in ihrem Wohl liegt euer Wohl!» (Jer 29, 1.4-7).

In seinem Werk «Zeitfragen und christlicher Glaube» (1983) hat Joseph Ratzinger zu diesem Brief des Jeremia bemerkt, er sei «keineswegs eine Handlungsanweisung zum politischen Widerstand, zur Zerstörung des Sklavenstaats». Und der spätere Papst hat den Brief so kommentiert: «Er ist vielmehr eine Anweisung zur Erhaltung und zur Stärkung des Guten. Er ist so eine Anweisung zum Überleben und zugleich zur Vorbereitung des Besseren, des Neuen».

Martin Grichting war Generalvikar des Bistums Chur (Schweiz) und beschäftigt sich publizistisch mit philosophischen sowie religiösen Fragen.

 

VIDEO-TIPP: Der Gottmensch Jesus Christus - Quellen & Abschriften (3) von Weihbischof em. Marian Eleganti

 

 


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu








Top-15

meist-gelesen

  1. Große Baltikum-Reise mit kath.net - Mit Erzbischof Gänswein!
  2. Kardinal Zen:„Wird der Heilige Geist euch sagen, dass er sich zwanzig Jahrhunderte lang geirrt hat?“
  3. VIVA IL PAPA - Robert Prevost ist Papst Leo XIV
  4. HABEMUS PAPAM - Robert Francis Prevost ist Papst - Leo XIV.!
  5. Italienischer Erzbischof rügt Gläubige für Mundkommunion
  6. Skandal in München
  7. Kardinal Müller: „Es ist uns nicht gestattet, das Papsttum zu verweltlichen“
  8. Kardinal Müller: Der nächste Papst muss der Homo-Lobby die Stirn bieten
  9. Heiligenkreuzer Theologe Waldstein wehrt sich gegen Vorwürfe
  10. 10 Entscheidungsfragen für den nächsten Papst
  11. US-Kardinal Dolan: Trumps Papstbild hinterlässt schlechten Eindruck
  12. Kard. Gerhard Müller: „Wir können keinen der 266 Päpste nachahmen. Das einzige Vorbild ist Petrus“
  13. Schönborn: Neuer Papst wird "heiliger und weiser Mann
  14. KONKLAVE - Erneut Schwarzer Rauch nach Wahlgang 2 und 3
  15. Mitten im Kulturkampf nimmt der Wokeismus noch mal Fahrt auf

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz