Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Papst plant breite Ausnahmen für sogenannte "Alte Messe"
  2. Glaube ohne Feuer: Wie die Kirche Angst vor der eigenen Botschaft bekommt
  3. Drei Liturgieverständnisse im Spiegel der neueren Kirchengeschichte
  4. Laienseelsorger der Diözese Innsbruck führen ‚tröstende Salbung‘ durch
  5. "Die Katholische Kirche schwimmt mit dem Zeitgeist, sie ist parteipolitisch nach links gekippt!"
  6. Papst spricht mit Traditionalisten-Bischof
  7. „Welt“-Kolumnist Gideon Böse: Der Westen „muss wieder christlich werden“
  8. Verherrlichung eines tragischen Todes – zum assistierten Suizid von Alice und Ellen Kessler
  9. Nicht nur Kardinäle an der Spitze: Papst ändert Vatikanverfassung
  10. Anmeldeformular für Volksschule mit sechs Möglichkeiten bei Angabe des Geschlechts
  11. Der neue Erzbischof von Wien und der Islam
  12. Britische Gesundheitsbehörde gibt Zahlen zu Covid-Impfung und Übersterblichkeit nicht bekannt
  13. Traurige Änderung beim Gelöbnis der neuen Rekruten der Bundeswehr
  14. "Jedes Land hat das Recht zu bestimmen, wer, wie und wann Menschen einreisen dürfen"
  15. Scharfes Hirtenwort der Bischöfe in Sudan und Südsudan

Causa Woelki - „Übertötung“ eines Kardinals

13. Februar 2021 in Kommentar, 17 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


„Rational verständlich wird das Verhalten erst, wenn man einen weiteren Umstand mit bedenkt: Der Kardinal wird als ein Bremser des laufenden Reformprozesses der katholischen Kirche in Deutschland eingeschätzt.“ Gastkommentar von Helmut Müller


Vallendar (kath.net) Übertötung „ist ein Begriff aus der Kriminalistik, der verwendet wird, wenn bei einem Tötungsdelikt der Angreifer gegenüber dem Opfer deutlich mehr Gewalt anwendet, als zur eigentlichen Tötung nötig gewesen wäre“, liest man bei Wikipedia. Überschüssige Emotionen sind offenbar ursächlich für Umstände, die das Geschehene rational nicht mehr verstehen lassen.

Ähnliches lässt sich schon seit Wochen bei der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals in der Erzdiözese Köln beobachten: Ein zugegeben unglückliches Agieren der Bistumsverwaltung wird dem Kölner Kardinal in einem Ausmaß angelastet, das sich nicht mehr am Fehlverhalten selbst messen, sondern überschüssige Emotionen vermuten lässt. Es gibt offenbar nicht nur eine nach oben offene Erdbebenskala, sondern eine ebenso nach oben offene Empörungsskala, die durch Berichte über vermehrte Kirchenaustritte in der Erzdiözese, weiteres Durchstechen von Fällen aus dem Gutachten noch weiter hoch geschraubt wird. Eine römische Entlastung des Kardinals wird durch die Empörung eines Bonner Kirchenrechtlers darüber wieder neutralisiert. Niemand, der mit den Umständen der Aufarbeitung klerikalen Missbrauchs in Köln konfrontiert wird, nimmt noch ein Maß an denselben, sondern treibt die Spirale der Empörung offenbar weiter in die Höhe. Mittlerweile haben sich sogar Mitbrüder im bischöflichen Amt in diesem Sog mitreißen lassen. Ihre Äußerungen lassen sich nicht mehr bei den Umständen selbst verorten, sondern schon in einer der Spiralen der Empörung.


   Rational verständlich wird das Verhalten erst, wenn man einen weiteren Umstand mit bedenkt: Der Kardinal wird als ein Bremser des laufenden Reformprozesses der katholischen Kirche in Deutschland eingeschätzt. Und jetzt wird deutlich wer diejenigen sind, die „dem Opfer deutlich mehr Gewalt anwende[t]n, als zur eigentlichen Tötung nötig gewesen wäre“ (Wikipedia): Es sind vor allem seine innerkirchlichen Gegner: Kirchenredakteure, einfache Pfarrer und Gläubige, der Kölner Diözesanrat, liberale Theologen und Kirchenrechtler, die schon andere missliebige Bischöfe zu Fall gebracht haben.

   Um zu verstehen was da geschieht, muss man offenbar einen ziemlichen Abstand von der Kirche selbst haben. Christian Geyer von der FAZ sieht „kein[en] Grund zur Raserei“. Und ausgerechnet ein Spiegelkolumnist (!), der Jurist Thomas Fischer, macht auf die Unverhältnismäßigkeit des Geschehens aufmerksam und beendet seinen Artikel mit Bezug auf einen 45 Jahre alten Fall, der vor allem dem Kardinal selber angelastet wird: „Meine persönliche Entrüstung über diesen Fall hält sich in Grenzen. Und damit will ich wahrlich nicht sagen, dass die missbräuchlichen und zerstörerischen Übergriffe von Klerikern gegen Kinder harmlos gewesen seien. Aber nach 45 Jahren, einer schweren Demenz und dem Eintreten des Todes [des Beschuldigten] könnte man die stellvertretende Rache gut sein lassen. Es gibt genügend Kinder im Jahr 2021, die der Fürsorge des Publikums bedürfen.“ Die arte-Nachrichten vom 10. 2. 20 unterstreichen das noch. Sie berichten von sieben Millionen Fällen von Inzest in der Bevölkerung Frankreichs, eine wahrhaft unglaubliche Zahl, wie viele werden es wohl bei uns sein? Das erinnert mich an eine Bemerkung des Pariser Religionsphilosophen Rémi Brague, wenn er von einer „bizarren Rückkehr der großen Flagellanten-Umzüge“ spricht „die zu Zeiten der Pest [heute Corona?] stattfanden – mit dem Unterschied, dass wir lieber unsere Ahnen [oder eben einen missliebigen Kardinal] als uns selbst auspeitschen“. Das soll nicht heißen, dass klerikale Täter nicht zur Rechenschaft gezogen werden sollen, wenn noch mehr Missbrauch in Familien geschieht. Der Kölner Kardinal hat die Aufarbeitung solcher Fälle eben nicht vertuscht, sondern ein rechtssicheres Gutachten für den März bestellt. Aber bis dahin will man den Kardinal offenbar erledigen, weil dann der Vorwurf der Vertuschung gegenstandslos werden wird.

kath.net-Buchtipp:
Zeitgerecht statt zeitgemäß
Spurensuche nach dem Geist der Zeit im Zeitgeist
Von Helmut Müller
Hardcover, 244 Seiten
2018 Bonifatius-Verlag
ISBN 978-3-89710-790-8
Preis Österreich: 15.40 EUR

 

Ein KINDER-Movie - Gleichnis vom verlorenen Sohn

 


Bestellmöglichkeiten bei unseren Partnern:


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu







Top-15

meist-gelesen

  1. Papst plant breite Ausnahmen für sogenannte "Alte Messe"
  2. ISLAND-REISE - SOMMER 2026 - Eine Reise, die Sie nie vergessen werden!
  3. Warteschlangen vor den Kinos: Der Film „Sacré Coeur“ bricht in Frankreich Zuschauerrekorde!
  4. Papst spricht mit Traditionalisten-Bischof
  5. Drei Liturgieverständnisse im Spiegel der neueren Kirchengeschichte
  6. Verherrlichung eines tragischen Todes – zum assistierten Suizid von Alice und Ellen Kessler
  7. "Jedes Land hat das Recht zu bestimmen, wer, wie und wann Menschen einreisen dürfen"
  8. "Die Katholische Kirche schwimmt mit dem Zeitgeist, sie ist parteipolitisch nach links gekippt!"
  9. Auch Erzbistum Köln geht auf Distanz zum umstrittenen DBK-Papier über sexuelle Orientierung
  10. Der neue Erzbischof von Wien und der Islam
  11. New York: Messbesucherzahlen und Konversionen gehen rasant in die Höhe
  12. Glaube ohne Feuer: Wie die Kirche Angst vor der eigenen Botschaft bekommt
  13. „Welt“-Kolumnist Gideon Böse: Der Westen „muss wieder christlich werden“
  14. Die Kirche bleibt der Welt fremd
  15. Traurige Änderung beim Gelöbnis der neuen Rekruten der Bundeswehr

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz