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Synodaler Weg – Ecclesia semper deformanda?

5. Februar 2020 in Kommentar, 25 Lesermeinungen
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Die Gefahren des Synodalen Irrwegs für die Kirche in Deutschland. Gastkommentar von Martin Lohmann


Frankfurt a.M. (kath.net) Der 30. Januar war kein guter Tag. Da begann die erste Versammlung des sogenannten Synodalen Weges. Man behauptet, es gehe um eine Erneuerung der Kirche. Doch es wurde sehr bald offenbar: Es ging und geht nicht um Reform. Denn diese müsste sich an der göttlichen Ur-Form der Kirche, an Jesus Christus, orientieren. Re-Formatio hieße, das zu respektieren und zu wollen, was der menschgewordene Gott sollte und will. Es hieße, sich an Seiner Wahrheit zu orientieren. Es hieße, sich eben nicht an der Welt zur orientieren, für die, aber nicht von der die Kirche Jesu Christi ist.

Doch: Es geht um Transformation. Und es geht um eine andere Einrichtung als um die Kirche Jesu Christi. Ja, sprechen wir es ruhig aus: Es geht um Macht. Die will man kreieren und ergreifen – mit allen Tricks. Auch mit der Vortäuschung von Toleranz und Vielfalt, die aber in Wahrheit nicht gewollt und zugelassen ist. Und bei allem, das ist für jeden erkennbar, lugt die Fratze der reaktionärsten Ideologieverführung hervor, die es seit langem gibt und von deren Machtergreifung die katholische Kirche bisher weitgehend verschont wurde: die 68er Zerstörung, die sich als „Revolution“ tarnt und längst den Marsch durch die Institutionen erfolgreich absolviert hat – bis eben auf die katholische Kirche.

Diese Erfolglosigkeit soll nun beseitigt werden. Mit der Klaviatur des „Katholischen“. Und dabei schreckt man sogar nicht vor eigenen Verbotsmantras zurück. Während man – etwa als Präsident eines Zentralkomitees, das nach wie vor in altbackenen und unreformierten Strukturen verharrt und faktenwidrig meint, die (!) Katholiken in Deutschland zu vertreten – mit entliehener und aufblasbarer Cathedra unfehlbar zu verkünden können glaubt, Nationalismus, worunter man stillschweigend und fakenews-kompatibel auch jeden gesunden Patriotismus subsummiert, und Christentum könnten nicht zusammengehen, stellt man alle Weichen für eine nationale deutsche Kirche. Die freilich kann es nicht geben, jedenfalls theologisch nicht, weil jede wirklich katholische Teilkirche ein Teil der weltweiten katholischen Kirche ist, somit es eigentlich nur die katholische Kirche in Deutschland geben kann.

Doch faktisch gibt es sie längst: die deutsche (!) Kirche. Das macht nun auch der Synodale Weg, von dem manche in Unkenntnis gar als „gemeinsamem synodalen Weg“ reden, was übersetzt dann soviel heißt wie „gemeinsamer gemeinsamer Weg Weg“, deutlich. Neu ist, dass man sich gar nicht mehr richtig tarnt, vielmehr siegessichertrunken alle Masken fallen lässt. Beispiele:


Wer noch glaubte, dass es bei diesem sogenannten SynWeg um echtes Zuhören, Toleranz oder gar Vielfalt und sachgerechte Diskussionen gehen könnte, der musste schon am ersten Tag in Frankfurt seinen diesbezüglichen Glauben erschüttert sehen! Da trat eine sich selbst immer wieder definierende „Systematikerin“ auf, die kursorisch aus den Fragebögen zum SynWeg „berichtete“, diese angeblich auswertete – vor allem aber dann nur wertete. Vornehmlich aber abwertete. Alles, was nicht in das Meinungsbild der Dame zu passen schien, kanzelte sie ab – in ruhigem Ton.

Bei den Antworten, die ihr nicht gefielen, sprach sie mehrfach von „Polemik“ (die Botschaft lautete: Achtung, nicht ernstnehmen!), von „auf der Haltungsebene angesiedelt“ oder von „Stereotypen“. Das alles gibt es wohl nach Ansicht dieser „Systematikerin“ nur auf der einen Seite, also bei den Kritikern des SynWegs.

Kein Wunder also, dass die Dame an solchen Stellen immer wieder sagen musste, dass „die Systematikerin in mir“ spreche - was man schon mit wenig Psychologiekenntnissen als täuschende Legimitation zur Vertuschung der Instrumentalisierung Andersdenkender erkennen konnte. Wenn das (!) der „demokratische“ Stil bei SynWeg sein soll, dann tarnen sich hier vielleicht doch üble Fakenews als Reform der Kirche und verraten Absichten, eine deutsche Nationalkirche zu kreieren. Die mehrfache Betonung der „Systematikerin in mir“ – oder wollte sie sagen: Die Gesinnung in mir? – sollte wohl signalisieren, dass es hier um Neutralität und Objektivität gehe. Das Gegenteil aber war wahr! Ein grandioses Ablenkungsmanöver und eine mentale Blendgranate, um von Diskreditierung und Dialogverweigerung abzulenken! Das ist mieser Missbrauch von Toleranz!

Noch deutlicher, oder sagen wir korrekterweise offenbarer, wurde es, als fünf Bischöfe auf die Lehre der Kirche – also der Universalkirche, deren Teil man doch ist oder war (?) – hinwiesen und beantragten, dass Vorlagen, die der Lehre der Kirche widersprächen, nicht zugelassen werden sollten. Diese Hirten der Kirche wurden krachend abgestraft. Ihr Antrag fiel durch. Die Botschaft: Was Kirche ist, interessiert uns – im Unterschied zu den wenigen mutigen Bischöfen – nicht wirklich; uns geht es um Macht und Machtergreifung und Basisdemokratie; wir wollen etwas anderes als die Kirche Jesu Christi.

Und wenn dann ein Diözesanratsvorsitzender seinem Kardinal „bescheinigt“, auch er habe ja nur eine einzige Stimme, dann wird augenscheinlich, dass es nun wirklich nicht mehr um die wirklich katholische Kirche geht, sondern um ein pseudodemokratisches Parlament. Also um eine Art Selbstermächtigung. Denn selbstverständlich hat ein Kölner Kardinal viel mehr als nur eine Stimme. Er ist – auch wenn das der auf Zeit gewählte und ohne jedes Lehr- und Hirtenamt ausgestattete Vorsitzende des Diözesanrates nicht begreifen will oder kann – in der hierarchisch verfassten Kirche Gottes voll verantwortlicher Hirte und Lehrer, nicht aber Mitglied einer vom Souverän gewählten Volkskammer.

Der Souverän der Kirche ist eben kein Geringerer als Gott selbst. Ihm und allem, was Sein menschgewordener Sohn als der (!) Weg, die (!) Wahrheit und das (!) Leben geoffenbart hat, sind die Amtsträger in unverbrüchlicher Treue besonders verpflichtet. Wer das nicht (mehr) sehen und wahrhaben will, hat den katholischen Identitätsgrund der Kirche letztlich schon verlassen. Zur DNA der Kirche, um das Wort eines anderen Bischofs zu entlehnen, gehört nun einmal die Stiftung von oben her.

Die Wahrheit ist das Fundament, auch wenn sie in manchen Mainstream nicht passt und dort regelrecht stört. Die Wahrheit ist kein Ergebnis demokratischer oder pseudodemokratischer SynWege, wo ja schon allein das Ausgrenzen andersdenkender Katholiken viel über Falschheit und Toleranz verrät. Die Wahrheit, auf der die Kirche Jesu Christi gebaut ist und der sie sich gestern, heute und morgen verpflichtet wusste und wissen muss, die Wahrheit allein macht frei. Veritas liberabit vos (Joh 8,32). Daran wird auch eine erfolglose Parteivorsitzende nichts ändern können, die sich – welch ein Zufall – in innerkirchliche und offensichtlich von ihr nicht verstandenen Fragen genau in diesen Tagen einmischte, nur weil sie möglicherweise dem Irrtum unterliegt, das längst entkernte und hohle „C“ im Parteinamen legitimiere zu dumpfen und vermeintlich passgenauen Zwischenrufen aus dem volksfernen Kabinett.

Kurzum: Der 30. Januar war kein guter Tag für die Kirche in Deutschland. Oder vielleicht doch? Immerhin hat er den Blick frei gemacht auf antikirchliche Bestrebungen, bei denen es ausschließlich um Macht und Zerstörung geht, aber keineswegs um Erneuerung oder Mission oder gar missionarischen Eifer in einer gottlos und menschenfeindlich gewordenen Welt, die den Gnadenstrahl der Hoffnung, des Respekts, der Würde, der Achtsamkeit, des Miteinanders, der Toleranz und der Wahrheit in Liebe dringend bräuchte. Sich ihr hingegen anpassen zu wollen, wäre nichts als ein billiger und fahrlässiger Offenbarungseid der Mehrheit einer Gruppierung, die sich im sogenannten Synodalen Weg wichtig nimmt und selbst zelebriert und wo viele – offenbar auch Bischöfe – nicht mehr wissen, was die katholische Kirche im Kern und im Wesen und damit auch in ihrem Auftrag für die Welt ausmacht.

Wer reformieren will, darf sich nicht blenden lassen. Wer reformieren will, darf Missbrauchsfälle nicht zur eigenen Ideologiebemächtigung missbrauchen. Wer reformieren will, muss sich an der Form Jesu Christi orientieren. In diesem Sinne ist die Kirche immer wieder reformbedürftig und reformfähig. Sie ist und bleibt eine ecclesia semper reformanda. Das aber haben manche – bewusst oder fahrlässig – missverstanden. Auch wenn sie von einer eccelesia reformanda sprechen, wollen sie letztlich offenbar nichts anderes als eine ecclesia semper deformanda. Jedenfalls für Deutschland. Von deutschen Katholiken betrieben.

Die göttliche Zusage, dass die Kirche nicht untergehen werde und die Pforten der Hölle sie nicht überwältigen könnten, ist gültig. Aber sie ist keine Territorialgarantie. Allein ein Blick in den Norden Afrikas, wo es einmal rund 300 blühende Bistümer gab, von denen nur noch Sand übrigblieb, macht das deutlich. Der sogenannte Synodale Weg hat die gefährliche Sprengkraft der Totaldeformation. Segen von oben ist jedenfalls kaum erkennbar. Wer die Kirche nur unter dem Rubrum „Macht“ sehen kann, wer etwa seinem Kardinal die Entzauberung der scheinbaren Macht vorwirft, der weiß nicht, was Kirche Jesu Christi ist. Aber alle, die so reden und nur alles ihrem Schmalspurdenken innerweltlicher Machtstrukturen unterordnen und in diese Schubladen pressen wollen, verraten nichts weiter als perfide Machtträume. So gesehen ist das Fazit der ersten Versammlung verheerend. Die Gefahr einer deutsch-nationalen Totaldeformation ist real.

Martin Lohmann ist katholischer Theologe, Historiker und Publizist. Der Journalist ist unter anderem Buchautor und Fernseh-Moderator. Er ist Geschäftsführer der Akademie für das Leben in Bonn www.akademiefuerdasleben.de

Pressefoto Martin Lohmann


Foto oben (c) Lohmann Media


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