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Ja-Ja – Nein-Nein: die Notwendigkeit eines klaren Urteils

5. September 2018 in Aktuelles, 43 Lesermeinungen
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Die McCarrick-Saga, Viganò und der Papst: worum es am wenigsten geht, ist die Wahrheitsfrage. Was passiert, wenn man Journalisten von der Leine lässt und sie auf Jagd schickt. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Sex – Geld – Macht. Vor zwei Monaten explodierte der Fall des homosexuellen (nunmehr ehemaligen) Kardinals Theodore „Uncle“ McCarrick, eines der mächtigsten und bedeutendsten Prälaten der Vereinigten Staaten von Amerika der letzten Jahrzehnte. Sein Name ist eng verbunden mit – Geld, den Mächtigen und den Reichen des Globus. „Uncle Ted“ tanzte auf allen Bühnen der Welt. Sein Einfluss reichte hoch hinauf in die „Sacri Palazzi“. Dass dies auch der Fall war aufgrund seiner aktiv praktizierten Homosexualität, des Bestehens eines Netzwerkes der Beeinflussung und des gegenseitigen Schutzes von homosexuellen Priestern, Bischöfen und Kardinälen, wird in der Zukunft zu klären sein. Eine Klärung, die zweifellos dadurch erschwert wird, dass die etablierten LGBT-Aktivisten weltweit den Blick von derartigen Netzwerken ablenken wollen.

Ein anderer (und vielleicht der wichtigste) Aspekt der McCarrick-Saga besteht eben im „Geld“: wie der kriminelle Gründer der Legionäre Christi Marcial Maciel Degollado war der „Onkel“ ein Genie, wenn es darum ging, Geld locker zu machen: ein Genie des „Fundraising“. So gründete der ehemalige Kardinal im Jahr 1988 zusammen mit Kardinal John Krol die wichtige amerikanische „Papal Foundation“, eine Stiftung im Dienst des Nachfolgers Petri und seiner Anliegen. Seit 1990 wurden nach Angaben der Stiftung 215 Millionen Dollar eingesammelt – viel Geld für den Papst, für Rom, für Projekte der Weltkirche, zudem in der Regel nur ein Wink genügte, um Kapitale locker zu machen.

„Fundraising“ – es gehörte zum Lebensinhalt des homosexuellen Kardinals, der die ganze Welt bereiste und als gern gesehener, weil mächtiger Gast begrüßt wurde. Gerade in dieser seiner politischen Eigenschaft war der Onkel während des Pontifikats von Papst Franziskus unterwegs. Mehr denn je habe er gearbeitet, schrieb das amerikanische Internetportal „National Catholic Reporter“, Sprachorgan der „liberals“ in Übersee, am 21. Juni 2014 unter dem Titel: „Globe-trotting Cardinal Theodore McCarrick is almost 84 and working harder than ever“. Weiter hieß es:

„McCarrick gehört zu einer Reihe von hochrangigen Kirchenmännern, die während des achtjährigen Pontifikats von Papst Benedikt XVI. mehr oder weniger auf die Weide geschickt wurden. Aber jetzt ist Franziskus Papst, und Prälaten wie Kardinal Walter Kasper (ein anderer alter Freund von McCarrick) und McCarrick selbst haben wieder Oberwasser und mehr als je zuvor zu tun“.


Wie immer: Geld, Macht und Sex. Um diese Banalitäten ging und geht es, um diese drei Bolzen dreht sich die Welt. Machtstrukturen zur Vertuschung von Missbräuchen und persönlicher Perversion sowie zur Selbstbehauptung. Wenn es das ist, was Franziskus in seinem „Schreiben an das Volk Gottes“ mit „Klerikalismus“ meinte, dann ist dem nur zuzustimmen.

Die McCarrick-Saga wird noch lange weitergehen und sie ist vor allem deshalb explodiert, weil bekannt wurde, dass der „Onkel“ nicht nur Seminaristen und anderen volljährigen Männern nachgestiegen war, sondern in wenigstens einem Fall auch einen Minderjährigen missbraucht hatte. Sie bietet Material für Romane, Filme, staatsanwaltliche und journalistische Aufdeckungsarbeit. Seit dem 26. August 2018 verbindet sich diese Geschichte mit einer weiteren, bedeutend umfassenderen, die direkt den Papst ins Spiel bringt, genauer gesagt drei Päpste: Johannes Paul II., Benedikt XVI. und Franziskus.

Der ehemalige Nuntius in den Vereinigten Staaten von Amerika, Carlo Maria Viganò, veröffentlichte ein explosives Memorandum, mit dem er den Fall McCarrick in einen größeren Zusammenhang stellte und vor allem Franziskus selbst einer expliziten Vertuschung bezichtigte. Während des Interviews auf dem Rückflug von Irland erklärte der Papst dazu: „Ich habe diese Erklärung heute Morgen gelesen. Ich habe sie gelesen, und ich muss Ihnen aufrichtig sagen, Ihnen und allen Interessierten unter Ihnen: Lesen Sie die Mitteilung aufmerksam durch und bilden Sie sich Ihr eigenes Urteil. Ich werde dazu kein Wort sagen. Ich glaube, dass das Kommuniqué für sich selbst spricht, und Sie haben ausreichend journalistische Fähigkeit, Ihre Schlussfolgerungen zu ziehen. Es ist ein Akt des Vertrauens: Wenn einige Zeit vergangen ist und Sie Ihre Schlussfolgerungen gezogen haben, werde ich vielleicht sprechen. Aber ich möchte, dass Ihre berufliche Reife diese Arbeit erledigt: Es wird Ihnen gut tun, wirklich. Dabei möchte ich es belassen“.

„Ich werde dazu kein Wort sagen – ich möchte, dass Ihre berufliche Reife diese Arbeit erledigt“: der Papst ließ also die Journalisten von der Leine, damit sie „ihre Arbeit“ tun. Seither vergeht keine Stunde, in der nicht über den „Fall Viganò“ geschrieben wird.

Zwei Akteure sind gegeneinander angetreten. Beide auf die eine oder andere Weise gestärkt durch das „Schweigen des Papstes“. Auf der einen Seite stehen jene, die eine klare Aussage zu Fragen wünschen, die mit dem zu beantworten wären, was einem Jesuiten in der Regel schwer fällt: mit einem klaren „Ja“ oder „Nein“.

Auf der anderen Seite platziert sich die sogenannte Bergoglio-Press-Gang, katholische und nichtkatholischen Medien und Journalisten, die sich dazu entschlossen haben, den „Reform-Papst“ zu verteidigen, der in den letzten fünf Jahren zu einer gerade auch von den weltlichen Medien vergötterten Idolfigur hochstilisiert wurde. Letzter Akt des Dramas nach dem Viganò-Memorandum: der Papst ist „Opfer“ einer Palastintrige der „Traditionalisten“ (was auch immer das heißen und wer auch immer das sein soll), die nun ihre Stunde sehen, einen unliebsamen Nachfolger Petri zu stürzen. Das aber ist unmöglich, wie jeder Katholik wissen sollte. Niemand kann den Papst richten, niemand kann ihn „von außen“ zum Rücktritt auffordern.

Die Schlacht tobt, vor allem im Internet und in den Social Medias. Worum es am wenigsten geht, das ist die Wahrheitsfrage und wie diese objektiv zerreißende Problematik in einen Horizont der Wahrheit gestellt werden kann. Ob es eine gute Idee war, die Journalisten von der Leine zu lassen? Wohl nicht. Vor allen Dingen auch deshalb nicht, weil irgendwann einmal jemand die Frage stellen wird: wenn die Erklärungen und Anklagen des ehemaligen Nuntius in den Vereinigten Staaten falsch sind oder „zu etwas anderem dienen“ – wo sind die Dokumente, anhand derer dies nachgewiesen werden könnte? Wo sind die Beweise, die die detaillierten Aussagen Viganòs widerlegen? Werden diese nicht gegeben, so besteht nur die Hoffnung auf eine vatikanische „Deep Throat“, einen neuen „Whistleblower“. Dies dürfte nicht dem Wohl der Kirche dienen.

So steht man vor einem sehr ideologisch geprägten Journalistenheer, das mehr oder weniger interessiert und wütend unterwegs ist. Was im Vergleich mit der Vergangenheit erstaunt: wie sehr doch gerade gewisse säkulare Medien und auch katholisch orientierte progressistische Organe meinen, sich „auf die Seite des Papstes“ stellen zu müssen, ohne einen Faktencheck zu produzieren und ohne Fragen zu stellen, zu deren Beantwortung ein eindeutiges Statement notwendig ist.

An die Stelle der Wahrheitsfrage treten persönliche Verunglimpfung und würdelose Produktion von Pseudoargumenten „ad hominem“. Das dürfte dem Anspruch des Papstes wohl ziemlich fernstehen: „Aber ich möchte, dass Ihre berufliche Reife diese Arbeit erledigt“. Leider muss man sich heute fragen, warum die Journalisten nicht das tun, was sie unter Benedikt XVI. acht Jahre lang am liebsten getan hatten: „Pressing“ auszuüben, damit bestimmte Dinge geklärt werden.

„Wer bin ich, um zu urteilen?“ – dieser Satz löste eine Lawine aus, die in fünf Jahren vieles mit- und wegriss. Heute wird umso deutlicher: dieses Urteil, dieses „Ja“ oder „Nein“ sind notwendig.

PS zur Erinnerung: es ist bestürzend, dass in dem ganzen Zusammenhang eines aus dem Bewusstsein verschwunden zu sein scheint: das Schicksal und Leid der Opfer von „predators“, von Raubtieren wie McCarrick und Co., das Schicksal der Opfer mafiöser Machtstrukturen, der Opfer verschiedenster Spielarten eines krankhaften Networking, das bei weitem die Vorstellung von „Seilschaften“ übersteigt.

„Die katholischen Journalisten müssen der Suche nach der Wahrheit mit leidenschaftlichem Verstand und Herz nachgehen, aber auch mit der Professionalität von Fachleuten, die mit angemessenen und wirkkräftigen Mitteln ausgestattet sind. Dies erweist sich als noch wichtiger im gegenwärtigen Augenblick der Geschichte, der vom Journalisten als Mittler des Informationsflusses verlangt, selbst einen tiefen Wandel zu vollziehen“: so mahnte Papst Benedikt XVI. am 7. Oktober 2010. Es ist an der Zeit, einzukehren und diesen Wandel zu vollziehen.

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