Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Bätzing fällt den Pro-Life-Bischöfen in den Rücken
  2. Zählt Miersch/SPD den Bamberger Erzbischof Gössl ernsthaft dem „rechten Mob“ zu???
  3. "In diesem Bistum möchte ich nicht mehr Priester sein!"
  4. "Das ging ja gerade noch mal schief"
  5. Bamberger Erzbischof Gössl wehrt sich gegen SPD-Angriff
  6. Liebes Bistum Bamberg, kommt jetzt Brosius-Gersdorf zum nächsten Marsch für das Leben?
  7. CSU-Chef Söder an die Linken: "Es ist nicht radikal, für christliche Werte einzutreten"
  8. „Brosius-Gersdorf hat schon alles gesagt“
  9. Bamberger Erzbischof Gössl: Nominierung von Brosius-Gersdorf ist „innenpolitischer Skandal“
  10. "Solches Gedankengut führt immer in die Hölle des Totalitarismus!"
  11. Legal töten?
  12. Ein guter Tag für die Demokratie!
  13. Kann ein Mensch eine Sache sein?
  14. Erzbistum Köln ungewohnt deutlich: „Joachim Frank – Ihre Berichterstattung ist menschenverachtend!“
  15. Bistum Fulda – stark engagiert beim ‚Christopher Street Day‘

Die Gesellschaft der Ausgewählten

28. Februar 2015 in Deutschland, 4 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Seit 2012 kann ein einfacher Bluttest („Praenatest“) Auskunft über mögliche Behinderungen eines ungeborenen Kindes geben. Soll der Test in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden? Von Kristijan Aufiero (1000plus)


Heidelberg (kath.net/Die Tagespost) Seit 2012 kann ein einfacher Bluttest („Praenatest“) Auskunft über mögliche Behinderungen eines ungeborenen Kindes geben. Nun soll der Test in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden. Die Entscheidung des Gemeinsamen Bundesausschusses der Ärzte und Krankenkassen (G-BA) steht laut verschiedenen Zeitungsberichten unmittelbar bevor.

In den USA finden derartige Tests schon heute reißenden Absatz. Für Europa rechnen Experten mit einem enormen Marktpotential. Die weit überwiegende Zahl der Eltern wählt nach der Diagnose einer voraussichtlichen Behinderung die Abtreibung ihres ungeborenen Kindes. Entscheiden sie sich nach einem solchen Test für ihr (aller Voraussicht nach) behindertes Baby, müssen sich Eltern mittlerweile rechtfertigen – vor den Ärzten, vor Freunden, Kollegen, der Gesellschaft.

Wir eilen schnellen Schrittes in Richtung einer Gesellschaft, in der es über kurz oder lang so gut wie keine Menschen mit angeborener Behinderung mehr geben wird.

Nicht wenige Stimmen halten eine Welt ohne Menschen mit Behinderung für geradezu wünschenswert. So schrieb beispielsweise der Humanistische Pressedienst (hpd) am 28.01.2015 im Artikel „Wer darf leben? Neuer Gentest sorgt für emotionale Aufregung und intellektuelle Verwirrung“: „Was wäre so schrecklich an einer Welt ohne Krankheit und Behinderung? So wenig wir uns über das Verschwinden der Diphterie, Hämophilie oder Leukämie grämen würden, so wenig müssten wir das Verschwinden der Trisomie bedauern.“

Der bemerkenswerte Vergleich von Diphterie mit Trisomie übersieht, dass wir im ersten Fall das „Verschwinden“ einer Krankheit in der Tat begrüßen würden. Im zweiten Fall aber geht es um das Verschwinden von Menschen, weil sie vermutlich behindert zur Welt kommen würden – was für den hpd offenbar das Gleiche ist wie eine Krankheit.


Erinnerungen an einen eindrucksvollen Hollywood-Film aus den 90er Jahren werden wach. „Gattaca“ (von Andrew Noccol, 1997) spielt in einer fernen Zukunft, in der das menschliche Gen vollständig entschlüsselt ist. Eltern können sich ihre genetisch einwandfreien Wunschkinder „designen“ lassen. Es wird das Bild einer Gesellschaft entworfen, in der nur noch jene Menschen zu den „Auserwählten“ zählen, deren Gene im Reagenzglas künstlich „optimiert“ wurden. Natürlich gezeugte Menschen werden euphemistisch „Gotteskinder“ genannt und sind wegen ihrer „unvollkommenen“ Erbanlagen Menschen zweiter Klasse. Mit weitreichenden Konsequenzen: Sie haben keinen Zugang mehr zu einer hochwertigen Ausbildung und Qualifikation, dürfen bestimmte Berufe nicht mehr ausüben und sind massiven Beschränkungen bei der Wahl ihrer Partner ausgesetzt. Was 1997 als beklemmende und alarmierende Zukunftsvision einer durch Gen-Manipulation entmenschlichten Gesellschaft galt, ist nicht mehr weit von der Realität unserer Tage entfernt.

Eine düsterere und menschenverachtendere Zukunft erscheint mir persönlich kaum vorstellbar. Aus einer einfachen und tiefen Überzeugung heraus: Die Schwachen, die Kranken, die Gebrechlichen und Behinderten sind ein unersetzlicher und kostbarer Schatz für jede Gesellschaft, die lebenswert, gerecht und menschwürdig sein will. Für die Schwächsten einzutreten, auf sie Rücksicht zu nehmen, sie zu beschützen und zu pflegen, macht uns alle zu etwas besseren Menschen. Und die mit jeder guten Tat an einem Anderen verbundene Liebe macht unsere Welt zu einem besseren, barmherzigeren und wärmeren Ort.

Der Heilige Laurentius, römischer Diakon und Verwalter des örtlichen Kirchenvermögens zur Zeit des Papstes Sixtus II., wurde nach der Enthauptung des Papstes durch den römischen Kaiser Valerian aufgefordert, den Kirchenschatz innerhalb von drei Tagen herauszugeben. Daraufhin verteilte er das gesamte materielle Vermögen an die Mitglieder der Gemeinde und versammelte eine Schar von Kranken, Verkrüppelten, Leprösen, Blinden, Armen, Witwen und Waisen, die er dem Kaiser als „den wahren Schatz der Kirche“ präsentierte. Selten war klarer als heute, was der Heilige Laurentius damit vermutlich zum Ausdruck bringen wollte.

Aus einer Gesellschaft der Auswählenden wird eine Gesellschaft der Ausgewählten werden. Mit dem Verlust der Behinderten wird ein ebenso großer Verlust an Barmherzigkeit einhergehen. Und viele, die sich heute noch auf der sicheren Seite der Auswählenden wähnen, könnten sich schon morgen auf der anderen Seite wiederfinden. Heute und hierzulande sind es behinderte Menschen, die nicht mehr dazugehören sollen. Anderswo sind es Mädchen oder einfach nur Zweitgeborene.

Allerdings werden die meisten Behinderungen postnatal verursacht, zum Beispiel durch Unfälle. Durch Krankheiten oder das Alter schwindet im Laufe des Lebens unsere Gesundheit und Leistungsfähigkeit. Wer kann noch sicher sein, dass sein eigenes Leben schon morgen als nicht mehr lebens- und schützenswert deklariert wird?

Dunkle Zeiten kommen auf uns zu. So sehr wir alle an unserem eigenen Leben hängen mögen: Immer mehr gesunde, gescheite und starke Menschen scheinen zu vergessen, dass jeder fehlt, der nicht geboren wird.

Wie viel Liebe wird verloren gehen? Wie viel Freude? Wie viel Freundschaft, Zärtlichkeit und Wärme, wie viel Dankbarkeit und Wertschätzung werden fehlen, weil die Menschen nicht mehr da sind, die sie hätten schenken können? Wie viel Großzügigkeit wird keine Beschenkten finden, wie viele Träume werden nicht in Erfüllung gehen? Schwer zu sagen.

Ich persönlich bin sicher: Diese Menschen werden uns fehlen. Wir werden diese Söhne, Töchter, Brüder und diese Schwestern, diese Freundinnen und Freunde, diese Liebenden und Geliebten, diese Schenkenden und Beschenkten vermissen.

Abdruck mit freundlicher Erlaubnis der „Tagespost“

Kristijan Aufiero über Demographie, Abtreibung und die Zukunft von 1000plus


´Leben und leben lassen´ - Weihbischof Thomas Maria Renz beim 1000plusTAG 2014


Die Tagespost - Lesen Sie, was Kirche und Welt bewegt. Fordern Sie jetzt Ihre kostenlose Leseprobe für 2 Wochen (6 Ausgaben) an - völlig unverbindlich für Sie!


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Behinderte

  1. Mutter lehnt Abtreibung ab: ‚Er ist ein Geschenk Gottes’
  2. Die Realität aufzeigen
  3. Amsel Donata
  4. Eltern haben kein Risiko, Eltern haben die Chance
  5. Münchner Rollstuhlfahrerin wurde Baby weggenommen – Behördenversagen?
  6. Trisomie-Test als Kassenleistung - weitere Aushöhlung des Lebensrechts
  7. Behinderung wird zum Todesurteil
  8. Vatikan fordert offiziell Weiterversorgung von Komapatient
  9. „Solchen Kindern schneiden wir nicht die Haare“
  10. Gründer der Arche-Gemeinschaften Jean Vanier verstorben






Top-15

meist-gelesen

  1. "In diesem Bistum möchte ich nicht mehr Priester sein!"
  2. Bätzing fällt den Pro-Life-Bischöfen in den Rücken
  3. Zählt Miersch/SPD den Bamberger Erzbischof Gössl ernsthaft dem „rechten Mob“ zu???
  4. Oktober 2025 mit kath.net in MEDJUGORJE mit P. Leo MAASBURG
  5. Sommerspende für kath.net - Eine Bitte an Ihre Großzügigkeit!
  6. Erzbistum Köln ungewohnt deutlich: „Joachim Frank – Ihre Berichterstattung ist menschenverachtend!“
  7. "Das ging ja gerade noch mal schief"
  8. „Schon Brosius-Gersdorfs Doktorvater ist mit gleicher Einstellung zur Menschenwürde durchgefallen“
  9. Liebes Bistum Bamberg, kommt jetzt Brosius-Gersdorf zum nächsten Marsch für das Leben?
  10. Bamberger Erzbischof Gössl: Nominierung von Brosius-Gersdorf ist „innenpolitischer Skandal“
  11. Bamberger Erzbischof Gössl wehrt sich gegen SPD-Angriff
  12. Der Papst trägt wieder elegante Schuhe - aber in Schwarz
  13. Jenseits der Linien, im Gehege des Heiligen. Über einen Streit, der nicht sein darf
  14. Ein guter Tag für die Demokratie!
  15. „Brosius-Gersdorf hat schon alles gesagt“

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz