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Lohmann: Es geht um das Ja zum Leben

2. Juni 2014 in Interview, 12 Lesermeinungen
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Der Beratungsschein ist tödlich falsch, das gemeinsame Zeugnis aber lebensnotwendig! kath.net-Interview mit Martin Lohmann


Regensburg (kath.net) Seit Jahren wächst der „Marsch für das Leben“ in Berlin. Der Vorsitzende des Bundesverbandes Lebensrecht (BVL), Martin Lohmann, wirbt immer wieder für die Teilnahme. Beim Katholikentag in Regensburg ist er nun wieder auf die umstrittene Organisation Donum Vitae zugegangen, die sich der kirchlichen Anordnung, keinen Beratungsschein auszustellen, widersetzt. Lohmann, der keinen Zweifel an seinem Nein zur Scheinberatung lässt, sucht dennoch den Dialog: „Wir müssen alles versuchen, dem Leben mehr Recht zu geben“, sagte er gegenüber kath.net auf Anfrage. Hier das Gespräch mit dem BVL-Chef und katholischen Publizisten Martin Lohmann, der auch Chefredakteur des katholischen Fernsehsenders K-TV ist, im Wortlaut:

kath.net: Herr Lohmann, Sie haben als Vorsitzender des Bundesverbandes Lebensrecht (BVL), der seit Jahren den Berliner Marsch für das Leben organisiert, die Verantwortlichen von Donum Vitae eingeladen, mit Ihnen gemeinsam ein Zeugnis für das Leben zu geben und ebenfalls in Berlin dabei zu sein. Warum?

Martin Lohmann: Weil es mir um ein gemeinsames Zeugnis für ein Ja zum Leben aller Menschen guten Willens geht. Und ich unterstelle niemandem bei Donum Vitae, dass dies dort anders sein könnte. Das wäre ja dann alles andere als katholisch. Christen sind gleichsam mental-genetisch immer für das Leben! Und der Einsatz für das Leben mit einer friedvollen Demonstration mitten in der Hauptstadt verdient den Einsatz aller, die davon überzeugt sind, dass das Lebensrecht die Grundlage jeder Humanität, die Grundlage einer humanen Gesellschaft ist.

Ich bin dem Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer sehr dankbar, dass er dieses Anliegen gestern in einem Interview unterstützt hat und ebenfalls überzeugt ist, dass wir beim Marsch für das Leben ein gemeinsames Zeichen setzen sollten.

kath.net: Haben Sie denn kein Problem mit dem Beratungsschein, den die kirchlich explizit nicht anerkannte Beratungsorganisation Donum Vitae ausstellt und der ja zum Tötungsschein werden kann?

Lohmann: Und ob ich damit ein Problem habe! Der Schein geht gar nicht, er kann – und das ist ja das Fatale – zu einer Lizenz zum Töten werden. Ich bin davon überzeugt oder hoffe es, dass niemand bei Donum Vitae dies will oder begrüßt. Aber faktisch ist der Beratungsschein, und daran kann niemand ernsthaft zweifeln, ein eklatantes Problem. Wir und ich sind entschieden gegen diese – nennen wir es mal so – mögliche Mithilfe beim Töten eines noch nicht geborenen Menschen.


Noch einmal: Ich höre immer wieder, dass diese Mithilfe und der tödliche Einsatz des Scheines keineswegs die Intention der dortigen Beraterinnen ist. Aber an den Tatsachen, was aus einem Schein gemacht werden kann und wozu er gesetzlich die Voraussetzung ist, kann doch niemand rütteln.

kath.net: Sie sind und bleiben also gegen die Ausstellung des Beratungsscheines?

Lohmann: Ja. Ganz und gar. Und ich weiß aus eigener Beobachtung und Erfahrung, dass der Weg zu dieser Klarheit vielen nicht sofort gegeben war. Die Bischöfe haben selbst jahrelang im System der Scheinberatung mitgemacht. Selbst ein Kardinal Meisner hatte sich, wenn ich recht erinnere in seiner eigenen Kirchenzeitung, zunächst entschieden für die Scheinberatung eingesetzt. Aber als dann Erzbischof Johannes Dyba durchblickte und eine Korrektur verlangte, kam es zu der bekannten Diskussion mit Rom.

Papst Johannes Paul II. hat dann die bekannte Entscheidung getroffen. Und hier herrscht jetzt aus katholischer Sicht schon lange Klarheit. Nicht nur formal, weil es der Papst wünschte, aus dem tödlich belasteten System auszusteigen. Sondern auch inhaltlich, also logisch. Viele sind die Fragen mit und ohne Schein, so würde es Benedikt XVI. formulieren, regelrecht durchwandert. Auch ich selbst hatte, ähnlich wie viele Bischöfe, dort zunächst keine Klarheit. Aber die kann heute nicht mehr geleugnet werden.

kath.net: Doch diejenigen, die Sie zum Marsch einladen, sind für eine Scheinberatung, der BVL spricht sich bekanntlich entschieden gegen diesen aus seiner Sicht falschen Weg aus.

Lohmann: Stimmt. Ich lasse da auch an meiner eigenen Überzeugung keinen Zweifel. Aber ich bitte Sie: Können wir nicht dennoch, jenseits dieser in der Tat wichtigen Frage, gemeinsam dafür werben, dass wir ein Europa ohne Abtreibung und ohne Euthanasie bekommen?

Wenn doch auch bei Donum Vitae, wie stets betont wird und was zu bezweifeln mir nicht zusteht, alles getan wird, um ein Ja zum Leben zu ermöglichen, wenn es dort also in erster Linie darum geht, für das Leben eine Brücke zu bauen, was sollte sie also daran hindern, mit anderen zusammen für das Leben in aller Öffentlichkeit ein Zeugnis zu geben?

Diese Toleranz, ohne den Dissens in der Scheinfrage zu leugnen, müsste doch möglich sein, um das Signal für das Leben und sein Recht zu verstärken, oder?

kath.net: Sie haben also dem Katholikentagsmotto entsprechend versucht, hier konkret eine Brücke zu bauen?

Lohmann: Ja, aber das haben wir schon im vergangenen Jahr getan. Ich habe mit Frau Waschbüsch gesprochen und sie eingeladen, unser gemeinsames Anliegen für das Leben gemeinsam zu bezeugen. Jetzt in Regensburg habe ich erneut das Gespräch gesucht, und niemand dort hat einen Zweifel daran, dass ich den Schein für ein tödliches Problem halte. Aber niemand zweifelt ebenfalls daran, dass wir doch gesprächsbereit sein müssen. Hoffentlich.

Ich habe jedenfalls keine Angst vor Diskussionen, keine Angst vor einer guten Streitkultur, zu der auch der Respekt vor der Würde des anderen gehört. Wir reden immer wieder von Dialog. Aber Dialog heißt doch nicht, gemeinsam Händchen zu halten und so zu tun, als gebe es keinen Erkenntnisbedarf oder als sei alles auf eine bestimmte Minimalebene zu glätten! Bei Fragen von Leben und Tod gibt es keine Kompromisse.

Und so sehr ich mir gestatte, jeden Tag dazuzulernen und klüger zu werden, gehe ich davon aus, dass dies andere auch können und dazu bereit sind. Das ist nicht immer einfach und sofort umsetzbar im Blick auf gewonnene Erkenntnisse, aber das ist möglich, muss einfach möglich sein unter Christen.

kath.net: Sie waren bei der Diskussion zum Lebensschutz in Regensburg dabei. Dort gab es im Vorfeld wohl Versuche seitens der Vertreter von Donum Vitae, das Publikum zu manipulieren. Was sagen Sie dazu?

Lohmann: Ich habe davon gehört und wollte es nicht glauben. Auch deshalb nicht, weil ja gilt, dass man nur dann Angst vor der Fairness hat, wenn man selbst keine wirklichen Argumente besitzt. Aber das wäre nicht unser oder mein Weg, weil wir ja die Erfahrung machen, dass unsere Argumente fundiert sind, eine logische und ethische Grundlage haben, die zugegebenmaßen einige provoziert.

Wir jedenfalls brauchen keine Trickserei, gerade nicht in Lebensschutzfragen. Jede Trickserei gegen uns ist letztlich ein Beweis für die Richtigkeit unserer Argumente.

Übrigens: das gilt auch für alle, die uns Lebensschützer diskreditieren und diskriminieren wollen, indem sie uns – was eben leider auch in Regensburg passierte – absurderweise als Fundamentalisten und Radikale beschimpfen.

Das scheint übrigens auch manchmal so zu sein, wenn Bischöfe über uns „informiert“ werden. Da gibt es viel Lüge mit dem Ziel der Abschreckung, was ja auch gelegentlich gelingt. Bestand hat so etwas aber nicht. Die Wahrheit wird sich durchsetzen. Die Wahrheit wird auch hier, um ein Wort aus der Heiligen Schrift zu zitieren, frei machen.

kath.net: Das alles scheint Sie gar nicht zu schrecken?

Lohmann: Nein, nicht wirklich. Es macht traurig, ja, das schon. Aber es motiviert mich noch einmal mehr, den Weg des guten und fairen Dialogs zu suchen und somit die Brücke zur Erkenntnis im Sinne des Lebens zu bauen. Jeder von uns kann doch letztlich ein kleiner Pontifex sein, ein Brückenbauer. Und dazu gehört der gar nicht so unmögliche und gar nicht so große Mut, einfach auf andere zuzugehen – ohne die eigene Überzeugung zu leugnen.

Lasst uns denen, die uns sagen, dass sie nichts als Lebensschutz wollen, nichts Böses unterstellen. Und lasst uns, ich sage es noch einmal: trotz des tödlichen Fehlers des Scheines, versuchen, mit allen Menschen guten Willens ein machtvolles und erkennbar friedliches Zeugnis für das Ja zum Leben zu geben. Mitten in Deutschland. Aus der Mitte der Gesellschaft. Religions- und konfessionsübergreifend. Generations- und verbändeübergreifend. An anderer Stelle können wir über den richtigen Weg weiter streiten. Dazu bin ich immer bereit.

Aber das darf uns nicht wirklich davon abhalten, beim Marsch für das Leben am 20. September 2014 in Berlin gemeinsam dafür zu kämpfen, dass kein Mensch mehr getötet wird. Es geht um das Ja zum Leben. Ich lade daher alle Menschen guten Willens herzlich dazu ein.

Weitere Infos zum Marsch für das Leben

Spontan-Demo für das Leben auf dem Katholikentag in Regensburg








Foto (c) Martin Lohmann



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