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Kardinal Dolan: Franziskus ist sogar noch besser als erwartet

26. Juli 2013 in Weltkirche, 3 Lesermeinungen
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New Yorker Erzbischof Dolan durch den Lebensstil des Papstes herausgefordert: „Ich stelle fest, dass ich mein Gewissen erforsche“, zum Beispiel denke er „über das wirklich nette Haus“ nach, in dem er wohne


New York (kath.net/pl) „Ich stelle fest, dass ich mein eigenes Gewissen erforsche… Stil, Einfachheit, vieles. So sehe ich beispielsweise, dass der Papst seine Tür selbst öffnet, seine Tür selbst schließt, seine Arbeitstasche selbst trägt. Das sagt mir etwas. Ich war es gewohnt, so was selbst zu machen“, doch jetzt nähmen ihm die Leute dies ständig ab. „Das ist ein ziemlich bodenständiges Beispiel, doch ich fange an zu sagen, dass ich es brauche, diesen Kerl gut zu beobachten, denn er ist ein prima Beispiel für mich.“ Dies sagte der New Yorker Erzbischof Timothy Kardinal Dolan über Rolle und Wirkung von Papst Franziskus im Interview mit der US-amerikanischen Zeitschrift „National Catholic Reporter“.

Dolan, der Präsident der US-amerikanischen Bischofskonferenz ist, galt vor der Wahl von Papst Franziskus selbst als „papabile“ und war im Konklave März 2013 sehr wahrscheinlich einer der Wähler des argentinischen Erzbischofs Bergoglio, nun Papst Franziskus. Der volksnahe Kardinal benützt oft eine unkomplizierte und hemdsärmlige Ausdrucksweise, die bei den Menschen gut ankommt.

Dolan stellte fest: Auf eine Art entspreche Papst Franziskus genau dem, was er selbst sich bei der Wahl des neuen Papstes von ihm erwartet habe. Einerseits hätten die Kardinäle nach „einem sehr cleveren Hirten gesucht, einem guten Mann mit Bodenhaftung“, sagte Dolan und griff dann einen Ausdruck des australischen Kardinals Georgs Pell auf: „wir wollten jemanden mit ‚dreckigen Schuhen‘“, jemanden, der es gewohnt sei, durch die Schafsweiden zu gehen. „Wir haben genau dies bekommen und wir haben es reichlich bekommen. Die Schlichtheit, Ernsthaftigkeit, Demut, diese Fähigkeit, aus dem Herzen zu sprechen, welche die Welt nun sieht, all diese Dinge haben wir über ihn gehört. Einer der Kardinäle sagte, wir bräuchten jemanden mit dem Verstand Benedikts und dem Herzen Johannes Pauls II., und ich glaube, wir haben ihn gefunden. Er wurde der ‚Gemeindepfarrer der Welt‘ genannt und ich denke, das trifft ins Schwarze“. Überraschend sei höchstens, „dass er damit sogar noch besser ist als wir erwartet hatten.“


Andererseits räumte Dolan ein, dass man auch nach einem Papst mit „guten Managereigenschaften und mit Leitungsfähigkeiten“ gesucht habe, „und dies ist bisher noch nicht so offensichtlich gewesen“. Dies wertete er als etwas überraschend. „Trotzdem, ich denke, das ist Teil seiner Strategie.“ Dass der Papst bei den Menschen einen außerordentlich ansprechenden Eindruck hinterlasse, werde es ihm einfacher machen, andere Dinge zu erledigen. „Ich denke, dass wir nach der Sommerflaute mehr Zeichen der Veränderung des Managements sehen werden.“ Die Berufung der acht Kardinäle nannte Dolan „brilliant“.

Die positive Resonanz der Medien auf Papst Franziskus überrasche ihn, so Dolan. „Neue Leitungsfiguren genießen immer eine Art Flitterwochen, doch die gute Reputation dieses Kerls ['this guy'] ist wirklich außergewöhnlich.“ Wenn er mit jemandem ins Gespräch komme, stelle er fest, „alle lieben“ den Papst, „der Müllmann, der Polizist oder der Taxifahrer, die Bedienungen“ und „sagen, was für ein großes Geschenk, ihr habt gute Arbeit geleistet mit diesem Papst Franziskus.“

Doch es nerve ihn, wenn man Papst Franziskus auf Kosten seines Vorgängers lobe, daran sei vieles einfach ungenau. „Beispielsweise all das Gerede darüber, wie Franziskus die 'Opulenz' des Apostolischen Palastes zurückgewiesen habe. Ich bin im Appartement des Papstes gewesen und natürlich, das Arbeitszimmer ist sehr nett, aber der Rest davon ist nur praktisch. Es wirkt, als karikiere man in Benedikt diesen mehr königlich-monarchischen Papsttyp.“

Die Art des Papstes, nah bei den Menschen sein zu wollen, schätzte Dolan nicht als Teil einer Strategie ein, sondern „ich glaube, er tut dies natürlich und spontan“. Doch Dolan vermutete auch, dass Papst Franziskus aktuell einiges darüber dazulerne, wie er mit dem Sicherheitsaspekt umgehen müsse. Als er sich das das Video von der ersten Fahrt des Papstes in Rio angeschaut habe, war „auch ich besorgt“. Es liege eine Weisheit darin, wenn sich der Papst den Menschen sichtbar machen möchte, doch es liege auch eine Weisheit darin, für etwas Sicherheit zu sorgen. „Man wird dies herauskriegen müssen, ohne dabei seinen Stil einzuengen.“

Der New Yorker Kardinal berichtete darüber, dass er im Bereich Sicherheit ebenfalls dazulernen musste. Schon seit den Tagen von Kardinal Spellman (gestorben 1967) habe die New Polizei Detektive im Einsatz, um den Erzbischof zu begleiten. Dolan habe am Anfang zum Polizeichef gesagt: „Vielen Dank, aber das ist wirklich nicht nötig.“ Doch der Polizeichef habe ihm geantwortete: „Das ist wirklich nicht Ihre Entscheidung. Wenn Ihnen etwas passiert, bin ich derjenige, der das Problem hat, also lächeln Sie und ertragen Sie das.“ Dolan erzähle weiter: „Also habe ich das gemacht, und ich habe gelernt, auf sie zu hören“. Es könne also passieren, dass er in einer Gruppe versuche, so viele Menschen wie möglich zu begrüßen und sein Begleitschutz sage beispielsweise zu ihm: „Wenden Sie sich nach rechts, von links nähert sich Ärger.“ Zwar habe Dolan dann keine Ahnung, wovon seine Security rede, „aber ich halt mich dran“. Oder man sagt ihm: „Wir gehen jetzt besser zu dieser Tür hinaus als zu der anderen“, „und wieder höre ich darauf“. Natürlich wüssten seine Begleiter, „dass ich so viele Leute wie möglich sehen möchte“ und sie wüssten auch, dass es „ihre Aufgabe ist, dies zu ermöglichen und nicht, mich von ihnen fernzuhalten“, doch wenn sie ihm einen Hinweis gäben, „muss ich darauf hören“.

Er beobachte, dass durch Papst Franziskus Ansehen und Glaubwürdigkeit der Kirche nun viel größer seien. Selbst Zyniker und Dauernörgler hielten sich derzeit zurück und äußerten „Lasst uns diesem Jungen eine Chance geben“. Der Papst sei Stadtgespräch.

Auch er selbst werde von Franziskus beeinflusst. „Ich stelle fest, dass ich mein eigenes Gewissen erforsche… Stil, Einfachheit, vieles. So sehe ich beispielsweise, dass der Papst seine Tür selbst öffnet, seine Tür selbst schließt, seine Arbeitstasche selbst trägt. Das sagt mir etwas. Ich war es gewohnt, so was selbst zu machen, und ich denke wirklich nicht, dass ich da jetzt drüberstehe, aber es ist einfach so, dass seit ich Erzbischof von New York bin, die Leute mir dies die ganze Zeit abnehmen. Das ist ein ziemlich bodenständiges Beispiel, doch ich fange an zu sagen, dass ich es brauche, diesen Kerl gut zu beobachten, denn er ist ein prima Beispiel für mich.“

Dolan erläuterte, dass er auch darüber nachdenke, wie er selbst wohne, „denn das ist ein wirklich nettes Haus, in welchem ich wohne“. Allerdings sei ihm nicht recht klar, was er daran ändern könne, denn es handle sich um die historische Residenz der Erzbischöfe von New York „und wir können sie nicht einfach verkaufen“. „Allgemein stelle ich fest, dass ich über einige Vergünstigungen und Bequemlichkeiten nachdenke, die wir mit dem Bischofsdasein verbinden. Er [Franziskus] treibt mich zu der Frage an, ob sie notwendig oder möglicherweise kontraproduktiv sind“.

Weiterführendes Video: New Yorker Erzbischof Kardinal Dolan über das Geheimnis der Weltjugendtage (englisch)



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