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Ungehorsams-Aufruf hat bei vielen Katholiken Kopfschütteln ausgelöst

11. November 2011 in Österreich, 32 Lesermeinungen
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Österreichische Bischofskonferenz kritisiert "Aufruf zum Ungehorsam" der Schüller-Pfarrer-Initiative: "Rede von einer Eucharistiefeier ohne Weihesakrament ist ein offener Bruch mit einer zentralen Wahrheit unseres katholischen Glaubens"


Wien (kath.net/KAP) "Wo 'katholisch' draufsteht, muss auch 'katholisch' drinnen sein": Dies hat Kardinal Christoph Schönborn im Blick auf jene Forderungen der Pfarrer-Initiative erklärt. Die betreffe die Eucharistie und andere Sakramente, die für die katholische Identität von fundamentaler Bedeutung seien. Missbräuchlicher Umgang mit diesen zentralen Glaubensthemen könnte sicher nicht hingenommen werden, so der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz bei einer Pressekonferenz am Freitag in Wien, bei der er über die Ergebnisse der Herbstsession der Bischofskonferenz berichtete. Andere Pfarrer-Forderungen betreffend den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen oder die Predigt von qualifizierten Laien seien innerkirchlich seit langem Thema, da gebe es "Sorgen, die wir alle teilen".

Zum Thema Zölibat erklärte der Kardinal einmal mehr, diese Frage könne nicht in Österreich - wo nicht einmal ein Prozent der Katholiken weltweit lebten - entschieden werden. Regional unterschiedliche Wege in Fragen der Kirchendisziplin seien "vorstellbar, wenn dies weltkirchlich so entschieden wird".

Auf Fragen nach möglichen disziplinarrechtlichen Konsequenzen für Pfarrer, die öffentlich "Ungehorsam" ankündigen, verwies Schönborn auf Gespräche, die die einzelnen Diözesanbischöfe mit ihren Pfarrern führen. "Vieles ist im Gespräch zu klären", setzte der Kardinal auf einen konsensorientierten Weg. Dieser sei unter Christen der richtige.

Zum Begriff "Ungehorsam" sagte Kardinal Schönborn, dass der Gehorsam gegenüber Gott und dem eigenen Gewissen Vorrang vor dem Gehorsam den kirchlichen Verantwortungsträgern gegenüber habe. Er zitierte den bedeutenden, von der anglikanischen zur katholischen Kirche konvertierten Kardinal John Henry Newman (1801-1890), dessen Trinkspruch "Erst auf das Gewissen, dann auf den Papst" gelautet habe. Gleichzeitig warnte Kardinal Schönborn vor einem "leichtfertigen Umgang" mit dem "Kampfwort" Ungehorsam. Es sei im Gespräch zu klären, was damit konkret gemeint sei.

Vorrang für Glaubenserneuerung von innen her

Es sei unbestritten, dass sich die Kirche immer wieder erneuern muss, sagte der Kardinal. Unterschiedliche Auffassungen gebe es in Bezug auf das Wie". Die Überzeugung Schönborns: "Es gibt seit 2.000 Jahren keinen besseren Reformweg als das Evangelium." Wie auch beim Thema Bildungsreform gelte es sich zunächst auf Visionen und Ziele zu besinnen, Strukturfragen seien demgegenüber nachrangig. Im Unterschied zu Marxisten seien Christen überzeugt, "dass Menschen die Gesellschaft verändern, nicht Strukturreformen". Der Kardinal rief dazu auf, wieder "neu in die Lebensschule Jesu Christi zu gehen". Wenn Glaubenserneuerung "von innen her" nicht gelinge, seien bessere Strukturen "für die Katz'", so Schönborn wörtlich.


Erst jüngst habe das Weltfriedenstreffen in Assisi verdeutlicht, dass Gottsuche ein "weltbewegendes Thema" ist. Dies müsse auch im Zentrum der christlichen Nachfolge stehen, statt nur "in einem kleinen, kirchenpolitisierenden Umfeld" zu verharren. Angesichts des Faschingsbeginns am 11. November um 11.11 Uhr plädierte Schönborn abschließend für einen gelasseneren, "humorvollen Umgang mit oft verbissen behandelten Themen".

Eingeleitet war die Pressekonferenz durchaus ernst geworden - mit einem stillen Gedenken an den am 5. November verstorbenen katholischen Publizisten Paul Schulmeister.

Copyright 2011 Katholische Presseagentur, Wien, Österreich
Alle Rechte vorbehalten.

kath.net dokumentiert die Stellungnahme der Österreichischen Bischofskonferenz im Wortlaut:

Die Kirche steht so wie auch die Gesellschaft in einer Zeit, die von tiefgreifenden Veränderungen geprägt ist. Die gegenwärtigen Umbrüche zeigen sowohl den Verlust von bisher Vertrautem und Bewährtem, aber auch nicht wenig Hoffnungsvolles. "Nach den Zeichen der Zeit zu forschen und sie im Lichte des Evangeliums zu deuten" mit dem Ziel einer Erneuerung der Kirche war der große Anspruch des Zweiten Vatikanischen Konzils, dem wir auch heute verpflichtet sind und in Zukunft verpflichtet bleiben. Das gilt besonders auch für das von Papst Benedikt XVI. proklamierte "Jahr des Glaubens" fünfzig Jahre nach dem Beginn dieses großen Konzils.

Vor diesem Hintergrund haben sich die Bischöfe auch intensiv mit einigen österreichischen Initiativen befasst, die massiv auf Veränderungen in der Kirche drängen. Wir Bischöfe nehmen selbstverständlich alle Sorgen um die Gegenwart und Zukunft der Kirche wahr und ernst. Die österreichischen Diözesen stellen sich dieser Situation und nehmen die Chancen zu Neuem wahr. Wir ersuchen alle Katholiken und Verantwortungsträger für das öffentliche Leben darum, dies wohlwollend zu sehen und mitzutragen, statt Modelle aufzudrängen, die nach Überzeugung vieler zu kurz greifen oder gar der kirchlichen Identität schwerwiegend widersprechen und die Einheit der Kirche aufs Spiel setzen.

Ein "Aufruf zum Ungehorsam" durch einige Priester hat bei vielen Katholiken nicht nur ein Kopfschütteln, sondern tiefe Sorge und Traurigkeit ausgelöst. Ungehorsam ist ein Kampfwort, das so nicht stehenbleiben kann. Wer bei der Weiheliturgie öffentlich und freiwillig ein Dienstamt in der Kirche übernommen hat, schadet der Gemeinschaft und sich selbst, wenn er mit diesem Wort leichtfertig umgeht. Meinungsumfragen können ihm die schwerwiegende Verantwortung für eine fundamentale Einheit in der Kirche nicht abnehmen.

Gehorsam ist in der Kirche nicht "blind" oder "sklavisch", sondern hat seinen Quellgrund in der Bibel selbst und in der lebendigen Tradition der Kirche. Das zeigt uns ein Blick auf den Gehorsam Abrahams, Marias und unseres Erlösers Jesus Christus selbst sowie auf das Leben exemplarischer heiliger Christen aller Generationen bis heute.

Einige mit der Aufforderung zum Ungehorsam verbundene Forderungen seitens einer Priesterinitiative und von Laieninitiativen sind nicht einlösbar. Die Rede von einer Eucharistiefeier ohne Weihesakrament ist ein offener Bruch mit einer zentralen Wahrheit unseres katholischen Glaubens. Hier geht es nicht um Fragen der Kirchenorganisation, sondern um fundamentale Fragen der katholischen Identität. Die Bischöfe führen das Gespräch über diese Fragen und über Konsequenzen daraus mit den Priestern und mit den Gremien in je ihrer Diözese und haben damit bereits begonnen.

Unterschiedliche, aber dem selben Ziel zugeordnete Wege zu einer kirchlichen Erneuerung unter den heute gegebenen Bedingungen sind in einigen Diözesen bereits im Gange. Sie werden beharrlich fortgesetzt und öffentlich kommuniziert. Viel Gutes gelingt. Volle Harmonie ist aber in einer Zeit großen Wandels weder in der Gesellschaft noch in der Kirche erreichbar. Deshalb braucht es gerade heute von allen die Bereitschaft, Spannungen auszuhalten und fruchtbar zu machen. Es ist keine Ablenkung von unbequemen Spannungen, wenn wir betonen, dass es heute und morgen vor allem darauf ankommt, die Zahl jener Getauften zu vermehren, die Gott inständig suchen und für die der Glaube an Jesus Christus immer mehr zur entscheidenden Frage für ein gelingendes Leben wird. Damit verbunden ist die Bereitschaft, sich im Glaubenswissen zu vertiefen und aus den Sakramenten zu leben.

Die Kirche ist auch in unserem Land viel lebendiger, als es oft gesehen oder dargestellt wird. Auch hier gilt das Wort des Propheten Jesaja: "Schon wächst Neues. Merkt ihr es noch nicht?" In den Diözesen Österreichs sind die Bemühungen um eine lebensnahe und missionarische Seelsorge gewachsen und werden gerade jetzt intensiviert. Es geht dabei kurz gesagt um drei Leitworte. Erstens: "Auf Christus schauen". Zweitens: "Mit den Augen Christi auf die Menschen blicken". Drittens: "Den Menschen Christus zeigen". Damit sind die Beziehung zu Christus, die Nächstenliebe und die missionarische Dimension des Christseins benannt. Dies ist der Weg der Nachfolge Christi. Wir wollen ihn als Bischöfe gemeinsam mit allen Glaubenden gehen.

Auf diesem Weg geht es besonders auch um zwei konkrete Vorhaben der Bischofskonferenz: Im kommenden Jahr jährt sich zum 50. Mal der Beginn des Zweiten Vatikanischen Konzils. Papst Benedikt XVI. hat aus diesem Anlass ein weltweites "Jahr des Glaubens" proklamiert. Wir Bischöfe nehmen dies zum Anlass, um mit allen, die mit uns gehen wollen, auf die Texte dieses großen Reformkonzils zu hören. Wir sind davon überzeugt, dass wir dort Antworten finden können auf die Fragen, die uns heute gestellt sind. Dazu suchen wir auch die Kooperation mit den katholischen Fakultäten der Universitäten unseres Landes und mit anderen katholischen Hochschuleinrichtungen. Konkretes dazu werden wir bei der Frühjahrskonferenz 2012 vorstellen.

Darüber hinaus werden wir uns besonders mit der Situation der Priester, die ja die engsten Mitarbeiter der Bischöfe sind, befassen. Unter dem Generalthema "Was heißt Pfarrer-Sein heute?" werden die Bischöfe das Gespräch mit Priestern suchen und vertiefen.

Wir Bischöfe bitten alle Glaubenden mit uns den Weg der Erneuerung in der Nachfolge des gekreuzigten und auferstandenen Herrn Jesus Christus zu gehen. Wir vertrauen dabei auf den Beistand des Heiligen Geistes und die Mitarbeit aller aus Glaube, in Liebe, auf Hoffnung hin.

kathTube: Video von der Pressekonferenz





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