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Zollitsch über Papstbesuch: 'Eine große Chance'

19. September 2011 in Deutschland, 5 Lesermeinungen
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Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz erzählt, dass er aus Gesprächen mit Papst Benedikt jedes Mal „tief beeindruckt von der Bescheidenheit und Glaubensfestigkeit dieses Mannes“ sei. Von Volker Hasenauer (KNA)


Freiburg (kath.net/KNA) Der Papst wird die Katholiken bei seinem Deutschlandbesuch ermutigen und zugleich ökumenische Zeichen setzen. Davon ist der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch (Foto), überzeugt. Im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Montag in Freiburg betont er zugleich, die Ausgaben für den am Donnerstag beginnenden Staatsbesuch seien eine lohnende Investition.

KNA: Herr Erzbischof, in wenigen Tagen reist der Papst in seine deutsche Heimat. Was fasziniert Sie an Benedikt XVI. - als Papst und Theologe?

Zollitsch: Ich kenne Joseph Ratzinger schon sehr lange und konnte beeindruckende Gespräche mit ihm führen. Auch ist mir ein gemeinsamer Gottesdienst mit Mutter Teresa im Freiburger Münster im Jahr 1978 eindrücklich in Erinnerung. Er ist ein herausragender Theologe, der sehr ernst die Fragen der Zeit aufgreift und es dabei auf besondere Art und Weise versteht, seine Gedanken den Menschen zu vermitteln. Im persönlichen Gespräch fasziniert mich, wie genau er zuhört und auf jede Frage eingeht. Er verfolgt interessiert, was in Deutschland passiert. Und ich gehe jedes Mal ermutigt aus unseren Begegnungen heraus und bin tief beeindruckt von der Bescheidenheit und Glaubensfestigkeit dieses Mannes.

KNA: Was wird für Sie der Höhepunkt des viertägigen Deutschlandbesuchs?

Zollitsch: Als Freiburger Erzbischof freue ich mich besonders, dass der Papst in den Südwesten kommt. Darum ist für mich der große Gottesdienst auf dem Freiburger Flugplatz mit erwarteten 100.000 Teilnehmern ein Höhepunkt des Besuchs. Ich freue mich aber ebenso über die Begegnung mit der Jugend am Abend zuvor, weil die Jugend die Zukunft der Kirche ist. Das Thema, wie der Glauben an die Jugend weitergetragen wird, ist dem Papst sehr wichtig. Als drittes möchte ich das Treffen und gemeinsame Gebet mit Vertretern der evangelischen Kirchen in Erfurt nennen.


KNA: Erwarten Sie sich vom Papst konkrete Signale oder Fortschritte in Sachen Ökumene und Aussöhnung der evangelischen und katholischen Kirche?

Zollitsch: Es wäre für mich kaum denkbar gewesen, dass der Papst ins Land der Reformation kommt und keine ökumenischen Fragen anspricht. Nun setzt er ein deutliches Zeichen, indem er nach Erfurt reist, dorthin, wo Martin Luther gelebt hat. Allein das ist schon ein Signal. Damit wird auch deutlich, dass sein Besuch nicht nur eine allein katholische Dimension erhält. Sicher dürfen wir keine Sensationen erwarten, wie es der Papst ja selbst am Wochenende gesagt hat. Aber ich könnte mir doch vorstellen, dass der Papstbesuch uns voranbringt. Etwa indem Benedikt XVI. uns eine Art Arbeitsauftrag mitgibt. Ähnlich wie auch Johannes Paul II. bei seinem ersten Deutschlandbesuch. Und das trug dann Früchte, etwa bei der katholisch-evangelischen Einigung bei der Rechtfertigungslehre.

KNA: Welche Bedeutung hat es, dass Benedikt XVI. als erster Papst vor dem Deutschen Bundestag sprechen wird?

Zollitsch: Es ist eine große Chance, dass Benedikt XVI. hier einmal außerhalb des religiösen Rahmens zu den Deutschen sprechen kann. Damit bietet sich ihm beispielsweise die Chance, Themen anzusprechen, die in die gesamte deutsche Gesellschaft hineinwirken und Deutschland als Staat betreffen. Etwas zu sagen etwa zum Verhältnis von Staat und Kirche oder zu den Werten, von denen unsere Gesellschaft und Demokratie in Deutschland und Europa leben. Ich denke, dass die Bundestagsrede eine Ermutigung wird für diejenigen, die sich für die grundlegenden Werte in unserer Gesellschaft einsetzen und über den Tag hinaus denken, und nicht nur die Werte der Ökonomie hochhalten.

KNA: Mit welchen weiteren zentralen Botschaften des Papstes rechnen Sie? Hoffen Sie etwa auf eine Stärkung der Kirche in Deutschland nach der Missbrauchskrise und vor dem Hintergrund sinkender Katholikenzahlen?

Zollitsch: Ja, er wird uns sicher Mut zusprechen, den Weg in die Zukunft in Vertrauen auf Gott gemeinsam gehen. Dabei wird er vielleicht auf den in der Kirche in Deutschland begonnenen Dialogprozess eingehen. Und ich rechne damit, dass der Papst die Frage nach Gott und nach der Weitergabe des Glaubens in der modernen Welt große Bedeutung einräumen wird, was es heißt, im Glauben ein Fundament zu haben, das über diese Welt hinausreicht.

KNA: Kritik gibt es an den auf 25 bis 30 Millionen Euro geschätzten Kosten für den Besuch - sind dies berechtigte Anfragen?

Zollitsch: Natürlich kostet der Besuch Geld, vor allem deshalb, weil wir erreichen wollen, dass möglichst viele Menschen dem Papst begegnen können. Und dabei müssen wir strenge Sicherheitsauflagen bei den Großveranstaltungen erfüllen. Aber ich denke, dieses Geld wird gut angelegt sein, weil es uns stärkt und auch ermutigt, anderen zu helfen. Die Kirche in Deutschland tut sehr viel für Menschen in Not, denken Sie etwa an die katholischen Hilfswerke. Sehr viele der 25 Millionen Katholiken in Deutschland freuen sich auf den Papst. Und es sind ja gerade diese Leute, die dann auch bei Misereor, Missio, Adveniat oder Caritas international spenden. Wenn uns der Heilige Vater besucht, dann darf das uns auch etwas kosten. Zugleich zeigen wir Solidarität mit durch unseren Ostafrikafonds: Auch während der Reise machen wir deutlich, die Menschen in Ostafrika - über die derzeit kaum noch jemand spricht - sind nicht vergessen.

KNA: Wie stehen Sie zu den angekündigten Demonstrationen und Protestaktionen von Gegnern des Besuchs, vor allem in Berlin?

Zollitsch: Wir leben in einer Demokratie, in der das Recht zur Demonstration aus gutem Grund verankert ist. Zugleich hoffe ich aber, dass der Besuch und die Botschaft des Papstes nicht von einigen Chaoten überschattet oder gar übertönt wird.

(C) 2011 KNA Katholische Nachrichten-Agentur GmbH. Alle Rechte vorbehalten.

Foto Erzbischof Robert Zollitsch: © kath.net/Lorleberg


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Lesermeinungen

 Smaragdos 20. September 2011 
 

\"vor allem deshalb, weil wir erreichen wollen, dass möglichst viele Menschen dem Papst begegnen können.\" - Ach so? Ich wäre eigentlich gern nach Berlin gefahren, doch ich musste zu meiner Enttäuschung vernehmen, dass nach 70\'000 Anmeldungen das Stadion dicht ist ... Wenn man das ganze richtig angegangen wäre, wären wohl 140\'000 gekommen.


2
 
 supernussbi 20. September 2011 

Lasst uns mehr beten

und weniger reden und schreiben - Punkt!


2
 
 kaiserin 20. September 2011 
 

VOX POPULI VOX DEI IN ECCLESIA

Ja,Herr Bischof Zollitsch ! Der deutsche Papst Benedikt ist wahrlich \"ein Mann der Bescheidenheit und der Glaubensfestigkeit\"... Es gibt aber leider manche Bischöfe an FÜHRENDEN STELLEN der D. KIRCHE,die es nicht (oder kaum!) sind...Und da ist hier besser nun ein trauriges Schweigen zu pflegen, als einen wütenden KLARTEXT zu wagen!.(.. Aber,ich bin sicher, gerade SIE werden diese \" unheimliche Stille\" gut hören!


1
 
 Noemi 20. September 2011 
 

und Ihre Frage @girsberg

zu den fälschlicherweise geweckten Erwartungen kann man nur mit ja beantworten. Genau so wird es kommen. Gerade nach dem was sich hochrangige Protestanten im Vorfeld des Papstbesuches an Invektiven erlaubt haben- kann man von einer Ökumene mit ihnen weniger denn je sprechen. Die negativen Bewertungen der Visite des Hl. Vaters allerdings sind eh längst geschrieben und liegen in den Redaktionsschubladen zur Veröffentlichung bereit. ( \"Massendemonstrationen überschatten Papstbesuch\" \"Papst bleibt katholisch ! \" ) Von den Überschattungen lasen wir bereits beim WJT. Da überschatteten auch 5000 Demonstranten
2 Millionen Teilnehmer an der Hl. Messe.


3
 
 girsberg74 20. September 2011 
 

Schweigefasten für einen Hierarchen?

Zu verkünden, dass die Ausgaben für den am Donnerstag beginnenden Staatsbesuch des Papstes eine lohnende Investition sei, ist nicht die Aufgabe eines Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, sondern von Politikern, die die Kosten rechtfertigen müssen.

Am besten sagte EBZ gar nichts, nachdem er verschiedentlich nur Verwirrung gestiftet hat. Selbstverständlich nehme ich ihm ab, dass es von ihm nicht so gemeint, er also missverstanden worden war.

Doch wenn ich lese, dass EBZ von Benedikt XVI. ökumenische Zeichen erwarte, so frage ich mich beim Zustand der Ökumene in Deutschland, ob Benedikt XVI. und EBZ und die Öffentlichkeit unter Ökumene dasselbe verstehen und ob durch die Äußerung von EBZ nicht falsche Erwartungen geweckt werden, die den Besuch von Benedikt XVI. belasten und schon jetzt die Vorlage liefern, auf deren Basis im Nachhinein der Besuch als Fehlschlag in die Medien kommt.


3
 

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