![]() |
Loginoder neu registrieren? |
|||||
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() | ||||||
SucheSuchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln: ![]() ![]() ![]() ![]() Top-15meist-diskutiert
| ![]() Verkündet allen: Allein in Christus ist Heil und Erlösung26. August 2011 in Chronik, keine Lesermeinung Kardinal Paul Josef Cordes über das Internationale Jugendzentrum San Lorenzo, das Weltjugendtagskreuz sowie die Weltjugendtage: Gott schreibt noch heute in seiner Kirche Heilsgeschichte Rom (kath.net) Die Jugendtage sind zu einer Kette geworden, die Länder und Kontinente mit einander verbindet, sagte Paul Josef Kardinal Cordes, der Präsident des Päpstlichen Rates Cor Unum. Bei seinem Vortrag im Rahmen der Feiern zum 25. Jahrestag der Errichtung des internationalen Jugendzentrums San Lorenzo im Frühling dieses Jahres berichtete er über die Geschichte der Weltjugendtage und geht dabei auch auf das Weltjugendtagskreuz ein. Das Jugendzentrum San Lorenzo nahe beim Vatikan wird vom Päpstlichen Rat für die Laien unterstützt und von der Gemeinschaft Emmanuel getragen, möchte ein Ort der Gastfreundschaft, des Gebetes, der Bildung und der Begegnung für junge Menschen aus der ganzen Welt sein, die nach Rom pilgern", heißt es in einer Presseerklärung des Heiligen Stuhls. In der Kirche von San Lorenzo steht das Original-Weltjugendtagskreuz. kath.net dokumentiert den Vortrag von Paul Josef Kardinal Cordes anläßlich der 25-Jahr-Feier des Internationalen Jugendzentrums San Lorenzo, Rom, vom 15. März 2008: Centro Internazionale San Lorenzo: Geschichte und Heilsgeschichte Die Geschichte des CENTRO SAN LORENZO beginnt mit einer Gruppe heranwachsender Mädchen. Sie kamen aus Deutschland. Wieder einmal war die Schulklasse der Oberstufe eines Gymnasiums an der Reihe, eine Klassenfahrt zu machen. Man hatte sich für Rom entschieden, offenbar unter dem wohlmeinenden Druck der Professoren, die Anschauungsunterricht für die Antike und unsere kulturellen Wurzeln suchten. Jedenfalls waren die jungen Damen mürrisch und unzufrieden, als ich sie zum ersten Mal sah. Sie wurden anscheinend von einer historischen Sehenswürdigkeit zur andern geführt und waren die Besichtigungen leid. Ich dachte bei mir: Wie schade, da ist man Tourist in dieser faszinierenden Stadt, und man sieht nichts von ihr, weil der Widerwille und die Aggression Augen und Ohren verschlossen halten. Ich traf mich ein zweites Mal mit acht bis zehn von ihnen in meiner Wohnung. Da hielten sie ihren Unmut nicht länger zurück: Immer nur alte Steine! Wo sind in Rom die jungen Leute? Wann begegnen wir denen endlich? Ihr Unwille ging mir noch länger nach. Es war ja nicht zum ersten Mal, dass sich jugendliche Besucher in Rom mehr für Menschen als für Monumente interessierten. Wie oft hatte ich sie schon auf der Piazza Navona erlebt. Es kam mir der Gedanke, man müsste für junge Pilger und Touristen in Rom eine Plattform menschlicher Begegnung schaffen. Sie müsste in der Nähe von St. Peter sein. Sie sollte einen weltoffenen, einladenden Charakter haben, aber auch religiös-geistlichen Zielen dienen. Ideal wäre natürlich ein Zentrum verbunden mit einer kleinen Kirche. Wir schrieben das Jahr 1982. Gut zwei Jahre war ich inzwischen Vizepräsident im Päpstlichen Rat für die Laien. Der verstorbene Kardinal Opilio Rossi leitete das Dikasterium, und einer unserer Mitarbeiter war Mons. Jozef Michalik, heute Erzbischof von Przemysl in Polen und Präsident der dortigen Bischofskonferenz. Wir machten uns auf die Suche nach einem geeigneten Ort. Bald hatten wir die Kirche San Lorenzo entdeckt. Wir glaubten uns schon am Ziel, trafen aber zunächst auf mancherlei Schwierigkeiten. Am Anfang galt es, die rechtlich zuständige Instanz für die Kirche auszumachen, damit wir einen Blick in ihr Inneres werfen könnten. Nach vielen Telefonaten im Vatikan stellte sich heraus, dass San Lorenzo von der Schule Pio Nono genutzt wurde und zwar als Zeichensaal! Verwaltung und Elternvertretung aber wollten den Raum nicht hergeben, wollten uns nicht einmal das Gebäude inspizieren lassen. Beiläufig hörten wir, dass man sich vorher schon erfolgreich gegen den Wunsch von Mutter Teresa gewehrt hatte, diese Kirche wieder dem gottesdienstlichen Leben zurückzugeben. Eines Tages bekam Mons. Michalik endlich einen Termin für die Besichtigung. Später erzählte er: Als der Elternvertreter sich immer noch sperrte, die Kirche zu öffnen, musste ich ihn unter Druck setzen. Es war das einzige Mal, dass ich während meiner römischen Zeit von meiner Nationalität sprach und drohte, den Heiligen Vater zu informieren, wenn die Blockadepoltitk sich fortsetzte. Dann endlich konnte die Arbeit für das Centro beginnen. Wir hatten die Kirche umfassend zu renovieren und die Neonröhren mit ihren frei hängenden Drähten durch eine würdige Beleuchtung zu ersetzen. Den Altarstein fand ich bei einem Spaziergang im vatikanischen Garten im Schmutz unter dem Gebüsch, und es gelang mir, ihn mit Hilfe des damaligen Vizedirektors des Vatikanischen Museums leihweise zu bekommen. Dann mussten wir den Schutt ausräumen lassen, der den Keller füllte und die Räume einrichten. Eine Treppe wurde eingezogen, um die beiden Etagen miteinander zu verbinden. Im Staatssekretariat war man offenbar ein wenig verwundert über unsere Aktivitäten. Langsam ahnte ich den Grund. Er bestand offenbar in der Auffassung, vatikanische Dikasterien hätten nicht selbst Pastoral zu betreiben, sondern sicherzustellen, dass andere kirchliche Träger diese Aufgabe gut erfüllten. Glücklicherweise machten genau in den Wochen unserer Renovierung die deutschen Bischöfe ihren ad-limina-Besuch. Ich konnte mehreren von ihnen unsere Baustelle zeigen und ihnen diskret unsere Konto-Nummer in die Hand drücken und so die anfallenden Kosten decken. Die Plattform für die Begegnungen zwischen den Jugendlichen hatte also Gestalt angenommen. Nun aber galt es, junge Menschen zu finden, die sich für den anstehenden Dienst der Gastfreundschaft bereit erklärten. Im Laienrat waren wir auf die vielen neuen geistlichen Bewegungen gestoßen, die seit dem Vaticanum II sich auch in Italien stark verbreitet hatten und neben Gruppen wir Katholische Aktion, Franziskanische Jugend oder Pfadfindern dort aktiv waren. Wir luden ihre römischen oder nationalen Repräsentanten ein, erläuterten ihnen unser Vorhaben und konnten sie für ihre Mithilfe gewinnen. Sie verpflichteten sich, ein oder zweimal im Monat 6 bis 8 Stunden im Zentrum Bereitschaftsdienst zu machen, mögliche Gäste zu empfangen und sie eventuell auch in die römischen Pfarreien weiterzuleiten. Später erkannten wir dann, dass die im Zentrum gemachten Erfahrungen und gesammelten Anregungen irgendwo zusammenfließen musste. Wir brauchten Personen, die die Kontinuität der Arbeit gewährleisteten. Ich entschloss mich also zu einem Besuch in Paray le Monial, um Pierre Goursat, den Gründer der Gemeinschaft Emmanuel, um Hilfe zu bitten. Er stellte uns zwei junge Damen für diese Aufgabe zu Verfügung; da wir keinen finanziellen Etat hatten, konnten wir sie freilich nicht bezahlen. Er willigte dennoch ein und Véronique und Isabelle kamen zu uns nach Rom. So begann das besondere Engagement der Gemeinschaft Emmanuel für San Lorenzo. Anderseits zeigte sich bald im Miteinander der verschiedenen Gemeinschaften ein gemeinsamer Geist gegenseitigen Interesses; zwischen den Jugendlichen des Zentrums gab es keineswegs die Berührungsangst oder Missgunst, so dass sich diese oft gehörten Vorurteile gegen die Neuaufbrüche des Apostolats keineswegs bewahrheiteten. Zur vorgesehenen Eröffnung luden wir den Heiligen Vater Papst Johannes Paul II. ein und waren hocherfreut, dass er zusagte. In den letzten Tagen überschlugen sich Arbeiten. Vor allem fehlte uns ein großes Kreuz für die Kirchenapsis. Einige Mitglieder von Comunione e liberazione aus Perugia besorgten uns unter großem Zeitdruck das Kreuz des Heiligen Franz von Assisi, das noch heute die Kirche schmückt. Sie brachten es am Tag vor der Eröffnung auf einem Personenwagen, wegen des Regens eingehüllt in Plastikfolie. Der 13. März 1983 brachte Papst Johannes Paul II. in jenes alte Gotteshaus, das einen Kontrast darstellt zu den hellen, lichterfüllten römischen Kirchen. Er kam noch sichtlich bedrückt von seiner apostolischen Reise nach Nikaragua, die ihn bis hinein in die Feier der Eucharistie den Hass der Sandinisten auf ihn selbst und den katholischen Glauben hatte erleiden lassen. Er erschien sehr bekümmert. Für seine Predigt knüpfte er beim Gleichnis vom verlorenen Sohn und barmherzigen Vater an, das die liturgische Ordnung für diesen Sonntag vorsah. Er sagte u. a. Durch meine Anwesenheit möchte ich die Bischöfe der Welt auf diese Initiative aufmerksam machen, damit sie ihrerseits in geeigneter Weise bei den Jugendlichen ihrer Diözesen dieses Zentrum bekannt machen und deren Aufmerksamkeit bei ihren Besuchen in der Ewigen Stadt besonders auf diese Stätte lenken. Mit Verweis auf das Sonntagsevangelium fuhr der Papst dann fort: Wenn der Mensch sich als Sünder erkennt, so darf ihn das nicht demütigen; dies muss ihn vielmehr verstehen lassen, dass der Weg zur Freude zur Freude, dem Vater nahe zu sein über die Umkehr des Menschen und die Vergebung führt So wird dieses Zentrum notwendig zum Ort, wo das Kreuz herrschen muss. Wohin mit Sünde und Schuld in dieser Welt ohne das Kreuz. Das Kreuz nimmt alles Elend der Welt auf, das die Folge der Sünde ist Darum ist es gut, dass ihr in dieser Kirche das berühmte Kreuz von San Damiano aufgerichtet habt, das mit seiner Größe und mit seiner Schönheit diesen Raum beherrscht. Kommt unter dieses Kreuz mit Maria der Mutter Gottes, die darauf dargestellt ist. Lernt verfügbar zu sein wie sie. Werdet auch ihr Erlöser für die Jugendlichen der Welt . So weit die Worte des Heiligen Vaters, die fraglos für das Zentrum zu einem unausschöpflichen Programm wurden - etwa seine Aufforderung, Erlöser der Jugendlichen dieser Welt zu werden. Einmal verirrte sich ein Chinese in das Zentrum. Als Kellner war er schon durch die halbe Welt gezogen. Die Jugendlichen von San Lorenzo hatten ihn freundlich aufgenommen; er liebte ihre Gesellschaft, den Gottesdienst und ihre Gesänge. Pater Wolfgang war zu der Zeit geistlicher Begleiter im Zentrum. Nach Monaten des Kontakts bat der Gast um die Aufnahme in die katholische Kirche, und Pater Wolfgang bereitete ihn vor. Als ich ihm dann hier vor dem Altar das Tauf- und das Firmsakrament spenden durfte, war ich sehr ergriffen. Mir schien, Gott hätte die Sinnhaftigkeit dieses Ortes sehr anschaulich bewiesen. Neben der geistlichen war dann gelegentlich auch existentielle Hilfe gefragt. Ich erinnere mich an einen jungen Franzosen. Er war ohne Gepäck und ohne ausreichende Kleidung im Zentrum gelandet, als man mich abends anrief. Irgendwo in der Stadt fand ich ein Quartier. Aber er wollte mehr. Er suchte seinen leiblichen Vater. Dieser trug so hatte er in Erfahrung gebracht einen seltenen italienischen Namen. Aufzählen von Schwierigkeiten und Hindernissen beeindruckte ihn nicht. Marie Barbieri, die damals die verschiedenen Gruppen koordinierte, gab sich schließlich dafür her, ihn zu begleiten; denn Kenner meinten, der genannte Name weise auf die italienische Insel Sardinien. Und wirklich brachten es die beiden zusammen fertig, die Familie ausfindig zu machen und Versöhnung zu schaffen. Irgendwann begannen die jungen Leute das Straßenapostolat auf der Piazza Navona. Zuerst bewunderte ich sie still, dann sprach ich meine Zustimmung ihnen gegenüber klar aus. Schließlich dachte ich: Nun braucht es mehr als ermunternde Worte. So entschloss ich mich unter innere Überwindung, mich ihnen anzuschließen. Freilich wagte ich nicht, die vielen Touristen dort anzusprechen. Ich blieb schüchtern bei der kleinen Schar, die nahe beim Bild der Gottesmutter und bei der brennenden Kerze ausharrte und fromme Lieder sang. Und immer plagte mich die Angst: Gleich erscheint jemand, der mich erkennt. Er wird erstaunt gucken. Dann wird er nicht ohne Häme sagen: Bist Du inzwischen auch in einer Sekte gelandet?. Doch solches passierte nicht. Ich ging vielmehr mit einer großen Freude im Herzen nach Hause im Bewusstsein, etwas für den Herrn riskiert zu haben. Nach einigen Monaten wechselten wir mit dem Straßenapostolat von der Piazza Navona auf den Petersplatz. Inzwischen hatte ich schon den Mut bekommen, die Vorbeigehenden anzusprechen. Auch wenn Rom voller Kirchen ist, kam es zu ungeahnten Begegnungen. Einmal fragte ein Römer: Glauben Sie, dass Gott Sünden verzeiht? Er hatte schon viele Jahre das Bußsakrament nicht mehr empfangen. Später ging er ins Zentrum und empfing die Vergebung seiner Sünden.- Ein andermal sah ich zwei junge Männer, die gewiss nicht aus Europa stammten. Ich sprach sie an. Parlez-vous français? Ihre Antwort: No! Do you speak english? No! Habla español? No! Beide blieben abweisend, aber ich insistierte. Wir konnten uns auf die italienische Sprache einigen. Sie begannen, den Vatikan zu kritisieren, und ich fand heraus, dass es sich um junge Priester aus einem andern Kontinent handelte. Da schob ich ein: Auch ich arbeite im Vatikan. Sie waren verwundert. Dann erreichte ich nach einigen Minuten bei ihnen einen gewissen Grad der Verwirrung. Ich sagte: Ich bin römisch-katholischer Bischof. Ich weiß nicht, ob ich ihre Vorurteile ausräumen konnte. Die Wirkungsgeschichte des Centro San Lorenzo wäre unvollständig, würde nicht vom Anfang der internationalen Jugendtage berichtet. Ihre Stiftung erwuchs aus dem Außerordentlichen Heiligen Jahr 1983/84. Alle möglichen Verbände, Vereinigungen, Bruderschaften und Gruppierungen besuchten die Ewige Stadt. Einer der freiwilligen Helfer im Zentrum, Don Massimo Camisasca von Comunione e Liberazione, fragte: Warum machen wir in diesem Heiligen Jahr nicht auch ein internationales Treffen der Jugend? Ich entgegnete: Eine interessante Idee doch wer wird das organisieren? Ich war mir klar darüber, dass der Päpstliche Rat für die Laien mit einer solchen Sache total überfordert wäre. Sie könnte lediglich gelingen, wenn sich all die neuen geistlichen Initiativen engagierten, die im Zentrum mitarbeiteten. Wir luden sie ein und rangen ihnen ihre Bereitschaft ab gegen den Willen einiger älterer Gruppenleiter, die wegen ihrer sehr schlechten Erfahrungen bei einem ähnlichen Treffen im Heiligen Jahr 1975 vor so etwas warnten. Doch die neuen geistlichen Bewegungen ließen sich - Gott Dank! von den Skeptikern ihre frische Unbekümmertheit und den nötigen Schwung nicht nehmen. Je näher der erste Jugendtag rückte, umso stärker zeigten sich die Widerstände von außen. Aus einigen Diözesen, die wir eingeladen hatten, kamen kritische Kommentare: Es ist nicht Aufgabe des Vatikans, sich mit unserer Jugend zu befassen. Der kommunistische Bürgermeister von Rom zog im letzten Augenblick schon gegebene Genehmigungen zurück, so dass wir die vorgesehene Zeltstadt im Park der Pineta Sacchetti nicht bauen und die zugesagten Unterkünfte nicht schaffen konnten. Römische Stadtviertel machten mobil gegen die angebliche Invasion randalierender Jugendlicher. Die Ökologen taten sich mit Journalisten zusammen, um vor der Verwüstung der städtischen Anlagen und Gärten zu warnen. Zeitungsartikel erschienen mit Titeln wie Die Hunnen kommen. Das Treffen selbst aber wurde trotz unserer totalen Unerfahrenheit mit solcher Art von Großveranstaltungen und den vielerlei Behinderungen ein Riesenerfolg. Gegen 300 000 junge Leute folgten der Einladung des Papstes und nahmen am Palmsonntag an der Eucharistiefeier auf dem Petersplatz teil. Alles verlief bei diesem selbst für Rom überdimensionalen Besuch so geordnet und vorbildlich, dass sich die Welt wunderte. Der 91-jährige Kardinaldekan Confalonieri, der von der Terrasse gegenüber der Peterskirche einige Phasen des Jugendfestes miterlebt hatte, kommentierte: Selbst die ältesten Römer können sich an Ähnliches nicht erinnern. Wir vom Laienrat aber waren am Ende unserer physischen Kräfte. Ein halbes Jahr lang hatten wir nur den Jugendtag in unserm Kopf gehabt; alles andere war liegen geblieben. Wer mochte uns unsere Überzeugung übel nehmen, jetzt hätten wir unser Soll gegenüber der Weltjugend zu mehr als 100 %ig abgearbeitet! Ganz anders dachte offenbar Papst Johannes Paul. Knapp vor den Sommerferien ließ er uns wissen: Das nächste Jahr ist von den Vereinten Nationen als Jahr der Jugend vorgesehen. Wäre es nicht angebracht, die Jugend der Welt wieder nach Rom einzuladen? Als wir den Vorschlag hörten, hielt sich unsere Begeisterung verständlicherweise in Grenzen. Es blieb uns nur sehr wenig Zeit für die Vorbereitung; denn der zweimonatige Einschnitt der Sommerpause stand vor der Tür, und als Termin sollte wieder der Palmsonntag angesetzt werden. Auch konnten wir nicht noch einmal alle Jugendgruppen des Centro ein halbes Jahr lang für den Jugendtag in Anspruch nehmen. Anderseits mussten wir dem Papst zustimmen, einmal weil er der Papst war und auch, weil wir den ersten Jugendtag als einen großen Glaubensimpuls für viele Jugendliche erlebt hatten. Unsere Bereitschaft zum Gehorsam fand schnell ein unerwartetes Echo, das uns viele Sorgen nahm: Chiara Lubich, die Gründerin des Fokolare, stellte uns alle Kräfte ihrer Bewegung zu Verfügung, so dass wir uns auf eine eingespielte Organisation stützen konnten. Ein zweites Mal war die Beteiligung der jungen Leute überwältigend: Beim Abschlussgottesdienst vor der Lateran-Basilika wurden ca. 250 000 Mitfeiernde gezählt. Wir vom Laienrat wollten nun das Kapitel "Jugend" für eine Weile schließen standen doch noch viele andere Pflichten für uns an. Ich flog total erschöpft am Montag der Karwoche nach Deutschland, um mich von den Strapazen zu erholen und endlich ausgiebig zu schlafen. Am Ostersonntag verfolgte ich im Fernsehen die Übertragung des Gottesdienstes auf dem Petersplatz. Der damals noch junge Papst hielt eine Predigt, die mich begeisterte. Dann aber kam ein Passus, der mich stark irritierte: Voller Elan rief der Papst: Nun sind schon zwei Mal unerwartet, ja unglaublich viele junge Menschen aus aller Welt nach Rom gekommen, um mit uns Christus zu feiern. Wir wollen solch einen Jugendtag in Zukunft jedes Jahr begehen. Der Heilige Vater war auf den Geschmack gekommen und stiftete so eine neue Praxis in der katholischen Kirche. Die Feier der Jugendtage begann und überzog viele Länder der Erde jeweils im Wechsel zwischen internationalem und lokalkirchlichem Treffen. Buenos Aires, Argentinien, stand am Anfang. Dann folgten die USA, Europa und Asien. Herausragend waren die Begegnungen in Paris und in Rom während des Heiligen Jahres 2000. Den absoluten Höhepunkt aber bildete die Versammlung auf den Philippinen mit etwa 4 Millionen Mitfeiernden. Wohl noch nie so kommentierten damals die Medien gab es für die Völkerfamilie ein Ereignis, zu dem so viele Menschen zusammenkamen, und zwar freiwillig und frohgestimmt. Die Jugendtage sind zu einer Kette geworden, die Länder und Kontinente mit einander verbindet. Das hat sich auch in Köln erwiesen, als der internationale Schwarm der friedfertigen Globalisierer das Land überschwemmte und erstmals ein deutscher Papst die Jugend begeisterte. Die verbindende Kraft des Glaubens wird besonders greifbar, wenn jeweils das Kreuz des Heiligen Jahres beim Abschluss des Festes übergeben wird. Weil dieses Kreuz so bedeutsam ist möchte ich abschließend noch anfügen, was ich über seine Geschichte weiß; denn diese Geschichte beginnt auch im Centro San Lorenzo. Unserm Heiligen Vater war zu Beginn des Außerordentlichen Heiligen Jahres 1983/84 aufgefallen, dass im Petersdom kein eindrucksvoll hohes Kreuz steht, das die Augen der Beter auf sich zieht. So ließ er an der Confessio ein gut zwei Meter großes Holzkreuz aufstellen. Als er zum letzten Mal die Heilige Pforte durchschritt, übergab er dieses Kreuz den Jugendlichen des Centro San Lorenzo und sagte gleichsam privat zu den fünf Trägern: Zum Abschluss des Heiligen Jahres vertraue ich Euch das Zeichen dieses Jubiläumsjahres an: das Kreuz Christi. Tragt es in die Welt als Zeichen der Liebe Jesu zur Menschheit, und verkündet allen, dass allein in Christus, dem gestorbenen und auferstandenen Herrn, das Heil und die Erlösung sind. Die Jugendlichen des Zentrums waren schon für die Idee gewonnen, als sie mir das erzählten. Sie wollten das Kreuz in die Welt tragen. Ich beschwichtigte sie mit den Worten, jeder trage sein Kreuz in die Welt. Sie aber wollten die Anweisung des Papstes ganz wörtlich nehmen. So gab ich ihrer Bitte nach. Doch wer interessierte sich schon für ein schlichtes Holzkreuz mochte es auch im Petersdom gestanden haben; mochten wir uns auch auf den Wunsch des Papstes berufen. Wir mussten dem Kreuz also durch unsere Verehrung einen spezifischen Rang geben. Wir zogen darum mit unserer kleinen Schar betend und singend durch die Stadt Rom zu den Zentren der geistlichen Bewegungen zu Comunione e liberazione, zu den Charismatikern, zur Pfarrei der Kanadischen Märtyrer vom Neukatechumenat. Katechesen, Gottesdienste und die feierliche Verehrung des Kreuzes oft im Stil der Gemeinschaft der Mönche von Taizé standen am Ende der Prozessionen. Bald darauf im Juli 1984 fand in München der deutsche Katholikentag statt. Wir machten das Kreuz mit einer Metallkiste transportfähig und flogen nach Bayern. Der inzwischen verstorbene Weihbischof Tewes war für die Liturgie verantwortlich. Wir baten ihn, er möchte doch ein großes, schlichtes Holzkreuz allen sichtbar bei der Schlussveranstaltung im Olympiastadion aufstellen lassen. Kaum verstand er unser Anliegen; dass wir eigens ein Holzkreuz vom Rom mitgebracht hatten! Gab es nicht in München genügend schöne Kreuze? Wir setzten nach: Es handele sich um das Kreuz des Heiligen Jahres, und der Papst habe uns aufgefordert, es als Zeichen des Heiles aus Christus in die Welt zu tragen. Er zögerte noch. So zogen wir wieder durch die Straßen, diesmal durch die bayerische Hauptstadt, bewaffnet mit einem Megaphon, betend und singend. Groß war dann unsere Freude, als sich der Weihbischof unserm Wunsch beugte und das Kreuz bei der Abschlussveranstaltung seinen Ehrenplatz bekam. Bei der nächsten Begegnung mit Papst Johannes Paul konnte ich berichten: Die Jugendlichen des Zentrums San Lorenzo tragen das Kreuz des Heiligen Jahres in Ihrem Auftrag in die Welt. Seine spontane Reaktion: Dann bringt es aber auch zu Kardinal Tomacek nach Prag. Das war nun keineswegs einfach und zwar aus politischen Gründen. Die Tschechoslowakei war eines der vom Kommunismus am meisten geknechteten Länder. Die Kirche dort hatte keine Freiheit, keinerlei Lebensraum. Und der große Widersacher des Regimes, der Kardinal von Prag, wurde allerbestens abgeschirmt und kontrolliert. Nur mit einer Finte würde es uns gelingen, das Kreuz bis zu dem damals schon 86-jährigen Helden des Widerstands zu bringen und ihn in seinem Hausarrest zu trösten. Die jungen Leute heckten den Plan aus, als Studentengruppe der Universität Tübingen eine Studienreise nach Prag zu beantragen. Sie bekamen von den kommunistischen Behörden die Einreisegenehmigung. Es gelang ihnen, als Bautrupp bis in die Wohnung des Kardinals zu gelangen und sogar das Kreuz hineinzuschmuggeln. Der Kardinal war zu Tränen gerührt und segnete die jungen Draufgänger, die ihm unter großem Risiko die Verbundenheit des Papstes bekundeten. Man machte einige Fotos, die später in einer großen deutschen Zeitung Aufsehen erregten. Inzwischen hat das Kreuz des Heiligen Jahres gleichsam Karriere gemacht. Es wird nicht mehr Kreuz des Heiligen Jahres sondern Kreuz der Jugendtage genannt. So sehr wurde nach ihm verlangt, dass Duplikate von ihm angefertigt wurden, damit man sich auf der ganzen Welt der Liebe Jesu vor ihm erinnern konnte. Jugendliche aller Kontinente haben vor ihm gebetet, manchem ist bei solchen Gebeten der Zusammenhang zwischen dem Leiden des Herrn und den eigenen Sünden neu aufgegangen, und er hat nach langen Jahren wieder zum Bußsakrament gefunden. Es wurde wirklich zu einem wirksamen Heilszeichen. Liebe Schwestern und Brüder, Gott schreibt noch heute in seiner Kirche Heilsgeschichte. Das jedenfalls ist mir an dem Zentrum San Lorenzo und seinen Früchten deutlich geworden. Wir alle sehen zu recht den Glauben und das Vertrauen auf den Vater im Himmel als ein Datum der inneren Überzeugung, gleichsam als eine mystische Qualität an. Der Kompass unserer Seele ist gefragt, wenn es gilt, den Weg des Heiles zu finden. Die Großen der Kirche bekunden das nur zu offensichtlich: Ein heiliger Ignatius von Loyola gab sein Soldatenleben auf und ließ sich nach Manresa (Spanien) zur Stiftung seiner berühmten Exerzitien führen. Mutter Teresa von Kalkutta entschloss sich, in ihrem Herzen durch den Geist Gottes gerufen, die Loreto-Schwestern zu verlassen und sich der Sterbenden in den Straßen Kalkuttas anzunehmen. Oder ein junger Mensch nimmt in seinem Herzen unklar und doch vernehmlich den Ruf Gottes wahr, Jesus Christus im Dienst des Priestertums oder in einem geistlichen Orden zu folgen. So ist Gott wie schon der Hl. Augustinus sagt uns innerlicher als wir selbst uns innerlich sind. Dennoch braucht unser Glaube Impulse und Bestärkung durch unsere Umwelt, durch die Gemeinschaft und die je persönliche Geschichte. Er muss hervorgerufen und gestärkt werden durch Alltag und Umwelt. Es gibt einen Satz der Philosophie, der diese Wahrheit sehr schön ausdrückt: Nichts ist in unserem Verstand, was nicht vorher in unseren Sinnen war. Nach dem griechischen Philosophen Aristoteles ist unser Verstand wie eine unbeschriebene Tafel. Sie bleibt leer, wenn unsere Sinne nicht etwas auf ihr niederschreiben. Farben, Musik, große und kleine Ereignisse unseres Lebens, persönliche Erlebnisse und Erfahrungen füllen diese Tafel. Nicht zuletzt weist Gottes Wort uns den Weg des Glaubens, denn der Glaube kommt vom Hören, wie der Apostel Paulus an die Gemeinde in Rom schreibt (10,17). So gibt es eine Wechselwirkung zwischen außen und innen, zwischen Sinnenhaftem und Glaubenskraft. Dieses Zentrum hat auf die beschriebene Weise für viele Besucher und vor allem für die Jugendlichen Glaubenswurzeln wachsen lassen oder sie bestärkt. Da ist das Kirchengebäude in seiner Strenge und nüchternen Schönheit, von denen Papst Benedikt erst am vergangenen Sonntag sprach. Der Raum weckt Geborgenheit, ein gewisses Gefühl der Beheimatung für die, die ihn einmal erlebt haben. Dann das Jugendkreuz. Es wurde denen, die es in den Kontinenten der Erde trugen, und den Betern, die es verehrten, eine Brücke zum gekreuzigten Herrn; wie vielen Jugendlichen war es Anlass, sich wieder aufzumachen, das Bußsakrament zu empfangen. Und schließlich der Jugendtag mit seiner Wirkung auf den Lebens- und Glaubensweg so vieler Menschen; doch davon war ja schon die Rede. Am heutigen Jubiläumstag dürfen wir also festhalten, dass das Centro Internazionale Giovanile San Lorenzo für unzählbare Zeitgenossen auf dem Weg zum himmlischen Vater zur Quelle der Gnade wurde. Dafür aber gilt es zu danken. [Vom Päpstlichen Rat Cor Unum zur Verfügung gestellte deutschsprachige Fassung]
Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal! ![]() LesermeinungenUm selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen. Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder. | ![]() Mehr zuWeltjugendtag
| ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Top-15meist-gelesen
| |||
![]() | ||||||
© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz |