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Das göttliche, majestätische und stille Antlitz Christi schauen

2. Mai 2010 in Spirituelles, 1 Lesermeinung
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John Henry Kardinal Newman über die Bedeutung der Schau des Antlitzes Christi - Von Paul Badde.


Rom (www.kath.net)
Vor der Reise Benedikt XVI. zum Grabtuch Christi in Turin veröffentlichen wir hier einen Text John Henry Kardinal Newmans (1801 – 1890) über die Bedeutung der Schau des Gesichtes Christi für die umstürzende Bekehrung des heiligen Paulus. Am 19. September will der Papst Kardinal Newman höchstpersönlich in England selig sprechen. Jetzt entnehmen wir diesen Text der Vierteljahresbroschüre „Fatima ruft“ der Brüder Bernhard und Martin Müller, die auch das VATICAN-magazin herausgeben.

Saulus handelte mehr wie ein Verteidiger und Beschützer als wie ein Diener dessen, was er als die Wahrheit ansah. Er verließ sich auf seine eigenen Ansichten. Er war rechthaberisch und hartnäckig. Er suchte nicht nach dem Licht wie ein kleines Kind. Er schaute nicht aus nach einem Heiland, der kommen sollte, und so verfehlte er IHN, als er kam.

Doch wie groß war hierin seine Wandlung, als er ein Diener dessen wurde, den er verfolgt hatte! Wie er sich hervorgetan hatte durch stolzes Vertrauen auf sich selbst, auf sein Vorrecht, sein Wissen, seine Abstammung und seine Riten, so zeichnete er sich nun aus durch seine Demut. Welche Selbsterniedrigung, wenn er sagt: ‚Ich bin der geringste unter den Aposteln, nicht wert, Apostel zu heißen, weil ich die Kirche Gottes verfolgt habe. Aber durch die Gnade Gottes bin ich, was ich bin’ (1 Kor. 15,10).


Welch scharfe und bittere Erinnerung an die Vergangenheit, wenn er sagt: ‚Der ich zuvor ein Lästerer, Verfolger und Unterdrücker war. Aber ich habe Erbarmen gefunden, weil ich es unwissend tat, im Unglauben’ (1 Tim 1,13). Ach! Welch äußerste Selbstlosigkeit, welche Selbstverachtung und welcher Selbsthass, als er, der sich darin gefallen hatte, eine Hebräer von Hebräern und ein Pharisäer zu sein, es auf sich nahm, ja, sich rühmte, um Christi willen ein Apostat genannt zu werden, der verhassteste und verachtetste der Titel – es auf sich nahm, verachtet und bespien zu werden als Überläufer, Verräter, als ein falscher und treuloser, ein gefallener und verlorener Sohn seiner Kirche; eine Schande für seine Mutter und ein Fluch für seine Landsleute.

In diesem Lichte haben jene wütenden Eiferer den großen Apostel gesehen, sie, die sich durch seinen Schwur verpflichteten, nicht zu essen und zu trinken, bis sie ihn getötet hätten. Sie rechtfertigten sich vor sich selbst damit, dass er eine ‚Pest’, ein ‚Unruhestifter’ (Apg 24,5) und ein Gräuel inmitten der geheiligten Institutionen war, die Gott gegeben hatte.

Und was hat ihn letztlich in dieser großen Prüfung gestützt? Jene besondere Gnade, die ihn bekehrte, die er, und nur er, gesehen hatte – das Antlitz Christi. Jenes allerbarmende, allheilige Auge, das sich in Liebe zu Petrus wandte, als er Ihn verleugnete, und ihn dadurch zur Reue bewog, dieses Auge hat auch auf den Verfolger Paulus geschaut und in ihm eine plötzliche Bekehrung bewirkt. ‚Zuletzt von allen’, sagt er, ‚ist Er auch mir, einer Fehlgeburt, erschienen’ (1 Kor 15,8). – Ein einzige Blick in dieses göttliche, zarte, liebreiche, majestätische, stille Antlitz genügte, um ihn erst zu bekehren, dann ihn zu stützen auf seinem Weg inmitten des bitteren Hasse und Grimmes, die er in jenen entfachen sollte, die ihn bisher geliebt hatten.

Wenn aber das schon die Wirkung einer flüchtigen Schau der herrlichen Gegenwart Christi ist, was glaubt ihr, meine Brüder, wird die Wonne derer sein, denen es zuteilwerden wird, nach diesem Leben jenes Antlitz auf ewig zu schauen?

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Foto: © Paul Badde


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