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‚Die Afrikaner erkennen nach wie vor, dass sie Gott brauchen’

23. August 2005 in Weltkirche, keine Lesermeinung
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Kardinal Wilfried Fox Napier über seinen ersten Weltjugendtag, die Kirche in Afrika und den Glauben in Europa.


Köln (www.kath.net / zenit) Zum allerersten Mal ist Wilfrid Fox Kardinal Napier OFM, Erzbischof von Durban (Südafrika) und Vorsitzender der südafrikanischen Bischofskonferenz, bei einem Weltjugendtag mit dabei. Von dem Bild, das sich ihm und den rund 150 südafrikanischen Jugendlichen in den Straßen in und um Köln erschließt, ist er nach eigenen Angaben "sehr, sehr beeindruckt" – vor allem über "diese vielen jungen Leute, die eine so große Begeisterung, eine so überschäumende Freude haben". Im folgenden Interview spricht der 64-jährige Kardinal über die Situation der Kirche in seinem Land, über die Lage des Glaubens in der westlichen Welt sowie über den Kölner Weltjugendtag.

ZENIT: Wie steht es um die Kirche in Südafrika?

Kardinal Napier: In einigen Teilen des Landes ist die Kirche gewachsen, in anderen Teilen nicht so sehr. In einigen Gemeinden muss sie kämpfen, in anderen geht es ganz gut. Allgemein kann man sagen, dass die Kirche in den schwarzen Gemeinden wächst. Dort ist sie voller Leben und besitzt große Kraft. In vielen weißen, englischsprachigen Gemeinden gibt es auch Leben, aber kein so großes Wachstum, weil die Familien in diesen Gemeinden normalerweise viel kleiner sind.

ZENIT: Vielleicht deshalb, weil sie vom Westen beeinflusst werden?

Kardinal Napier: Europa und die USA haben sehr großen Einfluss, aber nicht nur auf die weißen, englischsprachigen Südafrikaner, sondern auf alle. Das zeigt sich in Kino- und Fernsehfilmen, in der Art, sich zu kleiden… All das hat enorme Auswirkungen auf die Lebensweise der Menschen in Südafrika.

ZENIT: Was sind Ihrer Meinung nach die guten Einflüsse, die aus Europa kommen?

Kardinal Napier: Ich glaube, einer der besten Einflüsse, die zurzeit aus Europa kommen, ist folgender: Zu sehen, wie unterschiedliche, früher von einander getrennte Länder, die Grenzen gehabt haben, für deren Überschreitung eine entsprechende Erlaubnis nötig war, sich zu einer Einheit hinentwickeln können – dieser Prozess, der zur Europäischen Union geführt hat. Da wird nicht mehr so sehr auf den Nationalismus beharrt wie in der Vergangenheit, und zugleich hat der Patriotismus nicht aufgehört, wertvoll zu sein. Es ist sehr gut, dass Afrika das sieht, denn in Afrika spielen Nationalismus, Stammeszugehörigkeit und ethnische Identität heute noch eine sehr wichtige Rolle. Und oft führen sie dazu, Menschen sogar in ein und demselben Land auseinanderzudividieren. Das ist oft der Grund für Konflikte. In diesem Sinne ist also eines der guten Dinge, die Europa zeigen, wie es durch viel Verhandeln und Kompromiss doch möglich werden kann, dass sehr verschiedene Länder dennoch sehr eng miteinander zusammenarbeiten können.

ZENIT: Was sind die Stärken und die Schwächen der Kirche in Afrika?

Kardinal Napier: Ich glaube, ihr Sinn für Gemeinschaft. Wenn die Menschen zusammenkommen, dann werden sie wirklich eine Gemeinschaft. Sie singen und beten gemeinsam, und dazu ist keinerlei Anstrengung nötig. Und sie arbeiten auch sehr schnell miteinander. Zu den Schwächen gehört wahrscheinlich, dass es wohl noch immer die Tendenz vorhanden ist, mehr den eigenen Vorteil und den der eigenen Familie zu suchen als das Wohl der ganzen Gemeinde. Und zwar dann, wenn es um bestimmte Leistungen und Vorteile geht, die man erhalten kann… Eine andere Stärke der afrikanischen Kirche, und das erklärt möglicherweise auch, warum der christliche Glaube sich in Afrika ausbreitet, ist, dass ganz allgemein die Afrikaner nach wie vor erkennen, dass sie Gott brauchen. Um zu leben, brauchen sie Gott, auf niemanden sonst können sie sich stützen. Und daraus folgt, dass sie dazu neigen, viel religiöser zu sein und den Blick auf Gott zu richten, damit er viele ihrer Probleme löse oder ihnen helfe, während die Menschen im Westen in solchen Fällen wohl eher dazu neigen, woanders hinzuschauen und Gott oder die Religion nicht als Lösungsweg begreifen.

ZENIT: Was raten Sie den Christen des Westens?

Kardinal Napier: Wenn sie auf ihre afrikanischen Schwestern und Brüder schauen und sehen würden, was es für einen Unterschied macht, wenn der Glaube eine zentralere Rolle im Leben spielt, wie es ja in Europa vor nicht allzu langer Zeit noch der Fall war, dann würden sie sicher viel profitieren. Die Menschen waren sich auch in Europa der Gegenwart Gottes in ihrem Leben sehr bewusst. Ich glaube, es ist erst jetzt, mit dieser modernen Globalisierung, mit dem Säkularismus und dem Relativismus dazu gekommen, dass die Leute Religion und die religiösen Werte beiseite schieben. Ich glaube, dass Afrika in diesem Sinne eine sehr kraftvolle Botschaft nach Europa bringen kann. Und zwar darüber, dass wir Gott brauchen und dass Gott für uns da ist, damit wir ihn anrufen und damit er uns hilft, wenn wir seine Hilfe benötigen.

ZENIT: Die afrikanische Kirche ist für ihre sichtbare Freude am Glauben bekannt. Sie ist es auch, die Benedikt XVI. auf diesem Weltjugendtag verbreiten will. Glauben Sie, dass der Papst in seiner Heimat in dieser Hinsicht einen Unterschied machen kann?

Kardinal Napier: Ich glaube nicht, dass er einen Unterschied machen wird, sondern dass er ihn schon längst gemacht hat, noch dazu einen enormen Unterschied. Deshalb nämlich, weil er Papst Johannes Paul II. einerseits so ähnlich ist, andererseits natürlich aber auch sehr anders. Die Ähnlichkeit der beiden zeigt sich in dieser direkten Sprache. Er spricht nicht herum, sondern sagt, was er als wahr erkannt hat. Gerade die jungen Menschen schätzen das an ihm. Vielleicht stimmen sie ihm nicht immer zu, aber ich glaube, sie schätzen die Tatsache, dass es jemanden gibt, der sagt: "Das ist die Wahrheit. Hört nicht auf diese anderen Lehren, denn sie führen euch in die Irre." Der Charakterzug, der ihn von seinem Vorgänger so verschieden macht, ist seine Schüchternheit. Er ist sehr schüchtern, er ist nicht so wie Johannes Paul II. Während dieser das Bad in der Menge inmitten junger Menschen sichtlich genossen hat, erscheint mir Benedikt XVI. eher eine schüchterne Person zu sein, die im Hintergrund bleiben möchte. Wenn man aber unter vier Augen mit ihm spricht, dann ist er ein bemerkenswert aufmerksamer Zuhörer, ein ausgezeichneter Zuhörer. Und er hört zu, um sofort zu helfen und eine Antwort auf die eigenen Fragen geben zu können.

ZENIT: Was erwarten Sie sich in diesen Tagen des Weltjugendtags?

Kardinal Napier: Ich hoffe, dass die Jugendlichen aus ganz Afrika, besonders die rund 150 Jugendlichen aus Südafrika, erfahren werden, was es heißt, Solidarität im Glauben zu leben. Das ist von sehr großem Wert und hilft ihnen sehr, das Gute und die Schönheit ihres Glaubens neu zu schätzen und auch zu erkennen, wie wertvoll er ist. Ich hoffe auch, dass alle Jugendlichen, die dann wieder in ihre Heimat zurückkehren, die tiefe Erfahrung der Wahrheitssuche durchmachen werden, denn dafür sind sie nach Köln gekommen. Wo ist der Eine, der geboren wurde, um König der Juden zu sein? Wo ist dieser Mensch, der unser Leben wertvoll machen kann? Ich glaube, wenn sie nach Hause kommen, müssen sie diese Idee unter ihresgleichen verbreiten.

Foto: (c) Kirche in Not / Ostpriesterhilfe



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