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Gut gemeint, aber nicht mehr katholisch

22. Dezember 2004 in Spirituelles, keine Lesermeinung
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Eine Replik zum Beitrag "Die Hölle" von Paul Hildenbeutel - Von Dr. Josef Spindelböck


Der in der Zeitschrift „Theologisches“ (12/2004) publizierte Beitrag von Pfarrer Paul Hildenbeutel, Bingen-Dromersheim, mit dem Titel „Die Hölle“ verlangt eine kritische Stellungnahme.Das Anliegen des Autors ist anzuerkennen, die katholische Glaubenswahrheit von der Hölle wieder zur Geltung zu bringen. Nicht selten erfolgte in den letzten Jahren und Jahrzehnten auch bei katholischen Gläubigen entweder eine direkte Leugnung dieser Wahrheit, oder aber es gab und gibt zumindest eine verschämte Unsicherheit, sich offen dazu zu bekennen. Demgegenüber erinnert der „Katechismus der Katholischen Kirche“ ganz klar daran, dass es einen „Zustand der endgültigen Selbstausschließung aus der Gemeinschaft mit Gott und den Seligen“ gibt, den man „Hölle“ nennt (KKK 1033). „Die schlimmste Pein der Hölle besteht in der ewigen Trennung von Gott, in dem allein der Mensch das Leben und das Glück finden kann, für die er erschaffen worden ist und nach denen er sich sehnt.“ (KKK 1035) Ausdrücklich heißt es im „Katechismus der Katholischen Kirche“: „Niemand wird von Gott dazu vorherbestimmt, in die Hölle zu kommen; nur eine freiwillige Abkehr von Gott (eine Todsünde), in der man bis zum Ende verharrt, führt dazu.“ Als kirchlich relevante Stellungnahmen für diese letzte Aussage werden angeführt das 2. Konzil von Orange (Conclusio, DS 397) sowie das Konzil von Trient (Dekret über die Rechtfertigung, Kan. 17, DS 1567).

Im Beitrag von Paul Hildenbeutel wird die These vertreten, es gäbe gleicherweise eine Vorherbestimmung für den Himmel wie auch eine Vorherbestimmung für die Hölle. Gott sei es also letztlich, der es verantworte, wofür sich der Mensch entscheide. So wörtlich: „Der Mensch kann nicht eigenmächtig und absolut wählen zwischen Himmel und Hölle. Er wäre völlig überfordert durch diese Entscheidung. Er kennt weder den Himmel noch die Hölle. Wie sollte er sich entscheiden? Auch kann er bei keiner seiner Entscheidungen auf Erden das volle Ausmaß an ewiger Wirkung ermessen. Daher hat der gütige Gott ihm die Entscheidung abgenommen. In seiner Vorherbestimmung hat er klar festgelegt, wer in den Himmel kommt und wer in die Hölle. Und seine Vorherbestimmung ist unabänderlich. Wir, seine Geschöpfe, sind daher in dieser so wichtigen Sache entlastet.“Himmel und Hölle werden als letztlich gleichwertige Alternativen vorgestellt. Es brauche gleichsam das Äquivalent der Hölle für die Bösen, um auch die Möglichkeit des Himmels für die Guten zu sichern. „Einerseits gibt es den Himmel, die ewige Gemeinschaft mit Gott. Muss es dann nicht zum Ausgleich die Hölle geben als ewige Ferne von Gott? Zumindest wird dadurch bewirkt, dass alle im Himmel ihre Seligkeit als ungeschuldetes Geschenk Gottes erkennen. …Himmel und Hölle sind demnach die notwendige Ergänzung füreinander. Und erst dadurch wird Gottes Schöpfung vollkommen.“

Wer zur Hölle vorherbestimmt ist, findet nach Auffassung von Hildenbeutel darin sogar seine eigene Erfüllung. „Denn auch wenn der Mensch auf ewiges Leben und ewige Erfüllung hin angelegt ist, muss diese Erfüllung doch nicht notwendig im Himmel gegeben sein“, meint Hildenbeutel. Gott „gewährt“ dem Sünder „diese Gottferne, um für das ewige Leben in der Hölle gerüstet zu sein. In der Hölle erfüllt sich das, was der Teufel und sein Anhang immer gewollt haben. Sie dürfen sich nach Herzenslust austoben. Nichts fehlt ihnen zu ihrem Glück. … Es kommt ihnen vor, als gewähre Gott ihnen nichts anderes, als was sie schon immer für sich gewollt haben.“ Der Autor meint weiter, Gott „wäre … geradezu sadistisch, wenn er den Menschen in der Hölle die Freude des Himmels dauernd vor Augen stellen würde. Nein, Gott überlässt die Hölle sich selbst, damit ihr ihre Weise der ewigen Erfüllung genügen kann.“

Vom katholischen Glaubensstandpunkt aus ergeben sich schwerwiegende Anfragen gegen eine solche Sichtweise, wie sie Hildenbeutel darstellt und vertritt. Wenn es wirklich eine Vorherbestimmung des einzelnen Menschen zur Hölle unabhängig von seinen in der freien Entscheidung gegen Gott begründeten Missverdiensten gäbe, dann würde der allgemeine Heilswille Gottes geleugnet. Gott will jedoch wirklich, „dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen“ (1 Tim 2,4). Jedem Menschen gibt er ausreichend Gnade, sodass er gerettet werden kann. Die Kirche hat die Auffassung einer positiven Vorherbestimmung von Gott zur Sünde und eine unbedingte Vorherbestimmung zur ewigen Höllenstrafe daher abgelehnt. Der häretische Prädestinatianismus wurde als Irrlehre verworfen, da damit die Universalität des göttlichen Heilswillens geleugnet wird sowie letztlich auch die Gerechtigkeit Gottes und die Freiheit des Menschen (vgl. Ludwig Ott, Grundriss der Dogmatik, Freiburg 1981, 295).Der Beitrag von Paul Hildenbeutel über die Hölle mag gut gemeint sein. Doch dem Inhalt nach widerspricht er in wesentlichen Punkten der katholischen Glaubenslehre.

DOKUMENTATION aus THEOLOGISCHES - Der Beitrag "Die Hölle" von Paul Hildenbeutel:

Natürlich kann es sich nur um eine kleine Annäherung an eingroßes Geheimnis handeln. Dennoch wäre es schön, wenndie hier vorgelegten Gedanken zum Nachdenken anregenwürden. Dabei werden zwei Voraussetzungen gemacht. Zumeinen ist Gott der Schöpfer von allem. Wir sind seineGeschöpfe. Er erschafft alles zu seiner Verherrlichung. Wirkönnen uns nicht anmaßen, ihn begreifen zu wollen, besondersdann nicht, wenn es um die Hölle geht. Wir haben auchin diesem Punkt seinen Willen zu respektieren. Zum anderendarf man vielleicht sagen, dass die Hölle nur um des Himmelswillen geschaffen wurde, damit die Himmelsbewohnerin Ewigkeit erkennen können, wie groß und unbegreiflichGottes Erbarmen sich an ihnen erwiesen hat.

Grundsätzlich gilt: Was das ewige Schicksal des Menschenbetrifft, gibt es für den Menschen keine Wahlfreiheit. DieseAussage mag zunächst überraschen. Doch es ist wirklich so.Der Mensch kann nicht eigenmächtig und absolut wählenzwischen Himmel und Hölle. Er wäre völlig überfordertdurch diese Entscheidung. Er kennt weder den Himmel nochdie Hölle. Wie sollte er sich entscheiden? Auch kann er beikeiner seiner Entscheidungen auf Erden das volle Ausmaß anewiger Wirkung ermessen. Daher hat der gütige Gott ihm dieEntscheidung abgenommen. In seiner Vorherbestimmung hater klar festgelegt, wer in den Himmel kommt und wer in dieHölle. Und seine Vorherbestimmung ist unabänderlich. Wir,seine Geschöpfe, sind daher in dieser so wichtigen Sache entlastet.

Wir wissen, Gott hat in seiner Güte an unserer Stellefür uns entschieden. Das gilt für Gläubige und Ungläubige.Diese Feststellung hat eine befreiende Wirkung und das istvon Gott so gewollt. Dass der Mensch dennoch ganz und gargefordert ist und es sich nicht einfach machen darf, ergibtsich daher, dass er eigentlich bis zu seinem Lebensende nichtgenau weiß, wozu er bestimmt ist. Selbst größte Heilige waren über sich selbst im Zweifel. Gerade die Erfahrung der unendlichen Güte Gottes, die ein Mensch in seinem Leben machen darf, lässt ihn die Tiefe seiner Sündigkeit und seinesVersagens erkennen. Er ruft dann mit dem hl. Petrus aus:Herr, geh weg von mir, denn ich bin ein Sünder. Der Menschwird sich bewusst, dass selbst die kleinste und unscheinbarsteSünde, die er in seinem Leben begangen hat, ihm eigentlichden Zutritt zum Himmel verwehrt, und er es verdient hätte, inEwigkeit in der Hölle zu sein. Denn wer dürfte, selbst wenner noch so heilig wäre, dem unendlichen und heiligen Gottnahen? Gott dürfte also zurecht alle Menschen in die Hölleschicken, ohne dass man ihm einen Vorwurf machen könnte.Wenn er dennoch Menschen die Tür zum Himmel öffnet,kann dies nur von seiner unermesslichen Güte kommen.

Die Aufgabe des Menschen ist es, in sich selbst hineinzuhörenund die eigene Bestimmung zu erahnen. Der Gläubigeerkennt seine Vorherbestimmung für den Himmel an demVerlangen, in den Himmel kommen zu wollen und daran,dass er die Hölle fürchtet. Dementsprechend muss wohl derUngläubige in sich offenbar eine wie auch immer starke oderweniger starke Abneigung gegen den Himmel haben und einVerlangen nach der Hölle. Doch bei diesem Gedanken erfasstuns ein Schauder. Wie kann Gott in einem Menschen denWeg in Richtung Hölle geradezu bahnen? Das können wiruns nicht vorstellen. Wenn Gott gütig ist zu den Menschen,dann muss er es doch für alle sein, denn schließlich sagt dochdas Psalmwort: Kein Mensch ist gerecht vor dir. Also muss erauch allen die gleiche Möglichkeit einräumen, in den Himmelkommen zu können.Wie aber verträgt sich das mit seinergöttlichen Vorherbestimmung?

Müssen wir nicht doch annehmen, dass alle Menschen diegleiche Voraussetzung haben, die gleiche Freiheit, die gleicheMöglichkeit, selbstverantwortlich über ihr Heil zu entscheiden?Dann müsste es doch völlige Wahlfreiheit geben, ohnedass dadurch die Vorherbestimmung Gottes in Frage gestelltwürde. Gott erschafft offenbar den Menschen mit freierWahlentscheidung, legt die Entscheidung des Menschennicht fest, obwohl er dem Menschen diese tiefste Entscheidungseines Lebens eigentlich schon abgenommen hat. Dasist das Geheimnis der menschlichen Freiheit. Gott bedarf desMenschen nicht, also kann er ihm die Freiheit lassen, ob ersich auf Gott einlassen will oder nicht. Gott bietet sich seinemGeschöpf an. Er schenkt ihm das Leben, aber alles Weiteredarf der Mensch entscheiden, ob er in Ewigkeit bei Gottleben möchte oder ob er sich in Ewigkeit gleichsam mit sichselbst zufrieden geben will. Heisst das, dass Gott doch demMenschen die völlige Wahlfreiheit lässt? Offensichtlich.Dennoch will natürlich Gott den Menschen mit den Bandender Liebe und Zuneigung an sich binden, ohne ihm allerdingsdie Freiheit zu nehmen. Gott naht sich jedem Menschen mitder gleichen Liebe. Der Mensch entscheidet frei für odergegen Gott. Trotzdem erfüllt sich dabei die VorherbestimmungGottes, da diese unabänderlich ist. Hier zeigt sich dieTiefe des Geheimnisses.

Kann uns an dieser Stelle die Vorstellung der Waage, desAusgleichs, der Ergänzung helfen? Wenn sich in GottGerechtigkeit und Liebe die Waage halten, muss sich diesdann nicht auch an den Menschen in alle Ewigkeit zeigen?Einerseits gibt es den Himmel, die ewige Gemeinschaft mitGott. Muss es dann nicht zum Ausgleich die Hölle geben alsewige Ferne von Gott? Zumindest wird dadurch bewirkt, dassalle im Himmel ihre Seligkeit als ungeschuldetes GeschenkGottes erkennen. Auf der anderen Seite müssen in Ewigkeitdie Höllenbewohner den Durst verspüren, der nur gestilltwerden könnte durch den ewigen Gnadenstrom Gottes underkennen zugleich, dass dieser Gnadenstrom tatsächlichungeschuldet ist und sie ihn nicht verdienen, ja aufgrund ihrerEntscheidung gegen Gott auch wirklich nicht verlangen können.Indem Gott das Geschenk der Gnade den einen Menschenschenkt und den anderen vorenthält, wird es erst alsGeschenk für beide voll erfassbar.

Nun macht man aber eine eigenartige Beobachtung.Obwohl das ewige Schicksal des Menschen feststeht, fühltsich der Mensch frei. Jedenfalls kommt es ihm so vor. Auchhier gibt es den Ausgleich der Waage und die Vorstellung derErgänzung. Zwei verschiedene Weisen der Freiheit mit dendaraus folgenden Konsequenzen entsprechen einander. Derfür den Himmel bestimmte, welcher sich persönlich gegenGott entscheidet, und der für die Hölle Bestimmte, welchersich in seinem Leben zumindest teilweise für Gott entschiedenhat, indem er durchaus auch in seinem Leben nicht nurschlecht war, sondern Gutes getan hat. Der Gläubige darf inFreiheit seine Sehnsucht nach dem Himmel bejahen. Er fühltsich trotz der Vorherbestimmung durch Gott nicht gezwungen,in den Himmel kommen zu müssen. Er kann die Sehnsuchtnach dem Himmel in sich unterdrücken, sie nichtbeachten, das Leben eines Gottlosen führen. Und manchmalnutzt er diese Möglichkeit bis zum Äußersten aus. Doch kanner in sich die Sehnsucht nach dem Himmel nicht auslöschen.

Für sich selbst aber gewinnt er auf diese Weise die Erkenntnis,dass ihm Gott die Freiheit lässt, ja oder nein zum Himmelzu sagen. Doch in seinem gütigen Erbarmen hat ja Gottdem Menschen die allerletzte und allertiefste Entscheidungabgenommen. Das weiß der Glaubende im tiefsten Grundeseines Herzens, auch wenn er sich mitunter lange sträubt, dieHimmelssehnsucht uneingeschränkt zu bejahen. Darüberhinauskommt Gott dem Menschen beständig zu Hilfe. Erschenkt dem Gläubigen immer wieder die Möglichkeit zurUmkehr. Außerdem hat er für hartnäckige Sünder, die aberfür den Himmel bestimmt sind, den Reinigungsweg durchdas Fegefeuer eingerichtet. Dort erlebt der Mensch sein großesBedauern darüber, dass er nicht stärker schon auf Erdender Stimme seiner Himmelssehnsucht gefolgt ist. Dies weckttiefe Reue in ihm und das Verlangen, bald in den Himmelkommen zu dürfen.

Hier meldet sich natürlich der gewichtige Einwand zuWort: Wenn alles vorherbestimmt ist, dann kann ich machen,was ich will. Das ist eigentlich nicht so. Denn dem steht entgegendie klare Forderung des göttlichen Gesetzes, die Weisungdes Gewissens, das Erleben von Gewissensbissen beischlechten Handlungen und vor allem die letzte Unsicherheitim Menschen, die ihn nicht mit absoluter Bestimmtheit wissenlässt, ob er tatsächlich in den Himmel kommt oder nicht.Nur Gott weiß, wen er wofür vorherbestimmt hat. Und wasdas Wichtigste ist, der für den Himmel Bestimmte aber inSünde Lebende verpasst die Chance seines irdischen Lebens,wenn er nicht seine Himmelssehnsucht ernst nimmt undentschieden umkehrt.

Erwähnt werden muss auch noch der Einwand der Frommen,die in ihrer Selbstgerechtigkeit zu sagen geneigt sind:Der da, welcher sich nicht an die Gebote gehalten hat, kommtebenso in den Himmel wie ich, das ist ungerecht! Wobei sieja damit nur ausdrücken, wie wenig ihnen der Glaube bedeutet.Meistens wird eine solche Äußerung nur getan, wenn einMensch noch nicht zur Freude des Glaubens gefunden hat.Wer den Glauben als Freude erlebt, wünscht jedem Menschendas Glück des Himmels und wenn dieser auch sein ganzes Leben ein Sünder war.Außerdem muss sich derGerechte vor Augen führen, wieviel Gewissensbisse undinnere Unruhe ihm erspart geblieben sind, da ihm die Erfüllungder Gebote eine große Zufriedenheit beschert hat und erzumindest in stärkerem Maße auf eine Belohnung im Himmelhoffen darf. All das kennt der Sünder nicht. Wie solltedaher der Sünder von den Frommen zu beneiden sein?

Der Ungläubige dagegen hat keine Sehnsucht nach demHimmel. Denn diese Sehnsucht schon ist das freie GnadengeschenkGottes. Es ist nicht einfach mit der Natur des Menschenmitgegeben. Denn auch wenn der Mensch auf ewigesLeben und ewige Erfüllung hin angelegt ist, muss dieseErfüllung doch nicht notwendig im Himmel gegeben sein!Denn grundsätzlich gilt, dass Gott nicht verpflichtet ist,jedem Menschen dieses Geschenk zu machen. Wieder ist hierdas Bild der Waage und der Ergänzung naheliegend. DemMenschen mit der Sehnsucht nach Gott stellt Gott den gewissermaßen"nackten" Menschen entgegen, der zwar einunendliches Verlangen nach Leben hat, aber nicht unbedingtdiese Erfüllung mit Gott in Verbindung bringen muss. Eswäre ja auch denkbar, dass er sich als Geschöpf in Ewigkeitselbst genügen will, wie es beim Teufel tatsächlich der Fallist. Die Sehnsucht nach ewigem Leben im Menschen muss janicht identisch sein mit der Sehnsucht nach Gottesbegegnungin der Gottesschau. Ewiges Leben, das kann ich auch nur fürmich wollen, ohne Gott. Darin erfüllt sich die Sehnsucht desGottlosen nach Freiheit. Ja, er will frei sein. Er möchte dieFreiheit haben, von Gott getrennt nur für sich leben zu könnenund das in alle Ewigkeit. Er kümmert sich schon aufErden nicht um die Gebote Gottes und sucht nur seinen eigenenVorteil. Darin erkennt er für sich das höchste Glück. Dasgibt ihm das Gefühl der gänzlichen Unabhängigkeit von Gott.Er meint sich selbst genügen zu können. In Wahrheit aber istes Gottes Vorherbestimmung, welcher er das verdankt. Dochin seinem Hochmut schreibt er es sich selbst zu. Gott lässt ihngewähren in dem Glauben, er habe eigentlich alles in sichselbst und sei auf Gott überhaupt nicht angewiesen. Eigenartigerweisezeigt der Mensch ohne Gott gerade durch sein Verhaltentatsächlich, dass Gottes Vorherbestimmung richtigwar. Denn der Gottlose hat so durch sein Verhalten die VorherbestimmungGottes in völliger Freiheit bejaht. Sie entsprichtganz seinem inneren Verlangen. Hier zeigt sich wirklichdie geniale Schöpfungstat Gottes.

Gott bietet nun auch dem Gottlosen die Möglichkeit zurUmkehr an bis zum Tag seines Todes, denn auch er soll erfahren,dass er von Gott geliebt ist. Wenn er diese Möglichkeitzur Umkehr ausschlägt, ist es dennoch nicht zu seinemNachteil, da der Gottlose sich so immer mehr in seinen Hochmuthineinsteigert und sich auf das ewige Leben der Höllevorbereitet. Gott lässt es zu. Er gewährt ihm diese Gottferne,um für das ewige Leben in der Hölle gerüstet zu sein.In der Hölle erfüllt sich das, was der Teufel und seinAnhang immer gewollt haben. Sie dürfen sich nach Herzenslustaustoben. Nichts fehlt ihnen zu ihrem Glück. Sie dürfenihre leidenschaftliche Begierde füreinander und zugleich ihreAbneigung und Verachtung gegeneinander und gegen Gott invollkommener Weise ausleben. Selbst der Schmerz, den siesich gegenseitig zufügen, stachelt nur ihr grenzenloses Verlangennach unendlicher Lust und Gier an. Dabei haben sie injedem Augenblick das Gefühl, sich völlig frei dafür entschiedenzu haben. Es kommt ihnen vor, als gewähre Gott ihnennichts anderes, als was sie schon immer für sich gewollthaben. Dass sie dabei Reue darüber empfinden, nichts odernur wenig Gutes getan zu haben in ihrem irdischen Leben,soll sie auf ewig daran erinnern, wie leichtfertig es war, dasLiebesangebot Gottes auszuschlagen. Denn hätte auch einMensch sich nur für einen Augenblick in seinem irdischenLeben mit vollem Bewusstsein gegen Gott entschieden, hätteer damit jeden Anspruch auf den Himmel verloren und hättezurecht die ewige Gottferne verdient. Zugleich kann Gott imVerhältnis zu ihnen auf ewig seine Gerechtigkeit erweisen.Somit tragen die Höllenbewohner zur Verherrlichung Gottesbei und etwas Größeres ist für Geschöpfe nicht denkbar. Aufihre Weise dienen sie dem Plane Gottes und finden darin ihreForm der ewigen Vollendung.

Es muss demnach in der Hölle auch ein Gefühl von Füllesein, nur natürlich ganz anders als im Himmel. Denn allenseinen Geschöpfen, ganz gleich wozu Gott sie vorherbestimmthat, gewährt er unendliche Fülle. Für die Hölle siehtdiese Vollendung eben so aus, wie sie tatsächlich ist.Nur die gläubigen und frommen Seelen, welche einenBlick in die Hölle tun dürfen, sind erschüttert darüber. Dochdas kommt daher, weil sie gleichsam vom Himmel aus dieHölle betrachten. Diese Blickrichtung haben die Bewohnerder Hölle nicht. Sie wissen nicht, was der Himmel ist undkönnen von daher auch gar nicht wissen, was ihnen fehlt.Hier erhebt sich ein wichtiger Einwand, der Hinweis nämlichauf den reichen Prasser und den armen Lazarus imLukasevangelium. Der Reiche darf einen Blick richten in denHimmel. Grundsätzlich ist zu sagen, dass es sich um eineErzählung handelt. Durch sie will unser Herr die für denHimmel bestimmten aber noch verstockten Sünder zurUmkehr bewegen. Denn bei den Menschen, die zur Höllevorherbestimmt sind, kann er damit nichts bewirken, wie esim Text selbst heißt. Wer nämlich nicht auf Mose und dieProfeten hört, der wird auch nicht zum Glauben kommen,wenn einer von den Toten aufersteht. Der Text selbst setzt dieewige Verstocktheit der vorherbestimmten Sünder voraus, diedurch einen unüberwindlichen Abgrund vom Himmelgetrennt sind. Außerdem wäre Gott geradezu sadistisch,wenn er den Menschen in der Hölle die Freude des Himmelsdauernd vor Augen stellen würde. Nein, Gott überlässt dieHölle sich selbst, damit ihr ihre Weise der ewigen Erfüllunggenügen kann.

Die frommen Seelen aber dürfen nur deswegen in die Hölleblicken, um durch die Schilderung des erlebten Grauens dieschuldig gewordenen Gläubigen zur Umkehr zu bewegen,damit Gott ihnen das Fegefeuer verkürzen kann. Es ist demnachnicht sinnvoll, die Hölle nur mit den Augen des Glaubendenzu betrachten und zu bewerten. Denn dann gibt es nurBedauern für die Menschen der Hölle. Doch sie sind nicht zubedauern. Sie haben, was sie für ihre Form der Ewigkeit benötigen.Gott hat es so gewollt. Es entspricht seinem Plan, den siein Freiheit bejaht haben. Durch den heilsamen Schreck desGläubigen über die Hölle wird ihm bewusst, wie unermesslichdas göttliche Erbarmen ist, das Gott ihm schenkt, indem er ihnfür den Himmel vorausbestimmt hat. Denn nichts gibt demMenschen ein Anrecht auf den Himmel. Es ist das reineGeschenk seiner Gnade. Zugleich darf der Glaubende im Blickauf die Hölle erkennen, wie ein Leben wäre, in welchem derMensch nur für sich lebte, ganz ohne Gott.Himmel und Hölle sind demnach die notwendige Ergänzungfüreinander. Und erst dadurch wird Gottes Schöpfungvollkommen. Kann das nicht auch ein Teil der frohen Botschaftsein?

www.spindelboeck.net



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