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Papst fordert Schutz des religiösen Erbes Europas

vor 11 Stunden in Weltkirche, 4 Lesermeinungen
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Audienz mit ECR-Politikern: "Ich lade Sie ein, sich an den heiligen Thomas Morus... zu erinnern, dessen Weisheit, Mut und Gewissensverteidigung eine zeitlose Inspiration sind" - Die Papstansprache in voller Länge


Vatikanstadt (kath.net/KAP/pl) Papst Leo XIV. hat zum Schutz des religiösen Erbes Europas aufgerufen. Die europäische Identität könne nur unter Bezugnahme auf ihre jüdisch-christlichen Wurzeln verstanden und gefördert werden, sagte er bei einer Audienz mit Abgeordneten der EU-Fraktion der Europäischen Konservativen und Reformer (ECR) am Mittwoch im Vatikan. Jeder profitiere von dem Beitrag, den die Mitglieder der christlichen Gemeinschaften zum Wohl der europäischen Gesellschaft geleistet hätten und weiterhin leisteten.

Er denke insbesondere an die reichen ethischen Prinzipien und Denkmuster, die das intellektuelle Erbe des christlichen Europas ausmachten, so das katholische Kirchenoberhaupt. "Diese sind unerlässlich für die Wahrung der von Gott gegebenen Rechte und der innewohnenden Würde jedes Menschen, von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod", sagte Leo XIV.

Stimme der Kirche soll Gehör finden

Von grundlegender Bedeutung seien sie zudem für die Bewältigung der Herausforderungen, die durch Armut, soziale Ausgrenzung, wirtschaftliche Not sowie durch die anhaltende Klimakrise, Gewalt und Krieg entstünden. "Sicherzustellen, dass die Stimme der Kirche, nicht zuletzt durch ihre Soziallehre, weiterhin Gehör findet, bedeutet nicht, eine vergangene Epoche wiederherzustellen", sagte der Papst. Vielmehr ginge es darum, zu gewährleisten, dass wichtige Ressourcen für die zukünftige Zusammenarbeit und Integration nicht verloren gehen.

Vor den EU-Konservativen erinnerte Leo XIV. an einige wichtige Entwicklungen der westlichen Zivilisation, "insbesondere die kulturellen Schätze ihrer imposanten Kathedralen, ihre erhabene Kunst und Musik sowie die Fortschritte in der Wissenschaft, ganz zu schweigen vom Wachstum und der Verbreitung der Universitäten". Diese Entwicklungen schafften eine innige Verbindung zwischen dem Christentum und der europäischen Geschichte - "einer Geschichte, die geschätzt und gefeiert werden sollte".


Respektvoller Umgang mit politischen Gegnern

Die Politiker selbst mahnte der Papst zu einem höflichen und respektvollen Umgang auch mit politischen Gegnern. Dies sei Kennzeichen einer zivilisierten Gesellschaft und zeuge von "unserer Ehrfurcht vor der von Gott gegebenen Würde aller Männer und Frauen".

Der EU-Fraktion der Europäischen Konservativen und Reformer (ECR) ist mit aktuell 78 Sitzen derzeit die viertgrößte der acht Fraktionen im Europäischen Parlament. Vertreten sind unter anderem die Europaabgeordneten der "Fratelli d'Italia" von Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni und der polnischen PiS-Partei an; Abgeordnete aus Österreich oder Deutschland gehören der ECR nicht an.

kath.net dokumentiert die Ansprache Seiner Heiligkeit Papst Leo XIV. an die Mitglieder der „Fraktion der Europäischen Konservativen und Reformer“ des Europäischen Parlaments in der Sala Clementina am Mittwoch, 10. Dezember 2025, in voller Länge in eigener Arbeitsübersetzung:

Guten Morgen, meine Damen und Herren, und herzlich willkommen im Vatikan.
Es freut mich, Ihre Delegation anlässlich Ihrer Teilnahme an der Konferenz der Fraktion der Europäischen Konservativen und Reformer, die derzeit hier in Rom stattfindet, begrüßen zu dürfen.

Zunächst möchte ich Ihnen für Ihre Arbeit danken, mit der Sie nicht nur denjenigen dienen, die Sie im Europäischen Parlament vertreten, sondern allen Menschen in Ihren Gemeinden. Ein hohes gesellschaftliches Amt bringt die Verantwortung mit sich, das Gemeinwohl zu fördern. Daher möchte ich Sie besonders ermutigen, die Vergessenen, die Ausgegrenzten, jene, die Jesus Christus „die Geringsten“ unter uns nannte (vgl. Lk 9,48), niemals aus den Augen zu verlieren.

Als demokratisch gewählte Amtsträger repräsentieren Sie eine Vielfalt an Standpunkten und ein breites Spektrum unterschiedlicher Meinungen. Tatsächlich ist es eine der Hauptaufgaben eines Parlaments, diese Ansichten zu äußern und zu diskutieren. Das Kennzeichen jeder Zivilgesellschaft ist jedoch, dass Differenzen mit Höflichkeit und Respekt erörtert werden. Denn die Fähigkeit, anderer Meinung zu sein, aufmerksam zuzuhören und sogar mit jenen in Dialog zu treten, die wir als Gegner betrachten, zeugt von unserem Respekt vor der gottgegebenen Würde aller Menschen. Ich lade Sie daher ein, sich an den heiligen Thomas Morus, den Schutzpatron der Politiker, zu erinnern, dessen Weisheit, Mut und Gewissensverteidigung eine zeitlose Inspiration für all jene sind, die sich für das Wohl der Gesellschaft einsetzen.

In diesem Zusammenhang wiederhole ich gern den Appell meiner Vorgänger, dass die europäische Identität nur im Zusammenhang mit ihren jüdisch-christlichen Wurzeln verstanden und gefördert werden kann. Das Ziel des Schutzes des religiösen Erbes dieses Kontinents besteht jedoch nicht allein in der Wahrung der Rechte seiner christlichen Gemeinschaften, noch geht es primär um die Bewahrung bestimmter sozialer Bräuche oder Traditionen, die sich ohnehin von Ort zu Ort und im Laufe der Geschichte unterscheiden. Es ist vor allem die Anerkennung einer Tatsache. Darüber hinaus profitiert jeder von dem Beitrag, den Mitglieder christlicher Gemeinschaften zum Wohl der europäischen Gesellschaft geleistet haben und weiterhin leisten. Es genügt, an einige wichtige Entwicklungen der westlichen Zivilisation zu erinnern, insbesondere an die Kulturschätze ihrer imposanten Kathedralen, ihre erhabene Kunst und Musik sowie ihre Fortschritte in der Wissenschaft, ganz zu schweigen vom Wachstum und der Verbreitung der Universitäten. Diese Entwicklungen schaffen eine untrennbare Verbindung zwischen dem Christentum und der europäischen Geschichte – einer Geschichte, die es zu würdigen und zu feiern gilt.

Insbesondere denke ich an die reichen ethischen Prinzipien und Denkmodelle, die das intellektuelle Erbe des christlichen Europas ausmachen. Diese sind unerlässlich für die Wahrung der gottgegebenen Rechte und der jedem Menschen innewohnenden Würde, von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod. Sie sind auch unerlässlich, um auf die Herausforderungen von Armut, sozialer Ausgrenzung und wirtschaftlicher Not sowie der Klimakrise, Gewalt und andauernden Kriegen zu reagieren. Sicherzustellen, dass die Stimme der Kirche weiterhin Gehör findet, insbesondere durch ihre Soziallehre, bedeutet nicht, eine vergangene Ära wiederherzustellen, sondern vielmehr, die grundlegenden Ressourcen für künftige Zusammenarbeit und Integration zu bewahren.

An dieser Stelle möchte ich die Bedeutung dessen bekräftigen, was Papst Benedikt XVI. als notwendigen Dialog zwischen „der Welt der Vernunft und der Welt des Glaubens – der Welt der rationalen Säkularität und der Welt des religiösen Glaubens“ bezeichnete (Treffen mit den staatlichen Behörden, Westminster Hall, London, 17. September 2010). Dieser öffentliche Dialog, in dem Politiker eine entscheidende Rolle spielen, ist unerlässlich, um die jeweilige Expertise zu respektieren und dem anderen das zu geben, was er braucht: eine gegenseitig „reinigende“ Rolle, um sicherzustellen, dass niemand Verzerrungen zum Opfer fällt (siehe ebd.). Ich bete, dass Sie Ihren Beitrag leisten, indem Sie sich aktiv an diesem wichtigen Dialog beteiligen – nicht nur zum Wohle der Menschen in Europa, sondern der gesamten Menschheit.

Mit diesen wenigen Gedanken versichere ich Ihnen mein Gebet und bitte Gott, Sie und Ihre Familien mit Weisheit, Freude und Frieden zu segnen.

Vielen Dank.

Copyright für das Material der KAP: 2025 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich
(www.kathpress.at) Alle Rechte vorbehalten
Foto aus dieser Begegnung (c) Vatican Media


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Lesermeinungen

 gebsy vor 7 Stunden 

R E S S O U R C E N

"Sicherzustellen, dass die Stimme der Kirche weiterhin Gehör findet, insbesondere durch ihre Soziallehre, bedeutet nicht, eine vergangene Ära wiederherzustellen, sondern vielmehr, die grundlegenden Ressourcen für künftige Zusammenarbeit und Integration zu bewahren."
Leider können auch Ressourcen missbraucht werden.


0
 
 PvW vor 8 Stunden 
 

Grundproblem der Negativauslese in Welt und Kirche

: versusdeum

Stimme Ihnen ad Berufspolitikergeneration absolut zu! Das Problem sitzt mE noch tiefer. Auch der Hl. Vater hat in der Kirche ein Problem, das gerade den abendländischen Westen "zersetzt": Es ist das "System", in der Welt ist das das Parteiensystem von Links bis Rechts. Parteiensysteme sind heute- mehr denn je- so strukturiert, daß mehrteilig lebensleistungsunfähige, kulturlose Arrivisten gefördert werden. Im Klerus findet man auch glaubensarme und auch kulturlose Profile, die es in der Blüte der Kirche so nicht gegeben hätte. Auch dort ist ein negativauslesendes "System" entstanden und für die Guten ist es sehr schwer. In Welt und Kirche prägt diese Negativauslese den Zeitgeist. Früher wurde der Zeitgeist vom lebendigen Glaubenswissen, Frömmigkeit, der WÜRDE und dem Erhobensein aus dem Gewöhnlichen geprägt. Das brachte auch jenen Segen den die Welt braucht. Heute gilt: Je inferiorer, desto besser.... Beten wir für den Hl. Vater um Kraft und Stärke in seinen Bemühungen!


1
 
 Versusdeum vor 9 Stunden 
 

Ehrenhaft. Aber diese Berufspolitikergeneration

versteht vermutlich nicht einmal mehr, wovon er da spricht. Im Übrigen entstanden all diese Errungenschaften entweder direkt aus dem (katholischen) Christentum oder in der einst rationalen Auseinandersetzung mit ihm. Beides hat seine Kraft verloren, die Ratio gar durch Ideologien ersetzt. Kein Wunder, dass eine Kirche die sie umgebende Gesellschaft nicht mehr zu prägen vermag, die sich zumindest in Deutschland seit Jahrzehnten mehr oder weniger dem jeweiligen Zeitgeist unterworfen und selbst ihre Liturgie dem (vermeintlichen) Zeitgeschmack angepasst hat,


3
 
 SalvatoreMio vor 9 Stunden 
 

Europa, entstanden und entwickelt aus jüdischen und christlichen Wurzeln

Der Papst erinnert klug und einleuchtend an unser europäisches Fundament und erläutert, dass wir dieses Erbe, das sich auch in Kultur (Musik, Kunst usw.), Wissenschaft und Forschung ausgestaltet hat, bewahren müssen - zum Wohl der ganzen Welt!


3
 

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