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Klartext von US-Bischof Barron nach Kritik an der Verleihung des Josef-Pieper-Preises an ihn

14. August 2025 in Weltkirche, 15 Lesermeinungen
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„Wenn diese Professoren in Münster ein Indikator für den Zustand der deutschen Wissenschaft sind, würde ich amerikanischen Studenten heute raten, sich woanders umzusehen.“


Winona-Rochester – Münster (kath.net/pl) In einem Blogbeitrag schildert der bekannte US-Medienbischof Robert Barron von Winona-Rochester seine Eindrücke von einer Europareise. Dabei geht der geschätzte Redner und Wissenschaftler nicht nur auf die vieldiskutierte Josef-Pieper-Preisverleihung an ihn ein, sondern schildert u.a. auch seine Eindrücke beim Jugendtreffen in Rom anlässlich des Heiligen Jahres.

Wegen seiner Wichtigkeit dokumentiert kath.net den Blogbeitrag von Bischof Barron „Ein europäisches Abenteuer auf den Spuren des Evangeliums“ in voller Länge in eigener Arbeitsübersetzung:

Ich bin gerade von einer außergewöhnlichen Europareise zurückgekehrt, die mich durch drei Länder, sechs Flüge und sieben Hotels führte. Es war zwar kein Urlaub, aber eine vielseitige Missionierung der Kultur. Die erste Etappe meiner Reise führte mich nach Frankreich, wo ich drei Jahre lang während meines Doktoratsstudiums gelebt hatte. Mein Ziel war es, einen Dokumentarfilm über die gotischen Kathedralen zu drehen, um eine grundlegende Frage zu beantworten: Warum erregte der Brand von Notre-Dame vor sechs Jahren so viel Aufmerksamkeit und mobilisierte so viele Menschen zum Wiederaufbau des beschädigten Gebäudes? Mein Instinkt sagte (und sagt) mir, dass viele Menschen, insbesondere im säkularisierten Westen – wenn auch nur vage – erkannten, dass mit der Zerstörung von Notre-Dame etwas von unschätzbarem spirituellem Wert für immer verloren ginge.

Und so besuchte unser Filmteam Amiens (die voluminöseste aller französischen Kathedralen), Reims (Krönungsstätte der Könige), Saint-Denis (die erste wirklich gotische Kirche und Grabstätte der französischen Monarchen), Notre-Dame (das Juwel von Paris) und schließlich Chartres (die größte und prächtigste aller Kathedralen). Was mir bei der Besichtigung dieser Gebäude immer wieder auffiel, war ihr Unterschied zu den Kirchen, die zu meiner Jugendzeit erbaut wurden. In den 1960er und 1970er Jahren war die Ästhetik der Kirchenarchitektur im Wesentlichen vom Bauhaus-Moderne geprägt: Backsteinmauern, keine Dekoration, ein Mangel an visuellen Symbolen, eine übermäßige Betonung der Gemeinde vor dem Kirchengebäude. Zur Veranschaulichung dieses letzten Punktes möchte ich auf eine Aussage in einem einflussreichen liturgischen Dokument aus den 1970er Jahren hinweisen, wonach das Gebäude selbst nur die „Haut“ einer liturgischen Handlung sei. Man kann wohl behaupten, dass die Architekten der großen gotischen Kathedralen damit nichts am Hut gehabt hätten. Für sie sollte die Kathedrale eine symbolische Darstellung des Himmels und der verklärten Erde sein, wie sie sich der Autor der Offenbarung des Johannes vorgestellt hatte. Deshalb sind sie voller Engel, Heiliger und idealisierter Naturelemente, und ihre Glasmalereien sollen den juwelenbesetzten Mauern des himmlischen Jerusalems ähneln. Wie wunderbar, dass Kirchenarchitekten mit einem eher mittelalterlichen als modernistischen Empfinden heute auf dem Vormarsch sind.


Die nächste Station meiner Reise war Münster, wo mir der Josef-Pieper-Preis verliehen werden sollte. Pieper, ein intellektueller Held von mir, war einer der bedeutendsten thomistischen Philosophen des 20. Jahrhunderts. Seine Bücher über die Tugenden, über die Philosophie des Thomas von Aquin und, vielleicht am wichtigsten, über das Verhältnis von Freizeit und Kultur hatten einen tiefgreifenden Einfluss auf viele katholische Denker meiner Generation. Daher war ich zutiefst geehrt über diese Anerkennung, die eine Verbindung zwischen meinem Werk und dem von Pieper würdigte. Die zweitägige Zeremonie war wirklich ereignisreich und umfasste fachkundige Vorträge über Piepers Denken sowie eine Diskussion auf der Bühne zwischen mir und zwei deutschen katholischen Akademikern. Nach der Preisverleihung hielt ich einen Vortrag über Piepers Konzept des philosophischen Akts und warum dieser intellektuelle Schritt heute von höchster Bedeutung ist. Eine nette Geste: Zum Abschluss der Zeremonie trat ein klassischer Pianist auf und spielte ein Medley aus Bob-Dylan-Songs für mich! Ich bin den Organisatoren der Veranstaltung und der Leitung der Pieper-Stiftung zutiefst dankbar für zwei unvergessliche Tage.

Kurz vor meiner Ankunft in Münster erhielt ich die Info, dass ich auf Demonstranten treffen würde, die mit der Verleihung des Pieper-Preises unzufrieden waren. Ihre Hauptbeschwerde galt offenbar meiner auf Einladung von Präsident Trump erfolgten Teilnahme an einer Kommission, die sich mit der Ausarbeitung einer Politik zur Religionsfreiheit in unserem Land befasst. Weil ich an diesem wichtigen Diskussionstisch eine katholische Perspektive vertrat, wurde mir vorgeworfen, den amerikanischen Imperialismus zu schüren und die Menschenrechte von Einwanderern zu missachten! Ich meine, das war doch alles Unsinn. Das intellektuelle Niveau der Demonstranten zeigte sich in den plumpen Parolen, die sie an die Wände des Saals, in dem ich sprach, und an die Fassade der Kirche sprühten. Dass sie ihre Unzufriedenheit am besten durch einen Akt der Schändung zum Ausdruck bringen konnten, zeigt ihre Korruption. Doch ich muss sagen, die Einwände einiger Mitglieder der theologischen Fakultät der Universität Münster waren kaum besser. Auch sie warfen mir Trumpismus vor und natürlich mangelnde „Inklusivität“, obwohl ihre Briefe keinerlei Auseinandersetzung mit meiner Arbeit verrieten. Und ich habe dreißig Bücher veröffentlicht, über hundert Artikel und Tausende von Videos. Als ich ein junger Mann war, suchten amerikanische Theologiestudenten eifrig bei deutschen Akademikern nach Inspiration. Wenn diese Professoren in Münster ein Indikator für den Zustand der deutschen Wissenschaft sind, würde ich amerikanischen Studenten heute raten, sich woanders umzusehen.

Von Münster aus machte ich mich auf den Weg nach Rom zum Jubiläum der Jugend. An meinem ersten Tag in Rom konzelebrierte ich eine Messe für „katholische Influencer“, an deren Ende Papst Leo überraschend erschien, was alle Anwesenden begeisterte. Kurz nach der Messe hatte ich die Gelegenheit, ihn zu treffen und ihm die Hand zu schütteln. Ich gebe zu, es war surreal, mir vorzustellen, dass der Nachfolger Petri ein Chicagoer ist, der etwa zwanzig Minuten von meinem Wohnort entfernt aufgewachsen ist. In dieser Nacht zelebrierte Erzbischof Fisichella unter einem wunderschönen römischen Himmel die Messe für über hunderttausend Pilger, und ich konzelebrierte auch bei dieser Messe. Anschließend erschien der Papst erneut überraschend und fuhr im Papamobil durch die riesige Menschenmenge, begleitet vom Jubel der Jugendlichen.

Am nächsten Morgen hatte ich die Ehre, vor etwa fünfhundert jungen Menschen aus meiner Heimat Irland zu sprechen. Obwohl ihr Land von einem extremen Säkularismus und Antiklerikalismus geprägt ist, zeigten diese jungen Söhne und Töchter Irlands keine Feigheit. Ich ermutigte sie, nach Irland zurückzukehren, inspiriert vom Heiligen Patrick, dem es vor vielen Jahrhunderten gelang, ein völlig heidnisches Land zum Glauben zu bekehren. Schließlich sprach ich am Abend zu rund viertausend jungen Amerikanern, die sich in der gewaltigen Basilika Sankt Paul vor den Mauern versammelt hatten. Nur etwa zwanzig Meter vom Grab des Heiligen Paulus entfernt, animierte ich die Menge zu einer kleinen Fantasieübung. Ich forderte sie auf, an den Ruhm und die Macht des antiken Roms zu denken, jener Zivilisation, die einst die Welt beherrschte und deren Herrscher sowohl Petrus als auch Paulus hinrichten ließen. Dann fragte ich sie: „Aber wo ist Neros Nachfolger? Wo ist das mächtige Römische Reich?“ Die Antworten kamen schnell: „Nirgendwo und zu Staub zerfallen.“ „Aber wo“, fuhr ich fort, „ist der Nachfolger Petri?“ Die Antwort: „Wir haben ihn alle gestern Abend auf dem Petersplatz gesehen!“ Ich sagte dieser Armee junger Katholiken, dass Kritiker und Feinde des Christentums seit Jahrhunderten unseren Untergang vorhersagen. Aber wir stehen noch – während sie vom Winde verweht sind.

Imposante gotische Kathedralen, ein schillernder intellektueller Dialog über den Glauben, eine Armee junger Soldaten Christi – alles Zeichen dafür, dass der gekreuzigte und auferstandene Jesus unsere Kultur noch immer auf wunderbare Weise heimsucht.

Siehe dazu auch den kath.net-Artikel: Prof. Riccardo Wagner: „Ohne Bischof Barron wäre ich wahrscheinlich kein Christ und ganz sicher kein Katholik“ – Wagners Eindrücke bei Verleihung des Josef-Pieper-Preises an US-Bischof in Münster – Vandalismus an der gotischen Kirche! (Link)

Bischof Barron postet auf X das Foto, wie er nach der Messe für „katholische Influencer“ dem überraschend vorbeischauenden Papst Leo begegnet:


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