Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Papst: Ehe unauflöslich, doch bei Annullierung barmherzig sein
  2. Glaube ohne Feuer: Wie die Kirche Angst vor der eigenen Botschaft bekommt
  3. Drei Liturgieverständnisse im Spiegel der neueren Kirchengeschichte
  4. Papst Leo XIV. empfängt deutsche Theologin und Bätzing-Marx-Kritikerin Katharina Westerhorstmann
  5. Papstprediger: KI zeigt „gewisses Etwas auf, das nur wir tun können“
  6. "Die Katholische Kirche schwimmt mit dem Zeitgeist, sie ist parteipolitisch nach links gekippt!"
  7. Nicht nur Kardinäle an der Spitze: Papst ändert Vatikanverfassung
  8. Verherrlichung eines tragischen Todes – zum assistierten Suizid von Alice und Ellen Kessler
  9. „Welt“-Kolumnist Gideon Böss: Der Westen „muss wieder christlich werden“
  10. Cantare amantis est. Der Chor: Ikone der Kirche. Die Freilegung des Glaubensgeheimnisses im Gesang
  11. Anmeldeformular für Volksschule mit sechs Möglichkeiten bei Angabe des Geschlechts
  12. Der neue Erzbischof von Wien und der Islam
  13. Britische Gesundheitsbehörde gibt Zahlen zu Covid-Impfung und Übersterblichkeit nicht bekannt
  14. Mutig: Fürst Albert II. verweigert für Monaco die Ausweitung der legalisierten Abtreibung
  15. R.I.P. Martin Lohmann

IMABE-Studie: Was macht Abtreibung mit der Psyche?

27. Jänner 2023 in Prolife, 12 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Wissenschaftler wollen die Debatte um psychische Folgen nach Abtreibung auf eine sachliche Ebene heben


Wien (kath.net/IMABE) In der Forschung gilt das Thema als besonders kontrovers: Kann eine Abtreibung die seelische Gesundheit von ungewollt Schwangeren schützen? Oder gibt es einen Zusammenhang zwischen Abtreibung und psychischen Folgeproblemen bei Frauen? Dazu nimmt eine Studie des Wiener Instituts für Medizinische Anthropologie und Bioethik (IMABE) Stellung. Sie erscheint im Frühjahr 2023.

Im Rahmen eines 12-monatigen Forschungsprojektes analysierte ein interdisziplinäres Wissenschaftsteam relevante Übersichtsarbeiten und Einzelstudien, die zwischen 2008 und 2018 erschienen sind und sich mit Schwangerschaftsabbruch und psychischen Gesundheitsfolgen befassen. „Die Studienlage stellt sich als uneinheitlich dar“, erklärt IMABE-Direktorin und Co-Autorin Susanne Kummer. Während einige Studien keine negativen Folgen für die psychische Gesundheit für Frauen nach einer Abtreibung feststellen, ermittelten andere Studien im Gegensatz dazu erhöhte Risiken für psychische Gesundheitsprobleme nach einem Schwangerschaftsabbruch.
Methodische Mängel und fehlende Vergleichsgruppen beeinträchtigen die Aussagekraft

„Dies ist auf verschiedene Faktoren zurückzuführen“, erklärt der Pharmakologe und Internist Johannes Bonelli. Methodische Mängel und eine intransparente Auswahl von Daten lassen die Aussagekraft von Studien sinken.

Die Autoren analysierten 13 international häufig zitierte Arbeiten mit Blick auf das Studiendesign, adäquate Vergleichsgruppen, Beobachtungszeitraum, Aussagekraft aufgrund der Zahl der Studienteilnehmerinnen, Berücksichtigung von sogenannte Störfaktoren, Stichprobenverzerrung sowie die moralische Grundeinstellung der jeweiligen Studienautoren oder Fachgesellschaften zum Schwangerschaftsabbruch.

Überraschende Einigkeit bei Pro-Choice und Pro-Life-Studien zu finden


Laut Kummer wolle man mit dieser „umfassenden Analyse relevanter Studien" dazu beitragen, "die Debatte um die psychischen Folgen nach Abtreibung auf eine sachliche Ebene zu heben“. Dabei werden Stärken und Schwächen der einzelnen Publikationen aufgezeigt. „Überraschend war für uns aber die Einigkeit in etlichen Punkten bei Studien unabhängig davon, ob sie dem Pro-Choice oder Pro-Life-Umfeld zuzuordnen waren", so die Ethikerin.

Ein Kausalzusammenhang für positive oder negative Folgen ist prinzipiell nicht nachweisbar

Als übereinstimmende Erkenntnis fällt auf, dass es keine wissenschaftlich valide Methode gibt, um einen direkten kausalen Zusammenhang zwischen einer Abtreibung und späteren psychische Folgen sicher auszuschließen oder nachzuweisen. „Wir haben da ein methodisches Problem: Man müsste, so wie etwa bei einer Medikamentenprüfung, eine Gruppe von Frauen mit völlig gleichen Voraussetzungen und nach dem Zufallsprinzip entweder einer ‚Abtreibungsgruppe‘ oder einer ‚Geburtsgruppe‘ nach ungeplanter/ungewollter Schwangerschaft zuweisen, ohne dass die Frau oder der Arzt wissen, wer welcher Gruppe zugeordnet wurde. Das Design dieser randomisiert kontrollierten Doppelblindstudie ist in diesem Fall völlig unbrauchbar und auch aus ethischen Gründen abzulehnen“, erklärt Ethikerin Kummer.

Darüber hinaus würden unseriöse Behauptungen vor allem dann entstehen, wenn der Unterschied von Kausalität (Ursache) und Korrelation (Assoziation) nicht genügend beachtet wird.

Eine Abtreibung geht mit einem erhöhten Risiko für psychische Probleme einher

Einig ist sich ein erheblicher Teil der methodisch gut gemachten internationalen Studien darin, dass ein Schwangerschaftsabbruch mit einem erhöhten Risiko für psychische Gesundheitsprobleme verknüpft ist oder bereits bestehende psychische Probleme verstärkt. Uneinig ist man sich in der Frage der Begründung, warum dies so ist.

So ist eine Abtreibung statistisch gesehen mit einem erhöhten Risiko für Suizide und Suizidversuche, Sucht, Alkohol- und Drogenmissbrauch, Depression und Angstzustände verbunden. Mehrfach-Abtreibungen und bereits bestehende psychische Vorerkrankungen erhöhen die Risiken statistisch signifikant. Der Begriff „Post-Abortion-Syndrom“ sei, so Co-Autor Bonelli, nicht korrekt, da es kein einheitliches Syndrom als Krankheitsbild nach Abtreibung gibt. „Nach einer Abtreibung kann man zwar in einer Reihe von Studien eine Vielzahl von verschiedenen Einzelsymptomen feststellen, die aber nicht im Sinne eines Syndroms als einheitliche Gruppe miteinander auftreten, sondern vielfältig variieren“, erklärt Bonelli. Von Symptomen einer "Posttraumatischen Belastungsstörung“ (PTBS) nach Abtreibung zusprechen sei hingegen korrekt.

Insgesamt fordern zahlreiche Studienautoren beider „Lager“, dass es einen qualitativ hochwertigen Forschungsansatz brauche, um Risiken besser abschätzen und Therapien besser begründen zu können.

Eine Indikation zur Abtreibung zum Erhalt der „seelischen Gesundheit der Frau“ entbehrt jeder Evidenz

Die IMABE-Studie ergibt zudem, dass die Hypothese, wonach eine Abtreibung einen positiven Effekt auf die Psyche der Frau habe, durch keine wissenschaftlichen Beweise gestützt wird. Eine Abtreibung hat auch keine therapeutische Wirkung bei der Verringerung der psychischen Risiken im Vergleich zu Frauen, die ein Kind nach unerwünschter oder ungeplanter Schwangerschaft zur Welt bringen.

Die Beendigung einer unerwünschten Schwangerschaft durch Abtreibung reduziere nicht das Risiko für psychische Probleme, sondern erhöhe es. Diese Ergebnisse haben nicht nur eine medizinethische, sondern auch eine politische Dimension: So ist in vielen Ländern ein Schwangerschaftsabbruch mit der Begründung straffrei, dass damit ein „schwerer Schaden für die seelische Gesundheit der Schwangeren“ abgewendet werden könne. Auch in Österreich und Deutschland besteht diese Indikation seit nunmehr fast 50 Jahren. Dieser postulierte „therapeutische Benefit“ sei jedoch wissenschaftlich nicht nachweisbar.

Frauen haben ein Recht auf Aufklärung über Alternativen und mögliche psychische Folgen

Ein medizinischer Eingriff müsse immer sowohl nach seinem Nutzen als auch nach seinem Schaden bewertet werden. Der Schwangerschaftsabbruch werde „als Quasi-Therapie angeboten, um Frauen angeblich vor seelischen oder psychischen Belastungen zu bewahren“. „Wenn eine Abtreibung nachweislich keinen positiven Effekt auf die Psyche der Frau hat und somit keinen Schutzfaktor für die psychische Gesundheit bietet – worin sich seriöse Studien einig sind – fehlt die wissenschaftliche Basis für dieses rechtliche Konstrukt“, resümieren die Wissenschaftler.

In praktischer Konsequenz schlussfolgern die Forscher, dass betroffene Frauen im Schwangerschaftskonflikt über alternative Angebote (z.B. Adoption) und Hilfen beraten werden sollten, die ihnen ermöglichen, ihr Kind zur Welt zu bringen. Frauen mit psychischen Vorerkrankungen oder bereits mehreren Abtreibungen in der Vorgeschichte stellen eine besondere Risikogruppe dar, die wahrgenommen werden müsse. Jeder Frau habe zudem das Recht, von ihrem Arzt über die möglichen psychischen Folgen einer Abtreibung informiert und aufgeklärt zu werden.


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu







Top-15

meist-gelesen

  1. R.I.P. Martin Lohmann
  2. Warteschlangen vor den Kinos: Der Film „Sacré Coeur“ bricht in Frankreich Zuschauerrekorde!
  3. Drei Liturgieverständnisse im Spiegel der neueren Kirchengeschichte
  4. Papst Leo XIV. empfängt deutsche Theologin und Bätzing-Marx-Kritikerin Katharina Westerhorstmann
  5. Verherrlichung eines tragischen Todes – zum assistierten Suizid von Alice und Ellen Kessler
  6. "Die Katholische Kirche schwimmt mit dem Zeitgeist, sie ist parteipolitisch nach links gekippt!"
  7. "Jedes Land hat das Recht zu bestimmen, wer, wie und wann Menschen einreisen dürfen"
  8. Glaube ohne Feuer: Wie die Kirche Angst vor der eigenen Botschaft bekommt
  9. Der neue Erzbischof von Wien und der Islam
  10. „Welt“-Kolumnist Gideon Böss: Der Westen „muss wieder christlich werden“
  11. Papst: Ehe unauflöslich, doch bei Annullierung barmherzig sein
  12. Traurige Änderung beim Gelöbnis der neuen Rekruten der Bundeswehr
  13. Nicht nur Kardinäle an der Spitze: Papst ändert Vatikanverfassung
  14. Anmeldeformular für Volksschule mit sechs Möglichkeiten bei Angabe des Geschlechts
  15. Bischof Varden: „Ich denke, wir dürfen sagen, dass bei uns die Säkularisierung jetzt zu Ende ist“

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz