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Fragen an das Konklave von 2013

17. Jänner 2023 in Kommentar, 16 Lesermeinungen
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Otti's Optik: War Joseph Ratzinger der "größere Revolutionär"? - Ein Kommentar von Franz Norbert Otterbeck


Köln (kath.net)

Das Sensationsbuch von Georg Gänswein ist noch nicht auf Deutsch erschienen. Zu wünschen wäre ihm der Titel: "Mitarbeiter der Wahrheit", im Plural gemeint. "Nichts als die Wahrheit" verkündete nämlich reißerisch schon Dieter Bohlen. Der italienische Bestseller ist für mich momentan nicht erreichbar. Für eine wohlwollende Rezension ist es also noch zu früh. Aber einige Fragmente machen schon die Runde: Benedikt XVI. sei überrascht gewesen, als er hörte, Kardinal Bergoglio sei zum Nachfolger bestimmt worden. Das habe ich damals nicht so sehen wollen. Wie die meisten "setzte" auch ich auf Kardinal Angelo Scola, Venezia / Milano. So selbstsicher, dass ich zu einer Mitfahrerin in der Kölner Straßenbahn am 13. III. '13 sagte: Wenn jetzt schon die Glocken läuten, dann kann es nur der Kardinal von Mailand sein! Man muss heute zugeben, dass Papa Francesco im Vergleich die "stärkere Figur" ist, mit allen Licht- und Schattenseiten. Meine damalige erste Reaktion war: Was? Der? Denn irgendwo hatte ich schon gelesen, dass der Kardinal von Buenos Aires schon 2005 zum Gegenkandidaten für Joseph Ratzinger aufgebaut worden war. Wenn auch wahrscheinlich nur als Zählkandidat, um dann einen Kompromiss zu finden. Manchmal werden solche Ränkespiele vom Heiligen Geist durchkreuzt, wie auch bei der Wahl des hl. Pius X. 1903. Aber anscheinend nicht immer. Warum?

Das Wörtchen "überrascht" (oben) enthält vielleicht schon eine erste Ahnung, da könnte Gefahr drohen. Vielleicht auch einen Anflug von Reue des frischgebackenen Emeritus. Vielleicht hatte er nicht bedacht, dass Kardinal Kasper noch im Konklave sitzt, denn der war erst in der Sedisvakanz 80 geworden, also noch papstwahlberechtigt. Spekulationen. Mir war der Gedanke päpstlicher Kontinuität damals so selbstverständlich, dass ich noch rund drei Jahre benötigte, bis etwa Pfingsten 2016 (in Rom), bis ich begriff: Das ist ein Bruch. Nicht nur ein "Betriebsunfall", wie der Kardinal von Lima 2013 schon sagte, als ich noch ganz an das gemeinsame franziskanisch-benedettinische Programm glaubte: die "Entweltlichung" der Kirche. Kardinal Pell hat jetzt kurz vor seinem Tod ganz andere Sorgen formuliert. Mag sein, dass der deutsche "Synodale Weg" den Glauben ganz akkurat abschafft, während die Synodalismus-Synode ihn weltweit in Geschwätz auflöst? Wie tief reicht der Bruch von 2013? Noch nicht sehr tief. Joseph Ratzinger war weit moderner als ein Teil seiner Freunde. Aber er gab den Anschluss an die lebendige Tradition nicht preis. J.M. Bergoglio ist auch viel "konservativer" als es ein Teil seiner Feinde sieht. Er stürzt kein Dogma um. Er predigt erbaulich. Er lebt mit Jesus, Maria und Joseph im täglichen Gebet. Seine Frömmigkeit ist archaisch, sein Verständnis des Evangeliums radikal. Einige seiner Unterstützer im Konklave 2013 sahen in ihm vielleicht einen Re-Italianisierer durch die Hintertür, nach 35 Jahren polnischer-deutscher "Fremdherrschaft". Aber er hat doch eine ganze Menge typisch lateinamerikanischen Kladderadaatsch in "Santa Marta" eingeschleppt und jede Menge politische "Bonmots" von geringer Tiefenschärfe produziert, die wohl in seiner peronistisch angehauchten Jugendzeit wurzeln.


Was genau im Konklave 2013 geschah, das wird auch S. Exz. Gänswein nicht offenbaren können. Aber eine dringende Mahnung für das nächste Konklave wird man dem Wahlergebnis schon entnehmen dürfen: Die Herren Kardinäle dürfen keinen ihnen und der Welt nahezu unbekannten Mann wählen, ganz gleich welcher "Partei" ihn die Propaganda oder Flüsterpropaganda zuweist. Das Konklave muss bestmöglich wieder zu einem geistlichen Akt der Einkehr und der gewissenhaften Befragung werden: Auf welchen Kandidaten deutet Gottes Wille hin und nicht der meine? Wir einfachen, frommen Katholiken setzen uns mit der Frage auseinander: Das Konklave hat auch in diesem Falle 2013 anscheinend der Welt den stärksten Kandidaten als neuen Papst präsentiert. Okay soweit. Aber was sollen uns die "Bildstörungen" und "Tonstörungen" in höherem Auftrag vermitteln? Was soll das? Das nächste Konklave wird etwas Licht ins Dunkel bringen. Wird ein "Franz II." gewählt, dann wird es für viele Katholiken schwer, speziell im ehemaligen Abendland. Wird ein Benedikt XVII. gewählt, dann muss wohl die Opposition, die sich aus geschichtsideologischen Prämissen zur Herrschaft berufen sieht, also feurig "nach links" drängt wie das Logo des Synodalen Suizids, hinzulernen, dass nicht der Papst ihr zu gehorchen hat, sondern sie dem Papst, will sie noch katholisch bleiben. Auch wir gemäßigt konservativen Katholiken nehmen uns inzwischen eigene Urteile zu Kirche und Papst heraus. Insofern gilt: Von Lefebvre lernen heißt "siegen" lernen, mehr als von Hans Küng lernen, wie es deutsche Bischöfe vorturnen, bekanntlich ohne Erfolg. Aber wir halten doch an der Grundstruktur fest, wenn wir insistieren: Die neuen Methoden in Katechese und Verkündigung müssen letztlich wieder zu den exakten Begriffen zurückführen. Lebendige Tradition muss an die bewährte Tradition anschließen, nicht etwa nur einen Erfahrungsraum eröffnen. Deshalb hieß das jüngste Konzil ein Pastoralkonzil, weil es das Alte erneuern wollte, um alte Neuerer abzuwehren, aber ohne neue Definitionen.

Hier ist nicht der Raum, um zu erörtern, ob der Emeritus im Ruhestand tatsächlich in jeder Hinsicht exemplarisch vorgelebt hat, wie sich ein emeritierter Papst zu verhalten hat. Vielleicht genügt auch ein weißer Pileolus zur schwarzen Soutane. Er wollte diese "neue Figur" in die Zukunft der Kirchengeschichte einführen. Revolutionär. Aber zugleich zeigen, dass ein Nachfolger Petri nie ins Privatleben zurückkehren kann, also der Ruhestand für ihn stets stückweise Martyrium bleibt. Er eröffnet den Nachfolgern damit Möglichkeiten, schreckt aber auch davon ab, sie zur Regel zu machen. Wollte Papst Franziskus ihn auch in diesem Punkt widerlegen, so müsste er jetzt - subito - zurücktreten, um in Buenos Aires im Jesuitenzivil durch die Kneipen zu streifen. Ob das wohl möglich sein würde? Wohl kaum. In punkto Liturgie konnte der Papst seinen Vorgänger nicht widerlegen, sondern auch nur Chaos erzeugen. Der breite Ungehorsam gegenüber der sinnlosen Gesetzgebung zur "alten Messe" von 2021 legt eher die Vermutung nahe, dass die ältere Übung der römischen Liturgie in umso breiterer Front zurückkehrt, je alberner der real existierende 'novus ordo' zerfleddert und entleert "gefeiert" wird, jedenfalls in unseren Breiten. Immer ist der Papst nur ein Faktor in der Weggemeinschaft der Kirche, wenn auch der zentrale. Der Jurisdiktionsprimat ist unverkürzt beizubehalten, damit das Papsttum auf Erden überhaupt etwas bezwecken kann, übrigens stets gegen Widerstände streitend, nie Kadavergehorsam erzielend. An den Primat glaube ich, auch wenn ich keine Enzyklika des griesgrämig regierenden und seinen Vorgänger so beerdigenden Papstes mit Freude gelesen habe.

Eine Botschaft scheint mir aber das "Doppelpontifikat" B/F eindeutig zu überleben: Es darf kein Konklave mehr mit einer Panikentscheidung geben. Ausloten, beten, allmählich entscheiden. Das scheint mir für die Zukunft der Weltkirche unabdingbar zu sein. Papabile ist dann auch mancher, dem es die BILD nicht zutraut.


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