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„Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. lebte die Herzensreinheit der Bergpredigt vor“

2. Jänner 2023 in Kommentar, 5 Lesermeinungen
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„Schon der junge Wissenschaftler hatte jene grausame Mixtur aus invidia clericalis und akademischem Intrigantentum kennengelernt, mit der jetzt auch der Kölner Kardinal Woelki konfrontiert ist.“ Nachruf auf Papst Benedikt XVI. von Bernhard Mihm


Frankfurt a.M.-Vatikan (kath.net) Die Eckdaten des Erdenlebens des emeritierten Papstes Benedikt XVI. sind Deutung eines großen Lebens, jeglichen Menschenlebens aber ebenso. An einem Karsamstag, Ostern im Blick, wurde Joseph Ratzinger geboren. An einem Silvestertag, da man mit dem Ende eines Jahres die Begrenztheit irdischen Lebens zu bedenken hat, schloß Benedikt XVI. die Augen. Wir sind geboren um aufzuerstehen, aber müssen vorerst sterben. Von Gott zu Großen erschaffen, aber auch Erben der Sünde und durch diesen Nachlass belastet, das ist der Mensch. Von Gott zu Großem berufen, das war der Verewigte, dessen wir gegenwärtig besonders gedenken: ein Gigant des Denkens, ein Esra in unserer Zeit, eine anima candida.

Gigant des Denkens

Beim Nachdenken, wer wohl der bedeutendste Denker sei, den Deutschland heutzutage der Welt geschenkt habe, wird Freund wie Feind immer der Name Ratzinger einfallen, schlechthin einfallen müssen.

Ich fühle mich nicht berufen, den Theologen Ratzinger fachlich zu würdigen. Aber als interessierter Laie auf diesem Feld verweise ich gern auf zwei Themen seines Lehrens: die Eschatologie und die jüdische Wurzel des christlichen Kirchenbaumes (Röm 11, 16 ff). Was die Eschatologie angeht, von der ein Lehrbuch und eine Enzyklika handeln, hat man Ratzinger gutgeschrieben, im neuzeitlichen Disput über Tod und Auferstehung „die Seele gerettet“ zu haben,. Und was das Judentum angeht, greife ich gern zur großen Trilogie „Jesus von Nazareth“, in der der päpstliche Autor immer wieder den Blick darauf weitet, ohne sich je anzubiedern und die Vollendung der Wahrheit in Christus infrage zu stellen.

Als deutscher Politiker verweise ich schließlich auf Benedikts Rede vor dem Deutschen Bundestag am 22. September 2011. Ich halte sie für die größte Stunde unseres Parlamentes seit dessen erstem Zusammentritt im Jahr 1949. Denn hier wurde der Grund politischen Lebens offengelegt und fundamental gedeutet. Diese Deutung erfolgte nach jener klassischen katholischen Naturrechtslehre, von der man hierzulande auch im kirchlichen Publikations- und Bildungsbetrieb kaum noch etwas oder gar nichts mehr hört. Diese Rede reihte sich ein in eine Überfülle kluger und gelehrter Darlegungen zu Fragen der Zeit, die wir dem einst gefragten Autor und Vortragsredner verdanken. Und jener Ratzinger, den man auch „Mozart der Theologie“ nannte, tat das mit einer wohl auch seiner Musikalität verpflichteten Sprachgewalt, die eigentlich so gar nicht „gewaltig“ war, sondern in ihrer Sachbezogenheit klar und lesbar. Es ist schieres Versäumnis deutscher Preisjurys, Joseph Ratzinger nie für seine Sprache ausgezeichnet zu haben.


Esra in unserer Zeit

Nach der Heimkehr der nach Babylon verschleppten Juden begann man alsbald mit dem Neubau des Tempels in Jerusalem und nahm den Tempelkult wieder auf. Aber es bedurfte insgesamt der Neuordnung nach den Weisungen des Mose. Nem 8 f. schildert, wie der Priester Esra vor dem versammelten Volk die alten Bücher aufschlug, daraus vorlas und lehrte. Nichts Geringeres als dieses biblisch bezeugte Ereignis kam mir in den Sinn, als Papst Benedikt XVI. durch sein Motu proprio „Summorum pontificum“ die „Messe aller Zeiten“ wieder zweifelsfrei ins Recht setzte. Diese Entscheidung ist wohl ein Höhepunkt eines Pontifikates, in dem die Klärung von Missverständnissen und Missdeutungen des II. Vatikanischen Konzils ein großes Thema war. Bereits der Theologieprofessor und der Präfekt der Glaubenskongregation Joseph Ratzinger hatte sich das zur notvoll erkannten Aufgabe gemacht. Ich denke da an seine Bamberger Katholikentagsrede vom 14. Juli 1966 und seine Ansprache vor den chilenischen Bischöfen nicht lange vor seiner Papstwahl. In Bamberg war man noch überrascht von dem eilfertig ins Lager der kirchlichen Umstürzler gerechneten „theologischen Jungstar“, die Rede vor den Chilenen brandmarkte man als Selbstzeugnis eines „Panzerkardinals“. Und doch tat Ratzinger da und vielerorts sonst nur, was das Alte Testament von Esra rühmt: In Treue zum „ein für allemal überlieferten Glauben“ (Jud 3) religiöse – in unserem Fall kirchliche – Verwilderung zu zivilisieren. Leider konnte er nicht erleben, was nach dem Bericht von Nem 9 beim alten Volk Gottes geschah: Bußfertigkeit der für die Verwilderung verantwortlichen Väter: „Herr, unsere Väter befolgten deine Weisung nicht; sie missachteten deine Gebote und deine Bundeszeugnisse, die du für sie aufgerichtet hast. Sie lebten in ihrem eigenen Königreich, in der Fülle des Reichtums, den du ihnen gewährt hast…“ Und der Esra in unserer Zeit fand taube Ohren, als er 2011 im Freiburger Konzerthaus jene Bußfertigkeit anmahnte. Stattdessen nach eigenem Bekunden „sprungbereite Feindseligkeit“, ein Tatbestand, der unserem Land nur zu Unehre und Scham gereicht und auf eine „anima candida“ traf, von der jetzt die Rede sein soll.

Anima candida

„Selig die rein sind im Herzen“, lesen wir in der Bergpredigt (Mt 5,8). Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. lebte diese Herzensreinheit vor. Jesus pries selig, wer sich diese Herzensreinheit aneignete und bewahrte. Die Welt freilich pflegt diese seligmachende Haltung auszunutzen und schmählig zu entgelten. Der Verstorbene hat das immer wieder ausgekostet. Schon dem Regensburger Professor sagte man nach, er erkenne seine Feinde nicht. Der junge Wissenschaftler hatte in München, der Lehrstuhlinhaber in Bonn und in Münster jene grausame Mixtur aus invidia clericalis und akademischem Intrigantentum kennengelernt, mit der jetzt auch der Kölner Kardinal Woelki konfrontiert ist. Ratzinger hatte nicht zurückgeschlagen – auch nicht mit solcher Gegenwehr, die ihm rechtlich und moralisch erlaubt gewesen wäre. Und was er in Treue zu Papsttum, Kirche und Glauben in Rom Großes leistete, trug ihm im eigenen Vaterland nur Missbilligung und Feindseligkeit ein: „der Panzerkardinal“. Wie er als Bischof und Papst menschliche Unzulänglichkeiten ertrug oder um einer weiteren Chance für den Betroffenen väterlich verzieh oder manchmal mit seinen reinen Augen gar nicht wahrzunehmen vermochte, brachte ihm Ärger, Verdächtigungen und üble Nachrede ein. Voller Ingrimm, zu dem Benedikt gar nicht fähig gewesen wäre, erlebte ich es als Parteifreund dieser Kanzlerin, wie Angela Merkel den Papst in aller Öffentlichkeit und vor Augen und Ohren eines zentralasiatischen heidnischen Machthabers wegen vermeintlicher Duldung von Antisemitismus rüffeln zu sollen meinte.

Das alles war und bleibt nicht schön, aber es steht unter den Seligpreisungen des Herrn!

Sie ist die große Überschrift über dem Grab jenes Toten, dessen sterbliche Überreste in den Grotten von Sankt Peter dort ruhen werden, wo bis zu Ihrer Erhebung zur Ehre der Altäre die Reliquien seines von ihm geliebten und verehrten Vorgängers beigesetzt waren.

Bernhard Mihm ist Kuratoriumsmitglied des „Forums deutscher Katholiken“. Der langjährige Kommunalpolitiker war vor seinem Umzug nach Paderborn u.a. Fraktionsvorsitzender der CDU und Stadtverordnetenvorsteher im Frankfurter Stadtparlament gewesen.


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Lesermeinungen

 Hängematte 2. Jänner 2023 
 

Invidia clericalis, auf deutsch geistlicher Neid,

ist die furchtbarste Geißel unter Priestern oder/und Bischöfen - eine schwere Versuchung für die weniger erfolgreichen Kleriker und eine Geißel für die Opfer.
Und dann noch universitäre Intrigen!
Was für ein Kreuz, welch eine Dornenkrone musste Joseph Ratzinger/Papst Benedikt die längste Zeit seines Lebens tragen.
Herr verzeihe den Priestern/Bischöfen und Theologieprofessoren, welche auf diese Versuchungen hereingefallen sind und schuldig geworden sind.


1
 
 Hope F. 2. Jänner 2023 
 

Verneigen wir uns vor seiner überaus großen Lebensleistung

Er lebte wahrlich die Herzensreinheit der Bergpredigt vor und war immer treuer Diener im Weinberg des Herrn. Er litt mit den Geschändeten, aber er konnte das, was ihnen widerfahren ist, nicht ungeschehen machen. Er konnte sich wahrscheinlich nicht vorstellen, wozu ein Mensch fähig ist, weil er von sich ausging. Er bat, um heilige Priester zu beten. Das offenbart sein wahres Ziel. Folgen wir seiner Bitte!


2
 
 ottokar 2. Jänner 2023 
 

Die Zeit als Emeritus war eine Leidenszeit für Papst Benedikt

Er hat diese Zeit still und kommentarlos ausgestanden und für unsere Kirche gebetet.Wenn jetzt die Süddeutsche Zeitung meint , dass Papst Franziskus nun endlich freie Hand hätte, die notwendigen Reformen in unserer Kirche durchzuführen, dann wird sie sich gewaltig täuschen. Ich bin mir sicher, dass Papst Franziskus, auch als Folge seiner unmittelbaren Begleitung des sterbenden Benedikt, dessen überragende Grösse und Weitsicht erkannt hat. Mit dieser Einsicht und der Erkenntnis der nicht mehr allzu fernen Endlichkeit seines eigenen Lebens, wird er unsere Kirche vor dem Schöpfer verteidigen und gegen alle , auch germanische Wiederstände,mutig eintreten. Seine tiefe Marienverehrung, die er mit Benedikt teilt, ist Garantie dafür. Und wir beten für ihn, wie er es sich von uns erwartet.


1
 
 Taubenbohl 2. Jänner 2023 
 

Das Heulen von Gadara....

Es gab auch eine tiefe Ironie in diesem Benedikt-Bashing-Spektakel. Denn dieser Mann, den sie gerne hassten, „Papst Ratzinger“, wie sie ihn herabwürdigten, war ein viel schärferer Verteidiger der Vernunft als sie. Er war auch ein rigoroserer Schüler der Aufklärung. Und er tat mehr als sie jemals tun werden, um die wahre Bedrohung der Wahrheit im 21. Jahrhundert herauszufordern – nicht die Religion, sondern die „Diktatur des Relativismus“, wie Benedikt es nannte. In Benedikts tapferem, oft einsamem Kampf gegen die heutige Tyrannei des Nichts steckte mehr Humanismus als in der rotzigen Wut der Neuen Atheisten gegen die Religion.


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 SalvatoreMio 2. Jänner 2023 
 

Christusnachfolge - heute wie damals!

Danke herzlich für obigen Beitrag. Ich möchte Persönliches hinzufügen: Bislang hatte ich mich um Bosheit und Hetze im Netz nicht gekümmert und wusste nicht, in welch schamlosen Übermaß dies vorhanden ist. Jetzt aber: da liegt Christi irdischer Stellvertreter im Sterben; dann ist er entschlafen, und was liest man zuhauf? "Möge er zur Hölle fahren" und Ähnliches -ohne Ende." Ich habe etlichen geantwortet, und immer mehr kam die Erkenntnis: "Das, was Christus erleiden musste, prasselt heute auf jene nieder, die sich mühen, ihm ähnlich zu werden".


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