Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Bischof Timmerevers will ‚neues Denken‘ der Kirche beim Gender-Thema
  2. Ein stiller neuer US-Trend: Katholische Pfarreien führen wieder Kommunionbänke ein
  3. ‚Maria pride den Mantel aus‘ – Wie die 'Katholischen Jugend' der Diözese Linz Maria verhöhnt
  4. Vermutlich hat sich Gott geirrt
  5. Kardinal Burke: Zusammenhang lehrinhaltlicher und moralischer Irrtümer mit liturgischem Missbrauch
  6. Synodalismus ist die Folge eines theologischen Irrtums
  7. Der Traum vom gemeinsamen Ostern – Chancen und Probleme
  8. „Dieser Erwählung und Berufung könnt ihr nur mit der bedingungslosen Bereitschaft entsprechen…“
  9. Pfarrer protestiert gegen Abtreibungs-Aktivismus des BDKJ München
  10. Missbrauchsvorwürfe: Abt von westschweizer Kloster tritt zurück
  11. Deutsches Familienministerium fördert Verein, der zum Mord an ‚reichen Menschen‘ aufruft
  12. Erneuert Euer ‘JA zu Gott und seinem heiligen Volk’
  13. Wenn die ganze Schönheit und Chance der Weltkirche in einer einzigen Pfarrgemeinde präsent wird
  14. Minus in der Papstkasse trotz gestiegener Spenden
  15. „Wir waren schon zum Tode verurteilt, bevor die Atombombe erfunden wurde“

Problem oder Lösung? Zu den Vorwürfen gegen Kardinal Woelki

7. September 2022 in Kommentar, 14 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


„Den Kardinal kann man im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal nur für ‚moralisch bankrott‘ (FAZ) erklären, wenn man wesentliche Fakten übersieht.“ Gastkommentar von Prof. Notger Slenczka/Evangelisch-theolog. Fakultät/Humboldt-Universität Berlin


Berlin-Köln (kath.net) 1. Es ist immer erfreulich, wenn ein Ereignis, das vielfach als Skandal eingeschätzt wird, endlich juristisch aufgearbeitet wird, denn dann kommt meistens Klarheit in die Sache. Im Falle der Vorwürfe der Aufsichtspflichtverletzung, die gegen Erzbischof Woelki im wirklich entsetzlichen Missbrauchsfall um den Priester U. erhoben wurden, kam die Staatsanwaltschaft am 13.7.2022 nach Prüfung einer Vielzahl von Anzeigen zu dem Ergebnis, dass Ermittlungen nicht aufzunehmen sind, weil keinerlei Anfangsverdacht besteht.

Keine der justiziablen Anschuldigungen, die im Laufe der letzten Jahre gegen Kardinal Woelki erhoben wurden, hat einer juristischen Überprüfung standgehalten. Auch die ständig wiederholte Behauptung, das erste, von einer Münchener Kanzlei erstellte Gutachten zum Missbrauch werde unter Verschluss gehalten, ist nicht zutreffend. Das Münchener Gutachten wurde auf Rat unabhängiger Juristen wegen schwerer und nicht behebbarer juristischer Fehler nicht veröffentlicht. Diese 'Gutachten zum Gutachten' kann man teilweise im Internetauftritt der Diözese nachlesen; es mag an mir liegen, aber ich kenne keinen unabhängigen fachkundigen Widerspruch gegen diese 'Gutachten zum Gutachten'. Darüber hinaus wurde das 'erste', Münchener Gutachten aus den genannten Gründen zwar nicht veröffentlicht, aber auch nicht etwa unterschlagen: jeder und jede kann im Erzbistum einen Termin vereinbaren und Einsicht in dieses erste Gutachten nehmen – auch dies steht auf der Homepage des Bistums.


Inzwischen hat sich der Fokus der Vorwürfe im Zusammenhang des Missbrauchsskandals wieder verschoben; nun geht es um einen angeblich manipulativen Umgang des Erzbischofs mit dem Betroffenenbeirat, den Medienberater vorgeschlagen haben. Auf den ersten Blick leuchtet mir auch diese Aufregung nicht ein: zunächst einmal ist es selbstverständlich, dass eine große Institution sich externen Rat einholt, wenn sie öffentlich unter Druck gerät. Und zweitens waren die Vorschläge der Berater, soweit ich sie dem Kölner Stadtanzeiger entnehmen konnte, alles andere als spektakulär und m.E. nicht verwerflich.

2. Den Kardinal kann man im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal nur dann für „moralisch bankrott“ erklären, wie das in einem Kommentar in der FAZ (10.8.2022) geschehen ist, wenn man wesentliche Fakten übersieht: Kardinal Woelki hat sich offenbar sehr früh der Missbrauchsskandale in seinem Bistum persönlich angenommen. Er hat als einer der ersten Bischöfe auf die MHG-Studie der Bischofskonferenz im November 2018 reagiert und einen Betroffenenbeirat eingerichtet und berufen, der im April 2019 seine Arbeit aufgenommen hat – zum Vergleich: die Deutsche Bischofskonferenz hat im April 2020 die Einrichtung solcher Beiräte in allen Bistümern empfohlen, die in den meisten anderen Diözesen erst 2021 installiert wurden. Kardinal Woelki hat als erster Bischof ein unabhängiges juristisches Gutachten zu den Fehlentscheidungen und Pflichtverletzungen in Missbrauchsfällen in seinem Bistum in Auftrag gegeben; fast gleichzeitig war das Gutachten zum Bistum Aachen, die meisten anderen Diözesen folgten viel später. Dass dies erste Gutachten juristisch nicht haltbar war, ist dem Erzbischof nicht anzulasten. Wie das erste hatte auch das umgehend in Auftrag gegebene zweite Gutachten die Aufgabe, institutionelle Fehler und vor allem persönliche Verantwortlichkeiten festzustellen. Das Gutachten hat dazu geführt, dass hohe Mitarbeiter des Bistums entlassen bzw. von ihren Aufgaben entbunden wurden.

Kardinal Woelki wurde übrigens nicht nur im Kölner, sondern offenbar auch im ersten, nicht veröffentlichten Gutachten der Münchener Kanzlei entlastet: Die beiden Gutachten – das Münchener und das Kölner – werden in einem Gutachten des Juraprofessors Heinz Schöch miteinander verglichen (https://mam.erzbistum-koeln.de/web/4255a3192cdf2de3/gutachten-zur-unabh-ngigen-untersuchung/?mediaId=C0BB3F79-F035-428A-80133F82D5B7D059). In diesem vergleichenden Gutachten ist auf S. 7 nachzulesen, dass im ersten, dem Münchener Gutachten dem Erzbischof Woelki bescheinigt wurde, dass sich mit seinem Amtsantritt der Umgang des Bistums mit den Missbrauchsvorwürfen wesentlich geändert habe und dass sich der Erzbischof in besonderer Weise den Betroffenen zugewendet habe und zu Gesprächen bereit gewesen sei; Schöch zitiert das Münchener Gutachten folgendermaßen: „Er [der Erzbischof] hat dadurch ein deutliches Signal dafür gesetzt, dass er sich nicht nur persönlich der Problematik sexuellen Missbrauchs und den in diesem Zusammenhang gegen die Kirche erhobenen Vorwürfe stellt, sondern auch welchen Stellenwert das Leid jedes einzelnen für ihn hat.“ Auf S. 8 des vergleichenden Gutachtens von Prof. Schöch ist zu lesen, welchen leitenden Geistlichen im Münchener Gutachten Fehlentscheidungen und Pflichtverletzungen vorgeworfen werden. Darunter sind zwei ehemalige Erzbischöfe, nicht aber der amtierende Erzbischof Woelki. Also: in puncto Entlastung des gegenwärtigen Erzbischofs sind die beiden Gutachten – das Münchener und das Kölner – offenbar einig!

Ein „moralischer Bankrott“ des Kardinals liegt nicht vor – ganz im Gegenteil: Kardinal Woelki hat vergleichsweise früh und sehr konsequent auf den Missbrauchsskandal reagiert. Mir als Außenstehendem (Professor für Evangelische Theologie) sei die Feststellung einmal erlaubt: Kardinal Woelki ist nach meinem Eindruck nicht das Problem, sondern in seinem konsequenten Durchgreifen Teil der Lösung der Probleme der Katholischen Kirche.

Prof. Dr. Notger Slenczka ist der Inhaber des Lehrstuhls für Systematische Theologie/Dogmatik an der Evangelisch-theologischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin.

 


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu







Top-15

meist-gelesen

  1. ‚Maria pride den Mantel aus‘ – Wie die 'Katholischen Jugend' der Diözese Linz Maria verhöhnt
  2. Oktober 2025 mit kath.net in MEDJUGORJE mit P. Leo MAASBURG
  3. Ein stiller neuer US-Trend: Katholische Pfarreien führen wieder Kommunionbänke ein
  4. Vermutlich hat sich Gott geirrt
  5. Synodalismus ist die Folge eines theologischen Irrtums
  6. Pfarrer protestiert gegen Abtreibungs-Aktivismus des BDKJ München
  7. Bischof Timmerevers will ‚neues Denken‘ der Kirche beim Gender-Thema
  8. Kardinal Burke: Zusammenhang lehrinhaltlicher und moralischer Irrtümer mit liturgischem Missbrauch
  9. Wenn die ganze Schönheit und Chance der Weltkirche in einer einzigen Pfarrgemeinde präsent wird
  10. Deutsches Familienministerium fördert Verein, der zum Mord an ‚reichen Menschen‘ aufruft
  11. 'Christus ist heute auf der Erde, lebendig auf tausend Altären'
  12. „Dieser Erwählung und Berufung könnt ihr nur mit der bedingungslosen Bereitschaft entsprechen…“
  13. „Wir waren schon zum Tode verurteilt, bevor die Atombombe erfunden wurde“
  14. Rote Karte mit Maria von Guadalupe
  15. Nach Anschlag mit 200 toten Christen in Nigeria: ZDF gibt Klimawandel die Schuld

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz