Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Kardinal Zuppi: ‚Wir vermissen Franziskus‘
  2. Ein stiller neuer US-Trend: Katholische Pfarreien führen wieder Kommunionbänke ein
  3. Salzburger Moraltheologin für legale Abtreibung und Frauenordination - Und die Kirche schweigt dazu!
  4. Fortschritt gibt es nur mit Tradition
  5. Pfarrer protestiert gegen Abtreibungs-Aktivismus des BDKJ München
  6. Bischof Timmerevers will ‚neues Denken‘ der Kirche beim Gender-Thema
  7. Michelle Obama: Kinder zu bekommen ist ‚das Geringste‘ wozu der weibliche Körper fähig ist
  8. Wenn die ganze Schönheit und Chance der Weltkirche in einer einzigen Pfarrgemeinde präsent wird
  9. Die Hoffnung berühren – und leben. Die Kraft, die aus Christus kommt
  10. Nach Anschlag mit 200 toten Christen in Nigeria: ZDF gibt Klimawandel die Schuld
  11. USA: 20.000 Ständige Diakone - Aber zu wenige kommen nach, trotz der Zulassung von Verheiraten!
  12. Papst an Seminaristen: Freundschaft mit Christus für Berufung zentral
  13. US-Repräsentantenhaus untersucht möglichen Missbrauch von Steuergeld durch Planned Parenthood
  14. Gänswein warnt vor Fake-Auktion mit angeblicher Papst-Kleidung
  15. Brot, das verbindet – Der Leib Christi als Ursprung der Gemeinschaft

„Eine Gesellschaft ohne Gott ist nicht denkbar, weil sie im Chaos versinken wird“

5. August 2022 in Interview, 16 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Prof. Werner Münch: Wir brauchen eine Ökologie des Menschen - Interview von Stefan Groß/Bistum Regensburg


Regensburg (kath.net/pek) Im Interview mit dem ehemaligen Ministerpräsidenten und langjährigen Europa-Politiker, Prof. Dr. Werner Münch, haben wir über die Ökologie des Menschen gesprochen. Aber auch darüber, welche Freude der Glaube entzünden kann.

Alle reden immer über Umweltschutz, aber es gibt ja auch eine Ökologie des Menschen, von der Joseph Ratzinger immer sprach.

Prof. Münch: Wenn wir heute über Umweltschutz reden, dann ist immer nur von Wasser, Land, und Bäumen die Rede. Aber Papst Benedikt XVI. sprach in vielen seiner Reden, so auch im Deutschen Bundestag im September 2011, davon, dass auch der Mensch eine Natur hat. Der Mensch kann nicht aus sich machen was er will, sondern muss sich darüber bewusst sein, dass er nach seinem Gewissen Entscheidungen fällt. Deshalb ist die Natur des Menschen dem gesetzlichen Bereich eigentlich voraus gestellt. Die Priorität des Schöpfers, seine Anerkennung muss vorausgesetzt sein. Wenn dem nicht so ist, besteht die Gefahr, dass das Menschenbild oder die (Um)Welt manipulativ verändert werden. Gerne zitiere ich mit Blick auf das christliche Menschenbild einen SPD- Reichstagsabgeordneten, der in ein Konzentrationslager gekommen war. Als er von den Amerikanern befreit wurde, sagte er: Ich war Atheist als ich in das Konzentrationslager kam. Aber nachdem, was ich dort gesehen habe, bin ich als gläubiger Christ aus dem Lager gekommen. Eine Gesellschaft ohne Gott ist nicht denkbar, weil sie im Chaos versinken wird. Das ist der Punkt, den Joseph Ratzinger mit anderen Worten gemeint hat.

Welche Gefahren für das Menschenbild sehen Sie bei der derzeitigen Politik?


Prof. Münch: Auch hier gilt eine theologische Grunddisposition. Wenn ich die Schöpfung anerkenne, wenn ich akzeptiere, dass ich ein Geschenk Gottes bin, hat das Konsequenzen für meine Auffassung. Wenn es um Fragen von Leihmutterschaft, Abtreibung oder aktive Sterbehilfe geht, also die großen Themen, die das christlichen Menschenbild aus den Fugen zu reißen drohen, kann ich politische Vorstöße, die sich dagegen richten, nicht gutheißen. Diese Art und Weise wie hier ein Bild vom Neuen Menschen aufgerichtet wird, widersprechen meinem katholisch-christlichen Glauben an die Schöpfung.

Was unterscheidet das christliche Gesellschaftsbild von dem, was derzeit die Ampel-Regierung in Berlin realisieren will?

Prof. Münch: Ich wiederhole nochmal, dass die Anerkennung des Schöpfergedankens bedeutet, dass ich das Leben, wie es mir gegeben wurde, akzeptiere und nicht verändern kann. Konkret bedeutet das: Wenn das ungeborene Leben ein menschliches Wesen ist, darf ich es nicht zum Spielball von Eigeninteressen machen. Es bleibt von Anfang an schutzbedürftig und kann nicht einem blinden Utilitarismus von Beliebigkeiten geopfert werden. Der derzeitige Relativismus im Hinblick auf den Lebensschutz ist mit meinem christlichen Denken unvereinbar.

Wenn wir einen Blick in die Zukunft wagen: Was trägt den christlichen Menschen in die Zukunft?

Prof. Münch: Zur Freude des Glaubens, der auch in die Zukunft trägt, gehört, dass wir die Botschaft von Jesus Christus in der Welt weiterverbreiten. Mein Glaube ist stets von diesen Inhalten getragen, die ich meinem Leben voranstelle, und die sich in meinem ethischen Handeln zeigen. Und wenn ich die Botschaft von Jesus Christus verkünde, dann bin ich kein trauriger Mensch, sondern freue mich. Traurig dagegen bin ich über all das, was falsch daraus gemacht wird oder was überhaupt nicht akzeptiert wird. Und hier sehe ich einen negativen Transformationsprozess in unserer Gesellschaft. Christliche Wertebilder werden kaum noch vermittelt, eine große Säkularisierung feiert ihren Siegeszug. Das hat viel mit Glaubensunkenntnis zu tun und mit dem Bewusstsein, dass man sich immer mehr von unserer abendländischen Tradition, für die das Christentum maßgebend war, distanziert. Glaubenswahrheiten scheinen völlig aus der Mode gekommen zu sein. Sie werden als obsolete Botschaften aus der Vergangenheit gesehen. Dies begreife ich nicht nur als Traditionsverlust, sondern sehe darin auch eine Gefahr für den Menschen, die letztendlich zu bösen Häusern führt, weil sich der Mensch nur noch als Maß aller Dinge begreift und damit die Welt in seinem Sinne instrumentalisiert. Diese anthropologische Hybris ist aber nie in der Geschichte gut gegangen, sondern hat zu Terror und viel Leid geführt. Aber auch ein Blick auf die Glaubensvermittlung in unseren Familien stimmt mich traurig. Wo passiert denn eine kindliche Erziehung mit Blick auf das Religiöse überhaupt noch? Im Elternhaus findet kein Gebet mehr statt, beim Mittagessen gibt es keine Gebete mehr und beim Abendtisch in der Regel auch nicht.

Dies setzt sich in den Schulen fort. Wenn katholische Bischöfe daher zustimmen, dass es einen Sozialkundeunterricht gibt, aber keinen speziellen katholischen Unterricht mehr, ist das meiner Meinung nach ein großes Versagen. Ich beispielsweise bin in meiner Jugendzeit in der Diaspora großgeworden. Salzgitter war die von Adolf Hitler und Joseph Göring geplante Stadt ohne Gott. Doch alles, was in dieser Stadt an katholischen Aktivitäten zustande kommen konnte, war ein mutiges Auftreten von einer Gruppe von katholischen Jugendlichen. Diese wurden von einem faszinierenden Lehrer begleitet, der selbst den Mächtigen und dem Zeitgeist widersagte. In dem Gymnasium in dem ich gewesen bin, war katholischer Religionsunterricht untersagt. Dann ist ein katholischer Pfarrer zum Direktor gegangen und hat gesagt: Kann ich vielleicht christliche Ethik anbieten? Der Direktor antwortete, dass er das gerne machen könne. Dieser Pfarrer war ein so kluger und theologisch bewanderter Mensch. Ohne dass es die Schüler merkten, hat er aus dem Ethik- einen katholischen Religionsunterricht gemacht.

Es gibt, so zeigt das persönliche Beispiel, immer Möglichkeiten, die uns Hoffnung geben, Freude am und mit dem Glauben zu finden. Wir glauben oft, dass wir keinen positiven Blick in die Zukunft wagen können. Aber das stimmt nicht, denn es gibt immer wieder Menschen, die als leuchtende Beispiele vorangehen und die Kerze des Glaubens neu entzünden. Das verstehe ich als frohe Botschaft.

Foto Prof. Münch (c) Bistum Regensburg/Stefan Groß


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu







Top-15

meist-gelesen

  1. Salzburger Moraltheologin für legale Abtreibung und Frauenordination - Und die Kirche schweigt dazu!
  2. Kardinal Zuppi: ‚Wir vermissen Franziskus‘
  3. Oktober 2025 mit kath.net in MEDJUGORJE mit P. Leo MAASBURG
  4. Ein stiller neuer US-Trend: Katholische Pfarreien führen wieder Kommunionbänke ein
  5. Fortschritt gibt es nur mit Tradition
  6. Pfarrer protestiert gegen Abtreibungs-Aktivismus des BDKJ München
  7. Michelle Obama: Kinder zu bekommen ist ‚das Geringste‘ wozu der weibliche Körper fähig ist
  8. Bistum Eichstätt beendet Dienstverhältnis mit Priester
  9. Wenn die ganze Schönheit und Chance der Weltkirche in einer einzigen Pfarrgemeinde präsent wird
  10. Gebrochen, um zu nähren – Die göttliche Logik der Eucharistie
  11. Gänswein warnt vor Fake-Auktion mit angeblicher Papst-Kleidung
  12. Schottischer Priester feiert Messe auf Mount Everest
  13. Nach Anschlag mit 200 toten Christen in Nigeria: ZDF gibt Klimawandel die Schuld
  14. Tschechien: Jesuiten-Provinzial setzt Schritte gegen Rupnik-Umfeld
  15. Brot, das verbindet – Der Leib Christi als Ursprung der Gemeinschaft

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz