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Ein normaler Sonntag mitten im Krieg

28. Februar 2022 in Kommentar, 5 Lesermeinungen
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Einsatz für den Frieden, bevor der Krieg entsteht,ist jenseits von allen eigenen Interessen immer der richtige Einsatz. Wir müssen uns von einem verträumten Pazifismus der Marke „Frieden schaffen" verabschieden - Der Montagskick von Peter Winnemöller


Linz (kath.net)

Hier ist alles ruhig. Es ist ein normaler Sonntag, an dem ich wie immer im Laufe des Vormittags oder des frühen Nachmittags den Montagskick schreibe. Heute sitzt der Kolumnist vor dem PC und schaut in die Luft. Nein, hier sind keine Raketenangriffe oder Luftlandetruppen zu erwarten. Hier scheint die Sonne an einem blauen Himmel und der Nachtfrost weicht langsam einer noch frischen Vorfrühlingsluft. Es war Erasmus von Rotterdam und den ihm folgenden frühen Aufklärern vorbehalten, die Welt in der Neuzeit als schön zu empfinden. Für uns heutige ist die Schönheit der Welt eine normale Empfindung. Ganz gleich, ob es eine Berglandschaft, das Meer oder eine weite Ebene ist, die wir als schön zu empfinden. Dabei ist es für einen Christen gar nicht so ungewöhnlich, die Welt als schön wahrzunehmen. „Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Es war sehr gut.“ (Gen 1,31) In der Tat ist die Welt nicht nur gut, sondern sehr gut geschaffen worden. Weil das Gute nicht nur das Wahre, sondern auch das Schöne ist, ist es logisch, dass die Welt schön sein muss. Doch Vorsicht! Die Natur ist gebrochen; die Erbsünde hat die Schöpfung in einer für uns kaum zu erfassenden Tiefe beschädigt.

Von hier aus sind es 1400 km bis in die Stadt Lwiw (zu Deutsch: Lemberg) in der Ukraine. Dort schneit es gerade und es ist kalt. Finden die Menschen dort die Welt gerade schön? Vermutlich eher nicht. Lemberg, Kiew und viele andere Orte in der Ukraine sind in diesen Tagen geprägt von Krieg. Krieg, das heißt sterben, Schäden an Häusern und Straßen, Verletzte, Gefangene, Versorgungsengpässe, Leid und Elend. Wer in Westeuropa nach 1950 geboren wurde kennt aus eigener Anschauung nur Frieden, Wachstum und stetige Zunahme von Wohlstand. Wir sind aufgewachsen in einer bipolaren Welt der guten Demokraten hier und der bösen Kommunisten dort. Das waffenstarre Gegenüber der verfeindeten Systeme wahrte 45 Jahre lang einen Scheinfrieden, der zum Untergang des wirtschaftlich unterlegenen Ostblocks führte. Die Nachbeben dieses mehr als 30 Jahre zurückliegenden Zusammenbruchs erschüttern uns bis heute. Der aktuelle Krieg in der Ukraine gehört dazu.


Der Heilige Papst Johannes Paul II., der wesentlich zum Untergang des kommunistischen Systems beigetragen hat, hat nach dessen Scheitern nicht etwa den kapitalistischen Westen über den grünen Klee gelobt, vielmehr stammt gerade aus der Feder dieses Heiligen in der Enzyklika „Centesimus annus“ die umfassendste Kapitalismuskritik, die jemals außerhalb des kommunistisch- sozialistischen Lagers geschrieben wurde. Russland wurde nach dem Zusammenbruch des Kommunismus nicht wirklich ein freiheitlich-demokratischer Staat, aber der Kapitalismus schlug in Russland voll zu. Man spricht nicht umsonst von den russischen Oligarchen. Superreiche und erschreckende Armut prägen das Land. Politisch hat Russland einen schwankenden Kurs eingeschlagen, das Land war nicht in der Lage eine stabile freiheitliche Regierung zu bilden. Alle finsteren Punkte des Kapitalismus, die Johannes Paul II. angemahnt hat, finden sich ausgerechnet im ehemaligen Mutterland des Kommunismus.

Diese Kolumne ist nicht der Ort einer exakten und umfassenden politischen Analyse. Diese haben andere zu leisten. Ein Blick aus einer etwas distanzierteren Perspektive zeigt auf, dass der Versuch eine unilaterale europäischen Friedensordnung als Folge aus dem Zusammenbruch des Warschauer Paktes herzustellen, gescheitert ist. Die Nato ist wichtig und notwendig. Sie hat sich als ein stabiles und stabilisierendes Bündnis erwiesen, das in Westeuropa nunmehr 77 Jahre Frieden und Sicherheit gebracht hat. Dabei ist ein entscheidender Charakterzug der Nato, nämlich die Brücke über den Atlantik zu den USA, gerade deutlich eingetrübt. Das liegt auch an den USA, aber nicht nur. Zu sehr hat sich Westeuropa in seinem satten Frieden eingerichtet. Es ist wohl nicht übertrieben, wenn man sagt, dass die deutsche Bundeswehr in ihrem gegenwärtigen Zustand zur Landesverteidigung ungeeignet ist. Dieser Makel ist schleunigst zu beheben. Welches Interesse kann ein Land wie die USA an Bündnispartnern haben, die sich egoistisch auf den großen Bruder aus Übersee verlassen? Der andere Punkt ist die Osterweiterung der Nato, die auf das legitime Sicherheitsinteresse der ehemaligen Vasallenstaaten Russlands reagierte. Dafür aber deren ehemalige Schutzmacht heftig brüskierte.

Der Krieg in der Ukraine, das darf wohl angenommen werden, ist auch ein Kind einer fehlgeleiteten europäischen Sicherheitspolitik. Eine Osterweiterung der Nato, die zum einen legitime Sicherheitsinteressen Moskaus ignorierte, andererseits Staaten wie die Ukraine und Georgien in Regen stehen ließ, führten zu genau dem Desaster, das wir jetzt erleben. Es ist immer so, dass ein Machtvakuum dazu führt, dass eine Macht entsteht, die es zu füllen sucht. Eine wirklich starke Nato wäre in der Lage, Russland auch dann Einhalt zu gebieten, wenn es um die Sicherheit eines Nachbarn geht, der gar kein Mitglied ist. Frieden ist nicht nur dann Frieden, wenn im eigenen Land kein Krieg herrscht. Den Unfrieden, den Russland über die Ukraine gebracht hat, werden wir in ganz Europa, also auch in Deutschland zu spüren kriegen.

Einsatz für den Frieden, bevor der Krieg entsteht, ist jenseits von allen eigenen Interessen immer der richtige Einsatz. Das heißt aber auch, dass wir uns von einem verträumten Pazifismus der Marke „Frieden schaffen ohne Waffen“ verabschieden müssen. Die erbsündlich gebrochene Natur des Menschen ernst zu nehmen, drückt sich in dem Satz „Si vis pacem, pare bellum“ aus. Man kann das bedauern, man darf das sogar bedauern, es zu ignorieren, ist dennoch eine Dummheit. Niemals dürfen Christen Kriegstreiber sein, doch ein radikaler Pazifismus, der am Ende immer in den Krieg führt, lässt sich weder aus der Schrift noch aus der Tradition herleiten.

So geht der Blick noch einmal in den sonntäglich wunderschön blauen Himmel und dem Blick folgt die Frage gen Himmel, ob es uns gelingen wird, schnell genug wehrhaft genug zu werden, um das jetzt losgebrochene Desaster noch zu begrenzen. Denn es wird wohl niemand naiv genug sein zu glauben, dass der Eroberungszug von Putin in Lemberg enden soll. Dass Gebet für den Frieden neben humanitären Hilfen für Betroffene für Katholiken selbstverständlich sein sollte, muss hoffentlich nicht extra betont werden. Möglicherweise ist der Krieg in der Ukraine ein Weckruf, der uns in Westeuropa aus unseren sicherheitspolitischen Träumereien aufwachen lässt.


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Lesermeinungen

 minimus 1. März 2022 
 

Si vis pace para bellum...

... aber man muss noch den Feind richtig identifizieren.

"Denn wir haben nicht gegen Menschen aus Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern gegen Mächte und Gewalten, gegen die Weltherrscher dieser Finsternis, gegen die bösen Geister in den himmlischen Bereichen. Darum legt die Waffenrüstung Gottes an, damit ihr am Tag des Unheils widerstehen, alles vollbringen und standhalten könnt" (Epheser 6).

Neues aus Sievernich (vgl. Link) beachtenswert!

www.maria-die-makellose.de/Video/Sievernich28Februsr2022.mp4


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 Paddel 28. Februar 2022 

Bitte erst den Balken entfernen

Frieden schaffen, in dem man zum Krieg rüstet?

In Europa ist Abtreibung ein Menschenrecht.

Wir können mit Waffen gegen Putin kämpfen, werden aber erfolglos bleiben, solange im Koalitionsvertrag die Erlaubnis zur straffreien Abtreibung bis zur Geburt nicht rausgenommen und in Europa das Menschrecht auf Abtreibung wieder zurückgenommen wird.
Gott wird nicht auf unserer Seite stehen. Ob mit oder ohne Waffen, wenn wir unsere eigenen Kinder umbringen.
Denen weint kein Politiker auch nur eine Träne nach, aber diselben verurteilen Putin ob seiner Unmenschlichkeit.
Ja, recht haben sie damit schon. Aber wie siehts mit dem Balken im eigenen Auge aus?


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 lesa 28. Februar 2022 

Danke!

An jedem Sonntag schenken Sie uns Lesern also einige Stunden Ihrer Zeit! Gott lohne es Ihnen!


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 FNO 28. Februar 2022 

@corinquietum

Si vis pacem, para bellum. Schon Papst Benedikt XV. hatte um 1920 das richtige Konzept: ein rechtlich gebundener, supranationaler Völkerpazifismus.


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 Corinquietum 28. Februar 2022 
 

"civis pacem pare bellum" ist falsch. Es muss heiß3en "si vis pacem pare bellum"!


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