Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Bischof Bätzing meint: Regenbogenflagge am Reichstag ‚wäre ein gutes Zeichen gewesen‘
  2. „Er war aber auch ein Hetzer“. Über ein wiederkehrendes Argument zum Mord an Charlie Kirk
  3. Die Gender-Sprachpolizei des Bistums Limburg macht mobil
  4. Drei Nonnen für ein Halleluja
  5. "Ich sehe nicht, wie die außerordentliche Form des Römischen Ritus Probleme verursachen könnte"
  6. Leo XIV.: 'Demokratie nicht notwendigerweise die beste Lösung für alles.'
  7. Vatikan sieht die Welt "am Rand des Abgrunds"
  8. Brötchentüten für die Demokratie
  9. USA verhängen Einreisesperre für ausländische Charlie-Kirk-Mord-Jubler!
  10. Mordfall Charlie Kirk: Transgender-Parolen und antifaschistische Sprüche auf Patronen
  11. Vatikan erfreut über Fortschritte in China: Diözese neugeordnet
  12. Deutscher ZDF-Korrespondent Theveßen steht vor dem Rauswurf aus den USA
  13. "Ihr habt keine Ahnung, was ihr entfesselt habt!"
  14. Nein, Herr Kardinal Schönborn, die Armut nimmt weltweit ab!
  15. Kardinal Sarah: Papier zu Homo-Segnung gefährdet Einheit der Kirche

Suizidassistenz - ein neues Kapitel der kirchlichen Schuldgeschichte

18. Jänner 2021 in Prolife, 4 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Drei evangelische Theologen „beklagen die ‚Schuldgeschichte‘ der Kirche im Umgang mit Suizidenten, fügen dieser aber gleichzeitig mit ihren Forderungen ein neues Kapitel hinzu.“ Gastbeitrag von Manfred Spieker


Osnabrück (kath.net) Drei evangelische Theologen halten es für eine Aufgabe kirchlich-diakonischer Einrichtungen, „Möglichkeiten eines assistierten Suizids in den eigenen Häusern anzubieten oder zumindest zuzulassen und zu begleiten“. Dies gebiete der Respekt vor der Selbstbestimmung. Dies suggeriert eine Autarkie des Individuums, die nicht der conditio humana entspricht. Der Mensch ist von der Zeugung bis zum Tod eingebunden in vielfältige soziale Beziehungen. Selbstbestimmung ist ein Resultat von Kommunikationsprozessen. Eine zentrale Rolle in diesen Kommunikationsprozessen kommt, wenn es um Krankheit und Sterben geht, dem Arzt zu. Ihm schreiben die Autoren zwar eine „hervorgehobene Rolle“ zu, aber nicht, wenn es um die eigentlichen ärztlichen Tätigkeiten – Therapie, palliative Versorgung und Suizidprävention – geht, sondern „bei der Beurteilung der Freiverantwortlichkeit“ des Suizidwunsches. Darin liegt ein erster Widerspruch des Manifestes. Wenn „letztlich“ dem Arzt die Beurteilung der Freiverantwortlichkeit des Suizidwunsches zukommt und wenn der Suizident sich vor dem Suizid, wie die Autoren fordern, auch noch „von einer anerkannten Stelle beraten“ lassen muss, wird aus der Selbstbestimmung schnell Fremdbestimmung. Der Arzt soll auch für die Qualitätssicherung der Beihilfe zum Suizid die Letztverantwortung übernehmen. Er soll dafür sorgen, dass der Suizid auf „professionelle – und das meint: auf sichere und nicht qualvolle Weise“ vollzogen wird. Die Rolle des Arztes wird auf die eines Suizidassistenten reduziert, der den Suizid nicht verhindern, sondern kultivieren soll. Die Tötung auf Verlangen liegt damit in der Logik der Suizidbeihilfe.


Bei all dem sollen nach Meinung der Autoren kirchlich-diakonische Einrichtungen mitmachen. Sie sollen „Möglichkeiten eines assistierten Suizids in den eigenen Häusern“ zulassen. Die Autoren wollen die geschäftsmäßige, das heißt auf Wiederholung angelegte, Suizidbeihilfe in kirchlichen Einrichtungen anbieten, die sie Sterbehilfevereinen verbieten wollen – ein weiterer Widerspruch des Manifests, auf den Christian Geyer in der FAZ vom 12.1. mit Recht aufmerksam gemacht hat. Die Autoren beklagen die „Schuldgeschichte“ der Kirche im Umgang mit Suizidenten, fügen dieser aber gleichzeitig mit ihren Forderungen ein neues Kapitel hinzu.

Die katholische Kirche kann auf diesem Weg nicht mitgehen. Das zeigen vor allem zwei Dokumente des römischen Lehramtes: die Enzyklika „Evangelium Vitae“ von Papst Johannes Paul II. (1995) und das Schreiben der vatikanischen Glaubenskongregation über die „Sorge an Personen in kritischen Phasen und in der Endphase ihres Lebens“ mit dem Titel „Samaritanus Bonus“ (2020). In „Evangelium Vitae“ wird der Suizid als Verstoß gegen das fünfte Gebot und gegen die Eigen- und Nächstenliebe ebenso abgelehnt wie der Mord: „Obwohl bestimmte psychologische, kulturelle und soziale Gegebenheiten einen Menschen dazu bringen können, eine Tat zu begehen, die der natürlichen Neigung eines jeden zum Leben so radikal widerspricht, und dadurch die subjektive Verantwortlichkeit vermindert oder aufgehoben sein mag, ist der Selbstmord aus objektiver Sicht eine schwere unsittliche Tat, weil er verbunden ist mit der Absage an die Eigenliebe und mit der Ausschlagung der Verpflichtungen zu Gerechtigkeit und Liebe gegenüber dem Nächsten… und gegenüber der Gesellschaft als ganzer“.

In „Samaritanus Bonus“ wird erklärt, weshalb „angesichts von Gesetzen, die – unter irgendeiner Form von medizinischer Hilfe – Euthanasie oder assistierten Suizid legitimieren, jede direkte formelle oder materielle Mitwirkung daran immer verweigert werden muss“: Die Kirche hat Menschen in der Endphase ihres Lebens mit Empathie, Mitleid, Liebe und Trost zu begleiten, ihnen die Sakramente der Buße und Versöhnung, der Krankensalbung und der Eucharistie anzubieten und das Evangelium des Lebens zu bezeugen. Die Begleitung von Menschen, die ausdrücklich um Euthanasie oder assistierten Suizid gebeten haben und darin verharren, macht jedoch die Spendung des Bußsakramentes unmöglich, da dieses Sakrament immer Reue und Umkehr voraussetzt. Das Evangelium des Lebens ist ein Evangelium des Mitleids und der Barmherzigkeit, aber auch ein Evangelium der Hoffnung, das den Sterbenden für seine Begegnung mit Gott öffnet.

Prof. Dr. Manfred Spieker ist emeritierter Professor für Christliche Sozialwissenschaften am Institut für Katholische Theologie der Universität Osnabrück.

 


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu







Top-15

meist-gelesen

  1. „Er war aber auch ein Hetzer“. Über ein wiederkehrendes Argument zum Mord an Charlie Kirk
  2. Drei Nonnen für ein Halleluja
  3. Deutscher ZDF-Korrespondent Theveßen steht vor dem Rauswurf aus den USA
  4. Vatikan sieht die Welt "am Rand des Abgrunds"
  5. Die Gender-Sprachpolizei des Bistums Limburg macht mobil
  6. Bischof Bätzing meint: Regenbogenflagge am Reichstag ‚wäre ein gutes Zeichen gewesen‘
  7. Leo XIV.: 'Demokratie nicht notwendigerweise die beste Lösung für alles.'
  8. Mordfall Charlie Kirk: Transgender-Parolen und antifaschistische Sprüche auf Patronen
  9. USA verhängen Einreisesperre für ausländische Charlie-Kirk-Mord-Jubler!
  10. „Ich liebe euch! Geht zur Messe!“
  11. Papst betet für Familie des ermordeten Charlie Kirk
  12. "Ihr habt keine Ahnung, was ihr entfesselt habt!"
  13. Bischof Barron über Charlie Kirk: Er war ‚in erster Linie ein leidenschaftlicher Christ‘
  14. Brötchentüten für die Demokratie
  15. Kardinal Sarah: Papier zu Homo-Segnung gefährdet Einheit der Kirche

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz