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Aufwachen, Aufstehen

21. Dezember 2020 in Interview, 7 Lesermeinungen
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Die Christen müssen aufwachen, denn wir befinden uns in der Situation einer sehr subtilen Christenverfolgung - kath.net-Interview zum Advent mit Prof. Dr. Hubert Windisch - Von Roland Noé


Regensburg  (kath.net)

kath.net: Herr Prof. Windisch, Sie sind als ein Zeitgenosse bekannt, der sich immer wieder kritisch zu gesellschaftlichen und kirchlichen Vorgängen äußert. Können Sie uns als Theologe einige Aspekte nennen, die uns in der augenblicklichen Coronakrise als Christen und Bürger betreffen?

Windisch: Zweifelsohne befinden wir uns in einer ernst zu nehmenden gesundheitlichen Herausforderung. Die Notwendigkeit politischer und auch kirchlicher Maßnahmen ist unbestritten. Was zu wenig bedacht und auch zugelassen wird, ist die Auseinandersetzung um die Stimmigkeit der jeweiligen Maßnahmen. Wer diesbezüglich Fragen stellt oder Zweifel äußert, wird sofort von den Regierenden und ihren medialen Sprachrohren diskriminiert, diffamiert, ja, wie erst kürzlich von der Bundeskanzlerin geschehen, pathologisiert. Dabei sind doch viele Fakten in bezug auf Herkunft, Gefährlichkeit und eine mögliche Handhabung des Coronavirus noch gar nicht konsistent geklärt. Sich als Regierung nur auf ein Institut (RKI) mit nur einem Wissenschaftler (Drosten) zu verlassen, ist für weitreichende gesellschaftliche Entscheidungen wie einen Lockdown einfach zu wenig.

kath.net: Aber die Menschen erwarten, daß der Staat bzw. die jeweilige Regierung handelt.

Windisch: Zu recht. Der Staat hat ja den Bürgern zu dienen, in Krisensituationen in eminenter Weise. Was jedoch derzeit zu beobachten ist, ist eine eklatante Führungsschwäche der Staatsdiener, und zwar in inhaltlicher und kommunikativer Hinsicht. Zwei Beispiele nur: Wenn im Restaurant des Bayerischen Landtags zwei Minister und drei CSU-Kollegen an einem Tisch ohne Abstand und ohne Maske sitzen und gemeinsam essen, trinken und plaudern, dann aber im Landtag die Hand für einen Lockdown heben, der den Leuten den Gaststättenbesuch verbietet, wird Politik unglaubwürdig. Oder wenn die Bundeskanzlerin in einem Interview mit einem deutsch-türkischen Sender den Schülern, die wegen Durchlüftung der Klassenräume und Absenkung der Heizung frieren, empfiehlt, sich wärmer anzuziehen, öfter einmal aufzustehen, eine Kniebeuge zu machen und dabei in die Hände zu klatschen, damit ihnen warm wird, dann steht eine solche Politik nicht mehr im Leben der Menschen. Sie ist inkompetent. Es scheint vieles an der Führungsqualität der augenblicklichen Politik unstimmig zu sein.


kath.net: Können Sie das pointieren?

Windisch: Gerne. Zum einen beziehe ich mich auf Henryk Broder (die achse des guten), den ich als geist- und kenntnisreichen jüdischen Journalisten überaus schätze. Er zitiert sinngemäß Albert Einstein, der einmal gesagt hat: Es ist ein Kennzeichen von Wahnsinn, wenn man immer das Gleiche tut und auf andere Ergebnisse hofft. Also Lockdown 1, Lockdown 2, Lockdown 3 usw., wobei die Begründungen für den jeweiligen Lockdown immer mit Panik erzeugendem Alarmismus garniert werden. Zum anderen hat mich ein Beitrag von Wolfgang Herles auf tichys einblick mit dem Titel „Über die Schizophrenie einer inhumanen Gesellschaft“ nachdenklich gestimmt. Er schreibt: „Die Freiheit zu leben wird beschnitten, die Freiheit zu sterben dagegen erweitert. Beides selbstverständlich im Namen derselben Moral." Er nimmt dabei Bezug auf die staatlichen Coronamaßnahmen und die gleichzeitige Erlaubnis zur ärztlichen Beihilfe zum Suizid. In all dem scheint ein nicht mehr stimmiger humaner Hintergrund der momentanen politischen und behördlichen Maßnahmen auf, den Prof. Christoph Lütge, Mitglied des Ethikrats der Bayerischen Landesregierung, folgendermaßen auf den Punkt bringt: „Derzeit werden Menschen nur mehr als Virenträger gesehen. Das ist hochgefährlich!“ Der Mensch wird dem Menschen klammheimlich nicht mehr nur lupus (Wolf), sondern inimicus (Feind). Unser Miteinander erleidet einen großen Schaden.

kath.net: Ist vielleicht eine baldige Impfmöglichkeit gegen das Virus ein Ausweg aus der Krise?

Windisch: Auch diesbezüglich ist eine offene, abwägende Auseinandersetzung nötig. Es verbieten sich euphorisierende Heilsversprechungen. Die verschiedenen Impfstoffe sind sehr schnell entwickelt worden und zeigen noch nicht die im medizinisch geforderten Zeitrahmen validen Ergebnisse. „Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie …“ kommt einem sofort in den Sinn. Kritische Skepsis ist angebracht. Auf keinen Fall darf es einen wie auch immer kaschierten Impfzwang geben. Und für die Entscheidung von Christen ist von großer Bedeutung, zu wissen, ob ein Impfstoff auf der Basis von Zellinien von abgetriebenen Kindern entwickelt wurde oder nicht.

kath.net: Und wo bleibt die Kirche in der gegenwärtigen Not?

Windisch: Das fragen sich viele Leute und nicht nur gläubige Christen. Leider ist im Zusammenhang mit der gesamten Coronaproblematik ein massiver geistlicher Korrekturausfall der Kirche bzw. ihrer Hirten festzustellen. Das hat sich schon an Ostern gezeigt, als die Bischöfe in falscher staatsdevoter Unterwürfigkeit der Betonung der Gesundheit mehr Raum gaben als der Verkündigung des Heils und seitdem laut dem katholischen Theologen Jan-Heiner Tück aus Wien durch Fixierung auf das Diesseits den Blick auf die Ewigkeit verstellen. Oder wie es der italienische Philosoph Giorgio Agamben wortspielerisch ausdrückt: Die Kirche, sagt er, tausche im Augenblick la salvezza (das Heil) durch la salute (die Gesundheit) aus. So erweist sich die Kirche, wie auch jetzt wieder in der Auseinandersetzung um die Christmettenzeiten in Bayern, zwar als sytemrelevant, aber nach dem evangelischen Theologen Ulrich Körtner, ebenfalls Wien, für die Menschen nicht mehr als daseinsrelevant. Und das System bzw. der jeweilige Herrscher im System bestimmt nach Belieben die Relevanz der Kirche, die sich dieser Bestimmung fügt. Ein evangelischer Christ schrieb mir vor einiger Zeit: „Wir dürfen uns nichts vormachen. Der Kirche in Europa soll das Kreuz gebrochen werden – im doppelten Sinn des Wortes. Und das nicht zuletzt von Politikern, die zu einer Partei gehören, die ein C im Namen trägt.“

kath.net:  Was kann man tun?

Windisch: Die Christen müssen aufwachen, denn wir befinden uns in der Situation einer sehr subtilen Christenverfolgung. Und die Christen dürfen aufstehen, wie es die Christen in Frankreich vor einigen Wochen getan haben, und auf die Straße gehen – mit brennenden Kerzen in der Hand und dem Lied „Stille Nacht“ auf den Lippen.


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