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Identitätskrise beim Kampf um die Ehre

27. April 2018 in Kommentar, 4 Lesermeinungen
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Der Nobelpreis für Wissenschaften ist eine der wichtigsten Auszeichnungen der Welt. Doch die Schwedische Akademie, die ihn verleiht, steckt wegen Machtmissbrauchs in der Krise. Gastkommentar der Religionspsychologin Martha von Jesensky


Stockholm (kath.net) Der Nobelpreis für Wissenschaften ist eine der wichtigsten Auszeichnungen der Welt. Doch die Schwedische Akademie, die ihn verleiht, steckt infolge einer schwerwiegenden Affäre um Machtmissbrauch in der Krise. Drei Mitglieder haben im April 2018 ihren Rückzug bekannt gemacht – obwohl die Mitglieder auf Lebenszeit ernannt werden. Vorwürfe von sexuellem und finanziellem Fehlverhalten (zweifelhafte Geldzahlungen) gegen den Ehemann von Akademiemitglied K. Frostenson (65) wurden bekannt und es wurde der Antrag gestellt, Frostenson aus der Akademie auszuschliessen. Doch eine Mehrheit von acht Mitgliedern weigerte sich. Daraufhin zogen der Historiker und Schriftsteller Peter Englund, der viel gelesene Klas Oestergren und Akademieveteran Kjell Espmark ihre Konsequenzen. Die Akademie ist somit formal handlungsunfähig, denn laut Statuten müssen mindestens zwölf Mitglieder aktiv sein. Nach dem Rücktritt von S. Danius und K. Frostenson sind es nur elf, zwei weibliche Mitglieder lassen ihre Mitgliedschaft schon länger ruhen.

Das ist ein Beben, das eine zentrale Institution des weltweiten Kulturlebens und die Welt der Literatur überhaupt erschüttert, wertete der „Spiegel“-Journalist, Georg Diez. Im schwedischen Königreich sind die Mitglieder der Akademie so etwas wie Aristokraten, sie stehen in symbolischer Hinsicht sogar über den König. Das war der Wille des Königs Gustav III., Gründer der Akademie. Ruhig und geheimnisumwittert ging es deshalb in den vergangenen 232 Jahren zu. Das ist nun vorbei. Die bekannteste Institution der Welt wankt.

Klas Oestergren sagt nach seinem Rücktritt: Die Schwedische Akademie habe schon seit einiger Zeit ernsthafte Probleme. Sie versuche, sich durch obskure Manöver aus der Affäre zu ziehen und verletze dabei nicht nur die Statuten sondern vor allem ihre Mission, Genie und Geschmack zu fördern.


Und der Verleger Svante Weyler kommentiert die Debatte so: Sie sei die schlimmste, schmutzigste und niedrigste, die er je erlebt habe, schlimmer als alles, was in der Politik passiere. Der Streit, der schon lange Zeit schwele, sei eskaliert, habe die stillen Räume der Akademie verlassen und finde nun auf der Weltbühne statt. Es gehe nicht um Gut gegen Böse, sondern um Ehre und Macht. Es gehe um die Erhabenheit der Literatur, „was schon immer eine Illusion war, und dennoch, der Nobelpreis hatte eine Aurora von göttlicher Notwendigkeit, nach der die gebildete Öffentlichkeit sich so sehr sehnt, dass jeden Oktober begierig darauf gewartet wird, bis der weißer Rauch über Stockholm aufsteigt“.

Aber der Streit über die Schwedische Akademie hat eine neue Dimension erreicht. Es geht nicht nur um Sex und Geld, es geht um die Kriterien und das Verhalten von jener Menschen, die der Goldstandard der Literatur sind. Es geht auch um die Ehrlichkeit.

Der König, hieß es Anfang April, unterstütze eine Satzänderung, wonach ein Ausscheiden von Mitgliedern möglich sein soll. Nach dem Journalisten Björn Wiman (geb. 1969) sei das ein „Witz“, denn „der König habe keine Ahnung und kein Interesse, was Kultur oder Literatur angeht“. („Spiegel“ Nr. 16 / 2018)

Ein anderer Gesichtspunkt

Ehrlichkeit hat meistens mit Mut und Bescheidenheit zu tun. Ein Beispiel für diese Eigenschaft habe ich bei Jesper Juul (geb.1948) aus Dänemark, eine der bekanntesten Familientherapeuten der Gegenwart, gefunden. Lange Zeit war er der Leiter des von ihm gegründeten „Kepler Instituts Skandinavien“. Später gründete er die Familienwerkstätten „familylab international“, die in 22 Ländern weltweit tätig sind. Seine Bücher sind Bestseller und wurden in viele Sprachen übersetzt.

Doch vieles hat sich in seinem Leben geändert, als er krank wurde. In seinem autobiografischen Buch „Das Kind in mir ist immer da…“ (2018), schreibt er:

„Im Juni 2017, nachdem ich nach Aarhus ins Krankenhaus gekommen war und mich gerade fünf Minuten vom Tod getrennt hatten, geriet ich in eine weitere Existenzkrise meines Lebens. [Zwischenbemerkung der Autorin: seine früheren Krisen waren von Angst und Erniedrigungen geprägt)… Und habe mich danach gefragt, wer bin ich eigentlich, was habe ich in meinem Leben gesagt, geschrieben und getan….In meiner Familie wurden keine Bücher gelesen. Und so blieb mir die Literatur als Kind weitgehend unbekannt. Aber als ich am Seminarium und an der Universität studierte, las ich alles, was mir in die Hände fiel. Die ganzen Meisterwerke der Weltliteratur. Dostojewski, aber auch Thomas Mann, Grass und wie sie alle heißen. Doch was ich gelesen habe, habe ich nicht geordnet….So und nicht anders funktioniere ich nun mal. Ich habe viel Respekt vor der Wissenschaft und soweit es mir möglich ist, sehe ich mir immer wieder neuere Forschungsarbeiten an, auch um zu erkennen, welche eigenen Fehler ich gemacht habe…

Ich bin mir bewusst, dass meine therapeutische Arbeit gar keine Chance hat in der akademischen Welt. Ich verstehe mich als Beobachter und Diener des Durchschnittsmenschen…

…natürlich bin ich Therapeut und meine auch, immer wieder therapeutisch zu wirken, aber ich lasse mich nicht blenden und habe kein Vertrauen in den, der mir zujubelt. Ich bleibe unterwegs und werde nie sagen: ‚Ich hab’s. Ich bin fertig!“ (S. 189. 122-123)

Wer sind die „Armen“ im Geiste?

Auch der bekannte Theologe Karl Rahner hat sich mit dieser Frage beschäftigt. Er sagt: Nach normal katholischem Verständnis gibt es Menschen, die das ewige Heil in Gott finden, obwohl sie von Dogmen der Kirche wenig verstehen. Eigentlich ist es nicht verwunderlich, dass in unserem Lebensraum viele Menschen nur bruchstückhaft oder sogar keinen Zugang zur christlichen Botschaft haben. Doch, so Rahner, es kommt auch vor, dass auch im Leben einfacher Menschen, die von der Mühsal des Alltags zerrieben und zerdrückt sind, etwas zum Vorschein kommt, worüber wir uns nur wundern können. Wenn zum Beispiel ein einfacher Arbeiter seine Frau und Kinder selbstlos liebt, statt dass er in zynischer Weise mit seinem mühsamen Leben zurechtkommen versucht, dann hat er sogar einen sehr deutlichen Zugang zu dem, was wir Priester verkünden. (1984, vgl. S. 36)

Der Jesuit Jean-Pierre de Caussade (geb. 1675), meistgelesener christlicher Schriftsteller seiner Zeit, erklärt in diesem Zusammenhang, dass es zahlreiche tugendliebende einfache Seelen ohne höhere Bildung gibt, deren Einfalt aber Gott sehr gefällt. Viele von ihnen verstehen zwar wenig vom komplizierten Umgang mit der Welt, ja sie sind scheinbar unbrauchbar wegen ihrer äußeren Fehler. Weder Ehre noch Gewinn fällt für sie ab, wenn sie einen Auftrag zu erfüllen haben – doch Gott kennt ihren verborgenen Zustand. Im Wissen darüber, leben sie gelassen und kennen keinen Stress zu Verteidigung ihrer Ehre.

Nun die Frage: Könnten solche Menschen nicht eine „Einwicklungshilfe im Glauben“ für die Geistreichen sein?

Dr. phil. Martha von Jesensky (Foto) ist Religionspsychologin und praktizierende Katholikin. Die Schweizerin führte lange eine eigene Praxis in Zürich, ihren (Un-)Ruhestand verbringt sie in Matzingen TG.

Foto (c) Martha von Jesensky


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