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Dein Freund, der Ultrakatholik

26. Juli 2017 in Kommentar, 10 Lesermeinungen
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„Ganz so lustig ist das im Zeichen grassierender Hate Speech-Debatten natürlich nicht, schon gar nicht, wenn man bedenkt, dass das Projekt "Agent*In" von einer aus Bundesmitteln geförderten Stiftung betrieben wird.“ Kommentar von Tobias Klein


Berlin (kath.net/Blog „Huhn meets Ei“/tk) Im letzten Halbjahr auf dem Gymnasium hatte ich in meinem Deutsch-Leistungskurs das Thema "Herrschaft durch Sprache". Ich war auf einem ziemlich linken Gymnasium, allerdings habe ich inzwischen, auch im Rahmen meiner Tätigkeit als Nachhilfelehrer, festgestellt, dass "Herrschaft durch Sprache" auch anderswo ein ziemlich beliebtes Thema ist, wenn es gilt, den in Lehrplänen geforderten Linguistik-Anteil in Deutsch-Leistungskursen abzudecken.

Jedenfalls kam im Rahmen dieses Halbjahres-Oberthemas seinerzeit auch Bertolt Brechts "List, die Wahrheit unter vielen zu verbreiten" (aus "Fünf Schwierigkeiten beim Schreiben der Wahrheit") "dran", und dieser Text ist mir sehr deutlich im Gedächtnis geblieben. Brecht schreibt da u.a.:

"Zu allen Zeiten wurde zur Verbreitung der Wahrheit, wenn sie unterdrückt und verhüllt wurde, List angewandt. Konfutse fälschte einen alten patriotischen Geschichtskalender. Er veränderte nur gewisse Wörter. Wenn es hieß 'Der Herrscher von Kun ließ den Philosophen Wan töten, weil er das und das gesagt hatte' setzte Konfutse statt töten 'ermorden'. Hieß es, der Tyrann so und so sei durch ein Attentat umgekommen, setzte er 'hingerichtet worden'. Dadurch brach Konfutse einer neuen Beurteilung der Geschichte Bahn."

Sicherlich könnte man Einiges dazu sagen, dass Brecht hier (und in dem ganzen Essay) seinen eigenen ideologischen Standpunkt mit "der Wahrheit" identifiziert, aber als Katholik sollte man wohl vorsichtig sein, das zu kritisieren, sonst kommt gleich einer und sagt "Wieso, das macht ihr Katholiken doch auch." Darauf könnte man natürlich erwidern "Ja, aber in unserem Fall ist es wirklich die Wahrheit", aber das glauben Nichtkatholiken einem ja nicht. Sonst wären sie ja Katholiken.

Jedenfalls: Die Methode, die Brecht hier beschreibt und (vermutlich fälschlich, wie ich ihn kenne) dem Konfuzius zuschreibt - sich heimlich, still und leise die Deutungshoheit im gesellschaftlichen Diskurs anzueignen, indem man Begriffe besetzt bzw. umdefiniert -, wird bis heute gern praktiziert; nicht nur von jenen, die weltanschaulich im selben "Lager" stehen wie Brecht, aber von diesen besonders eifrig und erfolgreich. Ein aktuelles Beispiel kann man in Gestalt des vom Gunda Werner Institut der Heinrich Böll Stiftung (beides nur echt mit dem Deppenleerzeichen) verantworteten "Antifeminismus-kritischen Online-Lexikon" bewundern, das auf die den Duft von Konspiration und Abenteuer atmende Abkürzung "Agent*In" hört. Wie das Gunda Werner Institut erklärt, geht es diesem Projekt darum, "Wissen, Daten, Fakten und Zusammenhänge über die Einflussnahme von antifeministischen Akteur_innen auf Politik und Öffentlichkeit" zu sammeln und zu organisieren, "diese Netzwerke, deren Institutionen, Geschichte und führende Protagonist*innen sowie deren Positionen sichtbar zu machen und über deren Ziele und Ideologien, Vorgehensweisen, Argumentationsstrategien und Distributionsmechanismen aufzuklären". Wer oder was als "antifeministisch" zu gelten habe, bestimmen die Initiatoren des Projekts dabei natürlich selbst. Das eigentlich Interessante an dieser Vorgehensweise ist aber, dass da stillschweigend so getan wird, als seien die vom Gunda Werner Institut vertretenen bzw. als richtig anerkannten Auffassungen über Feminismus, Gender, Familie, Ehe, Sexualität usw. - kurz gesagt: über "eine offene und liberale Gesellschaft" [sic!] - in solchem Maße deckungsgleich mit dem Guten, Schönen und Wahren schlechthin, dass abweichende Meinungen an und für sich bereits anprangernswert seien. Henryk M. Broder schreibt in der Welt, es handle sich um nichts Geringeres als eine "Massendenunziation von Menschen, die nichts anderes verbrochen haben, als in Frage von Ehe, Familie und Moral anderer Meinung zu sein als die Verfasser der Liste, die ihre Meinung für die einzig richtige und zulässige halten".


Und was geht's mich an? Nun, abgesehen davon, dass ich die ganze Vorgehensweise höchst bedenklich finde, werden in diesem "Antifeminismus-kritischen Online-Lexikon" einige Blogger und Publizisten als gefährlich-böse "Akteur_innen" (wieso hier eigentlich der Unterstrich und nicht der Stern? Muss man wohl nicht verstehen) gebrandmarkt, mit denen ich auf Facebook befreundet bin, was wohl früher oder später auch mich in die Schusslinie befördern könnte. Zumal ich zum Teil in denselben Periodika publiziere wie diese. Und - ich habe in der "Agent*In"-Suchmaske keine vollständige Suche nach allen meinen publizistischen Kontakten durchgeführt, aber - mindestens eine Person, die da auftaucht (ich nenne mal keine Namen, um die Denunziationsschraube nicht noch weiter zu drehen), ist nicht nur in den Sozialen Netzwerken, sondern auch im wirklichen Leben ein Freund, noch dazu einer, mit dem ich mich recht regelmäßig über geplante oder angedachte Projekte austausche.

Das Bindeglied zwischen den betreffenden Personen (und, potentiell, mir) ist im Sprachgebrauch der "Agent*In" die Kategorie "Ultrakatholizismus". Dieser wird definiert als

"ein rechtsgerichteter Katholizismus, der sich emanzipatorischen Bestrebungen im Katholizismus entgegenstellt (Kampf gegen den sogenannten 'Modernismus'), eine stärkere Hierarchie anstrebt, in Geschlechter- und Familienfragen extrem konservativ auftritt oder aristokratisch-monarchistische Tendenzen hat."

Isnichwahr! Mit anderen Worten also "Katholiken, die (horribilie dictu!) so richtig echt an das glauben, was ihre Kirche lehrt"? Na, gegen die muss man natürlich entschlossen vorgehen! (Das mit den aristokratisch-monarchistischen Tendenzen halte ich übrigens für ausgedacht oder zumindest für übertrieben. Obwohl, im Herzen bin ich ja auch Monarchist.) -- Ach ja, und dann das noch: "Von einigen ultrakatholischen Gruppen wird das Zweite Vatikanische Konzil abgelehnt." Wie in aller Welt hat man sich das vorzustellen - das Zweite Vatikanische Konzil abzulehnen? "Zweites Vatikanisches Konzil? Ich bin dagegen." Tja, Pech gehabt: Es war schon. Vermutlich meinen die Verfasser des "Lexikon"-Eintrags, dass Beschlüsse des II. Vaticanums abgelehnt werden. Sowas soll's ja geben, wobei meines Wissens selbst die Piusbruderschaft nur einzelne Formulierungen einzelner Konzilsdokumente kritisiert. Aber das ist halt der Witz an diesem "Agent*In"-Eintrag: Von dem echten Ultrakatholizismus, den es ja durchaus gibt, haben die Verfasser*innen überhaupt keine Ahnung, sonst würden sie nicht auf die Idee kommen, Leute wie [...ich wollte keine Namen nennen...] in diese Kategorie einzuordnen. Schon die Liste "ultrakatholische[r] Organisationen", die die "Agent*In" beisteuert, ist ein Lacher. Da erscheint an erster Stelle die Priesterbruderschaft St. Pius X. und direkt danach das Opus Dei - zwei Organisationen, die ja nun nicht so furchtbar viel miteinander gemeinsam haben, aber: Opus Dei, das war doch diese finstere Killergesellschaft in Dan Browns Da Vinci Code, oder? Mehr braucht man nicht zu wissen. Ach ja, die Legionäre Christi stehen auch auf der Liste.

Nun, ganz so lustig ist das Ganze im Zeichen grassierender Hate Speech-Debatten natürlich nicht, schon gar nicht, wenn man bedenkt, dass das Projekt "Agent*In" von einer aus Bundesmitteln geförderten Stiftung betrieben wird. Gerade für Menschen, die im publizistischen Bereich ihre Brötchen verdienen, könnte ein solcher "Online-Pranger" erhebliche berufliche Nachteile, wenn nicht Schlimmeres, bedeuten - wozu, so mag man fragen, wäre er sonst da? Um abschließend noch einmal persönlich zu werden: Wenn ich mir ansehe, aus was für Gründen andere Leute (z.B. eben solche, die ich kenne) in diesem "Lexikon" erscheinen, dann muss ich eingestehen, ich gehöre da auch rein. Schon allein, weil ich hier auf meinem Blog und in anderen Veröffentlichungen gern mal gegen "emanzipatorische Bestrebungen im Katholizismus" Stellung beziehe und regelmäßig und vehement für den "Marsch für das Leben" werbe (und seit nunmehr bald sechs Jahren selbst daran teilnehme). Dass die "Agent*In" mich (noch) nicht auf dem Schirm hat, lässt sich im Grunde nur dadurch erklären, dass ich mit meinen publizistischen Aktivitäten einfach (noch) nicht wichtig genug bin.

Was immerhin eine Erkenntnis ist, die die christliche Demut fördert.


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