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Der Mann aus Deutschland kannte keinen Karriereplan

11. Februar 2013 in Aktuelles, 10 Lesermeinungen
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Gebeugt vom Alter, tritt Benedikt XVI. zurück. Doch der Papst geht nicht, weil er resigniert hätte – sondern, weil es ihm als der einzig vernünftige Weg erschien. Die Hintergründe des Rücktritts. Von Paul Badde/Die Welt


Rom (kath.net/DieWelt)
Als Johannes Paul II. starb, entluden sich die Emotionen Roms in spontanem Applaus auf dem dichtgedrängten Petersplatz. Jetzt fällt Trauer über die ewige Stadt. Nichts hatte die Römer vorbereitet, und auch nicht die 1,2 Milliarden Katholiken auf allen Kontinenten. "Wie ein Blitz aus heiterem Himmel" habe die Nachricht sogar die Kardinäle in der barocken Pracht der Sala del Consistorio im päpstlichen Palast überrascht, sagte Kardinal Sodano in seiner ersten Reaktion auf die Rücktrittserklärung.

Weil Benedikt XVI. das persönliche Schreiben gegen Ende der Sitzung auf Lateinisch verlesen hatte, hatten nicht wenige Kardinäle sich wohl auch gefragt, ob sie denn auch richtig verstanden hatten, was sie da gerade gehört hatten. Bis dahin war die Sitzung noch einem ehrwürdigen Procedere des "business as usual" gefolgt.

Kardinal Amato hatte den im Vatikan versammelten Kardinälen die kommenden neuen Heiligen der katholischen Kirche vorgestellt. Manche schauten schon auf die Uhr. Der eine oder andere wird schon an die nächsten Gesprächspartner gedacht haben, mit denen sie sich zum Mittagessen verabredet hatten. Doch an diesem Karnevalsmontag fiel die Mittagsmahlzeit nicht nur in Rom reihenweise aus. Mit seinem letzten dramatischen Schritt durchkreuzte Benedikt XVI. ein letztes Mal die Pläne aller Analysten des Vatikans und seiner zahllosen Gegner und Freunde weltweit. In gewisser Weise tritt er damit ab, wie er angetreten war.

"Die Netze im Glauben auswerfen"

Als er gewählt wurde, zerbrachen sich viele Analytiker die klügsten Köpfe der Welt, um dahinter zu kommen, mit welchem "Karriereplan" sich der kleine Mann aus Deutschland denn in die höchste Position der Weltkirche katapultiert hatte.

Die Wahrheit war: Er hatte keinen Karriereplan. Schon damit stand er im Vatikan einzigartig da. Jetzt steht er ebenso einzig da in seiner beispiellosen Bereitschaft der Aufgabe der Macht und seiner Hingabe der Schlüssel Petri an einen kraftvolleren Nachfolger. Dass es kein spontaner Entschluss war, ist ebenso klar. Er war ernst, als er die Erklärung abgab, aber nicht schwächer als sonst, auch nicht hinfälliger.


Am Samstag hatte er noch 4500 Malteser Ritter in Sankt Peter begrüßt und am Abend in freier Rede vor den Priesterseminaristen Roms eine kleine Summe seiner Theologie referiert, auf der höchsten Höhe seiner Geisteskraft. Am Sonntag hatte er wie gewöhnlich mit den Gläubigen auf dem Petersplatz den Angelus an seinem Fenster gebetet, und zuvor die Evangelientexte des Sonntags gedeutet, nach denen uns "Misserfolge und Schwierigkeiten nicht zur Entmutigung" führen dürfen.

Denn "unsere Aufgabe ist es, die Netze im Glauben auszuwerfen. Den Rest macht der Herr." Den Zeitpunkt sah er jetzt nach reiflicher Überlegung wohl gekommen. Er hat getan, muss er denken, was er zu tun hatte, und auch, dass er all seine Netze vom Boot Petri in die Tiefe der Weltmeere ausgehängt hat. Die Ernte steht ihm nicht mehr zu. Einholen müssen diese Netze nun andere Kräfte.

Plan wohl reiflich überlegt

Sicher hat er deshalb auch den Tag seiner Rücktrittserklärung mit höchstem Bedacht gewählt. Der 11. Februar ist der Gedenktag der Muttergottes von Lourdes, die seit weit mehr als 100 Jahren die Sehnsucht unzähliger Kranker und Hinfälliger geworden ist.

Unter diese Hinfälligen reiht Benedikt XVI. sich mit seiner Jahrhundertentscheidung nun solidarisch selber ein – im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte, doch körperlich zu schwach für die übermenschlich großen Aufgaben eines Papstes. Dass er den Plan reiflich überlegt und erwogen hat, ist offenbar.

Fast ist es sogar, so scheint es jetzt im Rückblick, als trete er nach einem sorgfältigen Drehbuch zurück – das er allerdings auch wieder selbst geschrieben hat. "Wenn ein Papst zur klaren Erkenntnis kommt, dass er physisch, psychisch und geistig den Auftrag nicht mehr bewältigen kann", sagte er Peter Seewald im Sommer 2010 in Castel Gandolfo, "dann hat er ein Recht und unter Umständen auch eine Pflicht, zurückzutreten."

Der Kreuzweg kann noch Jahre dauern

In dieser Pflicht sah er sich nun offenkundig. Psychisch und geistig ist er vollkommen wach und präsent, bestätigt jeder, der ihm noch nahe kommt – doch dass ihn die körperlichen Kräfte zunehmend verließen und verlassen, konnte zunehmend auch jeder sehen, der ihn aus der Ferne sah.

Und er sieht den Zustand der Kirche vor zu großen Herausforderungen offensichtlich als zu kritisch an, als dass er es als weise ansähe, nach seinem achtjährigen Pontifikat der Kirche im Zustand einer sich verschlimmernden Agonie vorzustehen, wie sein Vorgänger Johannes Paul II. es so erschütternd vorgemacht hat. Denn das weiß er auch: Sein Kreuzweg kann womöglich noch etliche Jahre dauern – auch wenn er es jetzt schon ablehnt, täglich verschiedene lebensverlängernde Medikamente zu sich zu nehmen.

Die Herausforderungen an den Papst aber wechseln fast täglich ihren Intensitätsmodus. Seinem Bruder Georg in Regensburg kam es deshalb von Anfang an schon so vor, als würde die neue Aufgabe der Nachfolge Petri seinen kleinen klugen Bruder erstmals komplett überfordern.

Entscheidung "vor etlichen Monaten" gefallen

Außer im Gebet hat er sich deshalb auch nur mit seinem Bruder in der Sache ausgetauscht. Sein Bruder hat ihm gelauscht, aber weder zu- oder abgeraten. Ihn hat die Entscheidung heute aber auch nicht mehr überrascht. Sie war schon "vor etlichen Monaten" gefallen.

Vom Tisch sind damit auch all jene Überlegungen, die wissen wollen, dass die schwersten Vertrauensbrüche aus dem innersten Raum der Kirche, die der Papst im Verlauf des Vatileaks-Skandals erschüttert zur Kenntnis nehmen musste, ihn womöglich zur Resignation getrieben haben könnten.

Er tritt zurück, weil ihn die Kräfte verlassen, nicht weil er getäuscht und enttäuscht worden ist. Er zieht sich auch nicht schmollend zurück, sondern in einem beispiellos vernünftigen und kühl erwogenen Akt der Souveränität. Er resigniert in diesem Sinn auch nicht, sondern geht voraus in die inneren Räume des Gebets der Kirche.

Weltweites Echo auf den Rücktritt

Damit unterscheidet er sich auch noch einmal deutlich von Coelestin V., dem einzigen Vorgänger auf dem Papstthron, der 1294 mit einem ähnlichen Schritt in die Weltgeschichte einging – dessen Heiligkeit er vor drei Jahren in Sulmona mit den Worten rühmte, dass sie "ihre Anziehungskraft nie verliert, nie in Vergessenheit gerät, keiner Mode unterworfen ist und im Wechsel der Zeit immer heller strahlt".

Der angekündigte Rücktritt schlug Wellen in alle Kontinente und in alle anderen großen Religionen. Ronald S. Lauder, Präsident des Jüdischen Weltkongresses, traf die Nachricht "sehr emotional". "Dieser Papst hat verstanden, dass die Leugnung des Holocaust durch führende Vertreter der Kirche nicht unbeantwortet bleiben darf. Und er hat sich gegen diese Haltung gewendet."

"Wir sind alle Sünder"

Während die Rücktrittsankündigung auch im Internet für rege Diskussionen sorgt, blieb der Vatikan auf den Twitter-Konten des Kirchenoberhaupts zunächst stumm. Allerdings könnte bereits der jüngste Eintrag des Papsts in seinem deutschsprachigen Kanal des Kurzbotschaftendiensts als Trost für enttäuschte Katholiken aufgefasst werden.

"Wir dürfen der Kraft der Barmherzigkeit Gottes vertrauen", hieß es dort. Benedikt XVI. twittert seit Anfang Dezember in acht Sprachen – auf Arabisch, Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Polnisch, Portugiesisch und Spanisch.

Im Januar verschickte er zudem seine erste Botschaft auf Latein. "Wir sind alle Sünder, doch seine Gnade verwandelt uns und macht uns neu."



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