Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Niederländischer Kardinal Eijk: Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene nur bei Keuschheit
  2. Kardinal Sarah: Papst Leo kennt die Diskussion um die Messe im alten Ritus
  3. Endlich ein Queergottesdienst im Fernsehen
  4. "Die Macht der Dummheit"
  5. Die 'katholische Frauenbewegung' Österreichs verteidigt das Islam-Kopftuch
  6. Massiver Angriff auf die Rede- und Pressefreiheit in Deutschland!
  7. CSU-geführtes Innenministerium finanziert NGOs, die gegen Merz demonstrieren
  8. Grobes Zerrbild über Maria Vesperbild!
  9. US-Vizepräsident JD Vance besuchte Messfeier in der Grabeskirche in Jerusalem
  10. Neuevangelisierung und Liturgie im 21. Jahrhundert – Lernen aus der Geschichte für die Gegenwart
  11. Historischer Besuch von König Charles III. im Vatikan
  12. US-Kardinal Burke verurteilt gefälschte Videos mit angeblicher Papstkritik
  13. Wird der Menschensohn den Glauben finden? Der Glaube, der bleibt. Die neuen Heiligen der Hoffnung
  14. Papst Leo XIV. empfängt am 23. Oktober den britischen König Charles III.
  15. Bischof von Gurk: Pfarren geistlich vertiefen, aber nicht strukturell zerstören!

Führt Säkularisierung zum Moralverfall? – Püttmann contra Joas

15. Oktober 2012 in Aktuelles, 4 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Politikwissenschaftler Andreas Püttmann kritisiert eine Publikation des katholischen Sozialphilosophen Hans Joas.


Bonn (kath.net) Der Politikwissenschaftler Dr. Andreas Püttmann (Foto), Autor von: „Gesellschaft ohne Gott“ (3. Aufl. 2011), unterzieht im neuesten Heft der Zeitschrift „Die neue Ordnung“ eine Publikation des katholischen Sozialphilosophen Hans Joas ausführlicher Kritik. Der jüngst als Erstunterzeichner des Appells: „Ökumene jetzt“ hervorgetretene Professor wandte sich in seinem neuen Buch „Glaube als Option“ und in den „Stimmen der Zeit“ vom Mai 2012 unter dem Titel: „Führt Säkularisierung zum Moralverfall?“ gegen die „Parole“ des Berliner „Pro Reli“-Volksentscheids „Werte brauchen Gott“ und meinte: „Säkularisierung führt bisher nicht nachweislich zu Moralverfall“.

Püttmann kritisiert, Joas ignoriere zahlreiche empirische Befunde, die für einen engen Zusammenhang von Glaube und Moral sprächen und stütze sich hauptsächlich auf eine Ländervergleichsstudie, statt die Moral Gläubiger und Nichtgläubiger, kirchennaher und kirchenferner Bürger im jeweils selben Land zu vergleichen, also unter ähnlichen sozialen und kulturellen Voraussetzungen. Auch argumentiere Joas widersprüchlich, wenn er „konfessionellen Weltbildern“ Prägekraft zuspreche, aber die moralische Relevanz christlichen Glaubens gering veranschlage, oder wenn er erst „Kausalitätsnachweise“ fordere und später zugebe, es sei „praktisch unmöglich, eine empirisch gesicherte Aussage über die langfristigen, mehrere Generationen umfassenden Wirkungen von Säkularisierungsprozessen auf moralische Orientierungen zu machen“.


Joas verweist unter anderem auf das 20. Jahrhundert „mit seinen heroischen Taten im Dienste säkularer Ideale: der Nation, des Sieges der arischen Rasse, des Kommunismus“ und folgert, „dass die Sakralität von Idealen und die daraus entspringenden Energien eben auch an säkulare Inhalte gebunden sein können“. Püttmann erwidert: „Der aufopfernde Dienst im Schlachtfeld oder Lager für den nationalsozialistischen Rassenwahn steht dann plötzlich neben der Aufopferung einer Mutter Teresa im Dienst an den Sterbenden. Das tertium comparationis: ‚moralische Dezentrierung‘. Der ethische Unterscheidungswert: nahe Null. Was spätestens nach 1945 als Moralverfall monströsen Ausmaßes für die Mehrheit der Deutschen offenkundig wurde, hatte ihnen noch wenige Jahre zuvor als moralischer Aufbruch im Pathos des Heroismus gegolten. Ein christlicher Sozialwissenschaftler kommt einfach nicht umhin, die Frage nach ‚Moralverfall‘ nicht bloß formalistisch ohne moralische Axiome zu beantworten. Er muss Sakralität von Pseudosakralität unterscheiden und auch das als Moralverfall erkennen und benennen können, was dem ‚zeitgenössischen Konsens‘ nicht mehr als solcher erkennbar ist.“

Joas‘ Verneinung einer moralischen Dekadenz in den säkularisierten Gesellschaften blende, so Püttmann, zahlreiche Krisensymptome aus und sei Ausdruck eines Zirkelschlusses: Würde doch Moralverfall „stets nicht nur konkrete Missstände zeitigen, sondern auch die subjektiven Maßstäbe dafür verändern, was als moralisch defizitär einzustufen ist. Wenn jemand keinen Moralverfall zu erkennen vermag, kann dies selbst ein Symptom von Moralverfall sein.“

Püttmanns Fazit: „Wenn die Tore unserer Kirchen sich in Europa massenhaft schließen, kann dies langfristig nicht ohne Konsequenzen für unsere Kultur insgesamt bleiben. Diese Sorge sollte ein katholischer Soziologe, der zuletzt ausgerechnet die Regensburger Gastprofessur der ‚Joseph Ratzinger Papst Benedikt XVI.-Stiftung‘ innehatte, nicht polemisch als ‚Schlachtruf‘ und plumpe Apologie abtun. Tut er es ungeachtet der Dichte gegenteiliger ideengeschichtlicher Zeugnisse, empirischer Daten und sozialphilosophischer Argumente doch, erweckt er den Eindruck, in seiner Erkenntnis selbst nicht allein wissenschaftlich geleitet zu sein – und die Säkularisierung mehr zu illustrieren als zu analysieren. Zum Siechtum des europäischen Christentums gehört sein Mangel an Selbstbewusstsein, den Menschen nicht nur eine ‚Option‘, sondern etwas ‚Unverzichtbares‘ (Benedikt XVI.) mitzuteilen zu haben, und zwar nicht nur für ein jenseitiges Heil, sondern auch für das irdische Wohl. Eine Kirche, die sich von diesem Anspruch und Antrieb verabschiedet, ist ‚kraftlos geworden‘ wie schales Salz; ‚Es taugt zu nichts mehr, als hinausgeworfen und von den Menschen zertreten zu werden“ (Mt 5,13).‘

Die komplette Replik, deren Abdruck die Redaktion der „Stimmen der Zeit“ verweigert hatte, findet man online hier: Andreas Püttmann: Führt Säkularisierung zum Moralverfall? Eine Antwort auf Hans Joas


kath.net-Lesetipp:
Andreas Püttmann
„Gesellschaft ohne Gott“
Risiken und Nebenwirkungen der Entchristlichung Deutschlands,
288 Seiten
Gerth-Medien 2010
ISBN 978-3-86591-565-8
18,50 Euro

Alle Bücher und Medien können direkt bei KATH.NET in Zusammenarbeit mit der Buchhandlung Christlicher Medienversand Christoph Hurnaus (Auslieferung Österreich und Deutschland) und dem RAPHAEL Buchversand (Auslieferung Schweiz) bestellt werden. Es werden die anteiligen Portokosten dazugerechnet. Die Bestellungen werden in den jeweiligen Ländern (A, D, CH) aufgegeben, dadurch entstehen nur Inlandsportokosten.

Für Bestellungen aus Österreich und Deutschland: [email protected]

Für Bestellungen aus der Schweiz: [email protected]

Foto (c) Andreas Püttmann


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Gesellschaft

  1. Zwischen Wölfen und Brüdern
  2. „Alte Fragen, überraschende Antworten“
  3. Mike Johnson: Westen muss sich wieder auf christliche Werte besinnen
  4. Unschuldig angeklagt und verurteilt
  5. Scott Hahn: ‚Mit Kompromissen gewinnen wir nicht’
  6. Verkauf eines Feminismus-kritischen Buchs auf Facebook und Instagram gesperrt
  7. Österreichs Integrationsministerin richtet „Dokumentationsstelle politischer Islam“ ein
  8. Eine Kathedrale in Istanbul - und eine in Nantes
  9. US-Stadt will barbusige Frauen in öffentlichen Parks erlauben
  10. „Wäre das Kinderkopftuch eine christliche Tradition, wäre es schon lange verboten“






Top-15

meist-gelesen

  1. "Die Macht der Dummheit"
  2. Endlich ein Queergottesdienst im Fernsehen
  3. Kardinal Sarah: Papst Leo kennt die Diskussion um die Messe im alten Ritus
  4. "Warum hast du solche Angst vor Johannes Paul II.?"
  5. Massiver Angriff auf die Rede- und Pressefreiheit in Deutschland!
  6. Niederländischer Kardinal Eijk: Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene nur bei Keuschheit
  7. Island-Reise - Sommer 2026 - Eine Reise, die Sie nie vergessen werden!
  8. Grobes Zerrbild über Maria Vesperbild!
  9. „Kardinal Marx und Bischof Bätzing werden voraussichtlich in der Trierer Studie berücksichtigt“
  10. Die Entdeckung der Ewigkeit: Vom Leben auf Erden und dem Himmel darüber!
  11. „Man wird dir nie verzeihen, was du für die Kirche getan hast“
  12. Finnischer Schauspieler wird neuer "Jesus" bei Gibson-Film
  13. Wird der Menschensohn den Glauben finden? Der Glaube, der bleibt. Die neuen Heiligen der Hoffnung
  14. Bischof von Gurk: Pfarren geistlich vertiefen, aber nicht strukturell zerstören!
  15. Papst Leo XIV. empfängt am 23. Oktober den britischen König Charles III.

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz