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Der furchtlose ,Löwe von Münster’

10. Oktober 2005 in Deutschland, keine Lesermeinung
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Der Mut des Kardinals von Galen und was die postchristliche deutsche Spaßgesellschaft daraus lernen kann. Von Paul Badde / Die Welt.


Rom/Münster (www.kath.net / welt) Am Schluss seines Lebens litt Clemens August Kardinal von Galen in Münster wohl am meisten daran, nicht schärfer gegen das „sakrilegische Verbrechen“ des Holocaust aufgetreten zu sein - obwohl er sich weder von dem schieren Faktum noch vom Ausmaß dieses geheimen Jahrhundertverbrechens jemals eine Vorstellung hatte machen können. Dafür reichte seine Phantasie nicht aus.

Geahnt hatte er die apokalyptischen Greuel auf dem Grund seiner Seele aber vielleicht doch schon 1934, als er „seine „warnende Stimme“ gegen die Vergewaltigung Deutschlands durch „die Neuheiden“ erhob - und gegen den braunen Kitsch im „Mythus des 20. Jahrhunderts“ von Alfred Rosenberg, dem frühen Chefideologen der Nazis, den nicht einmal Adolf Hitler richtig ernst nehmen wollte. Dennoch: der Hüne war kein Geistesgigant.

Ganz groß war er aber auf jeden Fall in seiner Gottesfurcht, wie Benedikt XVI. am Sonntag bei der Seligsprechung des „Löwen von Münster“ im Petersdom hervorhob. Er war ein Mann, der das Motto seines Bischofswappens wahrhaftig zum Programm seines Lebens erkoren hatte: „Nec laudibus, nec timore (weder durch Schmeichelei noch durch Drohungen) - weiche ich von Gottes Wegen ab.“

Diese Furcht ließ ihn in den Worten des Papstes „in finsterer Zeit das Licht der Wahrheit aufrichten, als kluge Leute der Verblendung anheimfielen und so viele Starke schwach wurden“.Gewünscht hatte sich der Bischof diese Auseinandersetzung nie, und auch nicht erwartet.

Als er - nach 23 Jahren in Berlin - 1929 mit 51 Jahren in die Marktkirche St. Lamberti nach Münster berufen wurde, schrieb er seinem Bruder: „Wir ollen Knacker werden wohl bald auf den Aussterbeetat kommen, und anderen die „Gestaltung der neuen Zeit“ überlassen können.“ Auch da hatte er sich wieder geirrt, wie vorher und später oft - als ein Mann seiner Zeit, der dennoch nie in seiner Zeit aufging.

Vielleicht stand dem auch sein Humor entgegen. Er müsse sich „doch sehr dagegen verwehren“, rief er um 1935 als Bischof schallend laut auf dem Marktplatz in Münster, „dass unser Führer und Herr Reichskanzler hier beleidigt“ werde - nachdem ein SA-Mann seine Predigt mit dem Zwischenruf unterbrochen hatte, wie ein Mann ohne Frau und Kinder sich anmaßen könne, kompetent über die Ehe und Familie reden zu wollen.

Das war kurz vor den Tagen, als er jene Enzyklika mit vorbereiten half, mit der Papst Pius XI. am 14. März 1937 von allen Kanzeln des Reiches „mit brennender Sorge“ den abgöttischen Führerkult der Nazis mit den Worten geißelte: „Wer in sakrilegischer Verkennung . . . irgend einen Sterblichen, und wäre er der Größte aller Zeiten, neben Christus zu stellen wagt oder gar über ihn und gegen ihn, der muss sich sagen lassen, dass er ein Wahnprophet ist, auf den das Schriftwort erschütternde Anwendung findet: ,Der im Himmel wohnt, lachet ihrer.’

“Auf Erden und erst recht in Deutschland lachte zu der Zeit keiner mehr über diese Worte - und auch nicht über die Analyse des Rassenwahns in dem gleichen Zusammenhang, wo der Papst den Deutschen zurief: „Nur oberflächliche Geister können der Irrlehre verfallen, von einem nationalen Gott, von einer nationalen Religion zu sprechen, können den Wahnversuch unternehmen, Gott, den Schöpfer aller Welt, den König und Gesetzgeber aller Völker, vor dessen Größe die Nationen klein sind wie Tropfen am Wassereimer], in die Grenze eines einzelnen Volkes, in die blutmäßige Enge einer einzelnen Rasse einkerkern zu wollen.“

Spätestens seit diesem Tag lag der Handschuh zwischen der katholischen Kirche und der Nazi-Tyrannei im Ring, trotz vieler Bischöfe, die das System durch Anpassung bezwingen wollten - und den Bischof von Münster an „stumme Hunde, die nicht bellen können“ erinnerten. Bald aber stellten dennoch katholische Priester jenen Berufszweig dar, der in den Konzentrationslagern am meisten vertreten war.

Den Beginn des desaströsen Rußland-Feldzugs Hitlers begrüßte von Galen dennoch 1941 nicht nur aus patriotischen Gründen, sondern weil er nicht weniger antibolschewistisch war als Ronald Reagan, nur 50 Jahre vorher. Doch sechs Wochen später verfasste er dann rasch hintereinander jene drei Predigten, die ihn in die Geschichte eingehen ließen. „Seit einigen Monaten hören wir Berichte, dass aus Heil- und Pflegeanstalten für Geisteskranke auf Anordnung von Berlin Pfleglinge, die schon länger krank sind und vielleicht unheilbar erscheinen, zwangsweise abgeführt werden“, hieß es da am 3. August 1941 in einer Predigt, die kurz danach schon von den Alliierten in Flugblättern über ganz Deutschland abgeworfen wurde.

„Das Strafgesetzbuch bestimmt in § 139: „Wer von dem Vorhaben eines Verbrechens wider das Leben glaubhafte Kenntnis erhält und es unterlässt, die Behörde oder dem Bedrohten hiervon zur rechten Zeit Anzeige zu machen, wird bestraft.“ Darum habe er entsprechende Anzeige bei den Behörden erstattet. Goebbels tobte über die „unverschämte und provozierende Rede“ und diesen „Dolchstoß in den Rücken der kämpfenden Front“. Die Euthanasie wurde danach - eine Zeitlang - eingestellt. Von Galen wurde nicht, wie er erwartet hatte, verhaftet; statt seiner holte die Gestapo nur 24 Priester und 18 Ordensleute ab, von denen zehn im KZ umkamen.

Nun schaute Johanna von Westphalen in Rom zu, als der Kardinal „in das Buch der Seligen eingetragen wurde“. Die Enkelin vom Bruder des Kardinals versucht dem Erbe des „Löwen vom Münster“ seit Jahren in ihrem radikalen Kampf für das Leben vom ersten bis zum letzten Moment gerecht zu werden, allerdings in der postchristlichen Spaßgesellschaft Deutschlands - die für solche Kämpfe kaum noch Widerstand, sondern nur noch mitleidiges Lächeln übrig hat.



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