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Der deutsche Episkopat und sein Grad an Peinlichkeit

28. Oktober 2024 in Kommentar, 14 Lesermeinungen
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Man kann es nur bedauern, wie die deutsche Bischöfe sich aufführen. Einen Ausweg bietet nur Umkehr und Buße. Die neue Enzyklika des Papstes gibt Hinweise. Der Montagskick von Peter Winnemöller


Linz (kath.net)

Wer in den letzten Tagen einige Äußerungen aus dem deutschen Episkopat verfolgt hatte, wurde mit dem Fremdschämen kaum fertig. Da verfasst der Papst eine Enzyklika, die als sein geistliches Testament angesehen werden kann und selbst von dem Papst kritisch gesonnenen Geistern als spirituelles Meisterwerk angesehen wird. Was fällt dem Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz ein? In Teilen erklärungsbedürftig. Nun, vielleicht fragt er bei seinem Amtsbruder Heiner Wilmer an, der die Enzyklika wohlbegründet gelobt hat. Als Herz-Jesu-Priester hat der Bischof von Hildesheim sicher einen leichteren Zugang zu so einer sperrigen und wahrlich nicht süßlich-harmlosen Spiritualität wie der Herz-Jesu-Verehrung. Doch dazu später mehr.

Bischof Bätzing verstieg sich sogar mal wieder dazu, im Umfeld der Weltsynode die in der katholischen Kirche unmögliche Priesterweihe für Frauen zu fordern. Wer erklärt es dem Oberhirten von Limburg? Ordinatio sacerdotalis ist de fide. In der vergangenen Woche bekam mit Bischof Overbeck erstmals ein deutscher Bischof die Möglichkeit bei einer Pressekonferenz im Rahmen der Weltsynode ein Statement abzugeben. Alles, was ihm einfiel war, predigende Frauen zu loben. Als wäre das etwas Besonderes. In allen anderen Zusammenhängen außer einer Eucharistiefeier, wo systematisch Sakrament und Verkündigung in einem tiefen inneren Zusammenhang stehen, kann jeder – unabhängig von Stand und Geschlecht - jederzeit predigen. Man erkennt das Anbiedern an eine Agenda und ist verstört.

In der Presseerklärung der deutschen Bischofskonferenz verstieg sich Bischof Genn zu dem Satz: „Synodalität für alle Ebenen der Kirche ist gesetzt und nicht mehr rückgängig zu machen.“ Da stellt sich doch sehr ernsthaft die Frage, ob das Attribut „synodal“ jetzt den vier Attributen der Kirche im Credo (einig, heilig, katholisch und apostolisch) hinzugefügt werden muss. Um die Antwort vorwegzunehmen, muss es nicht, denn der gegenwärtige Synodalismus ist ähnlich dem Konziliarismus eine Zeiterscheinung, die sich nicht halten wird. Natürlich muss Bischof Overbeck in seinem Statement in der Pressemitteilung auch die Forderung nach Viri probati wieder aufwärmen, die der Papst schon nach der Amazonassynode verworfen hatte.


Alles in allem bleibt sich der deutsche Episkopat auch rund um die Synode und die jüngste Enzyklika selbst treu. Das alles passiert nicht ohne einige Überraschungen. Die Enzyklika „Dilexit nos“ ist durchaus eine Überraschung. Sie steht im Kontext des 350. Jubiläums der Visionen, die die französische Ordensfrau Margareta Maria Alacoque empfangen hat. Auf diese Visionen gehen viele der heutigen Formen der Herz-Jesu-Frömmigkeit zurück. Wer kennt sie nicht, diese überaus kitschigen Figuren, in denen Jesus ein dornengekröntes Herz vor seiner Brust trägt und mit seinen Fingern darauf zeigt. Kunst (auch religiöse) kommt von Können, käme es von Wollen, dann hieße es Wunst. (Die hier erforderlichen fünf Euro für das Phrasenschwein sollen vom Autor gern entrichtet werden.) In solchen Figuren wird fast schon verharmlost, was im innersten Kern dieser Frömmigkeitsform steckt. Der Papst entfaltet dies in seiner Enzyklika ausgehend von eine Theorie des menschlichen Herzens von der Antike bis in die heutige Zeit hin zu einer umfassenden Theologie des Herzens Jesus. Beeindrucken kann dabei nicht nur die trinitarische Herleitung der Herz-Jesu-Verehrung, sondern gerade die Darstellung dieser Frömmigkeitsform durch die Zeiten bis zurück in die frühe Christenheit und die Zeit der Kirchenväter. Der Kampf gegen den Jansenismus, der im Kern nichts als eine leibfeindliche Gnosis war spielt dabei ebenfalls eine große Rolle. Wer wissen will, warum Bischof Bätzing vor der Enzyklika scheut, wie ein erschrecktes Ross, mache sich bitte bewusst, wieviel postmoderne Neognosis im deutschen Synodalen Weg steckt. Der Papst spricht von „Erscheinungsformen einer ‚Spiritualität ohne Fleisch‘“.

Wieviel Gnosis, hier besonders Verachtung des Leibes steckt in der Genderideologie, die Geschlecht für ein Konstrukt hält. Geschlecht aber ist ein von Gott geschaffenes Faktum des Menschen. Es steht nicht zur Disposition. Das Herz des Erlösers ist das Herz eines Menschen – ungeteilt und unvermischt mit der göttlichen Natur des Erlösers verbunden.

Als würde der Papst noch einmal betonen, wo und wie er die Rolle der Frauen in der Kirche versteht, beschreibt der Papst die Rolle heiliger Frauen in der Geschichte der Herz-Jesu-Verehrung. Ein Montagskick allein kann das in seiner Tiefe nicht erfassen. Es war der erste Gedanke beim Lesen der Enzyklika, dass der Papst da ein Fass aufgemacht hat, das ihn wohl endgültig um den Ruf als Reformer bringen wird. Besonders das Ende der Enzyklika, wo es um Sühne, Buße, Mystik und Hingabe geht, dürfte seinen Ruf komplett ruinieren. Gerade jenen, denen die Herz-Jesu-Verehrung zu kitschig vorkommt, sei diese Enzyklika ans Herz gelegt. Sie ist nicht erklärungsbedürftig, wie Georg Bätzing meint. Sie ist spirituelles Schwarzbrot. Hart aber nahrhaft. Im Kern der Enzyklika stehe tatsächlich das Zentrum des Evangeliums, betont Bischof Heiner Wilmer. Es gehe um eine Religion der Liebe, um eine Religion des Konkreten, so der Bischof weiter und konkretisiert: „Es geht dabei nicht um Moral, sondern um Erlösung.“ Bischof Wilmer ist Herz-Jesu-Priester und war Generaloberer seines Ordens von 2015 bis zu seiner Ernennung zum Bischof von Hildesheim im Jahr 2018.

Die Enzyklika wird nun leider etwas vom Ende der Synode in den Schatten gedrängt, das ist bedauerlich. In früheren Jahren hatte man in Rom etwas mehr Sinn für die richtige Zeit gehabt. Dennoch, so ist zu hoffen, wird dieses Lehrschreiben seinen Weg finden.

Die verfasste Kirche in Deutschland wird wohl von dieser Enzyklika ebenso unberührt bleiben, wie vom Abschlussdokument der Synode, das nicht in deutscher Sprache vorliegt. Man erkennt, wie wenig Bedeutung der Kirche in Deutschland weltkirchlich noch beigemessen wird. Auch das ist peinlich. Peinlich ist auch, dass kein einziger Bischof in der Pressemeldung zum Ende der Synode einen Bezug zum Abschlussdokument der Synode herstellt und einmal verdeutlicht, welch ein Paradigmenwechsel hier stattgefunden hat. Der Papst hat das von den Teilnehmern der Synode verabschiedete Dokument – welches nur leider leider die deutsche Reformagenda völlig ignoriert – direkt und unmittelbar zu einem Bestandteil des ordentlichen Lehramtes der Kirche gemacht. Das Dokument gilt. Ruft man sich in Erinnerung, mit welcher Vehemenz aus Rom die umstrittenen Beschlüsse des deutschen Synodalen Weges bekämpft worden sind, dann kann man sich – auch wenn noch keine deutsche Fassung vorliegt – den Unterschied schon ausmalen.

Der deutsche Synodale Weg spielt weltkirchlich keine Rolle. Bei dem Hochmut der deutschen Kirchenfunktionäre, denen zu begegnen der Papst aus dem Weg geht, wie der Gottseibeiuns dem Weihwasser, ist das nicht nur peinlich, das ist vernichtend. Es wäre jetzt ein gutes Zeichen, wenn die gegenwärtige Präsidentin des „ZdK“ auf der kommenden Vollversammlung einfach zurücktreten würde. Der nächste synodale Ausschuss, der am 13./14. Dezember in Wiesbaden tagt, könnte dieses peinliche Intermezzo der Anderskatholizität einfach beenden und die Kirche in Deutschland damit wieder auf dem Weg in Richtung Weltkirche bringen.

Ein Weg für die deutschen Bischöfe aus der derzeitigen Peinlichkeit heraus führt einzig und allen über eine Umkehr zu einer Hinwendung zur Neuevangelisierung. Und wenn die Bischöfe das gerne synodal erledigen möchten, dann spricht nichts dagegen, wenn sie sich endlich darauf besinnen, dass es in Deutschland längst zahlreiche Initiativen gibt, die sich diesem Thema verschrieben haben und es der Not gehorchend an den verfassten Strukturen vorbei betreiben. Es wäre ein Zeichen der Hoffnung, wenn, wie es Bischof Oster in der Pressemeldung der DBK betonte, diese Synode – zusammen mit der Enzyklika Dilexit nos – ein Vermächtnis von Papst Franziskus ist oder sein wird.

Hinsichtlich der Synode muss man in Deutschland bedenken, dass durch das Schmierentheater der Laienspielschar „ZdK“ und die peinliche Anbiederung der Bischöfe daran, der Begriff Synodalität verdorben ist und geläutert werden muss. Das braucht Zeit. Die sollten wir uns geben, ohne darauf zu verzichten mit der Verkündigung des Evangeliums zu beginnen. Dazu ist ohnehin jeder Getaufte berufen.

 

Bild oben: Herz-Jesu-Darstellung aus der Basilique de Sainte-Anne-de-Beaupré in Quebec, Kanada. Beeindruckend an diesem Bild ist, dass man es gut auf die Enzyklika hin lesen kann. Es bringt das Herz Jesu zudem in eindeutige Verbindung mit der Eucharistie. Foto: Pierre André/Wikimedia/CC-BY-SA-4.0,3.0,2.5,2.0,1.0


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