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Rosa aurea – Die Goldene Rose

22. August 2024 in Chronik, keine Lesermeinung
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Ein päpstliches Ehrenzeichen mit Tradition – Die erste Papst-Rose, die bis dato einem deutschen Marienwallfahrtsort zu teil wurde, schenkte Papst Benedikt XVI. 2008 dem „Herz Bayerns“, der Gnadenkapelle Altötting. Gastbeitrag von Elmar Lübbers-Paal


Altötting (kath.net) Bereits Papst Urban II. verschenkte 1096 die erste „Goldene Rose“ (lat. Rosa aurea) an den Grafen von Anjou. Mit diesen in Silber kunstfertig geschaffenen Rosenbouquet, welches vergoldet wurde, bedankte sich der Papst für den besonderen Einsatz für die katholische Sache. Die ältesten erhaltenen Papst-Rosen stammen aus dem 14. Jahrhundert und sind an den Blüten mit Saphiren   besetzt. In den Knospen verbargen sich einst die wohlriechenden Essenzen von Balsam, Moschus und Myrrhe. Auch die Päpste unserer Zeit verschenken „Goldene Rosen“.

So bedachte Papst Benedikt XVI. 2008 auch das „Herz Bayerns“, die Gnadenkapelle Altötting, mit diesem kostbaren Ehrengeschenk.

Die Freude in Altötting war riesig, als am Freitag, den 15. August 2008 der Kölner Erzbischof, Joachim Kardinal Meisner, als Päpstlicher Legat dem Marien-Wallfahrtsort das besondere Geschenk überreichen durfte. Es war natürlich genauestens geplant, dass die Goldene Rose am Patrozinium der Kapelle, dem Fest „Mariä Aufnahme in den Himmel“, während des festlichen Pontifikalamtes in der St. Anna Basilika, dem damaligen Diözesanbischof von Passau, Wilhelm Schraml überreicht wurde. Es war die erste Papst-Rose, die bis dato einem deutschen Marienwallfahrtsort zu teil wurde.

Dabei hatte sich der bayerische Papst bereits mit seinem früheren Bischofsring bei dem Gnadenbild von Altötting verewigt. Seit seinem Altötting-Besuch im September 2006 befindet sich dieser Ring nämlich am Zepter der Muttergottes. Dem Administrator der Heiligen Kapelle, Prälat Ludwig Limbrunner, kam seiner Zeit die ehrenvolle Aufgabe zu das päpstliche Dekret zur Überreichung der Rosa aurea zu verkünden (siehe unten). Die heutige „Goldene Rose“ hat drei Blüten und ihre ganze Gestaltung verbirgt viele theologische Inhalte. Einige Bibelstellen bilden dabei die Kausalität der christlichen Rosen-Riten, die sich nach und nach von der Überreichung echter Rosen bis hin zur „Rosa aurea“ entwickelten. Die Heilige Schrift nutzt florale Schönheit, um die Erhabenheit und Auserwählung Christi zu versinnbildlichen. In Jesaja finden wir in Vers 11,1 den Vergleich, der sich auch ab dem Mittelalter in Liedern wiederfindet lässt: „Doch aus der Wurzel Isais wächst ein Reis hervor, ein junger Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht.“ Und in Jesus Sirach 24, 14: „Ich wuchs empor wie … die Rosenpflanzungen in Jericho…“. In der Beschreibung des Schriftgelehrten bei Jesus Sirach 39,13 heißt es: „...dann sproßt ihr auf wie eine Rose, die an Wasserläufen wächst“. Auch die Mystikerin Mitteldeutschlands, die heilige Mechthild von Magdeburg (1207-1282) bezeichnete Christus als „edel Rose“. Auf den Gräbern der Katakomben hat man immer wieder Rosen als Zeichen der paradiesischen Auferstehungsverheißung gefunden.


Wenn wir nun die päpstliche Goldene Rose betrachten, so kann man das Leben Christi an ihr symbolisch nachvollziehen. Das Gold steht, wie schon bei den Gaben der Heiligen Drei Könige, für die Königswürde Christi, der ja der „König der Könige“ ist. Gleichsam findet man im Gold auch einen Rotschimmer, der die Marter Christi und das für uns vergossene Blut andeutet. Die Dornen stehen schmerzhaft für die Passion Christi, mit der richtigen Anzahl sogar für die Wundmale selbst. Die drei Blüten verweisen klar auf die heiligste Dreifaltigkeit. Die Rose drückt in ihrem Wachsen und Blühen, die Kreuzigung Christi aus. Sie beginnt unten schmal mit dem Stiel (Kreuzstamm) und geht später mit seiner Verästelung auseinander, ähnlich wie Jesus mit seinen ausgestreckten Armen am Kreuz hing. Die leicht welkenden Kronblätter versinnbildlichen Vergänglichkeit und Tod. Für den tieferen Betrachter ist die Rose jedoch auch der Trost des Herrn, der durch Leiden, Verfolgung und Tod zur Auferstehung gelangt ist. So sagt uns die Rose: „Der Herr ist an deiner Seite, er verlässt dich nicht, auch er ist schon einen schmerzhaften Weg gegangen. Jesus hat letztlich den Tod überwunden und hat uns durch seine Auferstehung und Himmelfahrt schon Anteil am göttlichen Leben gegeben, so dass wir uns bereits jetzt auf die vollkommene Freude einstimmen dürfen, die im Himmel herrscht“!

Jahrhunderte war es Brauch, die Rose am 4. Fastensonntag („Laetare“), der bisweilen auch Freudensonntag genannt wird, zu überreichen. Deshalb nennen ihn die Römer auch heute noch „Rosensonntag“. Nicht immer wurde die Goldene Rose der Päpste aus reiner Dankbarkeit oder Anerkennung verliehen. So manches Mal sollte es eine Mahnung, mit unter verbunden mit einer Forderung sein. Besonders deutlich zeigt dies die Rosenübergabe 1519 an den Kurfürsten Friedrich den Weisen, unter dessen Schutzmantel Martin Luther stand. Die Rose sollte den Fürsten an die wahre Religion erinnern und gleichzeitig wenigstens an eine Zügelung Luthers appellieren.

Aus der ursprünglich nur Männern vorbehaltenen Auszeichnung, wurde ab 1368 auch eine Ehrenbekundung für vorbildliche Frauen. Als sogenannte „Tugendrose“ wurde sie an herausragende Herrscherinnen verliehen. Beispiele hierfür sind: Isabella von Kastilien (1493), Maria I. von England, die als Tochter Heinrich VIII. die Re-Katholisierung begann (1555), Margarethe von Österreich (1598), Isabella II. von Spanien (1868). Die letzten Herrscherin, die mit der Rosa aurea bedacht wurde, war Charlotte von Luxemburg (1956).

Seit den Reformen unter Papst Paul VI. (1963-1978) wurden nur noch Wallfahrtsorte mit der päpstlichen Ehrenauszeichnung bedacht. Paul VI. verlieh die Goldene Rose fünf Mal. Der heilige Johannes Paul II. nutze die Anerkennungsauszeichnung während seiner Amtszeit von 26 Jahren und 5 Monaten neun Mal. Papst Benedikt XVI. zeigte sich darin freigiebiger. Der bayerische Pontifex, der 8 Jahre als Stellvertreter Christi die katholische Kirche führte, verlieh die Goldene Rose ganze  achtzehn Mal. Darunter Mariazell in Österreich (2007), die Gnadenkapelle Altötting (2008), die Basilika der Unbefleckten Empfängnis in Washington D.C. (2008), die Heiligtümer „Unserer Lieben Frau“ in Savona/Italien, Ceranesi/Italien, Cagliari/Sardinien, Pompeji, L`Aquila/Italien, Gibraltar, Jaèn/Spanien, Insel Gozo/Malta, Catamarca in Argenitinien, Valencia/Venezuela, Scherpenheuvel/Belgien und El Cobre/Kuba.

Papst Franziskus hat auch bereits mehrfach die Goldene Rose verliehen, darunter die Heiligtümer von Turin, Sumuleu Ciuc/Rumänien, die Basilika von den Sieben Schmerzen Mariens in der Slowakei und die römische Basilika Santa Maria Maggiore am Hochfest „der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria“, am 8. Dezember 2023.

Mögen die Bewohner und Pilger der bedachten Gnadenorte, das päpstliche Ehrenzeichen würdigen und gleichzeitig auch als Mahnung verstanden wissen. So sollen viele Menschen - durch diese zusätzliche Aufmerksamkeit - auf den Herrn und ebenso auch auf die Gnadenvermittlerin an den Wallfahrtsorten hingewiesen werden. So wie es auch im Herzen Bayerns, der Gnadenkapelle von Altötting, tagtäglich geschieht.

Päpstliches Dekret zu Verleihung der Rosa aurea an das Heiligtum in Altötting
 
Es ist Uns bekannt, dass das Heiligtum Altötting vielerorts in hoher Achtung steht, besonders aber bei den Gläubigen in Bayern. Altötting gilt als das Herz Bayerns. Denn dort finden sich häufig zahlreiche Pilger ein, um die himmlische Mutter zu verehren und um göttliche Gnaden für Leib und Seele zu erflehen. Dort wird ein uraltes Gnadenbild der Gottesmutter aufbewahrt, das die Gläubigen an sich zieht und ihre Frömmigkeit entflammt. An jenem Ort nämlich können die Menschen, die dorthin kommen, geistliche Gnadenerweise erlangen, und dies unter der segensreichen Mithilfe der Kapuzinerbrüder, zu denen der heilige Bruder Konrad von Parzham zählt, jenes wunderbare Vorbild aus der franziskanischen Familie, der auch Uns am Herzen liegt. Oftmals überkommt Unser Herz die Erinnerung an Unsere erste Pilgerfahrt, als Wir zusammen mit dem überaus geliebten Vater diesen heiligen Ort freudig aufsuchten und Zeichen der Frömmigkeit erlebten. Seitdem haben Wir dort oft, jüngst auch in Begleitung des Bruders, Unsere Gebete der himmlischen Mutter dargebracht, die durch ihre mütterliche Fürsorge nicht nur Unsere Schritte, sondern die der Christenheit lenkt, da sie im oft dunklen und stürmischen Meer der Geschichte wie ein Stern den Weg weist (vgl. Spe salvi, 49). Damit nun dieses Heiligtum in besonders angemessener Weise herausgehoben werde, wünschen Wir nichts zu unterlassen, was diesen Ort schmückt und ehrt. Deshalb übergeben und schenken Wir mit großer innerer Anteilnahme kraft dieser Urkunde die aus Gold gefertigte Rose. Sie soll dort von nun an aufbewahrt werden als Zeichen und sichtbares Zeugnis Unserer besonderen Wertschätzung, mit der Wir das Ansehen dieses Heiligtums mehren wollen. Diese Rose wird am kommenden Hochfest der Aufnahme der Seligen Jungfrau Maria in den Himmel Unser ehrwürdiger Bruder, der Erzbischof von Köln, Joachim Kardinal Meisner, übergeben, um damit seine und Unsere fromme Verehrung gegenüber der Jungfrau Maria zu bekunden. Unser ehrwürdiger Bruder Wilhelm Schraml, Bischof von Passau, wird die Goldene Rose dankbar und freudig in Empfang nehmen. Was Wir aber in der feierlichen Zeremonie der Segnung der Rose von Gott, dem Vater des Erbarmens, erfleht haben, das erbitten Wir nun wieder von ihm, damit er es allen Menschen guten Willens reichlich zuteil werden lasse.
Aus dem Vatikan, unter dem Fischerring, am 1. Juli 2008
im vierten Jahre Unseres Pontifikates
Benedikt XVI. PP.

Archivfoto:2008 überreichte der Kölner Erzbischof, Joachim Kardinal Meisner, als Päpstlicher Legat dem damaligen Diözesanbischof von Passau, Wilhelm Schraml die Goldene Rose © Gnadenort Altötting/Roswitha Dorfner


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