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Im freien Fall: Die Kirche im Zeichen der Weltsynode

11. Juli 2023 in Kommentar, 34 Lesermeinungen
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„Es gibt keine Kirche, die mit sich selber bricht, die die Wurzeln ihrer Tradition kappt und in der man dafür von den Gläubigen auch noch 'Gehorsam' einfordern könnte.“ Von Joachim Heimerl


Linz (kath.net/joh) Es hat lange gedauert: 2000 Jahre hat die Kirche ihren Feinden getrotzt, bis sie nun von ihren eigenen Leuten erledigt werden soll. Schutzlos gleicht sie einer offenen Stadt, und die düsteren Assoziationen mit  Rossellinis „Roma città aperta“ (1945) drängen sich hier von ganz alleine auf.

Dass eine Bischofssynode zur Abrissbirne der Kirche werden soll, hätte man noch vor zehn Jahren nie gedacht, übrigens auch nicht, als Papst Franziskus diese Synode als Gegenentwurf zum schismatischen Irrweg in Deutschland einberief.

Inzwischen liegen die Agenda der Deutschen aber auch in Rom auf dem Tisch: Eine neue Kirche soll her, eine weiblichere und auch eine homosexuelle, eine „bunte“ Kirche, in der sich - bis auf die verfemten „Traditionalisten“ -  alle wohlfühlen und an der keiner Anstoß nimmt: vor allem nicht am Zölibat, an der sogenannten „Ämterfrage“ und schon gar nicht an der Unauflöslichkeit der Ehe. Das Evangelium wird im Zeichen des Regenbogens einfach passend gemacht, die Sünde durch (falsche) Barmherzigkeit heiliggesprochen, und die Kirche von Bischöfen und Kardinälen im Ausverkauf verschleudert. Man darf es ruhig sagen, wie es ist: Die Kirche befindet sich im freien Fall, und das Papsttum auch.

Das eben erschienene, von Papst approbierte Arbeitsdokument der Synode hat diese Entwicklung ebenso beschleunigt wie die Berufung des neuen Glaubenspräfekten „Tucho“ Fernandez, der keine acht Tage nach seiner Ernennung bereits zum Kardinal erwählt wurde, und dies, obwohl in der Glaubenskongregation bereits eine Akte über ihn geführt worden war, wie ihr emeritierter Präfekt Kardinal G.H. Müller jüngst bestätigt hat (siehe Link). Dabei ist Fernandez anders als der Papst nicht einmal Jesuit; das war bei seiner Ernennung wohl die einzige Überraschung, wie böse Zungen raunten.


Kein Wunder, wenn vor diesem Hintergrund allenthalben behauptet wird, Papst Franziskus wolle nach dem Ableben Benedikts XVI. nun endlich eine „neue“ Kirche ins Leben rufen, vor seinem Tod rechtzeitig sein „Haus“ bestellen und die Synode sei eben sein Werkzeug dazu. - Ob das wirklich so ist, vermag niemand zu sagen; auffallend ist: Gerade die „Freunde“ des Papstes sagen dies sehr oft und fügen seinem Pontifikat damit den allergrößten Schaden zu.  

Doch wie dem auch sei: Ein wilder Eber wütet gegenwärtig im Weinberg der Herrn, und während ihn Papst Leo X. noch weiland in die Schranken wies, hat man ihm unter Franziskus die Tore der Kirche weit aufgetan. Mahnende Stimmen, wie die des emeritierten Erzbischofs von La Plata (Argentinien) oder des wackeren Bischofs von Tyler (USA) verhallen dagegen im Wind. Kritiker des neuen Kurses werden nicht selten auf offener Bühne mundtot gemacht.   

Inmitten dieses beispiellosen Desasters, als das Kardinal Pell das gegenwärtige Pontifikat bezeichnete, lohnt es sich jedoch darüber nachzudenken, was Kirche und Papst eigentlich sind - und was eben nicht. Meiner Ansicht nach war es Yves Congar, der dieses komplexe Beziehungsgeflecht am prägnantesten beschrieben hat: „Gott gehorchen, heißt der Kirche gehorchen und das wiederum heißt dem Papst gehorchen.“

Das klingt zweifelsohne stramm katholisch und das ist es wohl auch. Immerhin schrieb Congar diese Worte im Hinblick auf den bedeutendsten Papst des Mittelalters, Gregor VII., der unsere heutige Vorstellung vom Papsttum entscheidend geprägt hat.
Und doch ist diese „klassische“ Sichtweise gerade heute für viele zur Quelle eines Missverständnisses geworden, indem sie Kirche und Papst simpel gleichsetzen, auch wenn die Kirchengeschichte nicht wenige Fälle kennt, in denen dies nicht unproblematisch war.

Ähnliches erleben wir auch jetzt, wenn sich das gegenwärtige Pontifikat von den früheren immer deutlicher  abzulösen scheint, was zwei Zäsuren illustrieren: Das nachsynodale Schreiben „Amoris Laetitia“ und das Motu proprio „Traditiones Custodes“. Beide Texte markieren einen offensichtlichen Bruch in der Kontinuität des päpstlichen Lehramts, der  - eigentlich -  unmöglich ist und der sich dennoch im Zeichen der Weltsynode nun immer mehr zu verfestigen scheint.  

Gerade hier ist es wichtig, sich an Congars Verständnis des Papsttums zu erinnern: Gott und die Kirche kommen immer vor dem Papst, denn kein Papst hat irgendeine Macht aus sich selbst oder könnte Gehorsam verlangen, wo er selber nicht gehorsam hinter Christus und der Kirche aller Zeiten steht.

Wenn der neu ernannte Glaubenspräfekt vage von einem eigenen, „reformatorisch“ konnotierten „Lehramt von Papst Franziskus“ spricht, unterschlägt er geflissentlich diesen notwendigen Aspekt päpstlicher Unterordnung und Kontinuität und beweist damit unfreiwillig, dass er selbst alles andere als ein geeigneter „Glaubenswächter“ ist.  - Es gibt eben keine „franziskanische“ Kirche, keine „jesuitische“ und halt auch keine „synodale“. Es gibt keine Kirche, die mit sich selber bricht, die die Wurzeln ihrer Tradition kappt und in der ein Papst dafür von den Gläubigen auch noch „Gehorsam“ einfordern könnte. Die Jahrzehnte nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil haben gerade dies recht schmerzlich gezeigt und den Exodus aus der Kirche dramatisch verstärkt.

Dennoch wird  die kommende Synode an ihrem Kurs bedingungsloser Selbstdemontage festhalten, den nur noch Franziskus aufhalten könnte aber nicht aufzuhalten scheint. So lange sich dies nicht ändert, befinden sich Kirche wie Papsttum im freien Fall. - Und doch: Die Kirche aller Zeiten wird auch dieses Desaster überstehen.

Dr. Joachim Heimerl ist Priester und Oberstudienrat

 


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