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Weihbischof von Kiew: Ukraine hat das Hoffen nicht aufgegeben

3. Jänner 2023 in Aktuelles, keine Lesermeinung
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Präsident der Caritas-Spes, Jaslowezkyj: Angst vor Russland lässt Ukrainer auch Kälte und Stromausfälle ertragen - "Ökumenische" Weihnachten mit vielen Kurzzeit-Rückkehrern - Österreich wichtiger Partner für Caritas der Ukraine


Kiew (kath.net/KAP) Ohne Feuerwerkskörper, aber dennoch in Erwartung eines Kriegsendes sowie dauerhaften Friedens ist in der Ukraine das Jahr 2023 gestartet. Zwar waren die Vorzeichen nicht die besten: Auch in der Silvesternacht und am Neujahrstag gab es Raketen- und Drohnenangriffe auf Kiew und andere Städte, weshalb die Ausgangssperre ab 23 Uhr nicht aufgehoben wurde, auch ein baldiger erneuter Großangriff Russlands scheint wahrscheinlich. "Unsere Hoffnung ist aber ungebrochen, dass der Friede, Neubeginn und Wiederaufbau kommt, dass sich die Wirtschaft wieder positiv entwickelt und wir Teil der Europäischen Union werden", formulierte im Neujahrsinterview mit der Nachrichtenagentur Kathpress (Montag) der neuernannte Präsident der ukrainischen "Caritas-Spes", Weihbischof Oleksandr Jaslowezkyj (43).

Eine Rückkehr vieler Geflohener erlebt die Ukraine schon derzeit, wenngleich nur vorübergehend in den Ferien zwischen dem west- (25.12.) und dem ostkirchlichen (7.1.) Weihnachtstermin: "Viele sind aus dem Ausland zurückgekommen, um daheim zu feiern und nach ihren Häusern zu sehen. Sie werden jedoch schon bald wieder in ihre Fluchtländer zurückkehren", berichtete der römisch-katholische Weihbischof von Kiew-Schytomyr. Möglich sei dieser Aufenthalt, da die Ukraine mittlerweile gelernt habe, mit dem Kriegsalltag zu leben: Mit den verschiedenen Sirenensignalen sei man vertraut und wisse, dass etwa Drohnen weniger gefährlich sind als Raketen. Auch für die Kirchen gibt es jetzt - anders als noch zu Ostern 2022 - weit detailliertere Vorgaben der Regierung, wann, wo und wie Feiern möglich sind. Das vermittle zumindest ein wenig Sicherheit.

Paradoxes Weihnachten

Eine Folge sei, dass die Kirchen zu Weihnachten "voller denn je" gewesen seien. Darunter waren außer den Zurückkehrten auch viele neue Gesichter: Binnenflüchtlinge aus den russisch besetzten oder an der Kriegsfront liegenden Gebieten der Ostukraine. Wie Weihbischof Jaslowezkyj betonte, sei es auch ein "ökumenisches Weihnachten" gewesen, hätten doch viele ukrainisch-orthodoxe Pfarren als Signal der Loslösung vom Kriegs-befürwortenden Moskauer Patriarchat ihr Fest heuer auf den Dezember-Termin vorverlegt. Ausständig ist das Geburtsfest Christi in der Ukraine nun außer bei den Russisch-Orthodoxen nun noch bei der mit Rom unierten Griechisch-Katholischen Kirche (UGKK). Zwar wünschten auch bei dieser viele eine Verlegung auf Dezember, ihre Verfasstheit als katholische "Brücke zur Orthodoxie" erlaube dies aber erst nach einem offiziellen orthodoxen Terminschwenk, erklärte der in Rom über interkonfessionelle Ehen promovierte Kirchenrechtler.
Im Rückblick auf die Weihnachtsfeiern sprach der Bischof auch von einem "paradoxen" Moment: "Die Stimmung war fröhlich und traurig zugleich. Vielen, die Angehörige im Krieg verloren haben, standen Tränen in den Augen. Vorher ging auch Angst um, angesichts der Sorgen überhaupt Weihnachten zu feiern. Viele Menschen sagten mir jedoch nachher, beim gemeinsamen Singen der Weihnachtslieder großen inneren Frieden empfunden zu haben", sagte Jaslowezkyj. Dieser Friede sei derzeit das Entscheidende, da es wohl auch zum noch anstehenden orthodoxen Festtermin kein "Weihnachtswunder" geben werde. Dazu sei es zu früh, denn: "Politischer Friede braucht mehr Zeit, mehr Gebete und mehr Hilfe von Europa."


Solidarität ungebrochen

Angesichts der Kriegsbedrohung gelte es, "Menschen des Friedens" zu sein, betonte Jaslowezkyj, der damit andere Töne anschlug als das "Niemals Vergeben" in der Silvesteransprache von Staatspräsident Wolodymyr Selenskyj. Nur wenn es der Ukraine gelinge, allen Hass gegen die angreifenden Russen abzulegen, könne Gott dem Land dauerhaften Frieden schenken, so die Kernbotschaft des Bischofs. Aus Glaubensperspektive sei der Krieg eine "Prüfung, bei der ans Tageslicht kommt, was in uns steckt" - und zwar auch viel Gutes. Als positives Signal wertete der Weihbischof jüngste Korruptionsprozesse in der Ukraine gegen Polizisten, die für Frontsoldaten bestimmte Hilfsgüter abgezweigt hatten. Besonders hervorzuheben sei jedoch auch die ungebrochen große Solidarität im Land, sichtbar unter anderem im Einsatz vieler Freiwilliger bei den Hilfskampagnen, bei denen die Kirchen eine vorrangige Funktion hätten.

Speziell die römisch-katholische Kirche, die in der Ukraine zahlenmäßig eine untergeordnete Rolle spielt, habe im Krieg viel Anerkennung gewonnen, berichtete Jaslowezkyj. "Die Orthodoxen haben das Problem, dass sie als national verfasste Kirche kaum mit dem Ausland vernetzt sind, um von dort Unterstützung zu erhalten. Bei den Protestanten gibt es zwar eine lange humanitäre Tradition, doch verließen bei Kriegsbeginn viele Pastoren das Land, um ihre Familien in Sicherheit zu bringen, wodurch viele soziale Initiativen erst später wieder aufgenommen werden konnten." Fast alle römisch-katholischen Priester seien hingegen trotz Angriffen und Besatzung geblieben und hätten für ihre Hilfsaktionen viele Mitstreiter gefunden. Jede Pfarre habe sich somit in eine Caritas-Stelle verwandelt, "und wo früher zwei oder drei Leute sozial tätig waren, sind es nun 20, 30 Freiwillige", verdeutlichte der Mitte Dezember von der Bischofskonferenz bestellte Caritas-Spes-Präsident.

"Papst braucht gute Informationen"

Dass dieser Einsatz auch von allerhöchster Kirchenebene unterstützt werde, mache der bereits mehrfache Besuch von Kurienkardinal Konrad Krajewski sichtbar. An den Weihnachtstagen war der päpstliche Almosenmeister erneut mit einer LKW-Ladung an Generatoren und Thermowäsche in Lemberg und Kiew zu Besuch, verteilte die Hilfsgüter und traf auch Bischof Jaslowezkyj und die Mitarbeiter vom Nationalbüro der Caritas-Spes. "Wir sehen Krajewski als Vertreter von Papst Franziskus und sind sehr dankbar für seine Gegenwart bei uns. Wichtig ist für uns auch zu wissen, dass er bei seiner Rückkehr dem Papst Infos aus erster Hand liefern kann. Der Papst braucht gute Information dringend - denn manchmal haben wir in der Ukraine den Eindruck, als bekäme er diese nicht", so der Bischof.

Krajewskis Heimatland Polen habe sich bislang als der wichtigste Partner für die Ukraine gezeigt, was die Aufnahme von Flüchtlingen und die humanitäre Unterstützung betrifft. "Viele ins Nachbarland geflüchtete Ukrainer haben inzwischen selbst Hilfsbrücken gestartet, zudem erinnert ihre Gegenwart die Polen ständig an die weiters schwierige Situation in der Ukraine", betonte Jaslowezkyj.

Wichtige Hilfe aus Österreich

Enorme Großzügigkeit erlebt der Bischof jedoch auch weiterhin aus vielen anderen europäischen Staaten, wobei Österreich eine besondere Position einnehme: "Die über 'Nachbar in Not' vermittelte Hilfe ist für die ukrainische Caritas-Spes das zweitgrößte Projekt nach jenem des weltweiten Dachverbandes 'Caritas internationalis'. Dank dieser Hilfe aus Österreich erhalten in den Großstädten Kiew, Odessa, Schytomyr, Winnyzja und Luzk jeweils mehr als 10.000 Menschen Hilfe wie Nahrung, Kleidung oder finanzielle Unterstützung." Die Caritas Österreich habe zudem 100 Stromgeneratoren und Powerbanks geliefert und ein Projekt zur Schulung ehrenamtlicher Helfer ermöglicht. "Wir erhalten viel Unterstützung von Österreich", betonte der Bischof.

Hinsichtlich der Art und Weise der weiter benötigten Hilfe drängte Jaslowezkyj darauf, vor finanzieller Unterstützung nicht zurückzuscheuen. Manche Spender und Hilfswerke im Ausland scheuten davor zurück, Geld in die Ukraine zu senden. Die enormen Kosten, die für den Transport gesammelter Hilfsgüter quer durch Europa aufgewendet werden, könnten aus Sicht des Bischofs jedoch vor Ort effektiver eingesetzt werden. "Wir wissen, was wir brauchen, und können vieles bei uns selbst besorgen, allen voran die Nahrung. Im Land einzukaufen unterstützt die Wirtschaft und sichert Arbeitsplätze, auf die viele Familien derzeit besonders angewiesen sind. Wer seine Arbeit verliert, muss hingegen oft das Land verlassen, um ein Auskommen zu finden."

Milder Winter

Die Lage in der Ukraine bleibe extrem schwierig, viele Menschen seien verzweifelt und teils auch depressiv, so die Wahrnehmung des Caritas-Spes-Präsidenten. "Die meisten sagen jedoch: Um nicht Teil Russlands zu werden, sind wir mit Gottes Hilfe bereit, durchzuhalten - auch, dass es oft keinen Strom, keine Heizung, kein Internet und teils auch kein Wasser gibt. Russlands Bomben sind reine Geldverschwendung, denn sie stimmen die Leute nicht um." Doch auch das Wetter spiele mit, betonte der Bischof, herrschten in der Ukraine jedoch fast durchgehend für die Jahreszeit milde Temperaturen, mit sogar 10 Grad Celsius am Neujahrstag. "Gott ist gnädig mit uns, denn unsere Gebete, dass es kein strenger Winter wird, haben sich erfüllt", so der Bischof.

Copyright 2022 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich
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