Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Papst: Ehe unauflöslich, doch bei Annullierung barmherzig sein
  2. Glaube ohne Feuer: Wie die Kirche Angst vor der eigenen Botschaft bekommt
  3. Papst Leo XIV. empfängt deutsche Theologin und Bätzing-Marx-Kritikerin Katharina Westerhorstmann
  4. Vatikan macht sich für Monogamie in der Ehe stark
  5. Papstprediger: KI zeigt „gewisses Etwas auf, das nur wir tun können“
  6. "Die Katholische Kirche schwimmt mit dem Zeitgeist, sie ist parteipolitisch nach links gekippt!"
  7. Nicht nur Kardinäle an der Spitze: Papst ändert Vatikanverfassung
  8. Verherrlichung eines tragischen Todes – zum assistierten Suizid von Alice und Ellen Kessler
  9. Cantare amantis est. Der Chor: Ikone der Kirche. Die Freilegung des Glaubensgeheimnisses im Gesang
  10. „Welt“-Kolumnist Gideon Böss: Der Westen „muss wieder christlich werden“
  11. R.I.P. Martin Lohmann
  12. Mutig: Fürst Albert II. verweigert für Monaco die Ausweitung der legalisierten Abtreibung
  13. Anmeldeformular für Volksschule mit sechs Möglichkeiten bei Angabe des Geschlechts
  14. Britische Gesundheitsbehörde gibt Zahlen zu Covid-Impfung und Übersterblichkeit nicht bekannt
  15. "Jedes Land hat das Recht zu bestimmen, wer, wie und wann Menschen einreisen dürfen"

Kardinal Marx – Opportunismus auf Kosten der Kirche

5. April 2022 in Kommentar, 11 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


„An Marx dürfte es abprallen, dass er sich in der Weltkirche zunehmend isoliert und Deutschland in ein Schisma führt, das kaum noch aufzuhalten ist.“ Gastbeitrag von Joachim Heimerl


Wien (kath.net) Seit dem Interview, das Kardinal Marx in der letzten Woche dem „Stern“ gegeben hat, ist einmal mehr deutlich geworden, wie weit er sich inzwischen von der Kirche entfernt hat. Wer hier noch von einer wirklichen Einheit mit dem Papst und den Bischöfen der Weltkirche spricht, braucht viel Phantasie und noch mehr Humor.

Marx selbst gibt sich in dem Interview gewohnt jovial und hemdsärmlig und erspart dem Leser nicht einmal peinliche Einblicke in seine erotische Selbsterfahrung.

Jenseits solcher Geschmacklosigkeit aber wird in dem Interview deutlich, worum es dem Kardinal wirklich geht: um sich selbst. Im Grunde ist das Interview so zum Psychogramm eines kirchlichen Opportunisten geworden, der behauptet, er fühle sich seit Jahren freier zu sagen, was er denke. Dazu gehöre auch, dass man den kirchlichen Oberen nicht nach dem Munde reden dürfe.

Ohne Zweifel klingt in solchen Worten viel eigene Erfahrung mit, denn Marx weiß nur zu gut, dass er mit seinen heutigen Positionen niemals Bischof geworden wäre. Unter Johannes Paul II. und Benedikt XVI. fügte er sich stattdessen in die Reihen derer ein, die er heute als „konservativ“ und „rückständig“ diffamiert. Schließlich gelang ihm – bei Benedikt antichambrierend – der Sprung auf den Münchener Bischofsstuhl. Doch kaum hatte Benedikt abgedankt, schien sich der Wind im Vatikan zu drehen. Marx ließ sich von einem liberaleren Lüftchen ergreifen und drehte sein Fähnchen in den frischeren Wind. Flugs streifte der „neue“ Marx das Image des Konservativen ab. Darüber hinaus wurde er zum Exponenten eines deutschen Reformvorhabens, das inzwischen allerdings komplett aus dem Ruder gelaufen ist.


Seither setzt Marx alles daran, bei einer neuheidnischen Öffentlichkeit zu punkten, und nennt das im völligen Gegensatz zum Papst erstaunlicherweise „Evangelisierung“. Dahinter verbirgt sich jedoch nichts anderes, als dass er alle kirchlichen „Reizthemen“ mehr oder minder geschickt für sich nutzt. In die Richtung solch schnöder Publicity ging bereits die wenig diskrete, dafür umso medienwirksamere Inszenierung seiner Stiftung für Missbrauchsopfer. Und auch der jüngste Auftritt beim Münchener „Queergottesdienst“ oder das aktuelle Bekenntnis zur unerlaubten Segnung eines homosexuellen Paars müssen hauptsächlich unter diesem Vorzeichen verstanden werden.

Wer jedoch glaubt, Marx ginge es hier tatsächlich um Betroffene, hat überhört, dass beispielsweise Missbrauchsopfer beständig betonen, er komme in Wirklichkeit kaum auf sie zu. Und auch die plötzliche Parteinahme des Kardinals für Homosexuelle wäre ohne einen medialen Rückenwind kaum vorstellbar; so würde er umgekehrt in einer „LGBTQ+“-feindlicheren Öffentlichkeit wohl kaum für jene eintreten, um deren Gunst er heute buhlt.

Der Preis aber, um den sich Marx dergestalt zu Markte trägt, ist denkbar hoch: Es ist der Preis der Einheit der Kirche. Letztlich ist der Kardinal so zum Spiegelbild des Patriarchen von Moskau geworden: Wie Kyrill ist er bereit, die kirchliche Einheit und die Botschaft des Evangeliums für die eigene Macht und das eigene Ansehen im weltlichen Establishment zu opfern. Kyrill vollzieht dieses Opfer auf dem Altar der Diktatur Putins, Marx auf demjenigen der Diktatur des Zeitgeists und des Relativismus, und in beiden Fällen sind die Folgen für die Kirche verheerend.

An Marx selbst dürfte es jedoch abprallen, dass er sich in der Weltkirche zunehmend isoliert und Deutschland in ein Schisma führt, das kaum noch aufzuhalten ist. Denn das, was die Kirche ist oder sein soll, hat der Kardinal längst selbst entschieden; „Einheit“ ist nach seiner Auffassung nämlich immer da, wo er selber ist – wie Kyrill hat er offensichtlich den Blick für die Realität verloren.

Wer hier einwenden möchte, Marx sei dagegen alles andere als auf Ansehen und Macht erpicht, denn er habe ja demütig seinen Rücktritt angeboten, der geht der simplen Taktik des Kardinals auf den Leim. Knapp bevor ihn die Missbrauchswelle selbst erfasste, bot Marx dem Papst zwar tatsächlich den Amtsverzicht an, tat dies aber – sehr durchsichtig – im Wissen darum, dass ein Verzicht aus höchst vagen und allgemeinen Gründen nie angenommen werden würde. Nach der Veröffentlichung des Münchener Missbrauchsgutachtens und dem Bekanntwerden eigener Verfehlungen konnte Marx dann vollmundig verkünden, er klebe ja nicht an seinem Amt; in Wirklichkeit hatte er sich gegen ein erneutes Rücktrittsangebot jedoch bereits vorsorglich immunisiert.

Seither gilt Marx als „Saubermann" der Kirche und hat im Windschatten eines ebenso inszenierten wie widerlichen „Skandals“ um Benedikt XVI. von den eigenen Verfehlungen erfolgreich abgelenkt. Dies gelingt ihm umso mehr, je häufiger er sich als der nahbare Hirte gibt, der für alles und jeden Verständnis hat und der sich eine selbstlose Erneuerung der Kirche auf die Regenbogenfahne geschrieben hat.

Trotz aller Bemühung wird Marx den verräterischen Geruch des Opportunisten dennoch nicht los, und gerade das „Stern“-Interview lässt dies abermals deutlich werden: Der Kardinal versteht sich hier einmal mehr als wackerer Umkrempler des „Gesamtsystems“ der Kirche und hofft nur zu erkennbar, dass ihn die „Reformation 2.0“ im Namen des Zeitgeists noch weiter nach oben spült. Im nächsten Konklave ist Marx so schon heute eine Stimme sicher: seine eigene… es dürfte inzwischen die einzige sein.

Dr. Joachim Heimerl (siehe Link) ist Priester der Erzdiözese Wien und Oberstudienrat.

Archivfoto Kardinal Marx (c) kath.net

 


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu







Top-15

meist-gelesen

  1. R.I.P. Martin Lohmann
  2. Warteschlangen vor den Kinos: Der Film „Sacré Coeur“ bricht in Frankreich Zuschauerrekorde!
  3. Papst Leo XIV. empfängt deutsche Theologin und Bätzing-Marx-Kritikerin Katharina Westerhorstmann
  4. Verherrlichung eines tragischen Todes – zum assistierten Suizid von Alice und Ellen Kessler
  5. Fairer Streiter für die Wahrheit – Ein Nachruf auf Dr. h.c. Martin Lohmann (14.3.1957-24.11.2025)
  6. "Die Katholische Kirche schwimmt mit dem Zeitgeist, sie ist parteipolitisch nach links gekippt!"
  7. Glaube ohne Feuer: Wie die Kirche Angst vor der eigenen Botschaft bekommt
  8. "Jedes Land hat das Recht zu bestimmen, wer, wie und wann Menschen einreisen dürfen"
  9. Papst: Ehe unauflöslich, doch bei Annullierung barmherzig sein
  10. „Welt“-Kolumnist Gideon Böss: Der Westen „muss wieder christlich werden“
  11. Nicht nur Kardinäle an der Spitze: Papst ändert Vatikanverfassung
  12. Anmeldeformular für Volksschule mit sechs Möglichkeiten bei Angabe des Geschlechts
  13. Bischof Varden: „Ich denke, wir dürfen sagen, dass bei uns die Säkularisierung jetzt zu Ende ist“
  14. „Ich wünsche mir gebildete Laien!“ – Newman hätte Martin Lohmann als Beispiel genommen
  15. Großbritanniens bekanntester Moderator bittet Tennisstar Novak Djokovic um Entschuldigung

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz