Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Kardinal Zuppi: ‚Wir vermissen Franziskus‘
  2. Ein stiller neuer US-Trend: Katholische Pfarreien führen wieder Kommunionbänke ein
  3. Salzburger Moraltheologin für legale Abtreibung und Frauenordination - Und die Kirche schweigt dazu!
  4. Bischof Timmerevers will ‚neues Denken‘ der Kirche beim Gender-Thema
  5. Fortschritt gibt es nur mit Tradition
  6. Pfarrer protestiert gegen Abtreibungs-Aktivismus des BDKJ München
  7. Michelle Obama: Kinder zu bekommen ist ‚das Geringste‘ wozu der weibliche Körper fähig ist
  8. Synodalismus ist die Folge eines theologischen Irrtums
  9. Wenn die ganze Schönheit und Chance der Weltkirche in einer einzigen Pfarrgemeinde präsent wird
  10. Die Hoffnung berühren – und leben. Die Kraft, die aus Christus kommt
  11. Nach Anschlag mit 200 toten Christen in Nigeria: ZDF gibt Klimawandel die Schuld
  12. USA: 20.000 Ständige Diakone - Aber zu wenige kommen nach, trotz der Zulassung von Verheiraten!
  13. Papst an Seminaristen: Freundschaft mit Christus für Berufung zentral
  14. US-Repräsentantenhaus untersucht möglichen Missbrauch von Steuergeld durch Planned Parenthood
  15. Gänswein warnt vor Fake-Auktion mit angeblicher Papst-Kleidung

Konzil und Liturgie

22. März 2022 in Kommentar, 13 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Möge das nächste Konzil also ein "Retro-Konzil" werden, das der Auferstehung der Liturgie als der Gottesfeier unter uns neue Freiheit eröffnet - Einige Hinweise wider den liturgischen Modernismus - Ein Kommentar von Franz Norber Otterbeck


Köln (kath.net)

Er ist wieder da, der "alte Ritus": Artikel 93 der Apostolischen Konstitution vom 19. März 2022 weist die Zuständigkeit für die "außerordentliche Form" des römischen Ritus der früheren Gottesdienstkongregation zu, die jetzt "Dikasterium" heißt, von griechisch δικαστήριον für "Gericht" (im Sinn von Entscheidungsstelle). Wird also mit 'Praedicate Evangelium' nicht nur die Kurie, sondern auch bereits 'Traditionis custodes' vom 16. Juli 2021 reformiert? Schön wär's. Wahrscheinlicher ist aber, dass auch die Bearbeiter der lange vorbereiteten "Kurienreform" vom Generalangriff des Papstes auf die ältere Liturgie kalt erwischt wurden. Art. 93 verharrt also nur in der - wenig glücklichen - Sprachregelung, die das liturgische Friedens-Motuproprio von 2007 traf.

Denn erst neulich hat sich Liturgiepräfekt Roche, "nur" Erzbischof, kein Kardinal, wieder weit aus dem Fenster gelehnt mit wenig erleuchteten Sophistereien zu Liturgie und Konzil; gemeint ist das "Superkonzil" von 1962-65, das nach den Forschungen von Florian Kolfhaus allerdings gar keine letztverbindlichen Entscheidungen traf, sondern pastoraler Natur war. Nebenbei bemerkt: auch "nach Franziskus" könnte es sich durchsetzen, dass nicht mehr alle Dikasterien des Apostolischen Stuhls, das ist der neue Zentralbegriff, von Kardinälen geleitet werden. Denn die 1588 von Sixtus V. eingeführten Kardinalskongregationen sind nicht mehr vorgesehen.

Roche könnte der "Ghostwriter" des Motu proprio aus dem Vorjahr gewesen sein, das die unsinnige Begriffsbestimmung traf, nur die nachkonziliaren liturgischen Bücher seien "einziger" Ausdruck der römischen Liturgie. Womit die Tatsache allerdings nicht aus der Welt geschafft werden konnte, dass gerade die älteren Bücher selbstverständlich Ausdruck der Liturgie bleiben, sogar vor dem Gericht des Glaubens und der Vernunft: mit mehr Recht. 

Als Papst Paul VI. 1978 starb, rühmte die deutsche Bistumspresse einhellig seine Liturgiereform, während andere, definitive Entscheidungen (insbesondere "Humanae vitae" von 1968) als "problematisch" bekrittelt wurden. Knapp 44 Jahre später sind wir schlauer. Die reformierte Liturgie zerfällt im deutschen Sprachraum, besser: deutsch-katholischen Kreisch-Raum, vor aller Augen zu Staub. Ihre Reste werden von nahezu niemanden unter 60 noch frequentiert, auch nach Corona nicht. Sie bringt kaum noch Priester hervor, die aus ihr und in ihr leben wollen; übrigens auch kaum mehr "Ständige Diakone". Bischöfen wie Showmaster Bätzing gelingt es zwar noch, die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich zu ziehen, nicht aber auf die heiligen Geheimnisse Jesu Christi. Die katholische Religion wird in Deutschland und drumherum, immer mehr überwiegend, von solchen Menschen praktiziert, die an den definitiven Entscheidungen der Kirche, beispielsweise von Trient und beiden vatikanischen Konzilien, auch gegen den Trend festhalten, gerade was Ehe und Familie betrifft. Die Schnittmenge dieser Katholiken mit Freunden der "alten Messe" wächst. Wie lange noch? Wahrscheinlich: auch immer mehr.


Übrigens gab es keine definitive Entscheidung des Konzilspapstes gegen die älteren Liturgien. Wie wäre eine solche auch dogmatisch zu begründen? Unmöglich! Paul VI. war nach dem Zeugnis von Jean Guitton selber unzufrieden mit dem praktischen Verlauf der liturgischen Reformen. Ihm ging es um die Akzeptanz des Konzils in der gesamten Kirche, als er von Liturgie-Rebell Lefebvre zur harten Disziplinierung der "alten Messe" provoziert wurde. An dieser scharfen Repression heute wieder anzuknüpfen ist widersinnig. Zu unterschiedlichen Zeiten dasselbe zu tun kann falsch sein. Manche sagen, der Ordo Missae von 1965 habe die Absichten des Konzils bereits voll verwirklicht. Aber das "Consilium" zur Liturgiereform (ein Neben-Dikasterium) wollte mehr, unter Federführung von Bugnini. Seine Idee von einer modernen Messe wurde allerdings im Wesentlichen erst beim Neo-Katechumenat umgesetzt, nicht im allgemeinen Missale von 1970. Da bremste der Papst bereits. Ich las die Selbstdarstellung von Annibale Bugnini und "seiner" Liturgiereform erst 2007. Dieses Selbstzeugnis weckte die ersten Zweifel daran, ob das Projekt "novus ordo missae" tatsächlich der Zielsetzung des Konzils entsprach. Im historischen Sinn: gewiss nicht. Die Konzilsväter - einschließlich Lefebvre - hatten 1963 ganz etwas anderes im Sinn, als sie die Liturgiekonstitution beschlossen hatten. Allerdings enthält sie eine Perspektive, deren Grenzen der Papst nachkonziliar überschreiten durfte, um die zentralen Absichten noch stärker hervorzuheben: die pastorale, kommunikative und missionarische Perspektive.

Überlagert und verdrängt wurde diese echt konziliare Perspektive allerdings alsbald durch einen ideologischen Überbau, der sich als desaströs erwiesen hat, vom "Synodalen Weg" beispielsweise aber auch heute noch als alleinseligmachend vermarktet wird. Hier ist die Kirche keine Institution göttlichen Rechts, sie feiert nicht die heiligen Geheimnisse Christi, des Erlösers, weder unter dem Wort Gottes noch mit und unter Petrus vereint, und schon gar nicht zum Heil der Welt. Die Liturgie dieser Kaputtkirche orientiert sich nur noch nach Belieben ungefähr an Drama und Duktus des (deutschen) Messbuchs. Liturgie wird heruntergezerrt auf die Ebene von Narrativ und Symbolismus; und zwar nicht im Sinne von 'Symbolum' (Glaubensbekenntnis), sondern im Sinne einer therapeutischen Transmission von Archetypen des kollektiven Unbewussten. So jedenfalls könnte es Bätzing meinen, wenn er ab und zu noch einfließen lässt, dass "Sakramente wirken". Mit der Liturgie der Kirche haben diese postmodernen Ansätze nichts im Sinn.

Auch wenn der mehrdeutige Begriff "Modernismus" weder sämtliche Phänomene seit 1965 bzw. 1968 und schon gar nicht den rabiaten Glaubensverfall hierzulande allein zu erklären vermag, wir kommen nicht mehr umhin, den inneren Zusammenhang der berechtigten Aussagen des hl. Pius X. um 1907 und den liturgischen Entwicklungen seit 2007 in den Blick zu nehmen. Auf die von Benedikt XVI. gewährte, größere Freiheit für die ältere Liturgie folgte nämlich keine Konvergenz der beiden Ausdrucksformen derselben römischen Liturgie. Die "extraordinaria" genannte Form fand in einigen Gegenden mehr und mehr Anklang. Fast keine ihrer neuen Freunde stellte jedoch jemals "das Konzil" in Frage. Ein hie und da anzutreffender Fanatismus oder Purismus liturgischer Traditionalisten hätte es nicht erfordert, 2021 mit "Kanonen auf Spatzen" zu schießen. Positiv bewegt das nichts. Diese extreme Kriegserklärung deutet vielmehr an, dass die vorsätzliche Umdeutung der "neuen Liturgie" in das Lehrbuch eines "neuen Glaubens" im Umfeld der ehemaligen Gottesdienstkongregation von baldigem Scheitern bedroht ist. Mit der Diffamierung der älteren "lex orandi" als 'konzilswidrig' (wiewohl es selber so zelebrierte!) soll speziell die "lex credendi" der Kirche diskreditiert werden.

Ich war und bin kein Liturgietraditionalist. Aber ich nähere mich dem "dogmatischen Traditionalismus" immer mehr an. Den darf man aber inzwischen guten Gewissens als konzils- und papsttreu bezeichnen. Auch unter Papst Franziskus wurde und wird kein Dogma der Kirche umgestürzt. Die Kurien-Neuordnung, die gewiss ihre Probleme hat, bekräftigt überall die missionarische Sendung der Kirche in der Welt, wie es auch zumindest die drei jüngsten, älteren Konzilien unisono taten. Die immer schon sehr traditionelle Mariologie des bisweilen unglücklich regierenden Pontifex tritt in diesen europaweit friedlosen Tagen wieder sehr deutlich hervor; freilich ohne nennenswerte Resonanz aus dem Land der Reformation, in dem die katholische Religion vor der Auslöschung steht. Ausgelöscht in Bälde durch den eigenen, fetten Apparat. "Gott Bauch" nämlich braucht keine Liturgie und kein Konzil. Die wenigen Priester, die von der feisten Sakralbürokratie noch durch die Fläche gehetzt werden, erfahren insbesondere dann keine Hilfe ihrer Bischöfe, wenn sie den Glauben der Kirche im Vollsinn und die Liturgie als ihr Herz bekennen, ganz im Sinne des letzten Konzils, das modern und antimodern zugleich urteilte. Möge das nächste Konzil also ein "Retro-Konzil" werden, das der Auferstehung der Liturgie als der Gottesfeier unter uns neue Freiheit eröffnet.

 


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu







Top-15

meist-gelesen

  1. Salzburger Moraltheologin für legale Abtreibung und Frauenordination - Und die Kirche schweigt dazu!
  2. Kardinal Zuppi: ‚Wir vermissen Franziskus‘
  3. Oktober 2025 mit kath.net in MEDJUGORJE mit P. Leo MAASBURG
  4. Ein stiller neuer US-Trend: Katholische Pfarreien führen wieder Kommunionbänke ein
  5. Fortschritt gibt es nur mit Tradition
  6. Pfarrer protestiert gegen Abtreibungs-Aktivismus des BDKJ München
  7. Michelle Obama: Kinder zu bekommen ist ‚das Geringste‘ wozu der weibliche Körper fähig ist
  8. Bistum Eichstätt beendet Dienstverhältnis mit Priester
  9. Wenn die ganze Schönheit und Chance der Weltkirche in einer einzigen Pfarrgemeinde präsent wird
  10. Synodalismus ist die Folge eines theologischen Irrtums
  11. Gebrochen, um zu nähren – Die göttliche Logik der Eucharistie
  12. Bischof Timmerevers will ‚neues Denken‘ der Kirche beim Gender-Thema
  13. Nach Anschlag mit 200 toten Christen in Nigeria: ZDF gibt Klimawandel die Schuld
  14. Gänswein warnt vor Fake-Auktion mit angeblicher Papst-Kleidung
  15. Schottischer Priester feiert Messe auf Mount Everest

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz