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Der Kipppunkt liegt viel weiter zurück

9. August 2021 in Kommentar, 18 Lesermeinungen
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Hr. Bucher, Hr. Sander, ein weiter so auf dem Weg der Säkularisierung und Angleichung an die Welt wird am Ende zur weitestgehenden Paralysierung der Kirche in unserem Teil der Welt führen - Der Montagskick von Peter Winnemöller


Linz (kath.net)

In einem zweiteiligen Essay auf feinschwarznet stellen der Dogmatiker Hans-Joachim Sander aus Salzburg und der Pastoraltheologe Rainer Bucher Professor aus Graz einen Verlust der Glaubwürdigkeit der Kirche fest. Der Text schließt mit sieben Postulaten ab, die an dem – aus ihrer Sicht - jetzt erreichten Kipppunkt der Glaubwürdigkeit der Kirche befolgt werden sollten, um die Glaubwürdigkeit der Kirche wiederherzustellen. Die Enttäuschung ist kurz und knapp in einen Satz gefasst: Es gibt nichts neues!

Zurück an den Anfang des Textes. Die Ausgangsthese ist, dass der Glaube der Kirche von den beiden Theologen als für den aktuelle politisch- gesellschaftlichen Mainstream, hier die angeblich unwidersprochen allseits akzeptierten Menschenrechte, angesehen werden kann. Die Menschenrechte, so die Professoren seien die säkulare Variante der Lehre der Kirche. Nun setze sich aber die Kirche in Widerspruch zu diesen Rechten und bekomme damit ein politisches Problem. Skandale beförderten dies nur noch. An dieser Stelle wird der Kirche ein Menschenrechtsproblem vorgeworfen. Gemeint ist unter anderem, dass es kein Recht auf Zugang zu den Ämtern gibt. Es zeugt von einer westlichen Arroganz, die es wohl oft im akademischen Milieu gibt, die in den allermeisten Regionen der Welt vollends abgelehnten und ignorierten Menschenrechte als Standard unserer Welt anzusehen. Doch bleiben wir, gemeinsam mit den Autoren, im saturierten Umfeld Mitteleuropas und hier genauer im deutschsprachigen Raum.

Die Krise der Kirche ist für die Autoren hier in unserer Region eine Menschenrechtskrise. Als Folge daraus ergibt sich eine Krise der Glaubwürdigkeit. Es folgt eine Aufzählung all der bekannten Streitpunkte angefangen von der Frauenweihe über Segnung homosexueller Lebenspartnerschaften, Interkommunion und Kommunion in irregulären Lebenssituationen. Auch hier gibt es wieder nichts neues. Niemand, der jetzt Bischof sei, so die Theologen zum Abschluss, werde im restlichen Verlauf seiner aktiven Zeit wieder eine glaubwürdige Kirche repräsentieren. Auffallend ist hier der überhebliche Eurozentrismus, der die Kirche in anderen Regionen der Welt vollends ignoriert.


Eigentlich könnte man an dieser Stelle den Laptop zuklappen und den Montagskick ausfallen lassen, denn erneut stieß man wieder auf dasselbe, dasselbe und noch mal dasselbe. Es geht dennoch an dieser Stelle weiter, weil es doch ein Novum gibt, das einen Gedanken wert sein könnte. In der Regel wird von Vertrauen gesprochen. Hier geht es zu Recht um den eigentlichen Kern des Problems: Die Glaubwürdigkeit der Kirche. Wann aber ist sie denn wirklich gekippt, diese Glaubwürdigkeit der Kirche?

Fakt ist: Die Kirche hat ein Glaubwürdigkeitsproblem.

99,94 Prozent der in Deutschland lebenden Katholiken, so schreiben Bucher und Sander, sei der Zugang zum sakramentalen Amt der Kirche verweigert. Das ist sicher eine kräftige Zahl. Dieser sei eine andere, weitaus kräftigere Zahl entgegengehalten. 94,1 Prozent des Volkes Gottes verweigern Woche für Woche die Begegnung mit dem lebendigen Christus in der sonntäglichen Eucharistie. Welcher Theologe untersucht dies Problem? Welcher Bischof setzt sich ernsthaft damit auseinander?

Fakt ist: Die Bischöfe haben ein Glaubwürdigkeitsproblem.

Hand hoch, wer ad hoc sagen kann, was sein Bischof im letzten Fastenhirtenbrief geschrieben hat. Ich gestehe selber, ich weiß es nicht mehr, obwohl ich ihn gelesen habe. Es scheint, von rühmlichen Ausnahmen mal abgesehen, einen Wettbewerb an Banalitäten zu geben. Gleiches gilt für Predigten. Doch wie glaubwürdig sind Pfarrer? Wie glaubwürdig sind die Laien?

Fakt ist: Die akademische Theologie hat Glaubwürdigkeitsproblem.

Welcher deutsche Theologe hat zuletzt ein Buch geschrieben, das über die Filterblase der Theologenschaft hinaus rezipiert und diskutiert wurde? Mir fällt nur der Name eines Theologen ein, der zur Zeit der Veröffentlichung sozusagen Papst im Hauptberuf war. Die Jesus- Trilogie von Joseph Ratzinger / Benedikt XVI. schaffte es sogar ein Bestseller zu werden. Auch die Gesprächsbände mit Peter Seewald wurden breit rezipiert. Ansonsten schreiben Theologen Bücher für Theologen. Man zitiert sich gegenseitig und bleibt genügsam.

Eben jener Theologe, der junge Joseph Ratzinger hatte bereits 1958 vor einem Glaubwürdigkeitsproblem der Kirche gewarnt, indem er schrieb:

„Das Erscheinungsbild der Kirche der Neuzeit ist wesentlich davon bestimmt, dass sie auf eine ganz neue Weise Kirche der Heiden geworden ist und noch immer mehr wird: nicht wie einst, Kirche aus den Heiden, die zu Christen geworden sind, sondern Kirche von Heiden, die sich noch Christen nennen, aber in Wahrheit zu Heiden wurden. Das Heidentum sitzt heute in der Kirche selbst, und gerade das ist das Kennzeichnende sowohl der Kirche unserer Tage wie auch des neuen Heidentums, dass es sich um ein Heidentum in der Kirche handelt und um eine Kirche, in deren Herzen das Heidentum lebt. Der Mensch von heute kann also als Normalfall den Unglauben seines Nachbarn voraussetzen.“ (gesamter Text: https://www.kath.net/news/36968)

Der Kipppunkt der Glaubwürdigkeit der Kirche liegt viel weiter zurück, als es Bucher und Sander in ihrem Text annehmen. Die Glaubwürdigkeit der Kirche ist anfanghaft und unmerklich verloren gegangen, als die Menschen aufgehört haben in ihrem Innern zu glauben, was die Kirche lehrt. Das dürfte zu Beginn der 50er Jahre seinen Anfang genommen haben. Die Glaubwürdigkeit der Kirche hat einen schon merklichen Schaden erlitten, als die akademische Theologie sich als eine säkulare Wissenschaft zu begreifen begann und sich von der Kirche emanzipierte. Die Glaubwürdigkeit der Kirche hat angefangen, sich in Luft aufzulösen, als diese weltliche Theologie sich im sakramentalen Amt verwirklichte. Nun ist der säkularisierte Glaube, den der Theologe Ratzinger als „neues Heidentum im Herzen der Kirche“ bezeichnete, bis ins Episkopat der Kirche vorgedrungen. Wie sollte eine Kirche glaubwürdig sein, deren innerster Kern, der persönliche Glaube, in der ganzen Kirche zutiefst erschüttert und zerrüttet ist?

Es nützt nichts, mit dem Finger auf einen Bischof, einen Pfarrer, einen Theologen zu zeigen. Man bedenke, wer mit einem Finger auf einen anderen zeigt, zeigt mit drei Fingern auf sich selber. Diese Oben- Unten- Gegensätze zwischen Geweihten und Ungeweihten sind dem Grunde nach das Problem des Modernismus und der damit einhergehenden Entfremdung an sich. Wo die Kirche als beamtete Kirche den Gläubigen entgegentritt, muss sie sich weder über Revolte noch über Untertanengeist wundern. Dem Glauben der Kirche ist beides fremd. Noch einmal Ratzinger aus oben schon zitiertem Text: „Es wird der Kirche auf die Dauer nicht erspart bleiben, Stück um Stück von dem Schein ihrer Deckung mit der Welt abbauen zu müssen und wieder das zu werden, was sie ist: Gemeinschaft der Glaubenden.“ Statt sieben Postulaten ohne jegliche missionarische Kraft, wie sie Bucher und Sander formulieren, hier nur ein einziges Postulat mit einer geradezu enormen Sprengkraft. Dann, so Ratzinger, werde ihre missionarische Kraft […] nur wachsen können.

Nicht nur in der zeitlichen Einordnung des Kipppunktes der Glaubwürdigkeit sondern auch in der Identifizierung von Ursachen und Heilmitteln liegen viele Theologen, Priester und auch Bischöfe leider völlig falsch. Ein weiter so auf dem Weg der Säkularisierung und Angleichung an die Welt wird am Ende zur weitestgehenden Paralysierung der Kirche in unserem Teil der Welt führen. Schon jetzt ist kirchliches Leben im eigentlichen Sinne, als das Leben einer Gemeinschaft der Glaubenden, vorwiegend in geistlichen Gemeinschaften außerhalb der beamteten Strukturen der Kirche feststellbar. Dort allerdings liegt tatsächlich das Potential für eine echte Erneuerung der Kirche.


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