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Unsere Kirche – Societas perfecta 2.0?

25. März 2021 in Kommentar, 3 Lesermeinungen
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So mancher hat mit dem Finger auf Köln und Woelki gezeigt, doch „kaum einer wagt zu fragen, ob es vielleicht auch ein ‚System Lehmann‘, ein ‚System Kamphaus‘ usw. in anderen deutschen Bistümern gab (und gibt).“ Gastbeitrag von Pater Philipp Meyer OSB


Maria Laach (kath.net) Es war für mich einer der Schlüsselsätze des Kölner Erzbischofs in der Pressekonferenz über die Vorstellung erster Maßnahmen und Konsequenzen aus dem Gutachten der Kanzlei Gercke/Wollschläger vom vergangenen Dienstag, als er bemerkte: „Du schadest uns allen!, ist mir gesagt worden.“ Dieser Satz ist viel mehr als nur eine rhetorische Breitseite gegen all die, auch gegen manche Mitbrüder im bischöflichen Dienst, die vor (!) der Vorstellung des Gutachtens vom 18. März 2021 mit dem Finger nach Köln und direkt auf Kardinal Woelki gezeigt haben. Vor allem, so führt der Erzbischof dann sinngemäß weiter aus, steht hinter diesem Vorwurf doch genau das Kirchenbild, welches es zu schützen galt und nun so sehr und zu recht in der Kritik steht. Eine Kirche als Institution, die so sehr um sich selber kreist, dass sie die völlig aus dem Blick verliert, die sie zu schützen gesandt ist.

    Ja, die nicht abreißen wollende Kritik an einer Kirche, die vorgibt, eine Societas perfecta sein zu wollen, die zur Erhaltung ihres Status sinnbildlich über Leichen zu gehen scheint, fliegt uns schon seit Jahren um die Ohren – von außen. Nun aber hat die „Schleifung der Bastionen“ eine neue Qualität bekommen durch die Maßnahmen, die sich in Köln als Folge aus dem Gutachten abzeichnen. Neu ist diese Qualität deshalb, weil die „Schleifung“ von innen kommt; und in der Kirche nicht nur von unten, sondern nun auch von ganz oben.


    Doch der nach wie vor harschen, oft genug unreflektierten, ungeduldigen und maßlosen Kritik am Vorgehen des Kardinals von so vielen, die sich der Reform der Kirche verschrieben zu haben scheinen, stehen immer mehr Darstellungen, Kommentare und Artikel gegenüber, die endlich die Frage stellen: Will man nicht einfach nur – geschönt durch Reformen und Prozesse – eine Neuauflage der perfekten Kirche, sozusagen einer Societas perfecta 2.0? Wer nur danach fragt, wie viele Menschen, aus welchen Gründen auch immer, aus der Kirche austreten, wer die Theologie nur nach der scheinbaren Bedürftigkeit der Menschen ausrichten will, und sie damit zu einer Anthropologie umwandelt, wer um den Preis der persönlichen Entscheidungsfreiheit eines jeden Individuums eine Kirche proklamiert, die jedem alles zu bieten haben soll, der hat nicht nur das Evangelium nicht gelesen, der will eine Societas perfecta, die die Kirche, im Sinne Jesu, niemals sein will und sein kann. Davon ganz abgesehen, werden solche Diskussionen immer auch ausgetragen auf dem Rücken derer, die durch falsches und anti-christliches Handeln von Gliedern der Kirche aller Jahrhunderte Schaden an Leib und Seele erlitten haben.

Woelki hingegen macht nun radikal ernst mit dem, was Papst Franziskus nicht müde wird zu betonen: „Ich will keine Kirche, die darum besorgt ist, der Mittelpunkt zu sein, und schließlich in einer Anhäufung von fixen Ideen und Streitigkeiten verstrickt ist“ (EG 49). Woelki ist dabei, Schmutz und Dreck im Erzbistum Köln ans Tageslicht zu fördern – zweifellos ein langer Weg. Und er ist sich konsequenterweise nicht zu fein, auch sich selbst zu hinterfragen und in seinem Leben nach Schmutz und Dreck zu suchen, den wir als Sünder schließlich ausnahmslos alle auch am Stecken haben. Perfekter kann die Kirche nur werden, wenn sie ohne Wenn und Aber den Menschen mit seinen Schrammen und Runzeln zu Christus führt, der die Mitte seiner Kirche ist. Und genau dahin will der Kardinal die Kirche wieder führen.

Der Kardinal outet sein Bistum in solch erschreckend offener Weise als „in-perfekt“, dass sogar die bischöflichen Mitbrüder in Schockstarre gefallen zu sein scheinen, die vor der Veröffentlichung des Gutachtens noch deutlich auf Köln zeigten. Und kaum einer wagt zu fragen, ob es vielleicht auch ein „System Lehmann“, ein „System Kamphaus“ oder wer weiß was für Systeme in anderen deutschen Bistümern gab (und gibt).

Die Offenlegung der Kirche, neben aller Heiligkeit, als auch einer verbeulten und verschrumpelten, war in ihrer Geschichte immer eine Aufgabe von einzelnen Personen, die damit eine Zeitenwende einläuteten. Einen hl. Benedikt zog es vom Chaos des Übergangs von der Antike zum Frühmittelalter zur Gottsuche mit Gleichgesinnten in die Einsamkeit, ein hl. Franziskus lebte das Evangelium von der Gottes- und Menschenliebe in Zeiten kirchlicher Dekadenz und Überfressenheit, eine hl. Theresia von Avila reformierte einen müden und von seinen Ursprüngen entfernten Orden und brachte ihn so zu neuer Blüte usw. Die Gemeinsamkeit: Immer war es zuerst einmal sehr einsam um diese Personen, doch die Geschichte gab ihnen Recht.

Und ohne jetzt Kardinal Woelki in die Nähe dieser Heiligen rücken zu wollen, bleibt diese Realität so schmerzhaft, wie sie wahr ist: Wohl wird erst die Geschichte Kardinal Woelki recht geben. Doch im Erzbistum Köln hat diese Geschichte – Gott sei Dank – jetzt begonnen.

Pater Philipp Meyer OSB gehört zur Benediktinerabtei Maria Laach. Er ist dort Kirchenmusiker und hat u.a. das Buch „Gott macht unruhig: Die Dynamik meines Glaubens“ veröffentlicht.


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