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Krieg der Spione

19. Oktober 2020 in Aktuelles, 5 Lesermeinungen
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Der Vatikan, eine mysteriöse ‚Lady’ und vieles, was über das Sichtbare hinausgeht (allerdings ohne Transzendenz). Eine gefährliche Telenovela. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Eine finstere Geschichte, ein Kampf der Spione, eine geheimnisumwitterte „Lady“ und zwei Kardinäle: die Grundbestandteile eines vatikanischen Romans, dessen Handlung sich, so man weiter liest, in immer dichteren Nebeln verliert.

Der ehemalige Präfekt der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse Angelo Becciu, den Papst Franziskus am 24. September seines Amtes enthoben hat und dem seine Rechte als Kardinal genommen wurden, wehrt sich gegen den Vorwurf, an einer Intrige gegen George Pell beteiligt zu sein. In italienischen Medien wurde in den letzten Wochen immer wieder der Verdacht geäußert, den Prozess gegen Kardinal Pell wegen angeblichen Missbrauchs von Minderjährigen mit Zuwendungen von rund 700.000 Euro beeinflusst zu haben. Über eine Stellungnahme seines Anwaltes ließ Becciu mitteilen, dass er in keiner Weise in eine derartige Angelegenheit verwickelt sei, und er drohte, legale Wege zu beschreiten, sollten diese verleumdenden Vermutungen weiter vorgebracht werden.

Zweierlei ist interessant: eine Überweisung von 700.000 Euro nach Australien wird nicht bestritten. Entsprechend den internationalen Gesetzen gegen Geldwäsche muss es eine Spur dieser beträchtlichen Summen geben (man denke an eine einfache IBAN-Überweisung zwischen Vater und Tochter für die Monatsmiete der Studentenbude: sowohl der Überweiser als auch der Empfänger sind in jeder Instanz rückverfolgbar). Es würde also genügen, wenn diese Dokumentation (die es geben muss, wenn es sich um eine „Überweisung“ und nicht um einen Koffer voller Geld im Diplomatengepäck handelt) vorgelegt werden würde.

Gleichzeitig ist eine weitere Besonderheit festzustellen. Immer wieder scheint es zu „Leaks“ im Bereich der vatikanischen Staatsanwaltschaft hinsichtlich des hinlänglich bekannten Falls der Luxusimmobilie in London und dem, was dazu gehört, zu kommen. Mit dieser hatte sich ja das Staatssekretariat (Becciu als Substitut und dann sein Nachfolger) erhofft, eine Rendite zu erwirtschaften. Diese Hoffnung hat sich nicht verwirklicht, der London-Deal wurde zu einem weiteren Finanzfiasko im Budget des Vatikans. Zu viele Geschäftemacher scheinen sich selbst bedient zu haben, was im Zentrum der Ermittlungen der vatikanischen Staatsanwaltschaft steht. Und genau bei diesen Ermittlungen scheint es immer wieder zu Leaks zu kommen, ein Vorgang, der eigentlich Gegenstand einer polizeilichen Untersuchung sein müsste: wer hat Interesse daran, laufende Ermittlungen zu behindern? Wer oder was ist der „whistle blower“ und aus welchem Grund?


Dann wäre da noch die frühere Geschäftspartnerin Beccius und des Staatssekretariats, die 39-jährige, wie Becciu aus Sardinien stammende, Cecilia Marogna, „Lady Becciu“, wie sie die italienischen Medien natürlich genüsslich nennen mussten. Marogna soll im Lauf der vergangenen fünf Jahre Gelder veruntreut bzw. nicht für ihren eigentlichen Verwendungszweck genutzt haben, Gelder, die an und für sich für diplomatische Dienste und humanitäre Projekte gedacht waren. Die Rede ist von mehreren hunderttausend Euro, von denen die „Lady“ nicht wenig für private Luxusgüter verwandt haben soll. Auf Antrag des Vatikans wurde ein internationaler Haftbefehl erlassen. Marogna sitzt derzeit im Mailänder Gefängnis „San Vittore“ ein. Das Mailänder Gericht lehnte es laut Medienberichten ab, „Lady Becciu“ freizulassen oder unter Hausarrest zu stellen: Fluchtgefahr.

Es bleibt zu warten, ob und wie die Dame in den Vatikan überstellt wird (worüber die italienischen Gerichte entscheiden werden). Dort gibt es nur drei Zellen, von denen eine belegt ist. Der ehemalige Funktionär der Apostolischen Nuntiatur in Washington, Monsignore Carlo Alberto Capella, verbringt dort in Einzelhaft seine fünfjährige Haftstrafe (plus 5.000 Euro Geldstrafe), zu der er 2018 wegen der Verbreitung und dem Besitz großer Mengen von Kinderpornographie verurteilt wurde. Begnadigung oder Strafnachlass: nicht vorgesehen.

Nun aber: wie erklärt sich die Präsenz von „Lady Becciu“, die – als sie ihre Tätigkeit für den Vatikan begann – gerade mal 34 Jahre alt war? Wer ist die Lady wirklich?

Medien zufolge ist Marogna Teil eines internationalen Geflechts von Geheimdiensten, Geld und Dingen, die verborgen bleiben müssen. Unterstrichen wurde auch die Rolle, die sie bei verschiedenen Aktionen in Afrika und Arabien spielte, zuletzt die Befreiung von italienischen Geiseln in Afrika, unter diesen Pater Pier Luigi Maccalli, dessen der Papst nach dem Angelus am 18. Oktober 2020 gedachte.

Doch: wie es scheint, stehen hinter den Beziehungen Marognas zum heutigen Kardinal Becciu andere Elemente, die nicht wenige eben als eine Art „Krieg der Spione“ erkennen, in denen geheimdienstliche Strukturen und Realitäten, verbunden mit Freimaurern und einer (dann plötzlich verschwundenen) Schweizer Privatdetektei verwickelt sind, dies alles im Horizont des vergifteten Klimas im Vatikan. Wie immer deutlicher (und von verschiedener Seite bestätigt) wird, kommt Marogna aus den Tiefen der italienschen Geheimdienstszene. Ihre Kontakte in Afrika hätten es ihr ermöglicht, zusammen mit dem Geld aktiv für diese Befreiungen beizutragen. So sei es ihr auch gelungen, ein Video vorzulegen, durch den bewiesen worden sei, dass Pater Maccalli noch lebt.

Marogna war damals ihrer Version zufolge dem Abschluss des Deals mit den Entführern einen Schritt näher gekommen. Und sie fügt nun noch ein Detail hinzu: die Freilassung von Gloria Cecilia Narvaez, der 2017 in Mali entführten kolumbianischen Schwester, würde ebenfalls zu dem Abkommen gehören. Was besonders den italienischen Staat hinsichtlich der Möglichkeit einer Ausübung von Druck gegenüber Kolumbien interessiert.

Ein komplexes, undurchsichtiges und undurchdringliches Szenarium, innerhalb dessen sich die Frage stellt, wie es einer Person wie Marogna (ohne eigentliche Ausbildung) in so jungen Jahren gelungen ist, „nach ganz oben“ vorzudringen, in die Höhen der italienischen Geheimdienste und in die Höhen des Vatikans. Und wie es in Italien, in Argentinien und in Bezug auf den Vatikan gern der Fall ist: zwielichtige Beziehungen zu den Freimaurern werden ins Feld geführt (Geheimdienste, Justiz und Freimaurer bilden oft strukturell eine sich kreuzende Realität).

Fazit: seit der Entlassung Beccius wurden viele Nebelkerzen gezündet und es ist nicht erkennbar von wem. Noch weniger erkennbar ist im Vatikan des Hofstaats von Santa Marta, worin die großen Zusammenhänge bestehen (und ob es diese überhaupt gibt). Klar ist nur: wenn es um hundert Tausende von Euros, Dollars, wenn es um Millionen von Pfund Sterling geht, die auf einem Privatkonto des Papstes gebunkert sind, von dem gestohlen wurde... dann stellt sich eine Erinnerung ein. Wie erklang es doch am 16. März 2013 in der Aula Paolo VI? Und die Medien stürzten sich darauf und kreierten ihren Mythos der „Armut“ und „Bescheidenheit“: „Ach, wie möchte ich eine arme Kirche für die Armen!“.

 


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