Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Italienischer Erzbischof rügt Gläubige für Mundkommunion
  2. Nicht genug Platz für die Kardinäle in Santa Marta
  3. „Kardinäle werden Papst mit ‚traditionellerer Sicht‘ der katholischen Lehre wählen“
  4. ‚Tiefe Resonanz‘ mit Prinzipien der Freimaurerei – Großmeister lobt Wirken von Papst Franziskus
  5. „Innerster Grund des Petrus-Dienstes ist die Vereinigung aller Bischöfe und Gläubigen im Bekenntnis“
  6. Evangelischer Kirchentag - weisse Kinder bei einer Veranstaltung unerwünscht
  7. Linke Frauenorden wollen Ford zur Wiederaufnahme von pro-LGBT-Zielen zwingen
  8. Kardinal Müller warnt vor Spaltungsgefahr der Kirche, falls kein rechtgläubiger Papst gewählt wird
  9. „Wie retten wir die Welt?“
  10. Irischer Priester vergibt Mann, der ihn erstechen wollte
  11. Bereits am 8. Mai könnte ein neuer Papst gewählt werden!
  12. Selenskyj: Gespräch mit Trump im Petersdom vielleicht historisch
  13. "Gebet ist die wahre Kraft, die in der Kirche die Einheit aller fördert"
  14. Franziskus, (kein) santo subito und keine Handkommunion für Journalisten
  15. Ist die Kirche Sklavin des ‚woken‘ Mainstreams?

Was auf dem Spiel steht. Es geht nicht um Amazonas – es geht ums Ganze

19. Oktober 2019 in Aktuelles, 35 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Der spektakuläre Bruch mit der dogmatisch verbindlichen Überlieferung. Wenn das II. Vatikanische Konzil und die gesamten das Konzil interpretierenden Dokumente des nachkonziliaren Lehramts ignoriert werden. Von Walter Kardinal Brandmüller


Rom (kath.net/wb/as) Zu meinen, es liege den Promotoren der gegenwärtigen Bischofssynode tatsächlich nur das Wohl und Wehe der eingeborenen Stämme der Amazonas-Wälder am Herzen, wäre ein folgenreicher Irrtum. Diese werden vielmehr offenbar instrumentalisiert, um eine gesamtkirchliche Agenda entscheidend voranzutreiben, die in ihren Grundzügen ins 19. Jahrhundert zurückreicht.

Was dabei auf dem Spiel steht, ist nicht mehr und nicht weniger als der katholische Glaube, der jüdisch-christliche Glaube schlechthin. Dabei lautet die zunächst entscheidende, grundsätzliche Frage: „Was überhaupt ist Religion?“.

Dass „Religion“ ein wesentliches Element menschlicher Existenz ist, ist nahezu unbestritten. Keineswegs ist jedoch klar bzw. allgemein anerkannt, was dann darunter zu verstehen sei. Eben darauf gibt es durchaus widersprüchliche Antworten. Im Wesentlichen betreffen diese die Frage, ob Religion etwa als Ergebnis menschlicher Versuche zur Erhaltung und Bewältigung der eigenen Existenz zu verstehen sei, ergo als menschliches Kulturprodukt – oder anders zu verstehen sei.

Im ersteren Falle entsteht Religion aus der Reflexion über die Erfahrung der existentiellen Tiefen der Person, namentlich ihrer Endlichkeit. Das aber bedeutet, dass Religion nichts anderes ist als Begegnung des Menschen mit sich selbst. Das wäre dann auch die Konsequenz aus dem Kult der Vernunft wie die Aufklärung ihn betrieben hat. Hier nun – es sei an Rousseau erinnert – begegnet aber auch das Ideal des „edlen Wilden“ als Kontrast zum aufgeklärten europäischen Selbstdenker.

Religion als Begegnung mit sich selbst – ein Begriff von Religion, der indes erhebliche Konsequenzen hat, insofern mit der lebensgeschichtlichen Entwicklung der Person notwendigerweise Wandlungen, wenn nicht Widersprüche, solcher „religiöser“ Erfahrungen verbunden sein können. Hier greift dann auch der Begriff der Evolution Platz, der bedeutet, dass mit dem Fortschreiten der menschlichen Entwicklung auch eine Entwicklung der religiösen (Selbst-)Erfahrung verbunden ist. In deren Folge können dann jeweils neue Erkenntnisse früher gewonnene Einsichten übersteigen, ablösen – oder aber zu dem als Fortschritt begriffenen Rückschritt hinter-im Falle „Amazonas“ – die aus Europa gebrachte Kultur führen.


Zu diesem Begriff von Religion als Selbstrealisierung des Menschen steht jener der jüdisch-christlichen Geschichte in schroffem Gegensatz.
Wenn Juden und Christen von Religion – mit all ihren Ausdrucksformen in Lehre, Moral und Kult – sprechen, dann meinen sie damit die Art und Weise, wie der Mensch auf eine von außen an ihn herantretende außer- bzw. überweltliche Wirklichkeit antwortet. Es geht – im Klartext – um die Antwort des Menschen auf die Selbstmitteilung-Offenbarung des Schöpfers an sein Geschöpf Mensch. Es ist dies ein eigentliches dialogisches Geschehen zwischen Gott und Mensch.

Gott spricht – in welcher Form auch immer – und der Mensch gibt Antwort. Es ist dies ein Dialog. Der Religionsbegriff des Modernismus hingegen meint einen Monolog: der Mensch bleibt mit sich selbst allein.

Dieses dialogische Geschehen hat mit dem Anruf Gottes an den Menschen begonnen, wie die Geschichte des Volkes Israel bezeugt.

Die Anrede Gottes an sein auserwähltes Volk erging im Laufe einer bewegten Geschichte auf jeweils höher führenden Stufen. Der Hebräerbrief beginnt mit folgenden Worten: „Viele Male und auf vielerlei Weise hat Gott einst zu den Vätern gesprochen durch die Propheten, in dieser Endzeit aber hat er zu uns gesprochen durch den Sohn“, jenen Sohn, den das Johannesevangelium das fleisch=menschgewordene Wort des Ewigen Vaters nennt. Er ist und bringt die endgültige Offenbarung, die in den biblischen Büchern schriftliche Form angenommen hat, und in der authentischen mündlichen Überlieferung der von Jesus Christus auserwählten Jüngergemeinschaft, aus der die Kirche erwachsen ist. All dies ist ein für allemal geschehen und räumlich und zeitlich, universal gültig.

Das aber heißt auf unser konkretes Problem „Amazonas-Synode“ bezogen, dass der oben dargestellte Sachverhalt einen Begriff von Religion ausschließt, der irgendwelche geographischen oder zeitlichen Begrenzungen enthält. Das aber heißt, dass auch eine amazonische Kirche theologisch undenkbar ist.Es ist die eine, heilige, katholische und apostolische (und damit auch römische) Kirche, der die Weitergabe des Evangeliums und der Gnade Christi an alle Völker aller Zeiten anvertraut ist, und der zur Erfüllung dieser Sendung Licht und Kraft des Geistes Gottes verheißen ist.

Dieser Sendung wird sie mit dem Beistand des Heiligen Geistes durch die Erfüllung ihres Lehr- und Hirtenamtes im Laufe der Geschichte gerecht.

Dies von Vornherein klargestellt, ist nun auf eine geradezu alarmierende Beobachtung hinzuweisen. Das „Instrumentum laboris“ der Synode enthält – abgesehen von gerade einmal fünf eher marginalen Zitaten – keinerlei Bezugnahme auf Konzilien und päpstliches Lehramt. Besonders spektakulär ist die totale Abwesenheit des II. Vatikanums (abgesehen von zwei eher marginalen Bezugnahmen). Dass so wichtige und thematisch einschlägige Dokumente wie das Missionsdekret „Ad gentes“ ganz abgesehen von den großen Konstitutionen über die Liturgie, Offenbarung und Kirche an keiner Stelle zitiert werden, ist schlechthin unverständlich. Gleiches gilt vom nachkonziliaren Lehramt und den bedeutenden Enzykliken.

Dieses Ignorieren der Lehrüberlieferung der Kirche und der Umstand, dass an deren Stelle quasi ausschließlich die Lateinamerika-Synode von Aparecida des Jahres 2007 berücksichtigt wird, kann nicht anders denn als spektakulärer Bruch mit der bisherigen Geschichte verstanden werden. Außerdem lässt die Quasiverabsolutierung dieser Versammlung auch die Frage nach dem lateinamerikanischen Verständnis von gesamtkirchlicher Communio stellen.

Schließlich sei auch noch – eher am Rande – auf einen offenen Widerspruch des Instrumentum laboris zum Missionsdekret „Ad gentes“ hingewiesen. Heißt es dort (Nr. 12), dass die Kirche auf keinerlei Weise (nullo modo!) sich in die Politik (sc. der Missionsländer) einmischen wolle und darum keinerlei weltliche Autorität beanspruche. Dies ist eine eindeutige Aussage in einem Konzilsdokument, der allerdings weiteste Passagen des „Instrumentum laboris“ diametral widersprechen.

Kurzum: Die Verfasser des „Instrumentum laboris“ ignorieren das II. Vatikanische Konzil und – wie erwähnt – die gesamten das Konzil interpretierenden Dokumente des nachkonziliaren Lehramts. Das aber bedeutet – wie erwähnt – einen Bruch mit der dogmatisch verbindlichen Überlieferung. Eigentlich auch mit der Universalität der Kirche. Der Umstand, dass dieser Bruch gewissermaßen „unter der Hand“, d. h. versteckt, heimlich ins Werk gesetzt wird, ist umso bestürzender. Die hier praktizierte Methode folgt allerdings dem Vorbild von „Amoris laetitia“, wo der Versuch, die Lehre der Kirche auszuhebeln, in der – mittlerweile viel diskutierten – Fußnote 351 enthalten ist.

Im Rückblick auf das Gesagte mag klar geworden sein, dass es bei den Auseinandersetzungen um die Amazonas-Synode nur sehr vordergründig um die zahlenmäßig geringe indigene Bevölkerung des Amazonas geht.

Vielmehr drängt sich die beängstigende Frage auf, ob es den Protagonisten dieser Synode nicht vielmehr um den Versuch geht, die Religion als Antwort des Menschen auf den Anruf seines Schöpfers klammheimlich durch eine pantheistische Naturreligion des Menschen zu ersetzen – eine neue Variante des Modernismus vom Anfang des 20. Jahrhunderts. Es fällt schwer, dabei nicht an die eschatologischen Texte des Neuen Testaments zu denken!

Nun liegt es an den zur Amazonas-Synode versammelten Bischöfen – und schließlich an Papst Franziskus –, ob ein solcher Bruch mit der für die Kirche konstitutiven Überlieferung ungeachtet der unausweichlichen, dramatischen Folgen geschehen kann.

Die Bemerkungen von Papst Franziskus über das zu erwartende Schicksal des „Instrumentum laboris“ – können sie Hoffnung wecken?


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Brandmüller

  1. Creator Spiritus
  2. Religion: Mono- oder Dialog? Der Modernismus als Atheismus im Christentum
  3. Die Wahl des Papstes im Spannungsfeld zwischen Zentrum und Peripherie. Ein Vorschlag
  4. Kirche ohne Zukunft...
  5. Licht aus der Geschichte - Wege in die Krise
  6. ‘Traditionis custodes’ bei Licht betrachtet
  7. Walter Kardinal Brandmüller: Wege in die Krise
  8. 1521 – 2021: zur Klärung der Begriffe. Schisma und Häresie
  9. Brandmüller: deutsche Nationalkirche im Eilmarsch „Los von Rom“
  10. Brandmüller: deutsche Nationalkirche im Eilmarsch „Los von Rom“







Top-15

meist-gelesen

  1. Franziskus, (kein) santo subito und keine Handkommunion für Journalisten
  2. ‚Tiefe Resonanz‘ mit Prinzipien der Freimaurerei – Großmeister lobt Wirken von Papst Franziskus
  3. Evangelischer Kirchentag - weisse Kinder bei einer Veranstaltung unerwünscht
  4. „Kardinäle werden Papst mit ‚traditionellerer Sicht‘ der katholischen Lehre wählen“
  5. Nicht genug Platz für die Kardinäle in Santa Marta
  6. Kardinal Müller warnt vor Spaltungsgefahr der Kirche, falls kein rechtgläubiger Papst gewählt wird
  7. Kardinal Versaldi: Franziskus nicht wiederholen
  8. Italienischer Erzbischof rügt Gläubige für Mundkommunion
  9. Selenskyj: Gespräch mit Trump im Petersdom vielleicht historisch
  10. Papst Franziskus wurde nun in Santa Maria Maggiore beigesetzt
  11. Bereits am 8. Mai könnte ein neuer Papst gewählt werden!
  12. „Innerster Grund des Petrus-Dienstes ist die Vereinigung aller Bischöfe und Gläubigen im Bekenntnis“
  13. Kardinal Parolin leitet die Papstwahl
  14. George Weigel: Konklave ist Richtungsentscheidung
  15. Das Konklave beginnt am 7. Mai

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz