Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Grazer Theologin Martina Bär: ‚Gott ist im Grunde transgender’
  2. Diplomatische Krise nach Papstworten zu Abtreibung in Belgien
  3. Theologe Johannes Hartl ungewohnt scharf: „Sonntagsgottesdienst zum Abgewöhnen gestern“
  4. Kein Diakonat der Frau
  5. Weihesimulation in Rom am Rande der Synode UND am Ende wartet die Exkommunikation!
  6. Hollerich: Alternativen zur kirchlichen Machtpyramide gesucht
  7. 21 künftige Kardinäle im Kurzporträt
  8. Afrikanische Bischöfe suchen Leitlinien für Umgang mit Polygamie
  9. Es geschehen Zeichen und Wunder!
  10. CDU will Aufenthaltsverbot für 'Judenhasserin' Greta Thunberg in Deutschland!
  11. Papst: Von der Leyen brachte mich zum Nachdenken über Frauenrolle
  12. USA: 21-jähriger Basketballprofi wird Priester
  13. „Erledigt Netanjahu das Terrorregime im Iran, geht er als großer Staatsmann in die Geschichte ein“
  14. Die Synode in Rom und das Kirchenvolk - Ein plumper Etikettenschwindel!
  15. Warum Satan vor Maria zittert

Optimierung zum Besseren und Minimierung des Schlechteren

12. Februar 2019 in Kommentar, 3 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Vom Fehl des Guten und Bösen – „Gegenwärtig wird seit Monaten weltweit und bis in die höchste Spitze in der katholischen Kirche nicht nur immer Schlimmeres aufgedeckt, sondern buchstäblich das Schlimmste.“ Gastbeitrag von Helmut Müller


Vallendar (kath.net) Jedem, der Kinder hat, kam sicher schon einmal beim Versuch sie zu erziehen zu Ohren: „Papa, was willst Du eigentlich? Andere Kinder sind schlimmer als ich. Ich kann Dir da jede Menge Beispiele aus meiner Klasse nennen.“ Das stimmt, Gott sei Dank. Das macht einen allerdings zunächst sprachlos. Aber warum reagiert man nicht postwendend: Ich kenne auch noch schlimmere Väter als ich einer bin. Das stimmt hoffentlich. Ich glaube sogar, dass ich welche aufzählen kann. Ob dann der Sprössling zum Nachdenken kommt?

Gegenwärtig wird seit Monaten weltweit und bis in die höchste Spitze in der katholischen Kirche nicht nur immer Schlimmeres aufgedeckt, sondern buchstäblich das Schlimmste: Personen, die durch ihre Weihe eigentlich „alter Christus“ sind und sein sollten, richten das Schlimmste an: Statt für das Heil in Christus da zu sein, sind sie Urheber von wahrhaft Teuflischem geworden: Vertrauen wird zerstört, Unschuldige und Schutzbefohlene erfahren entsetzliches Unheil. Was wird dagegen getan? Strukturen wird die Schuld zugewiesen. Das geht sogar so weit, dass zwei kürzlich geweihte Bischöfe von der Kirche als einer Täterorganisation sprechen und davon, dass Missbrauch in ihrer DNA liege. Vermutlich bereuen sie diese Aussagen mittlerweile. Es ist jedenfalls für mich unvorstellbar, dass sie sich im Augenblick der Aussage der ganzen Tragweite bewusst gewesen sind.

Der offene Brief an Kardinal Marx von neun Gläubigen, die auch in die Strukturenkerbe schlagen, erinnert mich an meine Bundeswehrzeit, als wir über Horchposten an der Grenze von angeblichen Hilferufe aus dem Westen hörten, die als Manöverziele der NVA ausgegeben wurden. Kardinal Marx hat den offenen Brief sicherlich nicht bestellt, aber gelegen kommt er ihm schon. Völlig verstört bin ich allerdings, dass Jörg Splett einer der Mitunterzeichner ist. Sicherlich, nicht alle Strukturen sind optimal. Das zeigen freie Wahlen, wenn z. B. in der besten aller möglichen Formen staatlicher Organisation, der Demokratie, ein Mann mit dem Verstand eines autistischen Kindes zum mächtigsten Mann der Welt gewählt worden ist. Ich will das nicht weiter analysieren und auch nicht alles nennen, was mir noch einfällt. In allen Strukturen, die Menschen geschaffen haben, tragen Menschen die Verantwortung. Wenn jedoch eine Ethik oder Moral, sei sie nun theologisch oder säkular, nicht mehr Gutes und Böses kennt, sondern nur Besseres und Schlechteres misst, und das auch nur an der und mit der eigenen Vernunft, kann es einen nicht wundern, wenn der einzelne verantwortliche Mensch in seiner Subjektivität, das vermeintlich Bessere wählt und das vermeintlich Schlechtere meidet.


Ganze Priestergenerationen und Theologen sind seit 50 Jahren im Wesentlichen - von Ausnahmen abgesehen - so ausgebildet worden. Gewissen degeneriert letztlich zur persönlichen Überzeugung. Im Gewissen als Forum, in dem mein Ich dem Anspruch Gottes begegnet, findet dann all zu oft ein Deal zwischen meiner physisch-psychisch-mentalen Disposition und dem Anspruch Gottes statt, zulasten des letzteren. Ich bin mir bewusst, wie problematisch die Sprechweise vom „Anspruch Gottes“ ist, der selbstverständlich nicht im luftleeren Raum auf mich trifft, sondern eben meiner o. g. Konstitution und Disposition begegnet und zudem in Geschichte und Gesellschaft geschieht. Seit Humanae vitae wird leider allzuoft „Gewissen in Konserven“ verkauft. Ganze Bischofskonferenzen entlasten sozusagen die Gewissen ihrer Gläubigen vom Anspruch Gottes, bieten denselben "lebbarer" an. Wer überlegt denn da noch ob er „die Pille“ nimmt oder nicht um zunächst nur diesen Fall anzusprechen? Selbst Franz Böckle einer der Architekten solcher „Gewissenskonserven“ hat zugegeben, dass vor Humanae vitae noch 40 Prozent der Gläubigen gegen künstliche Empfängnisverhütung waren. Zahlen von denen man heute nur noch träumen kann.

Und jetzt soll wieder Strukturen die Schuld in die Schuhe geschoben werden und Gläubige durch diesen offenen Brief „entlastet“ werden,

• vom Anspruch dass das Leben um des Himmelreiches willen mit dem Weihesakrament verbunden bleibt;
• vom Anspruch, dass die Kirche glaubt, nur Männern das Weihesakrament spenden zu dürfen, da sie zeichenhafte Handlungen Jesu und der jungen Kirche bitter ernst nimmt und nicht nach dem Motto wie im Kindergarten folgt, wo auch eine Frau an St. Martin auf dem Pferd sitzt, oder am 6. Dezember eine „Nikoläusin“ sich sichtbar vor Kindern verkleidet;
• vom Anspruch die komplette Sexualmoral so zu reformieren, dass junge Menschen seltsam und verklemmt wirken, wenn sie bis zur Ehe warten, Zweitbeziehungen als Zweitehen behandelt werden und homosexuelle Tendenzen vorschnell zur alternativen Orientierung des Liebens werden.

Wenn man natürlich die Gewissen der einzelnen vor dem Anspruch Gottes so entlastet, dass sie demselben gar nicht mehr begegnen, darf einen nicht wundern, dass es in der Vergangenheit zu solch unglaublichen Missbräuchen gekommen ist. Der Gipfel des Missbrauchs in den 70er und 80er Jahren ist vielleicht so zu erklären: Der junge oder alte Kleriker, der sich in Krisen oder sogar generell massiv zum eigenen oder anderen Geschlecht oder sogar zu Kindern gezogen gefühlt hat, hat natürlich die damals aufkommende sexuelle Befreiung so erlebt, dass die Kirche der Entwicklung wie immer hinterherläuft und da man ja nur ein Leben hat, nicht warten kann bis die Kirche endlich auf der Höhe der Zeit angekommen ist und man jetzt schon diesen kommenden neuen Geist vorleben kann. So hat man sich ja auch im „Geist des Konzils" von dem leider noch vielfach unerleuchteten Buchstaben desselben getrennt, sogar flächendeckend auf einer ganzen Synode, z. B. der Würzburger.

Was ich damit sagen will ist nicht, einfach dem kirchlich formierten Anspruch Gottes zu folgen, sondern ihn in DIESER FORMIERUNG auf MEIN Gewissen treffen zu lassen. Es sollte auf keinen Fall auf einen, wer weiß von wem konstruierten Anspruch treffen, auch wenn ganze Bischofskonferenzen quasi im Kleingedruckten vom allgemein formulierten Anspruch entlasten wollen. Das Gewissen ist kein Rabattorgan auf allgemeine Normen, die dann heruntergebrochen werden, so dass es sich mit Bröseln leichter leben lässt. Die allgemeine Norm muss mir noch ungebrochen in MEINEM EIGENEN Gewissen begegnen können. Leider gehört auch Amoris laetitia in diese Kategorie der schon aufbereiteten Normen. Es ist vielfach ein Versäumnis, dass in der Gewissenlehre nicht mehr gelehrt worden ist, wie allgemeine Normen dann im konkreten Anspruch MEINES Gewissens verwirklicht werden. Leider lässt auch Amoris laetitia selbst den kundigen Leser im Unklaren wie das Zusammenspiel abstrakter, allgemeiner und konkreter Aussagen zu denken ist.

Wäre in der Vergangenheit Gewissen so gebildet worden, wie beschrieben, bzw. die Gewissensenzyklika Veritatis splendor positiv rezipiert und nicht von einigen deutschen Theologen mit dem Buch Moraltheologie im Abseits wütend zurückgewiesen worden, gäbe es weniger Fehl von Gut und Böse. Selbst in Amoris laetitia wo ständig auf das Gewissen verwiesen wird, fehlt eine Rezeption von Veritatis splendor.

Summa summarum. Wenn der einzelne verantwortlich Handelnde und das sind wir alle nur noch nach dem vermeintlich Besseren handelt und das vermeintlich Schlechtere meidet, nützt keine sicherlich auch notwendige Strukturenreform, weil eben in jeder Struktur Menschen mit so oder so gebildetem Gewissen handeln.

Robert Spaemann, dem ich übrigens eine Konversion von Böckle zu ihm verdanke, fehlt seit dem 10. Dezember letzten Jahres mehr denn je. Seinen Unterscheidungen verdanke ich meine letzte Publikation „Zeitgerecht statt zeitgemäß". Dass seine Stimme wahr genommen wurde, zeigen die zahlreichen Nachrufe in Medien jeder Couleur. Auf sein Lebenswerk möchte ich denjenigen respektvoll verweisen, der sich mehr über das Gute und Böse, das Bessere und Schlechtere und was es damit auf sich hat, informieren möchte.

kath.net Lesetipp:
Moralische Grundbegriffe
Von Robert Spaemann
Taschenbuch, 109 Seiten
2015 Beck
ISBN 978-3-406-68517-0
Preis Österreich: 9.20 EUR

Bestellmöglichkeiten bei unseren Partnern:

Link zum kathShop

Buchhandlung Christlicher Medienversand Christoph Hurnaus, Linz:
Für Bestellungen aus Österreich und Deutschland: [email protected]

Buchhandlung Provini Berther GmbH, Chur:
Für Bestellungen aus der Schweiz/Liechtenstein: [email protected]

Alle Bücher und Medien können direkt bei KATH.NET in Zusammenarbeit mit der Buchhandlung Christlicher Medienversand Christoph Hurnaus (Auslieferung Österreich und Deutschland) und der Provini Buchhandlung (Auslieferung Schweiz und Lichtenstein) bestellt werden. Es werden die anteiligen Portokosten dazugerechnet. Die Bestellungen werden in den jeweiligen Ländern (A, D, CH) aufgegeben, dadurch entstehen nur Inlandsportokosten.


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

 agora 12. Februar 2019 
 

Trump

Der Seitenhieb auf Trump ist völlig deplaziert und eines Helmut Müller unwürdig.


7
 
 Wunderer 12. Februar 2019 
 

Alles kam ins Rutschen

Es war doch vor 50,60, 70 Jahren der Fall, daß die Kirche unterteilt war in Geistliche und Laien- grob gesprochen.
Aus der Sicht der Laien, "die da oben" und "wir unten im Jammertal".

Durch oder mit dem 2. Vatikanischen Konzil versuchten "die da oben" nicht mehr ganz so oben und "näher beim Volke" zu sein, aber nicht mehr zusammen mit dem Volk näher bei Gott. So kam wohl vieles ins Rutschen.
Die Geistlichen wollten nicht mehr Führer ohne Volk sein, sondern nunmehr bei diesem Volke sein- ganz nahe; ganz nahe auch bei den Sünden, die nun nicht mehr als so gravierend angesehen wurden. Als Ergebnis haben wir die Beichtpraxis, d.h. weithin ihre Abschaffung erlebt.
Und es ging ja mit allem bergab. Die Priester möchten in der Tat nicht mehr so gerne lehren wie früher, was die Kritik auf sie lenkt, sondern die Nöte der Menschen "verstehen" und so weit wie möglich von Sünden nicht mehr reden, sondern "Mut machen" ungeachtet der Sünden dennoch gottgefällig zu sein bzw. sein zu können.


3
 
 topi 12. Februar 2019 

Warum das Trump-bashing?

"ein Mann mit dem Verstand eines autistischen Kindes" - Trump. Trump verteidigt christliche Werte, etwa den Schutz des ungeborenen Lebens. Er hat damit 100mal mehr Weisheit als Hillary Clinton und Consorten.


11
 

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Gewissen

  1. "Grüne und Linke opfern die Frauengesundheit der Ideologie"
  2. Kritik: „Gewissensfreiheit durch die Hintertür eines faktischen Teilberufsverbots aushebeln“
  3. Die Gewissensfreiheit muss geschützt werden!
  4. Deus Homo! – Gott ist Mensch geworden
  5. Wenn Fragen an das Gewissen klopfen - Wie reagieren wir?
  6. Papst: Umsicht bei Behandlungsverweigerung aus Gewissensgründen
  7. Franz Reinisch – ein prophetischer 'Aussteiger'?
  8. Kardinal Pell: Gewissen heißt nicht ‚Recht auf Eigensinn’
  9. Pfingsten: Geld macht nicht glücklich – aber Gott!






Top-15

meist-gelesen

  1. Theologe Johannes Hartl ungewohnt scharf: „Sonntagsgottesdienst zum Abgewöhnen gestern“
  2. Es geschehen Zeichen und Wunder!
  3. Kein Diakonat der Frau
  4. Diplomatische Krise nach Papstworten zu Abtreibung in Belgien
  5. Weihesimulation in Rom am Rande der Synode UND am Ende wartet die Exkommunikation!
  6. 21 künftige Kardinäle im Kurzporträt
  7. „Meine Freunde in Nordisrael erleben seit einem Jahr fast täglichen Raketenbeschuss durch Hisbollah“
  8. „Das ist Leben. Auf dieser Erde… Danke Jesus“
  9. Zählen Uriel und Raguel zu den Erzengeln?
  10. Grazer Theologin Martina Bär: ‚Gott ist im Grunde transgender’
  11. Warum Satan vor Maria zittert
  12. Gänswein weihte am Samstag zwei Neupriester im Stift Heiligenkreuz
  13. Afrikanische Bischöfe suchen Leitlinien für Umgang mit Polygamie
  14. „Erledigt Netanjahu das Terrorregime im Iran, geht er als großer Staatsmann in die Geschichte ein“
  15. #UnbornLivesMatter: Tausende bei Marsch fürs Leben in Wien 2024

© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz