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Ägypten: Nach den Terrorschlägen wird der Papstbesuch noch wichtiger

10. April 2017 in Kommentar, 7 Lesermeinungen
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Für die Verantwortlichen im Staat Ägypten bedeuten diese Anschläge eine (vielleicht letzte) Herausforderung. Gastkommentar von Msgr. Joachim Schroedel, Kairo


Kairo (kath.net) Der Bericht über den heutigen Palmsonntag in Ägypten könnte nicht blutiger und schmerzlicher ausfallen: 36 Tote in der Mar Girgis (Georgs-) Kirche in der Deltastadt Tanta (etwa 120 nördlich von Kairo), mindestens 11 Tote in der Kathedrale des Hl. Markus in Alexandria. In beiden Anschlägen wurden wohl zusammen über 100 Menschen verletzt.

Der Großscheich der El-Azhar verurteilt die Anschläge, Präsident Sisi kondoliert telefonisch dem koptischen Patriarchen Tawadros. Auch Papst Franziskus kondoliert „seinem Bruder Tawadros II“ und dem ganzen ägyptischen Volk.

Nachdem IS-Kämpfer die Verantwortung übernommen haben steht fest: Dieser Anschlag war ein Anschlag gegen Ägypten, nicht allein gegen die Christen, die voller Freude den Beginn der Karwoche feiern wollten.

Die Trauernden bekunden in den ägyptischen Sendern miteinander: Das ist kein Attentat von Muslimen gegen Christen. Wir leben zusammen, wir lassen uns nicht auseinander reißen. Muslime und Christen bilden zusammen das Volk der Ägypter.


Die Anschläge in Tanta und Alexandria werden mindestens zwei Folgen haben: Die Sicherheitsbedingungen müssen nochmals verstärkt werde. Aber diese müssen nachhaltig sein. Nach dem Attentat am 11. Dezember in Kairo, bei dem 30 Frauen und Kinder Opfer eines Selbstmord-Attentats geworden sind, waren kurzzeitig die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt worden. Vor wenigen Tagen berichtete ein Bekannter, er sei ohne jede Kontrolle in die „Murkuseia“ (den kairiner Sitz des Patriarchen) sogar mit dem Auto fahren können.

Zum zweiten: Durch die Attentate wird die „ägyptische Seele“ wohl noch weniger zerrissen sein. Mir begegnen immer wieder Muslime und Christen, die das „gemeinsame Erbe“ Ägypten betonen. „Gemeinsam müssen den Staat aufbauen“ – diesen Ruf höre ich täglich – vom Präsidenten bis zum kleinen Bauern.

Für die Verantwortlichen im Staat bedeuten diese Anschläge eine (vielleicht letzte) Herausforderung: Nicht nur die Sicherheit der Minderheiten und deren Freiheit muss gewährt werden; auch und gerade die Bildung zur gegenseitigen wirklichen (und nicht nur verbalen!) Achtung und Wertschätzung muss gefördert werden.

Der Besuch von Papst Franziskus könnte zu einem wichtigen Anstoß werden.


Monsignore Joachim Schroedel (Foto) war 19 Jahre im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz Seelsorger der deutschsprachigen katholischen Gemeinde in Kairo, ganz Ägypten und für die deutschsprachigen Katholiken im Nahen Osten. Die DBK hat ihn 2014 von dieser Stelle abberufen und diese Stelle nicht mehr neu besetzt. In Absprache mit seinem Heimatbischof ging Schroedel vorzeitig in Pension und steht - eingeschränkt durch mangelnde finanzielle Unterstützung - den Christen Ägyptens weiterhin als Priester zur Verfügung.

ZDF - Ägypten: Zwei schwere Anschläge auf koptische Kirchen durch den IS - Hoher Blutzoll (ZDF heute-journal vom 9.4.2017)


Euronews - Trauer in Ägypten: Kopten tragen Opfer der Anschläge vom Palmsonntag zu Grabe


K-TV-Interview mit Msgr. Joachim Schroedel beim 4. Kongress ´Treffpunkt Weltkirche´ von ´KIRCHE IN NOT´


Archivfoto Monsignore Schroedel (c) Kirche in Not


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