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Priesterseminare verzeichnen einen Aufwärtstrend bei Neueintritten

16. November 2007 in Deutschland, keine Lesermeinung
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Der Augsburger Regens Christian Hartl und ein Priesterstudent sprachen im Interview über das Leben in einem Priesterseminar.


Augsburg (www.kath.net / iba) Bundesweit ist in diesem Jahr die Zahl der Neueintritte in die deutschen Priesterseminare von 190 im letzten Jahr auf 199 bis zum Stichtag am 31. Oktober 2007 angestiegen. In die bayerischen Priesterseminare sind in diesem Jahr 70 Priesteramtskandidaten eingetreten, 11 dieser Weihekandidaten in das Augsburger Priesterseminar St. Hieronymus.

Kathi Marie Ulrich von der Bischöflichen Pressestelle Augsburg (IBA) befragte zum Thema „Aufschwung in den deutschen Priesterseminaren“ Regens Dr. Christian Hartl vom Augsburger Priesterseminar und den 19-jährigen Theologiestudenten Gabriel Bucher, dessen Wunsch es ist, Priester zu werden:

IBA: Wie hoch ist der Anstieg der Neueintritte in Ihr Haus im Vergleich zu vergangenen Jahren?

Regens Hartl: Seit sechs Jahren verzeichnen wir einen erfreulichen Anstieg der Neueintritte. Die Zahl liegt seit dem Jahr 2001 stets zwischen elf und 15 neuen Kandidaten und ist damit so gut wie konstant.

IBA: Wie erklären Sie sich den Anstieg der Neueintritte sowohl in das Augsburger Priesterseminar, als auch den deutschland- und bayernweiten Aufwärtstrend?

Regens Hartl: Ich sehe mindestens drei Faktoren, die ausschlaggebend sind: Zum einen hat sich der Weltjugendtag 2005 in Köln positiv ausgewirkt, weil junge Menschen dort erlebt haben, dass Katholischsein nicht altmodisch ist. Zum anderen hat Papst Benedikt XVI. das positive Image der Kirche dadurch befördert, dass er „Glaube und Vernunft“ zu einem Thema der katholischen Kirche gemacht hat, was sie als Kirche besonders ernstzunehmen und interessant erscheinen lässt.

Ein dritter Faktor war sicher auch das so genannte „Jahr der Berufung“, welches im Jahr 2003/04 auch in der Diözese Augsburg stattgefunden hat und ebenso wie das intensive Gebet während dieser Zeit zur Bewusstseinsbildung über eine mögliche eigene Berufung beigetragen hat.

IBA: Was hat Sie, Herr Bucher, zum Eintritt in das Priesterseminar bewogen?

Bucher: Ich war von klein auf mit meiner Familie in der Kirche und habe auch schon als Kind den Wunsch gehabt Priester zu werden. Später, als ich in den höheren Schulklassen war, habe ich mich dann schon noch einmal intensiver gefragt, ob das wohl der richtige Weg für mich ist. Heute kann ich fest darauf vertrauen, dass Gott immer bei mir ist und mir hilft. Dies möchte ich einmal an andere weitergeben. Deshalb will ich Priester werden.

IBA: Wie wird man Priester, Herr Regens?

Regens Hartl: Voraussetzung ist in der Regel das Abitur, es folgen bei entsprechender Eignung der Eintritt in das Priesterseminar und fünf Jahre Studium der katholischen Theologie mit dem Ziel des Diploms. Während des Studiums verbringen die Studenten ein so genanntes „Freijahr“, während dessen sie an einer auswärtigen Universität studieren und allein leben. Die Studenten müssen vier Pflichtpraktika absolvieren, eines davon im Krankenhaus oder bei einer Sozialstation, ein Schulpraktikum, ein Jugendpraktikum sowie ein Pfarreipraktikum.

Nach dem erfolgreich abgeschlossenen Theologiestudium folgen zwei Jahre Pastoralkurs, in denen die Kandidaten in einer Pfarrei im dortigen Pfarrhaus leben und den pastoralen Dienst in der Gemeinde erlernen. In dieser Zeit werden die Kandidaten wiederum bei entsprechender Befähigung erst zu Diakonen und dann zu Priestern geweiht. Der zweite Bildungsweg setzt das Nachholen des Abiturs voraus. Auf dem dritten Bildungsweg sind der Quereinstieg und die Priesterausbildung ohne Abitur ebenfalls möglich.

IBA: Welche Voraussetzungen muss ein Weihekandidat jeweils mitbringen, um das Votum vom Regens als auch die Zustimmung vom Bischof für den Eintritt in das Priesterseminar und schließlich für die Zulassung zur Priesterweihe zu bekommen?

Regens Hartl: Für die Aufnahme in das Priesterseminar sind erforderlich: Das Abitur bzw. ein anderer Schulabschluss für den dritten Ausbildungsweg, die Befürwortung der Aufnahme durch Seelsorger der Heimatpfarrei, insbesondere des Ortspfarrers, die Begeisterung für Jesus Christus und die Bereitschaft zu lernen, um Christus immer mehr entsprechen zu können. Sehr wichtig ist auch das Interesse an den Menschen. Voraussetzung für die Weihe ist das abgeschlossene Theologiestudium, eine ausgeglichene reife Persönlichkeit und der persönliche Zugang zur Eucharistie, zum Gebet, zur Betrachtung und zur pastoralen praktischen Tätigkeit.

IBA: Bitte erzählen Sie ein wenig vom Alltag im Priesterseminar!

Gabriel Bucher: Das Wichtigste ist die tägliche Eucharistiefeier. Wir gehen gemeinsam zur Uni, essen zusammen und haben auch viel Freizeit, in der wir zum Beispiel Fußball spielen oder abends weggehen können. Jeder von uns hat ein schönes großes Zimmer mit einem Telefon und einen eigenen Haustürschlüssel. Eine „Sperrstunde“ am Abend gibt es nicht.

IBA: Warum ist es für angehende Priester notwendig und obligatorisch das Priesterseminar zu besuchen?

Regens Hartl: Ich bezeichne das Priesterseminar oft als „Jüngerschule“, da Jesus auch Jünger um sich hatte, und auch wir Priester im Geiste Jesu leben wollen. Der Subregens und ich können die Studenten am besten bei der Klärung ihrer Berufung unterstützen, wenn sie im Seminar leben. Auch ist es eine wertvolle Erfahrung für die Studenten im gegenseitigen Austausch zu erkennen, dass man als Priester unterschiedliche Akzente in der Gemeindearbeit setzen kann. Sie lernen unterschiedliche Auffassungen zu akzeptieren und zu respektieren.

Gabriel Bucher: Mir ist es wichtig im Seminar zu leben, weil ein Leben in Ehelosigkeit ja nicht bedeutet, dass man keine Freunde haben darf. Wir müssen uns ja auch einmal mit jemandem austauschen oder uns aussprechen. Hier im Seminar findet man Freunde und das ist auch wichtig, wenn man später einmal in einer Pfarrei tätig ist und dort lebt, damit man nicht ganz allein ist.



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