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Rahner und das freie Wort in der Kirche

4. Mai 2021 in Kommentar, 4 Lesermeinungen
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Ein Kommentar von Franz Norbert Otterbeck


Köln (kath.net)

P. Karl Rahner SJ (1904-1984) hat ein erhebliches Quantum an Schriften zur Theologie hinterlassen. Außerhalb des schmalen Zirkels spezialisierter Theologen ist er heute ziemlich unbekannt. Man hat versäumt, seine Texte in ein verständliches Deutsch zu übersetzen. Einige Schlagworte werden noch überliefert: das vom "anonymen Christen" oder das vom "freien Wort in der Kirche". Das freie Wort in der Kirche forderte Rahner schon 1953. Später hat er es kaum Kardinal Ottaviani oder Erzbischof Lefebvre zugebilligt, mit Mühe noch Joseph Ratzinger. Aber auch für Rahner hatte das freie Wort seine Grenzen: Es sollte 'in der Kirche' gesprochen werden, nicht gegen sie. Zu Rahners Lebzeiten war es völlig undenkbar, dass deutsche Theologen ihre Dramen weit außerhalb des katholischen Spielplans inszenieren, ohne dass irgendeine Zurechtweisung erfolgt. Aus dem Fall des Hans Küng (1928-2021) mussten deutsche Bischöfe allerdings lernen, wie ohnmächtig sie tatsächlich sind, wenn sie sich für Glaube und Vernunft der einfachen Katholiken engagieren, gegen die nationale antirömische Front.

Das Problem des "freien Worts" ist in der deutschen Kirche inzwischen entschärft, insoweit die wenigen Teilnehmer des internen Sprachspiels die überlieferte Kommunikation der Kirche sowieso gern vermeiden. Hat man die eigentliche Aufgabe, die auch das jüngste Konzil der Kirche stellte, erst einmal freimütig hinter sich gelassen, braucht man auch nicht mehr viele Worte darum zu machen. An den Feiertagen werden ein paar Phrasen von geringer Sinndichte aufgerufen ('Rumgesumse'), weil die öffentliche Meinung vermutlich noch irgendeine Herleitung des gigantischen Personal-, Kosten- und Verwaltungsaufwands von "Jesus aka Evangelium" erwartet. Aber auch das könnte bald entfallen, wie uns die "Corona-Krise" lehrt.


"Wir könnten so schön verwalten, wenn nur der Bürger nicht wäre", sagte mal ein Amtsleiter im Scherz. "Wir könnten so schön Theologie treiben, wenn nur die Kirche nicht wäre." So denkt vielleicht der kleine Küng von Münster, der neulich meinte, den Katechismus von 1992 zensieren zu müssen. Das Ding muss natürlich auf den Müll, wenn man frank und frei zu einer ganz anderen Kirche vorstoßen will: "Die Theologen haben die Kirche nur verschieden interpretiert. Es kommt aber darauf an, sie zu verändern." Dieser Satz stammt allerdings nicht von Kard. Marx; der sich wohl gebauchpinselt fühlte, würde man ihn, der Bestseller wegen, 'den größten Küng von München' nennen. (Oder angesichts seiner Staatsfrömmigkeit doch eher "King"...)

Man weiß es nicht, ob vielleicht dieser Kardinal der nationalen Kirche, oder auch Georg Küng aus Limburg, auf den Bischof von Passau eingewirkt hat, den "Gang nach Canossa" (bei Tübingen) anzutreten, wenn auch nur fernmündlich. Es wäre keine Überraschung, wenn ein deutscher Bischof auf das freie Wort verzichtet, sobald es von wachsamen Mitbrüdern als Begünstigung "nach rechts" beanstandet wird. Auch Rosa Luxemburg wollte die "Freiheit der Andersdenkenden" nicht jedem zusprechen, sondern nur ihrer Partei. Wer "frei" anders denkt, das bestimmen wir! Wer von Sünde und Erlösung schwadroniert oder von den "letzten Dingen" (Himmel, Hölle und Gericht), den Sinn der Kirche also im Evangelium der Evangelisten findet, anstatt die Welt mit einer daraus nur ideologisch hergeleiteten "Botschaft" zu beglücken, der redet nunmal ...  "unfrei"?

Deutsche "Linkskatholiken" im heutigen Sinn sind in der Regel keine christlichen Sozialisten mehr. Ihr Wahlverhalten ist vielleicht noch unionsnah oder "schwarz-grün". Ihre Religion ist jedoch an einem falschen Bild von der Geschichte gescheitert. Sie sind sozusagen deutsche Idealisten, jesuanisch parfümiert. Das freie Wort gebührt nach ihnen demjenigen, der den "Fortschritt" der Kirche fördert. Es gibt Fortschritte in der Kirche, manche sind auch notwendig. Sie unterliegt insgesamt aber keinem ideologischen Konzept von Fortschrittlichkeit, bei dem gut und böse durch progressiv oder konservativ ersetzt sind. Ich kenne einzelne formelle Katholiken - von einer an Besessenheit grenzenden Bosheit geprägt, die "rechts" stehen, aber auch fromme Linke von großer Herzensreinheit. Doch bewahrt selbst dies vor Torheit nicht: Die strukturelle Sünde des deutschen Katholizismus der Gegenwart besteht nämlich darin, dass die Tradition und Identität der Kirche bereitwillig auf dem Altar der Aktualität geopfert werden, ohne dass dadurch irgendetwas für die Zukunft gewonnen werden könnte.

Würde eine junge Theologin mit Herz, also nicht die mutmaßlich zukünftige ZdK-Präsidentin Johanna Küng, im Synodalforum zur Frauenfrage spontan die immerwährende Jungfrau und Gottesmutter (als diese) auch nur erwähnen, würde vermutlich Hohngelächter ausbrechen; und würde sie hinzusetzen "sie hat doch in Fatima gesagt ...", so würde sie des Saales verwiesen. Für das freie Wort in der deutschen Kirche kann so mancher keine Lizenz mehr erhoffen, weil: zu katholisch.

Joachim Küng hat für die 'Gesellschaft keuscher Publizisten' uneingeschränkte Pressefreiheit im aller-parteilichsten Sinn gefordert. Kein Bischof wird es wagen, ihm zu widersprechen. Er steht nicht mehr im Dienst einer Diözese. Aber auch dort hätte er nicht viel zu befürchten, solange er für die richtige Partei bellt. Man ist vielleicht sogar dankbar, wenn außerkirchliche Argumente geliefert werden, die eine selbstkritische Reflexion des deutschen Bischofsgebarens seit 50 Jahren vermeiden helfen. Es erscheint mir denkbar, dass der gesamte "Synodale Weg" nur ein gigantisches Manöver darstellt, um vom epochalen Versagen der mehr oder weniger "fortschrittlichen" Bischöfe im aller-eigensten Verantwortungsbereich abzulenken. Der effektivste Beitrag zur Vermeidung von Missbrauch wäre 1.) eine strenge Moral, 2.) eine strikte Auffassung vom Zölibat, 3.) eine klare kirchliche Autorität, hart aber fair. Wie man mit autonomer Moral, sexueller Freizügigkeit im Klerus und einer antiautoritären Kirchenleitung, auf diskursethischer Grundlage, ins irdische Paradies gelangen will, das konnte selbst der geniale Hans Küng nicht formulieren.

PS. Der Name "Küng" erschien jetzt in diesem Beitrag etwas zu oft. Aber wenn ich Rahner richtig verstanden habe, dann hat der moderne Christ ja Anspruch auf Anonymität. Das linkskatholische Kollektiv kann auch hier dem Fortschritt die Wege bereiten, indem es sich schonmal unter den größeren Namen versammelt.

 

 

Foto: (c) wikipedia

 


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