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Benelux-Staaten: Immer mehr Senioren wählen aktive Sterbehilfe

16. Februar 2021 in Prolife, 9 Lesermeinungen
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Kritik von Ethikern: Ist Altwerden eine Krankheit und Tötung eine Therapie? - Schätzungen zufolge wird nur einer von drei Euthanasie-Fällen in Belgien offiziell gemeldet


Wien (kath.net/Imabe) In Belgien und den Niederlanden sind Tötung auf Verlangen und Beihilfe zum Suizid (EAS=Euthanasie/Assisted Suicide) seit 2002 erlaubt. Die Zahl der Fälle sind seither in beiden Ländern rasant angestiegen: in den Niederlanden von 1.882 (2002) auf 6.361 Fälle (2019); in Belgien von 24 (2002) auf 2.656 Fälle (2019). Zwei aktuelle Studien beleuchten diese Entwicklung kritisch. Wie lassen sich diese massiven Zuwächse an "Euthanasie"-Fällen, wie sie in den Benelux-Staaten genannt werden, erklären?

In Belgien ist das Kontrollsystem, das vor Missbrauch bei Tötung auf Verlangen und Assistiertem Suizid schützen sollte, de facto gescheitert, urteilt ein Forscherteam um den Public Health-Experten und Ethiker Kaspar Raus von der Universität Gent (vgl. Journal of Medicine and Philosophy 46, 1, February 2021, Pages 80–107). Das ursprünglich engmaschige gesetzliche "Sterbehilfe"-Modell, das für Länder wie Kanada oder nun Spanien Vorbild ist, hat sich nach 18 Jahren in eine kaum kontrollierte und immer weitergehende Praxis ausgeweitet.

Die Autoren geben dafür drei Gründe an: Erstens wurde der Anwendungsbereich des sog. Euthanasiegesetzes von 2002 immer weiter ausgedehnt. Laut Gesetz ist EAS nur bei schweren, unheilbaren und unerträglichen Krankheiten zugelassen. Inzwischen akzeptiert man jedoch auch "Lebensmüdigkeit" als Grund. Dies sei zwar nicht legal, Ärzte könnten das Gesetz allerdings umgehen, indem sie eine sog. "Polypathologie" diagnostizieren. Gemeint sind damit multiple, im Alter auftretenden Beschwerden (Seh- und Hörverlust, chronische Schmerzen, Rheuma, Schwäche, Müdigkeit usw.). Im Jahr 2019 wiesen bereits 17,3% aller gemeldeten Euthanasie-Fälle in Belgien die Indikation "Polypathologie"auf (vgl. Pressemitteilung 2019). In 47% dieser Fälle waren die Senioren nicht im terminalen Stadium.


Zweitens bietet die obligatorische Konsultation von einem oder zwei unabhängigen Ärzten keine wirkliche Sicherheit. Ihre Kompetenzen seien begrenzt, vor allem sei ihre Einschätzung nicht bindend. Am Ende entscheide ohnehin "der behandelnde Arzt; er kann die Tötung auf Verlangen auch gegen eine (negative) Einschätzung der konsultierenden Ärzte durchführen". Drittens üben die Autoren scharfe Kritik an der staatlichen Kontrollkommission zur Einhaltung der Gesetze und Schutzkriterien. Die Kommission "scheint nicht als Vermittler zwischen jenen Ärzten, die Sterbehilfe leisten, und der Staatsanwaltschaft zu fungieren, sondern als Schutzschild, das die Weiterleitung potentiell problematischer Fälle verhindert.“ Tatsächlich wurde bis jetzt ein einziger Fall der Staatsanwaltschaft weitergeleitet.

Die Kritik kommt nicht von ungefähr. Der Vorsitzende der 16-köpfigen Kommission, der Arzt Wim Distelmans, führt seit Jahren selbst Tötung auf Verlangen durch und steht im Interessenskonflikt. Mehrere Kommissionsmitglieder haben das Gremium aus Protest gegen mangelnde Transparenz und Kohärenz bereits verlassen. Schätzungen zufolge wird nur einer von drei Euthanasie-Fällen in Belgien offiziell gemeldet.

Auch in den Niederlanden steigt die Zahl der Sterbehilfe-Fälle bei Senioren, die unter dem Altwerden leiden. 1.605 EAS-Fälle bei einem sog. "multiplen geriatrischen Syndrom" (MGS) wurden offiziell zwischen 2013 und 2019 gemeldet. Ein Team aus Ethikern und Gesundheitswissenschaftlern der Universität Utrecht untersuchte erstmals dieses Phänomen. Sie kommen in einer in JAMA publizierten Studie (JAMA Intern Med. 2021; 181 (2)) zu dem Schluss, dass Leiden im Alter nicht bloß auf körperliche Einschränkungen zurückzuführen ist. Ältere Menschen empfinden ihr Leben dann als "unerträglich", wenn existentielle Krisen und Einsamkeit die Sinnhaftigkeit ihres Lebens in Frage stellen. Die Frage, was unerträglich ist, lasse sich in diesem "komplexen Zusammenspiel von physischem, psychischem und existenziellem Leiden" nur schwer beantworten.

"Diese Entwicklungen müssen dem österreichischen Gesetzgeber zu denken geben", betont die Wiener Ethikerin Susanne Kummer. "Das Bild des freien, selbstbestimmten Todes gerät angesichts des älteren Menschen, der sozial vereinsamt immer mehr Angst vor seiner Hinfälligkeit bekommt und deshalb Tötung auf Verlangen oder Beihilfe zum Suizid wählt, ins Wanken". Wann zum Beispiel verursacht eine Anhäufung von geriatrischen Syndromen "unerträgliches Leiden" "ohne Aussicht auf Besserung"? Die IMABE-Geschäftsführerin fordert zu "mehr Realismus in der Sterbehilfe-Debatte" auf: Statt von einer "freien" sollte man im Kontext von Alterseinsamkeit und Fragilität besser von einer "prekären Selbstbestimmung" sprechen, so Kummer. "Ältere Menschen wird zunehmend vermittelt, dass Altwerden eine Krankheit ist und die Therapie für existentielle Nöte Tötung bedeutet. Da sind wir auf der schiefen Ebene."


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Lesermeinungen

 Konrad Georg 16. Februar 2021 
 

Ich weiß von einer jungen Frau, aufgewachsen in einer

unharmonischen Familie, daß sie das Wissen um die Hölle vor dem Selbstmord bewahrt hat.
Immer stärker bedrückt es mich, daß der Klerus die Kirchen leer predigt durch Einseitigkeit.


5
 
 Tonia 16. Februar 2021 
 

Ich finde es schockierend, dass das Thema Euthanasie, das ich seit meiner Kindheit nur mit den Nazis verbunden habe jetzt salonfähig geworden ist. Selbst praktizierende Katholiken denken laut darüber nach und ziehen es für sich in Betracht. Ebenso schockierend finde ich, dass dieses Thema, das die Menschen offenbar bewegt, in den Predigten nicht zur Sprache kommt. Wer auf der Höhe der Zeit ist behandelt im Gottesdienst Artenvielfalt, Klima, Greta oder betreibt Trumpbashing. Warum bekommen die Gläubigen zu diesem Thema keine Nachhilfe? Oder ist das 5. Gebot abgeschafft? Geht es hier nicht mehr um eine Todsünde die das ewige Verderben, sprich Hölle, nach sich zieht?


7
 
 Andrzej123 16. Februar 2021 
 

@fink: Wunderbar :)

Wunderbar werter Mitforist, das ist genau das was ich meine. Ich kann Ihnen nur meine herzliche Anerkennung aussprechen.
Ich bin überzeugt, wenn wir uns alle wirklich so bemühen, sich das Ansehen des Christentums wieder verbessern würde und die Suizid Wünsche abnehmen.


2
 
 Fink 16. Februar 2021 
 

@ Andrzej123 - eine Frage

Folgender Fall: Sterbenskranke(r) Vater/ Mutter, zu Hause lassen, ich nehme Urlaub und bleibe daheim, ambulanter Pflegedienst kommt, Hausarzt kommt gelegentlich (widerwillig)vorbei: Wie schaut dann eine "Kultur des Lebens" nach Ihrer Auffassung konkret aus ? Was ist zu tun ?


0
 
 Andrzej123 16. Februar 2021 
 

Des Lebens Sinnes beraubt

Während Johannes Paul II sich noch vehement gegen das Abschieben der Alten in die Heime aussprach bzw dies nur als absoluten Ausnahmefall akzeptieren wollte, finden heutzutage sehr viele "Gründe" warum nicht anders geht, was früher sehr wohl anders ging und zwar sogar dann, wenn eigenes Haus und sehr hohes Einkommen vorliegen.
Wowereit, der sich noch als junger Politiker die persönliche Pflege seiner Mutter nicht nehmen ließ, konstatierte: "Wer sagt er kann nicht, der will nicht."

Dies und nicht eine ins Nichts sedierende "Palliativpflege" wäre die tatsächliche "Kultur des Lebens", von der mit jeder Menge Ausreden auch viele sich als "konservativ" verstehende Katholiken nicht s mehr wissen wollen und so selbst zu Wegbereitern der "Kultur des Todes" werden.
Gelegentliche "kritische Stellungnahmen" nach dem Grundsatz "Ich habe gesprochen, meine Seele ist gerettet" bringen überhaupt nichts und sind Mitursache der lfd gesetzl. Verschlechterungen.


3
 
 Fink 16. Februar 2021 
 

Die Palliativ-Medizin ist die Antwort darauf !

Palliativmedizin/ Palliativpflege, die den alten sterbenskranken Menschen gut betreut und versorgt ! Das nimmt die Angst vor Krankheit, Einsamkeit, Siechtum, Sterben. Und dabei auf Maximalmedizin zur Lebensverlängerung um jeden Preis verzichtet! (das ist dann "Passive Sterbehilfe"). Nur durch einen Ausbau der Palliativmedizin lässt sich der Wunsch/ die Nachfrage nach "aktiver Sterbehilfe" verringern !
P.S. Man möge immer streng unterscheiden zwischen "aktiver Sterbehilfe" und "passiver Sterbehilfe" !


3
 
 AngelView 16. Februar 2021 
 

Liegt der Grund woanders?

Z.B. darin, dass wir - egal welchen Alters - suggerieren, dass irdisches Leben unendlich zu sein hat. Wir werden mit Hilfe von Arzneimitteln immer älter, der Tod und das Altwerden "muss" immer weiter nach hinten geschoben werden. Beides darf es nicht geben! Kratzt am Ego
Krankheit etc. hat es nicht mehr zu geben. Jeder will bitte ohne jegliche Einschränkung an Jahren älter werden, aber nicht körperlich und geistig. Und dann, wenn es denn schon sein muss, bitte tot umfallen im besten und fittesten Zustand.
Diese Vorstellung ist irreal.
Durch div. Gesetze hat man für nicht wenige Menschen Leben, d. h. Atmen (aktiv/passiv) und Nahrungsaufnahe (im Zweifel als Zwangsernährung) zur Pflicht, nicht mehr zum Recht gemacht.
Verwundert es da wirklich, dass Menschen aktiv dem Leben ein Ende setzten wollen? Vielleicht der letzte selbstbestimmte Akten, den sie können/dürfen.
Das Problem ist nicht die aktive Sterbehilfe, das Problem liegt in der allgemeinen gesellschaftlichen Situation - weit davor!


1
 
 Herbstlicht 16. Februar 2021 
 

Ich glaube nicht, dass alte Menschen sich nur wegen Krankheiten töten lassen.
Vielmehr habe ich die Vermutung, dass sie sich im Grunde verpflichtet fühlen, diesen Weg zu gehen, um ihrer Umgebung nicht zur Last zu fallen.

Was wäre das für ein Armutszeugnis für unsere Gesellschaft!


5
 
 Stefan Fleischer 16. Februar 2021 

Nach meinen Beobachtungen

liegt der Grund der Einsamkeit und Lebensmüdigkeit im Alter heute oft auch darin, dass diese Menschen mit den rasanten Entwicklungen in allen Bereichen geistig wie körperlich, aber auch oft psychisch, nicht mehr zu folgen vermögen. Dabei geht es nicht nur um die materiellen Entwicklungen, insbesondere im IT-Bereich, oder um die Entwicklungen im menschlichen Zusammenleben, in der Veränderung der Werte und der Formen. Es geht oft auch um die Entwicklungen in unserer Kirche, welche diese Gruppe von Menschen, welche früher oftmals die tragende Schicht des religiösen Lebens darstellte, ins Abseits treibt. Einerseits ist es der Aktivismus und die Verbesserungswut, welche unsere Kirche befallen hat. Andererseits aber ist es auch die «Weiterentwicklung» und/oder «Aktualisierung» der Glaubensinhalte selbst. Gerade letzteres entzieht ihnen oft den letzten Halt, das starke Gottvertrauen, welche früheren Generationen auf ihrem Pilgerweg «durchs finstere Tal» von Leid und einen Sinn finden liess.


6
 

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