Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Mater populi fidelis
  2. Kardinal Müller: Der Progressismus, nicht die Tradition spaltet die Kirche
  3. Deutsche Bischöfe stellen sich que(e)r zur Lehre der Kirche
  4. ‚Niemand wird zugrunde gehen’. Das Gedächtnis der Verstorbenen und die Hoffnung der Auferstehung
  5. ‚Gute Laune‘-Tanzeinlage bei Messe zu Allerheiligen
  6. Vatikan kündigt bevorstehende Veröffentlichung eines Dokuments zu Monogamie an
  7. Evangelische Pfarrerin segnet VIER Männer in sogenannter „Polyhochzeit“
  8. Kardinal Schönborn stellt sich gegen das Kopftuchverbot
  9. Vatikan möchte Seligsprechungsprozess für Isabella I. „pausieren, aber nicht beenden“
  10. 'Wir sind bereit, willens und fähig, unsere große christliche Bevölkerung weltweit zu schützen!'
  11. Kardinal Fernandez, Präfekt des Glaubensdikasteriums: „Synodalität: Warum nein und warum ja?“
  12. Ablösung der wegen der 1803 erfolgten Konfiszierung von Kirchenvermögen zu zahlenden Staatsleistung
  13. Papst bestätigt neuen Abt für Saint-Maurice in der Schweiz
  14. „Soll ich mich denen anschließen, die immer mehr polarisieren und nach links oder rechts rücken?“
  15. „Ich hatte die Wahl, Jesus zu verleugnen, um freizukommen, aber ich sagte nein“

Sebastian Molls „Bruder Franz lebt im Hier und Heute“

17. Dezember 2020 in Aktuelles, 3 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


„Ja, es gibt sie noch, die guten Kriminalromane. Sebastian Moll hat einen solchen geschrieben: Bruder Franz und der Tote auf der Treppe“. Buchtipp von Franz M. Fröhlke


München (kath.net) Ja, es gibt sie noch, die guten Kriminalromane. Sebastian Moll hat einen solchen geschrieben: Bruder Franz und der Tote auf der Treppe, Bernardus – Verlag, Mainz 2020. Bruder Franz – und Bernardus – Verlag; das klingt sehr katholisch, und der Leser denkt unwillkürlich an die lange Liste von Kriminalromanen, die sich der Klosteratmosphäre bzw. des „Gottesmannes“ bedienen,  um eine gewisse Verfremdung in ihre Erzählung zu bringen. Bei Chesterton war es der sanftmütig wirkende katholische Priester, Father Brown, der mit gesundem Menschenverstand und einer pfiffigen Beobachtungsgabe seine Fälle löst; Umberto Eco entfacht in „Der Name der Rose“ ein Feuerwerk  wissenschaftstheoretischer Probleme des Mittelalters und der Neuzeit und rückt ganz nebenbei das Mittelalter wieder in den Blickpunkt eines größeren Publikums. Die Klosterbibliothek in diesem Roman wird geradezu ein Labyrinth von philosophischen Gedanken aus 2000 Jahren; das Buch erlangte einen Kultstatus in den achtziger Jahre. Wenn William am letzten Tag nach der Katastrophe resümiert: „Es gab keine Intrige, und ich habe sie aus Versehen aufgedeckt“, fragt sich der Leser, ob er überhaupt einen Kriminalroman in den Händen hält.
 

Ellis Peters machte es sich in den achtziger Jahren in der Nachfolge Ecos mit seinen Kriminalromanen um Bruder Cadfael in der Abtei von Shrewsbury im Mittelalter „gemütlich“ und hat sich damit, wie die zahllosen Fortsetzungen verraten, eine begeisterte Leserschaft gesichert, die sie an den originellen Fällen und dem historischen Kolorit erfreut.


Warum ich das alles erwähne? Weil der potentielle Leser angesichts dieser und anderer Vorgänger vielleicht aufstöhnt: „Bitte nicht schon wieder Kloster und Mittelalter!“ Und genau das liefert Moll – zum Glück – nicht. Sein Bruder Franz lebt im Hier und Heute und dazu noch „in den beeindruckenden Räumlichkeiten eines historischen Klosters inmitten der brandenburgischen Prärie“. Das trifft ihn hart, der „das heilige Österreich gegen das kalte protestantische Preußen eintauschen“ muss. Sein geistiger „Gegenspieler“ ist der Abt der Klosters, Thomas, „bekannt für seine groß angelegten Projekte, die nicht selten die Rekatholisierung des gesamten Kontinents innerhalb eines Vier-Jahres-Plans vorsahen. Hätte er einen Online – Handel statt eines Klosters zu leiten, er würde für das kommende Jahr bereits die Übernahme von Amazon planen.“ Diese zugegebenermaßen etwas schnoddrige Diktion verleiht der Erzählung ihren unverwechselbaren Reiz. Dazu direkt eine weitere Probe: „Der Frühling ist die Zeit der Wiedergeburt und des Aufbruchs. - Natürlich brauchte der Abt keine besondere Jahreszeit, um sich in Aufbruchsstimmung zu befinden. Novemberblues oder Winterdepressionen waren diesem Mann so fremd wie Luzifer die Demut.“ Moll ist studierter Theologe, streut gekonnt mit leichter Hand sarkastische? bissige? ironische? Bemerkungen über den Kloster- und Theologiebetrieb in die Kriminalhandlung ein mit der Folge, dass der Leser auf der Suche nach solchen Apercus kein Ende mit der Lektüre findet. Wie schön!

Doch nun zur Handlung selbst: Eigentlich geht es nur darum, dass das Kloster ein modernes, integriertes Computersystem erhalten soll. Schon platzt es aus Franz heraus: „Bei der schier unüberschaubaren Fülle unserer Mitglieder und den alle tausend Jahre wechselnden Gebetszeiten ist das ohne Zweifel hochgradig erforderlich.“ Doch am anderen Morgen steht der junge Computerspezialist vor der Klosterpforte, und die Verwicklungen beginnen. Am Anfang steht ein Disput zwischen dem Techniker, der seine Aufgabe, wie er meint, darin sieht, technische Hilfsmittel zu entwickeln, die den Menschen das Leben erleichtern, und Franz, der diesen Mitteln skeptisch gegenüber steht: „ Ein Hilfsmittel, mein junger Freund, ist etwas, das dem Menschen zur Verfügung steht und das er nach Belieben gebrauchen kann. Wenn wir hingegen anfangen, uns von den Maschinen sagen zu lassen, was wir wann zu tun haben, sind wir ihre Untertanen.“ Hier zeigt sich ein Grundzug von Franz: Er kann sich einfach keiner Autorität unterordnen. Doch kurz darauf ist es so weit: Franz hört einen markerschütternden Schrei, der Computerfachmann liegt tot vor der Klosterpforte. Da Franz der erste bei der Leiche ist und sich vorher mit dem Mann gestritten hatte, liegt es für den Abt nahe, dass Franz als möglicher Täter in Frage kommt. Will Moll damit auf das simple Gemüt des Abtes verweisen?

Doch das Gemüt des Kommissars, der jetzt selbstverständlich die Bühne betritt, weist auch keinen größeren Tiefgang auf; denn auch für ihn kommt Franz aus denselben Gründen  als Täter in Frage. Also muss Franz in eigener Sache ermitteln. Und damit beginnen die Komplikationen. Franz sucht die Wohnung des Opfers auf und steht vor der Freundin des Verstorbenen: „Es kam nicht oft vor, dass es unserem Bruder die Sprache verschlug, aber sie war eine dieser Frauen, bei denen man vor Gott auf die Knie fallen wollte, um ihm dafür zu danken, dass er so viel Schönheit in diese Welt gebracht hatte.“ Der Bruder der Freundin ist auch anwesend, der Kreis der Verdächtigen weitet sich aus. Hinzu kommen noch ein Computer und ein Notebook. Auf dem Computer – wohlgemerkt auf dem des Klosters – befinden sich pornographische Dateien.

Dass ich jetzt die Inhaltszusammenfassung abbreche, liegt nicht daran, dass mein zartes Gemüt pornographischen Inhalten hilflos gegenüber steht, sondern gerade bei Kriminalromanen darf man bekanntlich nicht alles verraten , weil sonst der Leser keinen Anreiz mehr hat, das Buch selbst zu lesen. Ich schließe deshalb – stilecht – mit einem Satz des Augustin: Nimm und lies! Oder besser: Kauf und lies! Es lohnt sich in jedem Falle.

kath.net-Buchtipp:
Bruder Franz und der Tote auf der Treppe
Von Sebastian Moll
Taschenbuch, 80 Seiten
2020 Bernardus
ISBN 978-3-8107-0333-0
Preis Österreich: 10.10 EUR

 


Bestellmöglichkeiten bei unseren Partnern:


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu







Top-15

meist-gelesen

  1. Mater populi fidelis
  2. Deutsche Bischöfe stellen sich que(e)r zur Lehre der Kirche
  3. Die drei Nonnen von Goldenstein - Jetzt wird die Justiz aktiv
  4. ISLAND-REISE - SOMMER 2026 - Eine Reise, die Sie nie vergessen werden!
  5. Kardinal Müller: Der Progressismus, nicht die Tradition spaltet die Kirche
  6. Er hat den Tod für immer verschlungen. Auf dem Weg zum Fest ohne Ende, wo wir erwartet werden
  7. 'Wir sind bereit, willens und fähig, unsere große christliche Bevölkerung weltweit zu schützen!'
  8. ‚Gute Laune‘-Tanzeinlage bei Messe zu Allerheiligen
  9. Evangelische Pfarrerin segnet VIER Männer in sogenannter „Polyhochzeit“
  10. Kardinal Fernandez, Präfekt des Glaubensdikasteriums: „Synodalität: Warum nein und warum ja?“
  11. Kremsmünster: Abt Eckerstorfer für theozentrische Wende in der Kirche
  12. ‚Niemand wird zugrunde gehen’. Das Gedächtnis der Verstorbenen und die Hoffnung der Auferstehung
  13. Die Heiligkeit der Kirche. Wenn das Credo Schuberts schweigt und die Heiligen von heute antworten
  14. Auf den Spuren von Nicäa – Das Erste Konzil der Christenheit in einer neuen Dokumentation
  15. ‚Per aspera ad astra‘. Bildung, Heiligkeit und das ‚freundliche Licht’ John Henry Newmans

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz