Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Bistum Trier entlässt AFD-Landtagsabgeordneten Schaufert aus einem Kirchengremium
  2. Schweiz: Bischof Bonnemain bei Beerdigung von Bischof Huonder
  3. Das Leben des Menschen ist schutzwürdig oder doch nicht?
  4. Werden Sie Schutzengerl für kath.net für mindestens 2024 und 2025!
  5. Eine kleine Nachbetrachtung zu einer Konferenz in Brüssel
  6. Höchstgericht entscheidet über Bibel-Tweet von Ex-Ministerin Räsänen
  7. Großes Interesse an Taylor Swift-Gottesdienst in Heidelberg
  8. Erzbistum Hamburg verliert 2023 Millionen Euro durch Mitgliederschwund
  9. ,Ich habe Pornographie gemacht – jetzt mache ich Rosenkränze!‘
  10. Meloni: Leihmutterschaft ist ,unmenschliche Praxis‘
  11. Vatikan: Religionsfreiheit durch Urteil gegen Kardinal bedroht
  12. Klarer als die Deutsche Bischofskonferenz!
  13. Das Mediennetzwerk Pontifex, gegründet 2005 als "Generation Benedikt", beendet seine Tätigkeit
  14. Der Gute Hirt: er opfert sich für uns und schenkt seinen Geist
  15. Taylor sei mit Euch

"Herr, wie oft muss ich meinem Bruder vergeben...?"

11. September 2020 in Spirituelles, 3 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


"Was wir Vergebung oder Rechtfertigung nennen, ist das eigentliche Wunder unseres Glaubens." Spiritueller Impuls vom Paderborner Ehrendomherr Franz Weidemann, und Priester des Erzbistums Paderborn


Linz (kath.net)

In jener Zeit trat Petrus zu Jesus und fragte: Herr, wie oft muss ich meinem Bruder vergeben, wenn er sich gegen mich versündigt? Siebenmal? Jesus sagte zu ihm: Nicht siebenmal, sondern siebenundsiebzigmal. (Mt 18,21-22)

Ist das so schwer zu verstehen? Da spricht Jesus davon, dass man verzeihen soll, und zwar immer und immer wieder. Ist es denn so schwer zu verstehen, dass Petrus da noch einmal zurückfragt: " Wie oft muss ich meinem Bruder vergeben?"

Die Frage von Petrus an Jesus könnte auch von uns stammen: Wie oft muss ich demjenigen vergeben, der mich jeden Tag aufs Neue ärgert und mir auf die Nerven geht? Wie oft demjenigen vergeben, der schlecht über mich redet? Und wie oft demjenigen verzeihen, der mir das Leben schwer macht und mich verletzt hat?

Wir denken dann meist anders als Jesus: „Irgendwann ist Schluss“ sagen wir. Nicht wenige leben nach der Devise: „Wie du mir, so ich dir.“ Sie meinen, dass es richtig sei, mit gleicher Münze heimzuzahlen. Petrus im Evangelium wei??, dass es noch einen anderen Maßstab gibt, wenn er Jesus fragt: „Wie oft muss ich meinem Bruder vergeben, wenn er sich gegen mich versündigt hat? Siebenmal? Jesus sagte zu ihm: nicht Siebenmal, sondern Siebenundsiebzigmal?“ das heißt: Wenn du bereit bist zu vergeben, dann fang nicht an zu zählen, dann vergib immer wieder. Du kannst es, wenn du dir klarmachst, dass Gott dir immer wieder vergibt. Du lebst von seiner Vergebung. Darum gilt ein ganz neuer Maßstab: „Wie Gott mir, so ich dir.“ Was das konkret heißt, macht Jesus im Gleichnis vom unbarmherzigen Diener anschaulich. Was Jesus erzählt, ist einleuchtend und plausibel. Jesus verkündet, dass die Vergebung das Zentrum des Glaubens ist. Was wir Vergebung oder Rechtfertigung nennen, ist das eigentliche Wunder unseres Glaubens. So sind wir dann auch in der Lage, so zu vergeben, wie Gott vergibt.


Der bekannte französische Theologe Erino Dapozzo hat folgende anrührende Geschichte aus seinem Leben erzählt:

Jahrelang habe ich um meines Glaubens willen in einem deutschen Konzentrationslager gelitten. Ich wog nur noch 45 Kilogramm, und mein ganzer Körper war mit Wunden bedeckt. Am Heiligen Abend 1943 ließ mich der Lagerkommandant rufen. Ich stand mit bloßem Oberkörper und barfuß vor ihm. Er saß an einer reichgedeckten, festlichen Tafel. Stehend musste ich zusehen, wie er sich die Leckerbissen schmecken ließ. Da wurde ich vom Bösen versucht: „Dapozzo, glaubst du immer noch an den 23. Psalm: Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde, du salbest mein Haupt mit“ und schenkest mir voll ein. Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang!“ Im Stillen betete ich zu Gott und konnte dann antworten: „Ja, ich glaube daran!“ Die Ordonnanz brachte Kaffee und ein Päckchen Kekse. Der Lagerkommandant aß sie mit Genuss und sagte zu mir: „Ihre Frau ist eine gute Köchin, Dapozzo!“ Ich verstand nicht, was er meinte. Er erklärte mir: „Seit Jahren schickte Ihre Frau Pakete mit kleinen Kuchen, die ich immer mit Behagen gegessen habe.“Wieder kämpfte ich gegen die Versuchung an. Der Teufel flüsterte mir zu: „Hasse ihn, Dapozzo, hasse ihn!“ Wieder betete ich gegen den Hass an um Liebe. Ich bat den Kommandanten, wenigstens an einem der Kuchen riechen zu dürfen, um dabei an meine Frau und meine Kinder zu denken. Aber der Peiniger gewährte mir meine Bitte nicht. Er verfluchte mich.

Als der Krieg vorüber war, suchte ich nach dem Lagerkommandanten. Er war entkommen und untergetaucht. Nach zehn Jahren fand ich ihn schließlich und besuchte ihn zusammen mit einem Pfarrer. Natürlich erkannte er mich nicht. Dann sagte ich zu ihm: „Ich bin Nummer 17531. Erinnern Sie sich an Heiligen Abend - Weihnachten 1943?“ Da bekam er plötzlich Angst. „Sie sind gekommen, um sich an mir zu rächen?“ „Ja?“ bestätigte ich und öffnete ein großes Paket. Ein herrlicher Kuchen kam zum Vorschein. Ich bat seine Frau, Kaffee zu kochen. Dann aßen wir schweigend den Kuchen und tranken Kaffee. Der Kommandant begann zu weinen und mich um Verzeihung zu bitten. Ich erzählte ihm, dass ich ihm um Christi willen vergeben hätte.

„Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“ - schreibt Apostel Paulus im Römerbrief. Unser Glaube an Gott kann uns befreien von Groll und Rachegelüsten, die unsere Seele zerfressen. Solchen Glauben wünsche ich Ihnen - und natürlich nicht so dramatische Grenzerfahrungen, wie Erino Dapozzo sie gehabt hat.

Nicht Rache und Hass soll uns erfüllen, sondern wir sollen uns die Grundhaltung Jesu am Kreuz zum Vorbild machen: Jesus aber betete: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun" (Lk 23, 34). Jesus hat uns nicht Hass gepredigt, sondern die Liebe und uns im Vaterunser zu beten gelehrt: "Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern".

So wollen wir nach dem Vorbild und Beispiel Jesu einander in Liebe und Barmherzigkeit begegnen. Wir sind eingedenk des großen Erbarmens, mit dem der Herr uns gesegnet hat. Ihn preisen wir, denn seine Huld und Barmherzigkeit währt ewiglich!

Ehrendomherr Pfarrer Dr. Franz Weidemann gehört zum Erzbistum Paderborn.


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

 Diadochus 12. September 2020 
 

@Fink

Die Vergebung ist eine sehr schöne Ergänzung zur Feindesliebe. Das Beispiel zeigt anschaulich, wie Vergebung in der Praxis aussehen kann. Die Vergebungsbereitschaft und die Reue rechtfertigen unseren Glauben. Luther nun benötigte keine Reue. Er hat sich selber vergeben und vergerechtfertigt, anstatt Gott und seine Nächsten um Verzeihung zu bitten. Er hat den Glauben egoistisch verkehrt und pervertiert.


1
 
 galil?a! 11. September 2020 
 

Sehr schöner Artikel. Ja diese Versöhnlichkeit bewirkt die Einheit der Kirche.

Aber die Gnade Christi ist wirklich unermesslich, denn nachdem ihm seine Peiniger ans Kreuz gebracht hatte und er führ sie gebetet hatte schickte er nach der Auferstehung wieder seine Apostel zu ihnen um sie wieder zur Hochzeit einzuladen. Diese Barmherzigkeit müssen wir uns zu Herzen nehmen und immer zur Vergebung zum Versöhnen bereit sein


2
 
 Fink 11. September 2020 
 

Was meint der Begriff "Rechtfertigung" ?

Es sei erlaubt, OT diese Frage anzusprechen, die mich schon lange beschäftigt. Im Alten Testament gibt es den "Gerechten", in einem Paulusbrief taucht der Begriff "Rechtfertigung" oder "gerechtfertigt sein" auf (genau weiß ich es nicht). Martin Luther hat dann die "Rechtfertigungslehre" geschaffen. Wer ist unter welchen Bedingungen "gerechtfertigt"? Heißt das "frei von (schweren) Sünden"? Ist das "gerechtfertigt sein" der Zustand/ die Voraussetzung, dass ich (nach evangelischer Auffassung "sicher"!) in den Himmel kommen kann?
Welchen anderen gut verständlichen Begriff könnte man statt "Rechtfertigung" verwenden?


1
 

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Vergebung

  1. ‚Der Hass wird nicht gewinnen’
  2. USA: Beschwerde gegen Richterin, die reumütiger Täterin Bibel gab
  3. „Wenn es dir wirklich leid tut, verzeihe ich dir“!
  4. Kinofilm präsentiert Vergebung als "Das größte Geschenk"
  5. Vergebung – eine seelische Schwerarbeit
  6. Vergebung – ein Arzneimittel ohne Risiken und ohne Nebenwirkungen
  7. Irak: Sterbendes Mädchen bittet um Vergebung für IS-Mörder

Barmherzigkeit

  1. Gottes Barmherzigkeit
  2. "Held der Nächstenliebe": Bub starb nach Corona-Pflege der Mutter
  3. Barmherzigkeitssonntag
  4. Hab Erbarmen mit uns und mit der ganzen Welt
  5. Die Quelle der Göttlichen Barmherzigkeit
  6. Gottes Erbarmen kennt keine Grenzen
  7. Die grenzenlose Barmherzigkeit Gottes







Top-15

meist-gelesen

  1. Werden Sie Schutzengerl für kath.net für mindestens 2024 und 2025!
  2. KOMMEN SIE MIT! EINMALIGE REISE - 13. Oktober 2024 in Fatima + Andalusien!
  3. Eine kleine Nachbetrachtung zu einer Konferenz in Brüssel
  4. ,Ich habe Pornographie gemacht – jetzt mache ich Rosenkränze!‘
  5. Schweiz: Bischof Bonnemain bei Beerdigung von Bischof Huonder
  6. Der Teufel sitzt im Detail
  7. Das Mediennetzwerk Pontifex, gegründet 2005 als "Generation Benedikt", beendet seine Tätigkeit
  8. "Ich verzeihe dir, du bist mein Sohn. Ich liebe dich und werde immer für dich beten"
  9. Der Mann mit Ticketnummer 2387393
  10. Frankreich: „Inzwischen bedeutet Katholizismus, seinen Glauben erklären zu können“
  11. Taylor sei mit Euch
  12. Bistum Trier entlässt AFD-Landtagsabgeordneten Schaufert aus einem Kirchengremium
  13. Großes Interesse an Taylor Swift-Gottesdienst in Heidelberg
  14. Krakau: Einleitung des Seligsprechungsprozesses der mit 25-Jahren ermordeten Helena Kmieć
  15. Höchstgericht entscheidet über Bibel-Tweet von Ex-Ministerin Räsänen

© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz