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Schweizer Bischof: Koran und Bibel im historischen Kontext deuten

9. August 2017 in Schweiz, 86 Lesermeinungen
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Vorsitzende der Schweizer Bischofskonferenz, Morerod: Katholiken hatten vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil "das gleiche Problem wie Muslime heute"


Zürich (kath.net/KAP) Ein nur wörtliches Verständnis von Offenbarungsschriften wie der Bibel oder dem Koran "kann in Fundamentalismus münden". Das hat der Vorsitzende der Schweizer Bischofskonferenz (SBK), Charles Morerod, im Gespräch mit der "Neuen Zürcher Zeitung" (NZZ) klargestellt. "Der Islam müsste in seinem Verständnis der Offenbarung etwas tun, was auch wir taten", verwies er in einem am Wochenende veröffentlichten Interview auf die Notwendigkeit, Texte in ihrem historischen Kontext zu verstehen und auszulegen. Einen solchen Prozess habe auch die katholische Kirche durchlaufen, erinnerte Morerod: "Wir hatten das gleiche Problem wie die Muslime heute."

Über Jahrhunderte hinweg sei etwa die Schöpfungsgeschichte in der Kurzformel "sieben Tage, fertig" erzählt worden, gab der katholische Bischof von Lausanne-Genf-Fribourg zu bedenken. Erst das Zweite Vatikanische Konzil habe in Sachen Bibelauslegung klargestellt: "Gott, als Autor seines Wortes, hat Menschen gewählt, die dieses in ihrer Kultur und in ihrem Stil niedergeschrieben haben. Gott hat sich zwar durch sie mitgeteilt, aber man muss verstehen, was die Worte bedeuten."

Für islamische Rechtsgelehrte sei die Aufgabe allerdings schwieriger als für christliche Theologen, meinte der Bischofskonferenz-Vorsitzende auf Nachfrage, weil der Koran im Unterschied zu den Evangelien als das direkte Wort Gottes gilt. Viele Islam-Experten, so Morerod, würden zudem neueren Korantexten mehr Gewicht zusprechen als älteren. "Das Problem ist, dass die älteren friedvoller sind", sagte der Bischof, fügte aber gleichzeitig hinzu: "Es wäre aber auch falsch, zu sagen, ein Muslim, der den Koran wörtlich auslegt, sei automatisch eine Gefahr! Auch Muslime wünschen sich ein friedliches Zusammenleben."


Äußerst differenziert äußerte sich der SBK-Vorsitzende auch zum Thema "Burka-Verbot" und zur Frage, ob der Islam in den Schweizer Kantonen öffentlich-rechtlich als sogenannte "Landesreligion" anerkannt werden soll. "Der Staat kann ein Interesse daran haben, die Beziehungen zum Islam zu regeln", sagte Morerod und nannte als Beispiel die Ausbildung von Imamen. Bei christlichen Pfarrern wisse man, was ihnen an Universitäten beigebracht wird, nicht jedoch bei Imamen.

Gleichzeitig ortete er "praktische Probleme". Der Staat verlange für die Anerkennung, "dass eine Gemeinschaft organisiert ist und unseren Rechtsstaat anerkennt" schilderte der Bischof exemplarisch die rechtliche Lage im Westschweizer Kanton Waadt: "Tatsächlich sind einige Muslime in der Waadt damit nicht einverstanden. Für die Mehrheit der Muslime ist das natürlich frustrierend", so Morerod. Auch als Bischof sei er "nicht glücklich" wenn manche Muslime den Schweizer Rechtsstaat nicht explizit anerkennen. "Aber wenn wir Muslimen das Gefühl geben, sie seien schlecht, wenn sie sich von uns nicht respektiert fühlen, ist es vielleicht auch schwierig, von ihnen die Anerkennung unserer Werte einzufordern", gab Morerod zu bedenken.

Bei der Vollverschleierung sprach sich der SBK-Präsident gegen ein "absolutes Burkaverbot" aus, ein solches könne er mit Blick auf die geltende Religionsfreiheit nicht unterstützen. Dennoch hielt Morerod es für nötig, dass eine Frau aus Sicherheitsgründen im Kontakt mit den Behörden ihr Gesicht zeigt. "In unserer Kultur ist es generell sehr wichtig für die menschlichen Beziehungen, das Gesicht zu zeigen. Die Bereitschaft dazu anerkennen wir als Wert", sagte er. Ähnlich hatte die Schweizer Bischofskonferenz im vergangenen Jahr in einer Stellungnahme argumentiert.

Zu den weiteren Themen des umfassenden Interviews mit der NZZ zählte auch der Rückgang der Kirchenbindung. Tatsächlich sei heute eine Mehrheit der Menschen "nicht mehr an der Kirche interessiert", befand Morerod. "Aber es gibt auch eine Verlagerung. Früher war die Kirche stark rural verankert, heute gehen zahlenmäßiig mehr Leute in der Stadt in die Kirche als auf dem Land", so der Bischof. Er ortet im Materialismus einen der Gründe für den sinkenden Gottesdienstbesuch. Daneben spielten aber noch andere Entwicklungen eine Rolle: "Zur Zeit meiner Großeltern gab es ganz einfach nicht viel anderes zu tun an einem Sonntag, als zur Messe zu gehen", meinte der SBK-Präsident.

Deutlich wurde Morerod schließlich in Bezug auf die Glaubwürdigkeit der katholischen Kirche in moralischen Fragen angesichts der Missbrauchsskandale. "Wir haben große Fehler vertuscht, und das ist schlecht!", betonte der Bischofskonferenz-Vorsitzende. Probleme in der Kirche müssten mutiger angesprochen werden. Diese Haltung kann aus Sicht des Bischofs aber nicht dazu führen, anderswo nicht mehr kritisch hinzusehen: "Sollen wir nicht sagen, dass es nicht gut ist, Familien von Asylsuchenden zu trennen, nur weil wir selber nicht alles gut gemacht haben?", stellte Morerod in den Raum: "Wir sollten in allen Feldern versuchen, es besser zu machen."

Copyright 2017 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich

Archivfoto SBK-Präsident Morerod (c) Bistum Lausanne-Genf-Fribourg


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