Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Italienischer Erzbischof rügt Gläubige für Mundkommunion
  2. VIVA IL PAPA - Robert Prevost ist Papst Leo XIV.
  3. Skandal in München
  4. Kardinal Zen:„Wird der Heilige Geist euch sagen, dass er sich zwanzig Jahrhunderte lang geirrt hat?“
  5. Heiligenkreuzer Theologe Waldstein wehrt sich gegen Vorwürfe
  6. Kardinal Müller: Der nächste Papst muss der Homo-Lobby die Stirn bieten
  7. Schönborn: Neuer Papst wird "heiliger und weiser Mann
  8. Ermittlungsverfahren gegen Kardinal Woelki eingestellt
  9. US-Kardinal Dolan: Trumps Papstbild hinterlässt schlechten Eindruck
  10. 10 Entscheidungsfragen für den nächsten Papst
  11. Unfassbar! Lebensschützer wegen Embryomodellen von evangelischen Kirchentag verbannt
  12. Abt Jean Pateau OSB: „Auf die Einheit hinzuarbeiten bedeutet nicht, auf Uniformität hinzuarbeiten“
  13. HABEMUS PAPAM - Robert Francis Prevost ist Papst - Leo XIV.!
  14. Mitten im Kulturkampf nimmt der Wokeismus noch mal Fahrt auf
  15. KONKLAVE - Erneut Schwarzer Rauch nach Wahlgang 2 und 3

Kritikwürdige Amtsträger

6. Februar 2017 in Kommentar, 44 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Besonders in Wahlkampfzeiten sollten sich deutsche Bischöfe parteipolitisch zurückhalten - kath.net-Kommentar von Prof. Wolfgang Ockenfels über Wahlkampf, Wahrheit und die mögliche Wiedereinführung der Inquisition


Rom (kath.net)
Konservativen Katholiken fällt es immer noch schwer, Papst und Bischöfe zu kritisieren, selbst dann, wenn diese förmlich dazu herausfordern. In Interviews etwa – oder bei Festreden auf Angela Merkel, die oft unerleuchtet erscheinen. Früher hatten brave Katholiken eher den Drang, die hohe Geistlichkeit in Ehrfurcht und Gehorsam gegen Angriffe zu verteidigen. Ganz früher konnten sie dabei auf amtskirchliche Inquisition, Zensuren und auf den „Index der verbotenen Bücher“ zurückgreifen.

Heute liegen in Rom und zumal in Deutschland die Dinge anders: Papst und Bischöfe werden von denen gelobt, die einst zu den schärfsten Kirchenfeinden zählten. Allerdings nur unter der Bedingung des politischen Entgegenkommens und um den Preis, Abstriche von der traditionellen Lehre zu machen.
Den Beifall von der „falschen Seite“ muß man nicht unbedingt verachten, wenn von daher ausnahmsweise gute Argumente kommen.

Aber gute Argumente sind in emotional aufgewühlten „revolutionären“ Zeiten eher selten. Das gilt für beide Seiten, sogar für die kirchenamtliche, von der man eigentlich annehmen sollte, daß sie sich von zeitgeistigen und machtpolitischen, von hypothetischen und kontingenten Urteilen leichter lösen könnte als jene flüchtigen (partei)politischen Gestalten und Chimären, die kommen und gehen.

Der gegenwärtige Papst erweckt - anders als seine die Kontinuität von Amt und Lehre betonenden Vorgänger - gelegentlich den nervösen wie enervierenden Eindruck eines wenig souveränen, aber aktuell populistischen Zeitgenossen, der per Zeitungsinterviews seine höchst persönliche Meinung über Gott und die Welt von sich gibt.

Seine erprobten Mitarbeiter kämpfen, solange sie noch nicht abgelöst worden sind, mit der Schwierigkeit, die unausgegorenen Spontanäußerungen ihres Chefs sinnvoll zu interpretieren und einzuordnen. Nicht nur einige Kardinäle stellen kritische Fragen, die unbeantwortet bleiben.


Jenseits der Unfehlbarkeit entfuhr es kürzlich Seiner Heiligkeit, daß ihn die gegenwärtigen populistischen Tendenzen in Europa an die Weimarer Republik mitsamt der nationalsozialistischen Machtergreifung durch Adolf Hitler erinnerten. Doch diese gefährliche Erinnerung ist trügerisch und verharmlost das NS-Regime, denn es hätte ja schon gereicht, wenn Papst Bergoglio auf seine eigenen Erfahrungen im Kontext des populistischen Peron-Regimes hingewiesen hätte. Näherliegend wäre auch die unangenehme Erinnerung an die argentinische Militärdiktatur gewesen.

Immerhin bekennt sich Papst Franziskus zur klassischen katholischen Moral- und Soziallehre von der Schutzwürdigkeit des menschlichen Lebens auch und gerade der Ungeborenen. Das ist wohl der Grund dafür, daß sich der Papst bisher noch nicht vom neuen US-Präsidenten Donald Trump distanziert hat, zu dessen ersten Amtshandlungen die Aufhebung staatlicher Beihilfen zur organisierten Tötung ungeborener Kindern gehört. Es war übrigens die Mehrheit der katholischen Wähler in den USA, die Trump zum Sieg verhalf. Dort lassen sich sogar die Bischöfe pro life aktivieren – anders als jene müden Oberhirten in Deutschland, die sich lieber der etablierten political correctness unterwerfen.

Von den amerikanischen Wirklichkeiten und Wirksamkeiten ist die Deutsche Bischofskonferenz noch weit entfernt. In ihrem Vorsitzenden bewegt sie sich, im Unterschied zur traditionell katholischen, aber auch zur konservativ protestantischen Wählerschaft, in Richtung auf eine sozial-liberal-grüne Klientel, der das Katholisch-Christliche völlig fremd ist. Mögen auch die früher maßgeblichen Vorbehalte gegenüber einer dem Rechtsstaat und dem Völkerrecht entgegengesetzten unkontrollierten Einwanderung plötzlich durch Angela Merkels Entscheidung außer Kraft gesetzt worden sein: Es gibt es immer noch Bischöfe, die diesem regierungsamtlichen Treiben begeistert zustimmen.

Und zwar mit Argumenten, die der endzeitlichen Ethik Jesu, etwa der gnadenhaft-individuell adressierten Bergpredigt entnommen sind, aber nicht den Zehn Geboten, die den Inhalt eines vernünftigen Naturrechts ausmachen, weil sie universalisierbar sind und reziprok gelten. Nicht die Gerechtigkeit im Rechtsstaat, sondern die gläubig gefühlte Barmherzigkeit ist hier zur politischen Richtschnur geworden. Hier vermischen sich Glaube und Politik, und die klassische Unterscheidung, die ursprüngliche Gewaltenteilung zwischen imperium und sacerdotium, zwischen Staat und Kirche löst sich auf.

Besonders in Wahlkampfzeiten sollten sich deutsche Bischöfe parteipolitisch zurückhalten, denn sie sind weder hinreichend sachlich kompetent noch theologisch legitimiert, Urteile über die Wählbarkeit von Parteien zu fällen, deren Programme sie nicht einmal zur Kenntnis nehmen. Natürlich ist die AfD keine ausdrücklich „christliche Partei“, aber das sind die anderen Parteien, einschließlich der CDU, auch nicht (mehr) – und sollten diesen allzu hohen Anspruch auch nicht mehr erheben.

Aber nach welchen Maßstäben kann man politische Parteien kirchlicherseits messen? Eine politisierende Eminenz aus München riskiert ihre kirchliche Amtsautorität, wenn sie sich zur theologischen Legitimierung einer höchst zweifelhaften und umstrittenen Regierungspolitik hergibt. Der besagte Kardinal beteuerte in einer Laudatio auf Angela Merkel apodiktisch und apologetisch, ebenso treuherzig wie kritiklos: „Politik betreibt die Bundeskanzlerin aus dem christlichen Glauben heraus.“ Nicht nur den alten Kämpfern der „neuen politischen Theologie“ (Johann Baptist Metz) sträuben sich die Haare angesichts dieser Wiederkehr der altrömischen „theologia civilis“ mit ihrem Kaiserkult.

Aus dem christlichen Glauben „heraus“ führt ebenfalls die einseitige negativ-polemische „rote Linie“, die derselbe Kardinal kürzlich in einem Interview gezogen hat, und die sich erwartungsgemäß allein von der AfD abgrenzt: „Zum Beispiel bei Ausländerfeindlichkeit, Verunglimpfung anderer Religionsgemeinschaften, bei einer Überhöhung der eigenen Nation, bei Rassismus, Antisemitismus, bei Gleichgültigkeit gegenüber der Armut in der Welt, auch bei der Art und Weise, wie wir miteinander reden. Wo grob vereinfacht wird, wo Parolen zur Feindschaft beitragen – da kann ein Christ eigentlich nicht dabei sein.“

Aber da ist der Kardinal selber „dabei“ und mitten drin. Stimmen denn seine Unterstellungen überhaupt? Oder sind sie nicht selber eher „grob vereinfacht“ und geeignet, als „Parolen zur Feindschaft“ beizutragen? Wo bleiben die Kriterien von Ehe, Familie, Kinder und Lebensrecht? Wo wird die Islamisierung erwähnt, vor der sich Frauen, Homosexuelle, Juden und Christen besonders zu fürchten haben?

Solche Sorgen werden künftig wohl ausradiert, und zwar durch neue Formen (halb)staatlicher Zensur, welche fake-news und hate speech im Internet kontrollieren und verbieten will. Sollte sich die Kirche an dieser Meinungsfreiheitsberaubung beteiligen, plädiere ich für die Wiedereinführung der Inquisition, die sich im Mittelalter wenigstens noch um rechtsstaatliche Fortschritte verdient gemacht hatte. Großinquisitoren in roter Robe stehen genug zur Verfügung. Diesmal aber bitte ohne den Staat als Exekutionsorgan.

Der Dominikanerpater Wolfgang Ockenfels (Foto) ist Professor em. für Christliche Sozialwissenschaft an der Theologischen Fakultät Trier.

Prof. Ockenfels 2012 beim Kongress FREUDE am GLAUBEN in Aschaffenburg



Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Theologie

  1. US-Theologe: Es ist nicht katholisch, wenn man ständig das Lehramt kritisiere
  2. ‚Veritatis splendor – der 30. Jahrestag einer vergessenen Enzyklika’
  3. Knalleffekt am Aschermittwoch: Vier Synodale verlassen den "Deutsch-Synodalen Irrweg"
  4. Roma locuta causa finita
  5. Es reicht
  6. Liebe kann wachsen
  7. Ratzinger-Preis 2021 für zwei in Österreich lehrende Theologen
  8. Das Mahl des Lammes
  9. Etatismus, Globalismus, Ökologismus: die Ideologien, die den Menschen töten
  10. Kardinal Zens Beitrag zur Konzils-Debatte: Wirken Gottes in der Kirche







Top-15

meist-gelesen

  1. Große Baltikum-Reise mit kath.net - Mit Erzbischof Gänswein!
  2. VIVA IL PAPA - Robert Prevost ist Papst Leo XIV.
  3. Kardinal Zen:„Wird der Heilige Geist euch sagen, dass er sich zwanzig Jahrhunderte lang geirrt hat?“
  4. HABEMUS PAPAM - Robert Francis Prevost ist Papst - Leo XIV.!
  5. Italienischer Erzbischof rügt Gläubige für Mundkommunion
  6. Skandal in München
  7. Kardinal Müller: „Es ist uns nicht gestattet, das Papsttum zu verweltlichen“
  8. Kardinal Müller: Der nächste Papst muss der Homo-Lobby die Stirn bieten
  9. Heiligenkreuzer Theologe Waldstein wehrt sich gegen Vorwürfe
  10. 10 Entscheidungsfragen für den nächsten Papst
  11. US-Kardinal Dolan: Trumps Papstbild hinterlässt schlechten Eindruck
  12. Kard. Gerhard Müller: „Wir können keinen der 266 Päpste nachahmen. Das einzige Vorbild ist Petrus“
  13. KONKLAVE - Erneut Schwarzer Rauch nach Wahlgang 2 und 3
  14. Schönborn: Neuer Papst wird "heiliger und weiser Mann
  15. Mitten im Kulturkampf nimmt der Wokeismus noch mal Fahrt auf

© 2025 kath.net | Impressum | Datenschutz