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Das Betteln vor Kirchen unterbinden?

3. Mai 2016 in Kommentar, 4 Lesermeinungen
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Bettler vor Kirchen gehören vielerorts zum Stadt- oder Dorfbild. Behörden vermuten, dass organisierte Banden gezielt auf das Mitleid der Gläubigen setzen. idea fragte dazu in einem Pro und Kontra zwei evangelische Pfarrer.


Wetzlar (kath.net/idea) Sie gehören mittlerweile fest zum Stadt- bzw. mancherorts sogar schon zum Dorfbild: Bettler vor Kirchen. Häufig trifft man sie vor oder nach dem Gottesdienst an. Behörden vermuten, dass organisierte Banden gezielt auf das Mitleid der Gläubigen setzen. Während die meisten Bettler nur die Hände aufhalten, treten sie mancherorts aggressiv auf.

PRO

Die Situationen häufen sich: Vor geöffneten Kirchentüren stehen, knien oder sitzen Männer und Frauen, die betteln. Neu ist vielerorts in Städten: das konkrete Betteln vor oder nach dem Gottesdienst am Sonntag. Manchmal geschieht es mit Ansprache direkt vor der Kirchentür: Viele Christen „schalten ihr Gesicht auf stur“ und gehen kommentarlos in oder aus der Kirche; manche versuchen ein eher verhaltenes Gespräch; andere geben einfach Geld …

Was ich hier in Mainz erlebt habe, ist in manchen Fällen unangenehm und deutlich übergriffig. Es wirkt wie ein Geschäftsmodell: Der begründete Verdacht, dass es sich um bandenmäßiges Betteln handelt, verstärkt den inneren Unmut. Die Hintermänner sammeln die Erlöse ihrer Bettlergruppe regelmäßig ein. Die Bettler sind das schwächste Glied in einer Kette von Zwang und Gewalt. Und jeder Euro stärkt das System der Ausbeutung. Worum es mir geht: Wir dürfen hier nicht einfach wegschauen, es einfach tolerieren oder sogar vermeintlich als christlichen Liebesdienst „verkaufen“. Kirchenvorstände sowie Pfarrer und Pfarrerinnen sollten sich darüber verständigen und in ihrer konkreten Situation Antworten entwickeln.


Diakoniker und andere sozialpolitische Experten weisen mit Recht darauf hin, dass Geld zu geben oft mehr schadet als hilft. Oftmals wird das Geld für Alkohol, Drogen oder eben mafiöse Verbindungen verwendet. Angebotene Mahlzeiten, Kleidung und andere Sachspenden werden oft (aggressiv) abgelehnt.

Wie sich christliche Nächstenliebe äußern soll, sagt Jesus im Matthäusevangelium (25,34–46): „Hungrige speisen, Durstige tränken, Fremde beherbergen, Nackte kleiden, Kranke pflegen, Gefangene besuchen, Tote bestatten.“

Bettlern bzw. organisierten Banden zur eigenen Gewissensberuhigung Geld geben, steht da nicht.

Der Autor, Pfarrer Thomas Vieweg (Mainz), ist Dekan in der Pfalz und Propst in Kaliningrad/Königsberg gewesen. Ab Herbst betreut er für die EKD eine deutsche Gemeinde im Ausland.

KONTRA

Die Kernfrage als Christ in ethischen Fragen ist für mich: Was würde Jesus tun? Er hätte die Bettler, die es bereits in biblischen Zeiten vor der Tür des Tempels gab, nicht verscheucht, sondern sich ihrer, wie in seiner Nachfolge Petrus und Johannes, liebevoll und heilsam angenommen (vgl. Apostelgeschichte 3,1–10). Diese Geschichte lehrt uns übrigens auch, dass es nicht unbedingt Geld sein muss, das wir geben. Geld hilft bei den mafiösen Strukturen in manchen Bettlertrupps auch nicht weiter. Die Nächstenliebe sieht dem Nächsten in die Augen, sieht, was nötig ist, und hilft gezielt, persönlich, in vielerlei Weise: „Silber und Gold habe ich nicht; was ich aber habe, das gebe ich dir“.

Ja, Bettler können stören und nerven, wie der blinde Bartimäus, den andere aufgrund seines Geschreis mundtot machen wollten. Jesus rief ihn aber zu sich und heilte ihn, dass er von nun an nicht mehr aufs Betteln angewiesen war (Markus. 10,46–52).

Bettler suchen weltweit die Pforten der Gotteshäuser auf, weil hier Gläubige ein- und ausgehen. Almosen geben ist eben ein biblisches Gebot, und Jesus hat uns vorgelebt, dass nicht geschaut werden soll, wo einer herkommt und wer das „Almosen“ verdient hat. Der barmherzige Samariter hat ja auch nicht geprüft, ob der unter die Räuber Gefallene selbst Dreck am Stecken hatte. Er hat selbstlos geholfen, und das ist Nächstenliebe, das höchste und wohl schwierigste Gebot. Schauen wir auf Jesu Gleichnis vom Weltgericht (Matthäus 25,31ff.), dann müssen wir uns immer wieder fragen, ob uns in dem Bettler vor unserer Tür nicht Jesus Christus persönlich begegnet ist.

Insofern kann ich die Frage, so unbequem Bettler vor Kirchentüren auch sein mögen, nur mit einem klaren Nein beantworten.

Der Autor, Torsten Kramer, ist Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Trossingen bei Villingen-Schwenningen im Schwarzwald.


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